James Bond 007 - Der Mann mit dem goldenen Colt |
Der erste große Fehltritt der Bond-Reihe
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Sonntag, 11 November 2012 |
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Kurzinhalt: Eine goldene Kugel, auf der 007 eingraviert ist, trifft im MI6-Hauptquartier in London ein. Man vermutet daraufhin, dass es der berühmte Auftragskiller Scaramanga, auch der Mann mit dem goldenen Colt genannt, auf Bond abgesehen hat – und zieht diesen von seiner aktuellen Mission ab. M ordnet ihm Urlaub an – den Bond dazu nutzen soll, Scaramanga ausfindig zu machen und auszuschalten, ehe dieser zuschlagen kann. Seine Reise führt ihn über Beirut, Macau, Hong Kong und Bangkok schließlihc zu einer kleinen Inselgruppe, auf der Scaramanga sein eigenes kleines Reich eingerichtet hat – und Bond's Ankunft schon sehnlichst erwartet, um sich endlich mit dem einzigen Mann messen zu können, den er als einen würdigen Gegner einschätzt… Review: "Der Mann mit dem goldenen Colt" ist meiner Meinung nach der erste große Fehltritt der Bond-Reihe. Das beginnt schon beim Titelsong, der für mich einer der schlechtesten der Reihe ist. Wohlgemerkt, ich mache hier weder Sängerin Lulu noch Songschreiber Don Black einen Vorwurf. Sie waren im Arsch, sobald die Produzenten darauf bestanden, dass der Titelsong auch wirklich ein Titelsong sein muss, und sie daher ein Lied über den Mann mit dem goldenen Colt schreiben müssen. Während man aus "Goldfinger" etwas machen konnte, und die Filmtitel danach durchaus Potential für gute, passende Lyrics boten, war "The Man with the Golden Gun" von vornherein zum Scheitern verurteilt. So gesehen ist es weder verwunderlich noch ihnen groß vorzuwerfen, als dass ihnen nichts Besseres eingefallen ist als " One golden shot means another poor victim has come to a glittering end. If you want to get rid of someone, The man with the golden gun will get it done. He'll shoot anyone. With his golden gun." Leider gibt dieser alberne Titelsong nur allzu passend wieder, was einen in den darauffolgenden 120 Minuten erwartet. Nachdem der doch eher ernste "Im Geheimdienst ihrer Majestät" vom Publikum überwiegend gescholten wurde, machte man die darauffolgenden Bond-Filme von Mal und Mal "lustiger" (bewusst unter Anführungszeichen gehalten, da Humor bekanntlich sehr subjektiv ist, und ich jenen in z.B. "Der Mann mit dem goldenen Colt" überwiegend als zu infantil, und damit eher nervig als amüsant, empfand). Bei "Der Mann mit dem goldenen Colt" ist dieser Prozess insoweit abgeschlossen, als er nicht einfach nur auch komödiantische Aspekte beinhaltet, sondern in erster Linie als Komödie betrachtet werden muss. Es gibt einfach so viele Momente die als Gags gedacht sind, und jegliche ansatzweise vielleicht unter Umständen eventuell möglicherweise im Film vorhandene Spannung verpuffen lassen. Als ganz kleines Beispiel sei der Kampf zwischen Bond mit den beiden Sumo-Ringern erwähnt, in dem er sich schließlich damit behilft, einem der Kämpfer seine Ringerhose (oder wie immer das Teil heißt) hochzuziehen. Auch anderes, wie z.B. die Kung Fu-Schule, wird völlig überzeichnet dargestellt. Soll ich etwa wirklich glauben, dass sich dort die Schüler gegenseitig umbringen? Nun ja, ist natürlich auch ein Weg, um das Problem mit der Überbevölkerung im asiatischen Raum in den Griff zu bekommen. Ernsthaft: Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Und Bonds Kampf mit seinem Gegner in dieser Schule ist einfach nur grauenhaft schlecht choreographiert, und völlig unspektakulär. Es deutete sich bereits im ersten Film an, und wird hier leider überdeutlich: Action ist nicht unbedingt Moores starke Seite. Ein weiteres großes Minus erntet "Der Mann mit dem goldenen Colt" auch für den erneuten Auftritt von Sheriff Pepper. Ich fand ihn ja bereits bei "Leben und sterben lassen" ungemein nervig und störend, aber hier wird er endgültig zur Qual und einfach nur unerträglich. Schlimm genug, dass sich er und Bond einmal zufällig in Hong Kong treffen, während der Bootsverfolgung. Aber dass sie dann erneut zufällig aufeinanderstoßen, und Pepper quasi als Sidekick mit Bond mitfahren darf – ne wirklich, das geht einfach gar nicht. Für mich ist diese Szene (bis auf den Stunt; dazu gleich noch) bis dahin der absolute Tiefpunkt der Bond-Reihe. Der Humor ist mir einfach viel zu infantil; was ein weiteres Problem in der Entwicklung der Reihe deutlich macht: Die Bond-Filme begannen als Abenteuer für Erwachsene, wurden im weiteren Verlauf zunehmend auf Jugendliche zugeschnitten, und sind mit "Der Mann mit dem goldenen Colt" meines Erachtens endgültig auf Kinder ausgelegt. Anders lässt sich der alberne Humor, der hier dominiert, einfach nicht erklären. Auch der Aufbau des Films erweist sich, wie schon zuletzt bei "Leben und sterben lassen", als Problem. Einerseits aufgrund der erneut vorherrschenden Mini-Abenteuer, denen ein überzeugender, spannender narrativer Rahmen fehlt. Vielmehr verschlägt es Bond von einer mehr oder weniger voneinander unabhängigen Bedrohung zur nächsten. Bei "Der Mann mit dem goldenen Colt" ergibt sich nun noch zusätzlich das Problem, dass wir eigentlich ab dem Einstieg mit Scaramangas "Geisterbahn" genau wissen, wo der Film hinsteuert, und was am Ende passieren wird. Dies macht es dem, was dazwischen liegt, noch einmal zusätzlich schwerer, zu packend und zu begeistern – eine Herausforderung, dem sich dieser Mittelteil keinesfalls gewachsen zeigt. Erschwerend kommen nun auch noch ein paar logische Ungereimtheiten dazu, wie z.B.: Wenn Bond ja gar nicht von Scaramanga angelockt wurde, sondern dessen Liebhaberin Andrea die Patrone geschickt hat – aus sehr egoistischen Gründen, will sie doch einfach nur ihren Lover loswerden – warum sagt sie ihm nicht gleich bei ihrem ersten Aufeinandertreffen, was Sache ist? Und wie schafft sie es später dann, als Leiche ihren Kopf trotzdem noch so hoch zu halten? Die Bösewichte machen zudem erneut den Fehler, Bond nicht gleich auszuschalten, sondern ihn lieber in eine angeblich bedrohliche Situation zu verfrachten. Selten war dies aber derart peinlich wie hier, wo sie ihn in einfach in eine Kung Fu-Schule verfrachten. Ja selbst der Showdown bleibt nach dem langen Aufbau weit hinter den Erwartungen zurück. Ein Trick von Bond, ein Schuss, und das war's. Zudem sich mir auch hier ein paar logische Schwächen offenbaren: Wo hat Bond am Ende eigentlich die Waffe her? Hat Scaramanga seine Wachsfigur etwa mit einer echten, funktionstüchtigen Walter PPK ausgestattet? Wie kann M am Ende in Scaramangas Boot anrufen? Und warum findet sich auf dem Hörer ein "M"-Symbol? Der letzte Nagel im Sarg ist dann Bond-Girl Goodnight. Wohlgemerkt, nicht Britt Ekland an sich. Die ist einfach nur schnuckelig, und zweifellos eines der hübschsten Girls der Bond-Geschichte. Aber was man aus ihrer Figur gemacht hat, ist einfach nur grauenhaft. Ich weiß ja, dass es bereits gegenüber den ersten Filmen der Reihe so manchen Vorwurf, dass sie sexistisch seien. Aber meines Erachtens war kein Bond-Film zuvor so schlimm wie "Der Mann mit dem goldenen Colt". Wie schon bei "Tiffany Case" in "Diamantenfieber" ist Goodnight rein zur komödiantischen Auflockerung gedacht, und wird zur Witzfigur (weniger freundliche Menschen als ich würden "blond bimbo" dazu sagen) degradiert. Wenn sie denn wenigstens "nur" eine Zivilistin wäre, die zufällig in die Angelegenheit reingezogen wird, und der diese über den Kopf wächst. Aber nein, das soll eine Agentin sein! Wie sie sich von Scaramanga bei ihrer Entführung "überlisten" lässt, anstatt den ach-so-wichtigen McGuffin in Sicherheit zu bringen, wird nur mehr von ihrer Szene am Schaltpult beim Finale übertroffen. Man muss nun wahrlich kein Feminist sein, um diese Darstellung grauenhaft und frauenfeindlich zu finden. Immerhin darf sie einen Handlanger ausschalten (wenn sich dies in weiterer Folge auch als blöde Idee herausstellt, da daraufhin die Anlage in die Luft fliegt), und sogar als erstes Bond-Girl danach einen 007-artigen Kalauer von sich geben ("I laid him off cold"). Es ist die einzige, denkbar kurze Sternstunde der Figur. Ok, das, sowie generell ihr Auftritt im Bikini. Wow. Womit wir auch den Bogen zu den positiven Aspekt des Films geschlagen hätten. Guy Hamilton erreicht zwar auch in "Der Mann mit dem goldenen Colt" längst nicht mehr jene Höhen aus "Goldfinger", inszeniert aber erneut mit sicherer Hand (wenn auch nicht übermäßig elegant). Nachdem er bei "Leben und sterben lassen" passen musste, kehrt John Barry wieder als Filmkomponist zurück, und auch wenn das Ergebnis keinesfalls zu seinen besten Arbeiten zählt, gefällt mir die vor allem die Art und Weise, wie er den Titelsong interpretiert, sehr gut. Lediglich einen Faux Pas leistet er sich, und das leider just bei der einzig wirklich beeindruckenden Szene des Films: Dem grandiosen Autostunt, in dem dieses über eine Rampe springt, einen Überschlag macht, und daraufhin auf der anderen Seite wieder landet. Ein ungemein spektakulärer Stunt, den Barry mit einem komödiantischen Ton untermalt – und ihm damit jegliche Spannung und Dramatik raubt, und dafür sorgt, dass selbst diese Szene zu einem billigen Witz verkommt. Doch zurück zu den Stärken: Hier sind vor allem noch die surrealen Sets auf Scaramangas Insel zu nennen, sowie generell die beeindruckenden Locations, die für "Der Mann mit dem goldenen Colt" gefunden wurden – wobei vor allem Scaramangas Inselparadies besticht, sowie die geniale Idee, die versunkene Queen Elizabeth II zur MI6-Einsatzzentrale umzufunktionieren. Die letzte wesentliche, nennenswerte Stärke des Films, welche "Der Mann mit dem goldenen Colt" gerade noch so davor bewahren kann, als völlige Katastrophe der Bond-Geschichte gelten zu müssen, ist dann Christopher Lee. Seine Darstellung von Scaramanga profitiert enorm von seiner großen Leinwandpräsenz, und verleiht ihm jene Bedrohlichkeit, die ihm das Drehbuch größtenteils verweigert. Es ist allein ihm zu verdanken, dass Scaramanga nicht zu den schwächsten Bösewichten der Bond-Geschichte gehört, sondern vielmehr zu den denkwürdigeren gezählt werden kann. Vor allem auch seine gemeinsamen Szenen mit Roger Moore waren toll, allen voran ihr Gespräch in seinem Versteck, kurz vor dem finalen Duell. Auch gefiel mir das Konzept der Figur als ein dunkles Spiegelbild von Bond grundsätzlich sehr gut. Schade, dass man daraus nicht mehr gemacht hat, bzw. jedwede ansatzweise ernsteren Elemente und Gedanken völlig in den Albernheiten rundherum untergehen. Fazit: "Der Mann mit dem goldenen Colt" ist für mich einer der Tiefpunkt der Bond-Reihe. Und während einige spätere Abenteuer, die ebenfalls ziemlich schwach waren – allen voran die späteren Moore-Streifen sowie die letzten beiden Brosnan-Filme – dies zumindest ansatzweise mit packender Action und spektakulären Einlagen kaschieren konnten, wirkt "Der Mann mit dem goldenen Colt" eher wie ein billiges B-Movie und/oder ein Bond-Abklatsch denn ein richtiges, vollwertiges 007-Abenteuer. Das ist aber noch nicht mal wirklich das Problem des Films. Dieses liegt nämlich vielmehr im viel zu amüsanten Ton und den unzähligen Albernheiten und infantilen Gags, mit denen man Moores 2. Bond-Einsatz "geschmückt" hat. Auch der Aufbau des Films ist erneut zu episodenhaft und lässt es an einem packenden narrativen Rahmen vermissen – und leidet zudem darunter, dass man eigentlich von Beginn an weiß, worauf der Film hinausläuft. Komplettiert wird der negative Gesamteindruck von einigen logischen Ungereimtheiten, sowie einem der peinlichst-dummen Bond-Girls aller Zeiten. Die einzigen nennenswerten Stärken des Films sind der spektakuläre Auto-Stunt (und selbst dieser wird durch die komödiantische Untermalung ansatzweise verdorben), Christopher Lee (der Moore in diesem Film in jeglicher Hinsicht die Show stiehlt), die surrealen Sets in Scaramangas Versteck, sowie Britt Ekland im Bikini. Das reicht immerhin gerade noch dazu, dass "Der Mann mit dem goldenen Colt" mit knapper Not einer völligen filmischen Niederlage entfliehen kann. Wertung:4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © MGM)
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