Der Wolfsmensch |
Der erste Werwolf-Film in der Kritik
Kategorie:
Filme -
Autor: Björn Flügel - Datum:
Donnerstag, 29 Oktober 2009 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kurzinhalt: Nach 18 Jahren kehrt Larry Talbot nach Wales auf das Schloss seines Vaters zurück. Er lernt die attraktive Gwen kennen. Als sie eines Nachts gemeinsam mit deren Freundin Jenny einen Spaziergang unternehmen, treffen sie auf einen Zigeuner. Er liest Jenny aus der Hand, wobei ein Pentagramm sichtbar wird. Kurz darauf wird sie von einem Wolf angefallen und getötet. Larry streckt das Tier mit seinem Spazierstock nieder, wird dabei jedoch ins Bein gebissen. Bevor er das Bewusstsein verliert, erkennt er, wie sich der tote Wolf in den Zigeuner verwandelt. In Folge dieses Vorfalls wird Larry von der Polizei verdächtigt, den Zigeuner erschlagen zu haben. Man versucht, ihm geistige Verwirrung zu unterstellen. Von der Mutter des toten Zigeuners erfährt er schließlich, dass dieser unter dem Fluch des Werwolfs stand und dass er nun auch betroffen sei. Und tatsächlich stellt Larry bald einige beängstigende Veränderungen an sich fest… Review: Während nahezu alle Horrorstreifen aus der Universal-Filmschmiede, die heute zu den ultimativen Klassikern zählen ("Frankenstein", "Bride of Frankenstein", "Dracula", "The Invisible Man") auf einer literarischen Vorlage basieren, hat "The Wolf Man" lediglich einige volkstümliche Überlieferungen als Grundlage. So lag es an Curd Siodmak, der Mythologie auf den Grund zu gehen und gewissermaßen die Vorlage zum Thema "Werwolf" zu liefern, die schließlich in allen nachfolgenden Produktionen wieder aufgriffen wurde. Gleichzeitig bot diese Vorgehensweise die Möglichkeit, den Stoff entsprechend auszugestalten, ohne Restriktionen berücksichtigen zu müssen, was sich insbesondere in der komplexen Figurenkonstellation und den (für damalige Verhältnisse) ausgefeilten Hauptcharakteren manifestiert. So recht lässt sich ihnen keine Schablone anlegen, sie erfüllen keine altbekannten Klischees, auch werden sie nicht eindeutig als "Gut" oder "Böse" klassifiziert. Diese differenzierte Betrachtung stellte ihrerzeit ein Novum des Horrorfilms dar und lässt "The Wolf Man" heute längst nicht so altertümlich erscheinen wie andere zeitgenössische Produktionen. Die schauspielerische Leistung Lon Chaneys sei hier hervorzuheben, der es exzellent versteht, die Tragik seiner Verwandlung zu veranschaulichen und dank des feinsinnigen Drehbuches ethisch-moralische Fragen aufzuwerfen. Vorzüglich ist auch die stimmungsvolle optische Gestaltung. Pompöse Schlösser, dunkle Wälder, einsame Friedhöfe und dichte Nebelschwaden dominieren die schaurige, beklemmende Bildkomposition und lassen in Vergessenheit geraten, dass sich die Handlung im Grunde nur auf wenige Lokalitäten beschränkt. Freilich sieht man den Studiokulissen ihren künstlichen Charakter an, doch sie machen den klassisch-romantischen Stil des Films aus. Leider hat "The Wolf Man" auch seine Schwächen, die allzu offensichtlich sind, als dass er einen ähnlichen Status wie "Bride of Frankenstein" verdient hätte. Die Tricktechnik ist selbst für anno 1941 extrem antiquiert. So wird beispielsweise die Verwandlung Larrys zum Werwolf per banaler Überblendung in Szene gesetzt. Diesen Effekt präsentierte 10 Jahre zuvor auch schon "Dracula", und zwar weitaus effektiver. Ferner überzeugt die Wolfsmaske bei weitem nicht so wie z.B. die des Frankenstein-Monsters, obwohl seitdem auch schon 10 Jahre vergangen waren. Es mag vielleicht nicht fair sein, "The Wolf Man" mit den famosen Klassikern wie "Dracula" oder "Frankenstein" zu messen, jedoch haben diese Produktionen gezeigt, was in diesem Anfangsstadium des phanastischen (Horror-) Kinos technisch machbar war, und eben unter diesem Aspekt enttäuscht "The Wolf Man", gerade angesichts der fortschrittlichen Dramaturgie und Charakterzeichnung, die er vorzuweisen hat. Fazit: Trotzdem seiner Schwächen ist "The Wolf Man" insgesamt ein außergewöhnlicher Film, der durchaus zu fesseln weiß und durch seine philosophischen Ansätze sowie das gewissermaßen subkutane menschliche Drama besticht. Er etabliert das Motiv des Werwolfs, was ihn für das Genre richtungweisend macht. Trotz aller Fortschritte sprengt er jedoch keine Grenzen und verschenkt eher die Möglichkeit, als ähnlich revolutionär wie z.B. "Frankenstein" in Erinnerung zu bleiben. Wertung:6 von 10 Punkten
Björn Flügel
(Bilder © Universal Pictures)
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Film in der SF-Community!
Weitere DVD & Kino News
Kommentar schreiben
|