Star Trek - DS9: Der Seelenschlüssel
Das Spiegeluniversum ist in Gefahr Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 30 September 2013
 
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Titel: "Star Trek - Deep Space Nine: Der Seelenschlüssel"
Originaltitel: "Star Trek - Deep Space Nine: Soul Key"
Bewertung:
Autorin: Olivia Woods
Übersetzung: Christian Humberg
Umfang: 274 Seiten (mit Anhang)
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 31. Mai 2013 (D) bzw. 28. Juli 2009 (USA)
ISBN: 978-3-86425-173-3
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Iliana Ghemor, die nach einer Operation so aussieht wie Kira Nerys, ist ins Spiegeluniversum gereist und hat dort den Platz der dortigen Kira, ihres Zeichens die Intendantin Bajors, übernommen. Sie plant, das Wurmloch zu öffnen und sich so zur Abgesandten zu ernennen. Danach will sie den dortigen Gammaquadranten aufsuchen um die Jem'Hadar für ihre Zwecke zu rekrutieren. Ausgestattet mit dieser Armee möchte sie schließlich die Kontrolle über das komplette Spiegeluniversum übernehmen. Captain Kira Nerys und Commander Elias Vaughn beamen sich nun ebenfalls ins Paralleluniversum, um ihren Plan zu vereiteln. Währenddessen hat Iliana Ghemor ihren Feldzug bereits gestartet. Ihr erstes Angriffsziel: Terok Nor…


Review: Beim Vorgänger "Entsetzliches Gleichmaß" hatte ich mich noch gewundert – und es auch kritisiert – dass wir über Iliana Ghemors Zeit nach ihrem Ausbruch aus Dukhats Gefängnis nichts erfahren haben. Wie in meinem dortigen Review schon vermutet wird dies nun in "Der Seelenschlüssel" nachgereicht. Zwar nicht wirklich ausführlich, und ihre Motivation warum sie meint alle Kiras in allen Universen umbringen zu müssen – und warum sie sich deshalb zur Abgesandten im Spiegeluniversum hochschwingen will – verstehe ich zwar nach wie vor nicht richtig, davon abgesehen wurde aber doch die eine oder andere offene Frage beantwortet. Die entsprechenden Kapitel sehe ich vor allem auch deshalb sehr positiv, da der Roman ohne diese Rückblenden wohl eine ziemlich kurze Angelegenheit geworden wäre. Denn leider: Die Handlung erweist sich für rund 250 Seiten als viel zu dünn. Es passiert nichts viel, und irgendwie kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass man aus diesem Roman und den Vorgänger einen deutlich packenderen epischen Roman hätte machen sollen, aber durch die Zweiteilung doch einiges an Wirkung verloren gegangen ist.

Ein Kritikpunkt, den ich beim vorherigen Roman "Entsetzliches Gleichmaß" noch vergas zu erwähnen, sind die eingestreuten "Kraftausdrücke". In den 0er-Jahren wurde es ja zunehmend populär, die TV-Zensoren auszutricksen, in dem man einfach eigene, neue Schimpfworte erfand. Die erste Serie die sich dieses Konzepts bedient hat war, soweit ich mich erinnern kann (ich lasse mich diesbezüglich von euch jedoch gerne eines Besseren belehren), "Farscape"; viele weitere sollten diesem Beispiel folgen. Und nun also auch bei "Star Trek" – zumindest in Romanform. Mal abgesehen davon, dass ich das generell ein wenig kindisch finde, ist es halt mittlerweile doch schon ziemlich abgenutzt. Generell wirkt die Verwendung des entsprechenden Wortes – kosst (was übrigens "sein" heißt; was für ein Schimpfwort!) – irgendwie sehr verkrampft, und für "Star Trek" auch höchst untypisch. Egal ob mit echten oder mit erfundenen Kraftausdrücken, eine derartige Wortwahl ist man von den Figuren aus den "Star Trek"-Serien nun mal einfach nicht gewöhnt. Anstatt sich dieses mittlerweile ohnehin recht abgenutzten Stilmittels zu bedienen hätte ich es jedenfalls vorgezogen, wenn sich die Autorin dies gespart und näher an der Serie geblieben wäre.

Generell wurde ich mit Olivia Woods Schreibstil auch beim zweiten Roman den ich von ihr gelesen habe einfach nicht so recht warm. Es gibt einige Gedanken und auch Dialoge, die mir für diese Figuren in diesen bestimmten Situationen absolut unglaubwürdig erschienen. Wie z.B. wenn Kira Nerys meint, sich just kurz vor einem anstehenden Angriff bei Elias Vaughn für ihre Reaktion in "Entsetzliches Gleichmaß", als sie ihn beurlaubt hat, zu entschuldigen. Man sollte meinen, in so einer Situation gibt es wichtigeres zu besprechen. Auch alles rund um Sisko und seine Lüge/Täuschung an Elias Vaughn ergab für mich nicht wirklich Sinn. Er wusste also, dass er ihn deshalb rüberschicken muss, damit er den anderen Elias Vaughn töten kann? Ernsthaft? Ich frage mich auch, warum das eigentlich so wichtig war. Damit Prynn gerettet wird? Schön und gut, nur spielt sie im weiteren Verlauf der Ereignisse nicht die geringste Rolle mehr. Worin lag also nun eigentlich der Sinn des Ganzen? Und zugegebenermaßen tue ich mir nach wie vor mit allen rund um die Propheten bzw. auch ihre Prophezeiungen sehr schwer; hier traf die Serie noch nie meinen Geschmack, und das gilt nun eben auch für die Fortsetzungsreihe.

Trotz dieser ausführlichen Kritik würde ich "Der Seelenschlüssel" insgesamt einen Hauch stärker einschätzen als den Vorgänger. Dieser hatte zwar ein nettes Gimmick, war aber sogar noch um einiges inhaltsärmer. Außerdem profitiert "Der Seelenschlüssel" davon, dass er der Abschluss der DS9-Fortsetzungsreihe in Romanform ist, und viele Handlungsstränge die in den Büchern zuvor vorbereitet wurden nun aufgreift und zu ihrem Ende führt – wenn auch durchaus noch das eine oder andere für nie realisierte weitere Romane offen geblieben ist. Es gab zwischendurch ein paar gelungene Momente. Und wenn mich der Roman auch nie sonderlich begeistert haben mag, wurde er doch auch nur selten bis nie langweilig. Abschließend sei noch erwähnt, dass der Cross Cult-Verlag dem ja nicht gerade umfangreichen Roman noch einen Anhang spendiert hat. So gibt uns Christian Humberg einen Überblick über die Ereignisse im Spiegeluniversum, und berücksichtigt dabei auch die Romane der "Mirror Universe"-Saga, die bislang im deutschsprachigen Raum nicht veröffentlicht wurden. Zuletzt blickt er in einem Nachwort auf seine Tätigkeit als Übersetzer der Romanreihe zurück.

Fazit: "Der Seelenschlüssel" war für mich ein doch etwas durchwachsener Abschluss der DS9-Fortsetzungsreihe, der mich nie so recht begeistern konnte. Es fehlte mir die Spannung, die Handlung war für die rund 250 Seiten doch etwas zu dünn, und so manches erschien mir auch etwas konstruiert, wie z.B. alles rund um den lügenden Sisko. Auch Olivia Woods Schreibstil hat mich nur bedingt überzeugt – vor allem das Fluchen (in erfundenen Wörtern) hätte sie sich in meinen Augen sparen sollen. Rein von der Handlung die erzählt wird an sich gibt es aber kaum etwas zu kritisieren. Es gibt ein paar gelungene Momente, und die Art und Weise wie die Geschichte verlief konnte mir grundsätzlich durchaus gefallen. Und auch die Figuren sind gut getroffen und beschrieben. Ich wünschte nur, man hätte entweder "Entsetzliches Gleichmaß" und "Der Seelenschlüssel" zusammengelegt und dabei etwas komprimiert, oder Olivia Woods hätte sich noch den einen oder anderen Handlungsstrang einfallen lassen, um die Seiten zu füllen. Denn so plätscherte die Handlung meines Erachtens doch eher gemächlich vor sich hin, ohne mich je so richtig packen zu können. Insgesamt ist "Der Seelenschlüssel" als Abschluss der Reihe durchaus zweckmäßig und brauchbar – aber das erhoffte Grande Finale ist in meinen Augen leider ausgeblieben.
Christian Siegel

Bewertung: 2.5/5 Punkten


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