Kraft der Träume
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Originaltitel: Shades of Gray
Episodennummer: 2x22
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 17.07.1989
Erstausstrahlung BRD: 26.06.1992
Drehbuch: Maurice Hurley, Richard Manning, Hans Beimler
Regie: Rob Bowman
Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Diana Muldaur als Dr. Katherine Pulaski , Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data, Wil Wheaton als Wesley Crusher
Gastdarsteller: Colm Meaney als Miles O'Brien u.a.

Kurzinhalt: Bei einem Außeneisatz auf einem fremden Planeten wird Will Riker von einer Pflanze angegriffen und dabei von einem Dorn gestochen. Daraufhin verbreiten sich Mikroben in seinem Körper, die auch der Transporter nicht herausfiltern kann. Nachdem sie sichergestellt hat, dass keine Infektionsgefahr besteht, lässt Doktor Pulaski ihn in die Krankenstation beamen. Schon bald stellt sie fest, dass die Infektion gefährlicher und ernster ist als bis dahin angenommen. Gelingt es ihr nicht, die Verbreitung der Mikroben in seinem Körper zu stoppen, wird er binnen weniger Stunden sterben. Um mehr Zeit zu gewinnen, versetzt sie Will Riker in ein künstliches Koma. Zudem erkennt sie, dass die Stimulierung des Gehirns die Verbreitung der Mikroben aufzuhalten scheint. Eine Prozedur, die wiederum dazu führt, dass Commander Riker Erinnerungen seiner Zeit auf der U.S.S. Enterprise wie in einem Traum erneut durchlebt…

Denkwürdige Zitate: "I hope these are the right coordinates. Just kidding, Doctor. I know how much you love the transporter."
"And if I don't?"
"About as much as I love comical transporter chiefs."
(Ladies and Gentlemen: Die einzig gute Szene der Folge.)

"I know you're doing your best, Doctor."
"My best may not be good enough."
(In ihrem leider letzten Auftritt darf Diana Muldaur noch einmal so richtig brillieren.)

"My great-grandfather was once bitten by a rattlesnake. After three days of intense pain… the snake died."
(Will Riker ist ein Nachfahre von Chuck Norris? Wer hätte das gedacht!)


Review: ImageDer deutsche Titel "Kraft der Träume" ist irreführend. Denn wenn Commander Riker im Koma tatsächlich irgendwelche surrealen Träume gehabt hätte, hätte mir die Folgen vielleicht sogar gefallen können. Stattdessen erlebt er jedoch keine Träume, sondern Erinnerungen. Selbst das hätte noch kein Beinbruch sein müssen, und vielmehr das Potential geboten, uns die Figur näher vorzustellen. So hätte es durchaus nett sein können, verschiedenste Szene aus seinem bisherigen Leben mitzuerleben; wie er aufgewachsen ist, seine Beziehung mit Deanna Troi, seine ersten Erlebnisse auf Raumschiffen. Doch "Kraft der Räume" ist nicht dazu da, uns Riker vorzustellen. Oder um eine spannende, interessante Geschichte zu erzählen. Der einzige Sinn und Zweck der Episode ist es, Geld zu sparen, nachdem einige Episoden der zweiten Staffel das Budget überschritten haben. Die letzte Folge der Staffel soll dies nun wieder ausbügeln, weshalb nur drei Drehtage zur Verfügung standen. Um dennoch auf die volle Laufzeit zu kommen, wurde auf Szenen aus früheren Episoden zurückgegriffen.

Jupp, ihr habt richtig verstanden: "Kraft der Träume" ist das, was allgemeinhin als "Clip Show" bezeichnet wird. Rund die Hälfte der Laufzeit entfällt auf die Wiederholung von Szenen aus früheren Episoden. Dass es nicht sonderlich spannend ist, die gleichen Szenen noch einmal zu sehen, versteht sich wohl von selbst. Nun muss ich gestehen, generell kein großer Freund dieses Konzepts (dass später aus ähnlichen einsparungstechnischen Gründen vor allem auch bei "Stargate SG-1" immer wieder gerne mal verwendet wurde) zu sein. Aber "Kraft der Träume" ist selbst als Clip-Show noch eine Katastrophe. Oftmals sollen diese ja – neben den einsparungstechnischen Gründen – auch dazu dienen, eventuell neu hinzugekommene Zuschauer (im Falle von "Stargate SG-1" oftmals kurz vor dem großen, dramatischen Staffelfinale) auf den neuesten Stand zu bringen und die wichtigsten Hintergrundinformationen zu liefern, damit sie der Handlung der Serie von da an folgen können. Auch kommt diesen Episoden was die Auswahl der Clips betrifft oftmals ein "Best of"-Charakter zu. Man wählt also z.B. besonders spannende, actionreiche und/oder beeindruckende Szenen aus, um zugleich ein bisschen Werbung zu machen. All dies macht es zwar auch nicht wirklich besser, gibt solchen Clip-Shows aber zumindest noch ansatzweise eine Berechtigung, die über reines Geld sparen hinausgeht. "Kraft der Träume" kann diese "Ausreden" leider nicht für sich verbuchen. Statt einer Art "Best Of" präsentiert man uns vielmehr eine höchst willkürlich wirkende Clip-Zusammenstellung, deren Auswahl sich – aufgrund des Rahmens für die Clips, rund um Rikers Behandlung – einzig und allein danach zu richten scheint, dass Will Riker darin zu sehen ist.

ImageLeider verlieren die Clips sehr oft derart aus dem Zusammenhang gerissen an Wirkung. Ich fand es jetzt auch nicht sonderlich effektiv falls es darum gegangen sein sollte, an gewisse Ereignisse etc. zu erinnern. Letztendlich finde ich es jedenfalls ungemein schade, dass man dazu gezwungen wurde, lediglich aus Rikers Erinnerungen an Bord der Enterprise zu schöpfen – und damit auf bereits existierende Szenen zurückgreifen zu können. Wenn man altes und neues Material doch wenigstens gemischt hätte. Vor allem aber ergibt das ganze leider überhaupt keinen Sinn. Warum sollte sich Riker nur an Erlebnisse aus seiner Zeit an Bord der U.S.S. Enterprise erinnern? Man könnte ja fast glauben, sein Leben hätte erst mit seiner Ankunft auf der Enterprise begonnen. Ich weiß natürlich, dass die "powers that be" es den Drehbuchautoren nicht gerade leicht gemacht haben, aber mit etwas gutem Willen hätte sich doch wohl eine bessere Lösung dafür finden lassen. Entweder eine sehr reduzierte "bottle show" statt einer clip-show, oder aber zumindest eine bessere Begründung, warum er sich gerade nur daran erinnert. Warum ihn z.B. nicht von den Romulanern entführen lassen, die daraufhin seine Erinnerungen an Bord der Enterprise durchforsten?

Jedenfalls: Dass stolze drei Drehbuchautoren an "Kraft der Träume" mitgewirkt haben und ihnen allen nichts Besseres eingefallen ist als das, sehe ich schon als ziemliches Armutszeugnis an. Zumal die Clips noch dazu nach für mich nicht immer nachvollziehbaren Kriterien ausgewählt wurden, und teilweise auch sehr seltsam angeordnet sind. Es ist aber nicht nur das Drehbuch schuld. Marina Sirtis zeigt sich leider wieder einmal völlig überfordert wenn es gilt, glaubhaft Emotionen zu vermitteln. Wann immer sie zu sehen war, wurde die Episode besonders schmerzhaft. Auch der Humor wirkt teilweise etwas gar bemüht. Immerhin: Die Planetenlandschaft sah wieder einmal ganz nett aus. Vor allem aber bietet "Kraft der Träume" Diana Muldaur die Möglichkeit, bei ihrem leider letzten Auftritt innerhalb der Serie noch einmal in den Vordergrund zu treten. Ich sage ja nicht, dass mir Pulaski lieber war als Crusher, aber diese weibliche Variation von McCoy brachte teilweise doch auch ein bisschen Schwung und eine eigene Dynamik in die Crew hinein, im Vergleich zur unauffälligen, bei nichts und niemandem aneckenden Beverly Crusher, die eigentlich in Staffel 1 in erster Linie dadurch definiert wurde, Wesleys Mutter und Picards "Verflossene" zu sein. Jedenfalls finde ich es schade, dass Pulaski von einer Episode zur nächsten aus der Serie geschrieben wurde und nicht einmal mehr für einen Gastauftritt zurückgeholt wurde. Und Diana Muldaur hätte sich nun wahrlich einen hochwertigeren Abschied verdient, als "Kraft der Träume" – wie auch die zweite TNG-Staffel an sich, die sich somit leider mit einem weiteren Tiefpunkt der Serie verabschiedet.

Fazit: ImageNach "Die Thronfolgerin" und "Andere Sterne, andere Sitten" ist "Kraft der Träume" der dritte Totalausfall der zweiten Staffel – und das just zu ihrem Finale! Zugegeben, angesichts des Wunsches der Produzenten, eine möglichst billige Episode zu drehen, waren die kreativen Möglichkeiten von vornherein arg eingeschränkt. Ob es aber unbedingt gleich eine Clip-Show sein musste – und dann noch dazu mit derart unüberzeugendem Rahmen (warum erinnert sich Riker nur an seine Zeit auf der Enterprise?) – wage ich trotzdem stark zu bezweifeln. Und dabei hätte ich das Konzept, in Rikers Erinnerungen und damit in seine Vergangenheit einzudringen, als durchaus vielversprechend empfunden – wenn uns dort dann auch wirklich Neues präsentiert worden wäre. Stattdessen wird ausschließlich altbekanntes neu aufgewärmt. Die betreffenden Szenen verlieren noch dazu so völlig aus dem Zusammenhang gerissen völlig ihre Wirkung. Generell erscheinen die Clips sehr willkürlich ausgewählt. Wenn es denn wenigstens eine Art "Best Of"-wäre, aber selbst das wäre zu viel der Ehre. Das Ergebnis ist eine Episode, die mich überwiegend gelangweilt hat, und bei der ich mehr als die Hälfte der Folge als reine Zeitverschwendung empfand. Dass die Rahmenhandlung selbst noch dazu auch nicht gerade ein Heuler war, gibt "Kraft der Träume" dann schließlich den Rest.

Wertung: 1 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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