36 Stunden auf Babylon 5
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Originaltitel: And Now For A Word
Episodennummer: 2x15
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 03.05.1995
Erstausstrahlung D: 09.12.1997 (Pro7)
Drehbuch: J. Michael Straczynski
Regie: Mario DiLeo
Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als Captain John Sheridan, Claudia Christian als Lt. Comdr. Susan Ivanova, Jerry Doyle als Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Andrea Thompson als Talia Winters, Stephen Furst als Vir Cotto, Bill Mumy als Lennier, Robert Rusler als Warren Keffer, Andreas Katsulas als G'Kar, Peter Jurasik als Londo Mollari
Gastdarsteller: Kim Zimmer als Cynthia Torqueman, Christopher Curry als Senator Quantrell, Granville Ames als Psi Cop, Leslie Wing als Mutter, John Christian Graas als Johnny

Denkwürdige Zitate: Sheridan: "When you stumble a lot, you start looking at your feet. We have to make people lift their eyes back to the horizon and see the line of ancestors behind us saying, 'Make my life have meaning'. And to our inheritors before us saying, 'Create the world we will live in'.
(Ein Leitspruch, den wir uns wirklich zu Herzen nehmen sollten.)


Kurzinhalt: ImageUm den Bewohnern der Erde die Raumstation Babylon 5 näher zu bringen, schickt der Nachrichtensender ISN eine Reporterin auf die Station. Diese soll dort eine Reportage drehen, die sich der Frage widmet, welchen Nutzen Babylon 5 für die Menschheit eigentlich hat – und auch, welche Probleme mit dem Betrieb der Station einhergehen. Um diese Fragen zu ergründen führt sie Interviews mit dem Kommandostab, aber auch mit einigen außerirdischen Botschaftern. Während ihres Aufenthalts wird sie auch unmittelbar Zeuge, wie der Krieg zwischen Narn und Centauri auch die neutrale Raumstation Babylon 5 immer wieder in Gefahr bringt…


Erwähnenswerte Synchro-Fehler:
  • Relativ zu Beginn gibt es gleich einen der sinnentstellendsten Fehler der Episode: Cynthia Torqueman fragt G'Kar im Original, ob seine Regierung den Angriff genehmigt hat, was dieser verneint. Auf Deutsch fragt sie hingegen "Wird ihre Regierung den Angriff gutheißen?", woraufhin er ebenfalls wieder mit "Nein." antwortet. Wenig später gibt es beim Interview mit Ivanova ein ganz ähnliches Problem. So fragt die Reporterin sie in der deutschen Fassung "Aber Commander, das ist doch bestimmt nicht die ganze Geschichte?", woraufhin Ivanova sie (wenig überzeugend) anlügt: "Doch." Im Original ist sie ehrlich, was ihre abweisende Haltung noch deutlicher macht. Dort heißt es nämlich "Now, Commander, I'm sure there's more to your story than that?" "Yes."


  • Einer der kleineren "Fehler", aber es erscheint mir erwähnenswert. Im Original schließt Dr. Franklin seine Erzählung über seinen Freund und die Luftschleuse mit den Worten "I don't think it's funny. Never will." ab. Auf Deutsch gibt er stattdessen "Ich finde sowas unmöglich. Geschmacklos." zu Protokoll.


  • Eine für meinen Geschmack zu freie Übersetzung gibt es auch beim Interview mit G'Kar. Im Original beantwortet er die Frage, warum die Centauri sie erobert haben, mit "But most of all, simply because they can." Die dazugehörige Synchro finde ich mit „Aber der Hauptgrund bleibt immer, man ist stärker als die anderen.” nicht wirklich gut getroffen. Zudem sei erwähnt, dass sich in meinen Ohren die Übersetzung "Niemals wieder so etwas." von "Never again." doch etwas unfreiwillig komisch anhört.


  • Auch beim darauffolgenden Interview mit Londo ging man wieder etwas freier zu Werke; kein Drama, aber es scheint mir erwähnenswert. So sagt Londo im Original "If they wanted us gone, we were hardly going to force the issue." Die Synchro macht daraus "Ich bin mir sicher, es wäre ihnen viel lieber gewesen, wenn wir noch länger geblieben wären."


  • In der Synchro-Fassung will angeblich die Versammlung auf der Station Sheridan dazu bewegen, die Centauri-Schiffe ziehen zu lassen. Im Original ist es der Senat auf der Erde (!).


  • Auch mit dem letzten Interview mit Sheridan (siehe Zitat zur Folge) war man scheinbar leider etwas überfordert. Mal abgesehen vom veränderten Einstieg (aus "Yes. But not for any of the reasons that you've probably been told." wird "Babylon 5 ist jede Anstrengung wert. Ich werde ihnen auch sagen wieso.") übersetzt man den im Original wunderschönen Monolog von ihm folgendermaßen: "Wir müssen uns an das erinnern was unsere Vorfahren immer sagten: Gib deinem Leben einen Sinn. Und wir müssen an die denken, die nach uns kommen werden, für die wir eine Welt erschaffen wollen, in der sie leben können." Vor allem das "gib deinem" Leben einen Sinn ist ein Blödsinn; im Original wollen unsere Vorfahren, dass wir ihrem Leben einen Sinn geben!



  • Review: ImageIn "36 Stunden auf Babylon 5" wird zum ersten – jedoch nicht letzten – Mal mit dem üblichen und gewohnten Erzählschema gebrochen. Vielmehr präsentiert man uns hier eine rund 40-minütige Reportage über Babylon 5, aufgezeichnet für und gesendet auf dem Fernsehsender "Interstellar Network News", kurz ISN, von dem bereits in der ersten Staffel (genauer gesagt der Episode "Ein unheimlicher Fund") eine Reporterin die Station besucht hat. Dieser inszenatorisch höchst interessante Kniff bietet JMS gleich mehrere entscheidende Vorteile. Der offensichtlichste davon ist natürlich, dass es aufgrund der fortlaufenden Handlung für Einsteiger zunehmend schwer wurde, in die Serie hineinzufinden und die komplexen Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Völkern und Figuren zu verstehen. "36 Stunden auf Babylon 5" bietet die perfekte Gelegenheit, allfällige Neuankömmlinge auf den aktuellen Stand zu bringen, damit sie den Rest der Serie dann zusammen mit jenen, die von Beginn an dabei waren, genießen können.

    Doch nicht nur Neueinsteigern werden in der Episode wichtige, interessante Inhalte vermittelt. JMS nutzt die Gelegenheit vielmehr dazu, Hintergrundinformationen einzubauen, die er bisher im Rahmen der Serie nicht vernünftig vermitteln konnte, wie z.B. G'Kars Erzählung, wie es damals dazu kam, dass er sich dem Freiheitskampf gegen die Centauri angeschlossen hat. Vor allem nach Na'Toths Abgang wäre es wohl nur schwer möglich gewesen, diese Geschichte in die Serie einzubauen und zu erzählen, ohne dass es verkrampft und konstruiert wirkt. Abseits der Serienhandlung setzt sich "36 Stunden auf Babylon 5" aber natürlich in erster Linie kritisch mit Medien und ihrer Macht – sowie der damit einhergehenden Verantwortung – auseinander. Zwar ist die Reportage alles in allem durchaus ausgewogen, und bemüht sich, sowohl Befürworter als auch Kritiker zu Wort kommen zu lassen. Dennoch werden in dieser vermeintlichen Objektivität immer wieder propagandistische Inhalte eingebaut, wie z.B. rund um die wenigen terroristischen Freiheitskämpfer auf dem Mars, welche die der Erde wohlgesinnte Mehrheit unterdrücken und in Angst und Schrecken versetzen, angebliche Budgetüberschreitungen der Station, oder auch die laut Meinungsumfragen steigende Beliebtheit von Präsident Clarke. Frei nach dem Motto: Am überzeugendsten serviert man eine Lüge, in dem man sie mit Wahrheit umgibt. Normalerweise muss man Informationen, die man übers Fernsehen erhält, für bare Münze nehmen – außer man setzt sich ausführlich mit dem Thema auseinander und recherchiert unabhängig. Da wir jedoch Babylon 5 und seine Bewohner kennen, und uns auch bestimmte Informationen über mögliche Verschwörungen in der Erdregierung sowie dunklen Machenschaften des Psi-Corps etc. bekannt sind, sind wir im vorliegenden Fall dazu in der Lage, die Lügen und Halbwahrheiten zu erkennen – und damit auch deren perfide Methodik zu durchschauen.

    ImageEin diesbezügliches Highlight ist sicherlich die Werbung des Psi-Corps, die uns erlaubt einmal zu sehen, wie das Psi-Corps gerne von der Bevölkerung gesehen werden würde. Selbst darin versteckte, eigentlich erschreckende Informationen, wie das praktisch überall nach latenten Telepathen gesucht wird selbst in Schulen und Kinderkrankenhäusern, werden als positiv und praktisch dargestellt. Das Tüpfelchen auf dem (Ps)i ist dann schließlich die eingestreute unterschwellige Botschaft "Das Psi-Corps ist euer Freund. Vertraut dem Corps". Weitere großartige Einzelszenen sind die bereits angesprochene Erzählung von G'Kar (der uns – ganz im Gegensatz zu Londo – in sein innerstes Blicken und sein wahres Ich erkennen lässt), das köstliche Interview mit Lt. Corwin (mit einer wachsamen Ivanova im Hintergrund), die Erzählung von Dr. Franklin, sowie das Interview von Delenn – wo die Reporterin ihren Wunsch, auf die Menschen zuzukommen, ausnützt und sie ins offene Messer laufen lässt. Vor allem wenn man weiß, welche Opfer Delenn für diese Wandlung erbringen musste, ist es eine ungemein harte und schwierige Szene, doch selbst ohne Kenntnis der Vorgeschichte sollte man sich dabei unwohl fühlen und erkennen, dass die Kamera viel länger auf ihrem Gesicht bleibt, als es der Anstand gebietet.

    Für mich die größte Stärke der Episode ist jedoch der damit einhergehende Perspektivenwechsel. Bisher waren wir mehr oder weniger mit den Figuren in dieser Metalldose im All gefangen, und erlebten alles nur aus ihrer Sicht. In "36 Stunden auf Babylon 5" sind wir jedoch dazu gezwungen, von außen nach innen zu sehen. Wir sind von vielen Beratungen, Ereignissen und Entwicklungen mehr oder weniger ausgeschlossen, und sehen nur das, was man eben als Außenstehender in dieser Situation zu Gesicht bekommen würde. Einige mag dies frustrieren, da dadurch der im Zentrum stehende Konflikt zwischen Narn und Centauri, was die Waffenlieferungen im Orbit von Babylon 5 betrifft, in den Hintergrund gerät, und wir diese Handlung nur periphär miterleben. Ich halte eben dies aber für die größte Stärke der Episode, und ihr faszinierendsten Element. Zumal wir durch die Art und Weise, wie über die Ereignisse berichtet wird, auch viel über die Zustände auf der Erde erfahren. Denn wie so oft: Viel aussagekräftiger als das, was gesagt wird, ist wie es gesagt wird. Jedenfalls war das ein ungemein interessanter und faszinierender Ansatz – der an den Regisseur und die Schauspieler hohe Ansprüche gestellt hat. Man musste sich völlig von der üblichen Inszenierungsweise lösen, und z.B. immer bedenken, wo man eine Kamera im echten Leben platzieren könnte (statt einfach nur die Wand eines Sets hinauszunehmen z.B.). Auch ein ständiges hin- und herwechseln zwischen zwei Protagonisten, wie es sonst bei einem Dialog möglich ist, hätte hier die Illusion, wirklich mit einem Kamerateam vor Ort dabei zu sein, ruiniert (von den Interview-Szenen natürlich abgesehen). Eben dies bedeutete aber auch wieder, dass viele Szenen ohne jeglichen Schnitt gedreht werden mussten. Beachtlich finde ich diesbezüglich u.a. das Interview von Dr. Franklin, wo Richard Biggs eine bestechende schauspielerische Leistung zeigt. Inszenatorisch am beeindruckendsten ist jedoch zweifelsohne die Ratssitzung, wo die Kamera ohne jeglichen Schnitt zwischen verschiedensten Protagonisten hin- und herschwenkt. Hier fühlt man sich wirklich "mittendrin statt nur dabei". Einfälle wie die Schaulustigen im Hintergrund machen die Illusion dann schließlich perfekt.

    ImageEin Zugang, der jedoch nicht nur Auswirkungen auf die Realaufnahmen hatte, sondern auch auf die CGI-Szenen. Denn auch diese konnten nicht so wie gewohnt inszeniert werden, mit einer virtuellen Kamera, die irgendwie im All schwebt und die Ereignisse festhält. Vielmehr musste man so tun, als würde man auf Aufzeichnungen von Sicherheitskameras und Wartungsrobotern zurückgreifen. Die wohl beste und diesbezüglich gelungenste Szene ist gleich zu Beginn der Angriff des Narnschiffs auf den Centauri-Transporter, der so inszeniert wurde, als hätte man ihn mit einer normalen Kamera aus einem herannahenden Shuttle aus gefilmt. Doch auch die späteren Aufnahmen wissen zu gefallen, und vermitteln aufgrund ihrer eingeschränkten Perspektive ein Gefühl von Realismus. Der einzige Haken an der Sache: Aufgrund dieser inszenatorischen Herangehensweise müssen wir bei "36 Stunden auf Babylon 5", von der ISN-Logomusik abgesehen, gänzlich auf die musikalische Untermalung von Christopher Franke verzichten. Gerade auch die Jubelszene in der Kontrollzentrale verliert dadurch etwas an Wirkung. Aufgrund des gesteigerten Realismus und der damit einhergehenden Stärken kann ich es aber in diesem Fall verschmerzen.

    Fazit: Auch wenn sich "36 Stunden auf Babylon 5" zweifelsohne teilweise an Neueinsteiger richtet, um diese auf den neuesten Stand zu bringen, aber… insgesamt glaube ich, dass die Episode in vielerlei Hinsicht nur für jene so wirklich funktioniert, welche die Serie schon kennen. Denn "36 Stunden auf Babylon 5" zieht für mich viel von ihrem Reiz aus dem Spannungsverhältnis zwischen dem, was wir wissen, und was hier an Informationen vermittelt wird – und vor allem, wie es vermittelt wird. Erst durch den entsprechenden Wissensvorsprung ist es uns möglich, die Qualität und Objektivität der Reportage zu beurteilen und die Manipulationsversuche zu erkennen. Darüber hinaus bezieht die Episode viel von ihrem Reiz daraus, dass wir dazu gezwungen sind, die Geschehnisse an Bord aus einer neuen Perspektive zu verfolgen – die uns auch aus der einen oder anderen Entwicklung bewusst ausschließt. Zudem gibt die Episode JMS die Gelegenheit, ein paar Informationen zu vermitteln, die er bisher nicht vernünftig untergebracht hat. Die Inszenierung unterscheidet sich notgedrungen ebenfalls stark vom Rest der Serie, und ordnet dem Wunsch nach Realismus alles andere unter – was auch auf die Weltraumszenen Auswirkungen hat und (der einzige echte Nachteil) auch bedeutet, dass wir auf Christopher Franke diesmal fast vollständig verzichten müssen. Insgesamt ist "36 Stunden auf Babylon 5" eine sehr originelle und gelungene Episode, die es uns ermöglicht, die Station und ihre Bewohner mal mit anderen Augen zu sehen.

    Wertung: 4 von 5 Punkten
    Christian Siegel
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    Produktionsnotizen:
    Vom Skript zur Folge:
    Erneut findet man im Script Book leider nur mehr die Letztfassung des Drehbuchs, weshalb es kaum Unterschiede zur endgültigen Episode gibt. Einzig die Tatsache, dass im Script erwähnt wird, dass Delenn erst nach der Intervention von Sheridan zum Interview bereit war – ein Nebensatz, der schließlich gestrichen wurde; in der fertigen Folge gibt es keine Erklärung für ihren Meinungswandel.

    Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 4"


    Anekdoten zur Produktion der Episode:
  • Der Wunsch von JMS, einen kritischen Blick auf die Medien zu werfen, ist u.a. darauf zurückzuführen, dass er zu Beginn seiner Karriere selbst für einige Zeitschriften und Magazine als Reporter tätig war. Die Episode wird seither, zusammen mit "Lügenpropaganda", in Medienkursen immer wieder als Lehrbeispiel herangezogen.


  • Als Basis für den Aufbau der Episode diente JMS die ABC-Sendung "Nightline".


  • ImageAls die ersten "Dailies" gesichtet wurden, wurde JMS bewusst, dass der Regisseur seine Intention nicht so recht verstanden hatte. So wurden einige Szenen – wie z.B. das Interview mit Ivanova, oder auch Dialoge zwischen ihr und Sheridan auf der Kommandozentrale während der Kämpfe rund um die Station – so gedreht, als würde es sich um eine normale Episode handeln. Üblicherweise wurde bei den Szenen auf der Kommandozentrale die Kamera so positioniert, dass sie sich eigentlich außerhalb der "Station" bzw. des Sets befinden müsste – weshalb üblicherweise das Aussichtsfenster entfernt und die Kamera genau dort positioniert wurde. Da dies im richtigen Leben jedoch nicht möglich wäre, zerstörte es die Illusion, dass es sich um "echte" Kameraaufnahmen handelt. Aus diesem Grund wurden dann per CGI die fliegenden Kameras, die man auch schon aus dem Pilotfilm kennt, eingebaut, um die mit normalen Kameras eigentlich unmöglichen Kamerawinkel und -Einstellungen zu erklären. Manches musste jedoch auch neu gedreht werden. Jedenfalls dürfte es kein Zufall sein, dass im weiteren Verlauf der Episode die meisten Szenen zwischen Sheridan und Ivanova nicht mehr direkt vor dem Sichtfenster, sondern etwas weiter hinten bei einer Konsole stattfinden.


  • Um die fragwürdigen Methoden aufzuzeigen, mit denen das Psi-Corps arbeitet, wollte JMS in die ohnehin schon propagandistische Werbung noch zusätzlich eine unterschwellige Botschaft einbauen. Da es für solche jedoch im amerikanischen Fernsehen strenge Vorschriften gibt, hat man sich vorab bei der FCC genau erkundigt, und in Erfahrung gebracht, dass die Grenze für solche Botschaften bei zwei Bildern in der Sekunde liegt. Daraufhin machte man die entsprechende Einblendung vier Bilder lang.


  • Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 4"


    Das sagen die Schauspieler:
  • Richard Biggs über seine Szene mit der Reporterin: „Was mir daran gefallen hat war, dass ich im Medlab war, und ich wurde aber etwas sehr emotionales, etwas sehr persönliches gefragt. Ich wollte ein Gefühl der Erschöpfung vermitteln, dass ich so müde war, dass es irgendwie aus mir herausgesickert ist. Das ist nicht etwas, dass ich wirklich mit ihr teilen wollte, aber ich fange an darüber zu reden da ich so müde und erschöpft und so verletzlich bin, dass es herausdringt.”


  • ImageMira Furlan über ihre eigenen Erfahrungen mit Reportern: „Sie sind sensationslüstern, und kümmern sich im Allgemeinen nicht um die Menschen. Sie wollen keine wirklichen Antworten. Ich wusste nie, wie ich mit ihnen umgehen soll. Ich wollte eine gute Schülerin sein, die Wahrheit sagen, und gute tiefschürfende Antworten geben, aber daran sind sie gar nicht interessiert. Sie sind hinter etwas ganz anderem her, und das wusste ich nicht. Ich hatte einfach kein Talent dafür, mit ihnen umzugehen. Vielleicht war ich von ihnen eingeschüchtert, aber auf sie wirkte es wie Desinteresse, als würde ich über dem Ganzen stehen, wäre ihnen überlegen, und diese Überlegenheit – die eigentlich meine Angst war – wurde dann als Unhöflichkeit verstanden, und im Gegenzug waren sie auch unhöflich zu mir, und ich war unhöflich zu ihnen, und so ging es immer weiter. Dann kam der Krieg, und ich war die perfekte Zielscheibe. In dieser Hinsicht konnte ich mich in die Handlung gut hineinversetzen.”


  • Bruce Boxleitner über einen besonders anstrengenden Arbeitstag: „Ich hatte den schlimmsten Tag meines Lebens bei dieser Serie, bei dieser Episode. Ich hatte seit 1987, seit meiner letzten Episode für "Agentin mit Herz", nicht mehr fürs Fernsehen gedreht, und ich hatte so viel Dialog in meinem Kopf auswendig gelernt, dass ich begann, zu erstarren. Ich hatte auf einmal völlig ein Brett vorm Kopf. Da gab es diese Szene auf dem Observationsdeck, wo ich einem fremden Centauri-Schiff entgegentreten musste. Es gab da eine Rede die ich hatte die nicht schwerer war als alles andere, was ich in der Serie gesagt habe, aber aus welchem Grund auch immer brauchten wir 27 Klappen. Was mit einem Schauspieler in solch einer Situation passiert ist dass ich an die entsprechende Stelle kommen würde – und ich weiß gleich ist es soweit – und sie entfällt mir. Es war so als würde ich auf einmal Alzheimer bekommen. Und nach so acht oder neun Aufnahmen werde ich sehr stur; ich werde sehr wütend auf mich. Ich muss auf mich wütend werden um mich zu zwingen. Und dann ist jeder einfach weggegangen. Ich musste gehen und einen Spaziergang machen um Abstand zu bekommen. Es war schrecklich, einfach nur schrecklich. Ich wollte nicht dass jemand diese Klappe sieht wo "Aufnahme Nr. 27" draufsteht, wenn sie sich die Arbeitskopien des Tages anschauen. Es gab auch Kameraprobleme bei manchen dieser Aufnahmen. Dann würde ich die komplette Rede einmal hinbekommen, und es flog ein Flugzeug über uns hinweg und wir konnten die Tonaufnahme nicht verwenden, oder was auch immer. Es war wie verhext.”


  • ImageAndreas Katsulas über die Dreharbeiten: „Üblicherweise bitten sie dich reinzukommen, machen eine Probe, leuchten das Set aus, und danach kommst du zurück und machst noch ein paar Proben. Ich muss mir all meine Zeilen im Vorfeld merken da ich sobald ich die Kontaktlinsen in den Augen habe nicht mehr lesen kann; entweder ich kenne sie dann, oder ich kenne sie nicht. Ich hatte also die Rede zur Gänze einstudiert und wusste wie ich sie machen wollte, und aus welchem Grund auch immer, waren sie sofort dazu bereit die Szene zu drehen. Sie setzten mich also in den Stuhl – ohne Proben, was ein Vorteil ist, da sich vieles von deiner Intention und woran du gearbeitet hast verflüchtigt wenn du es probst. Dies war ein Fall von 'Setz dich hin und mach es'. Was wirklich lustig war, war die wundervolle Schauspielerin die mit dabei war. Sie sollte die knallharte, objektive Reporterin spielen die nicht emotional involviert ist, und sie hatte Tränen in den Augen!”


  • Bruce Boxleitern über seine Rede zur Reporterin: „Joe gab mir diese wundervolle Rede. Sie behandelte etwas, an das auch ich ganz fest glaube. Hoffentlich werden Serien wie diese eine andere Generation in einer anderen Zeit dazu inspirieren, ins All vorzustoßen. Wir müssen unsere Augen vom Horizont wegbringen und wieder auf die Sterne richten. Das war meine Philosophie, und wie ich weiß seine auch. Wir verheddern uns in unseren Problemen hier – all unsere Nationen, all unsere Zankereien – und wir dürfen nie vergessen, dass es noch so viel zu entdecken gibt. Der Instinkt der Menschheit treibt uns dazu an, ins Unbekannte vorzustoßen, um herauszufinden, was dort lauert, und wie es uns helfen kann.”


  • Quelle: „Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 2: The Coming of Shadows”


    Kommentare von JMS
  • Was am Anfangsmonolog unter anderem interessant ist, ist die Verwendung von Hypertext-Links, die in die Sendung eingebaut wurden. Auch die Leiste am unteren Rand des Bildschirms ging der Verwendung ähnlicher Leisten bei den großen Newsanbietern überwiegend voraus. Und die Idee, Texteinblendungen mit Links zu versehen, die zum ersten Mal hier zu sehen war, fand zuletzt zunehmend Einzug in die wirkliche Welt. Es gibt mittlerweile zahlreiche Online-Seiten, wo du dir ein Video einer Newsmeldung ansehen und auf Links klicken kannst, die auf dem Bild erschienen, und dich zu einer anderen Seite mit näheren Informationen bringen. Das war eine jener Gelegenheiten, wo wir unbewusst auf "Babylon 5" die Zukunft vorhersahen.
    (Nachtrag des Übersetzers: Auch auf YouTube sind diese Linkeinblendungen zunehmend in Mode).


  • ImageIch liebe die Tatsache, dass Londo wie die Stimme der Vernunft spricht, aber mit dem was er sagt völlig falsch liegt, während G'Kar verärgert und laut ist, und überwiegend die Wahrheit sagt. In amerikanischen Medien kommt es so oft vor, dass du jede Unwahrheit verbreiten kannst die du willst, so lange du es nur sanft sagst, mit einem Lächeln im Gesicht, während es sobald du Gefühle zeigst, oder Leidenschaft, oder Verärgerung, es die Gültigkeit deines Standpunkts unterminiert. Ich persönlich habe lieber eine einzige grobe Wahrheit als tausend elegante Lügen.


  • Wie bei jeder Propaganda muss man sich jedoch am Ende des Tages fragen: Wer ist die Stimme dahinter, und welche Botschaft versuchen sie wirklich zu vermitteln? Diese Frage gilt für diese Episode genauso wie für alles andere. In diesem Fall ist die Stimme dahinter meine, die des Autors, und die Botschaft besteht nicht nur darin, sich eine gesunde Skepsis gegenüber den Medien zu bewahren, sondern vor allem auch in der Rede von Sheridan am Ende. Wenn er darüber spricht, wie wir als Volk vom Weg abgekommen sind, und zugelassen haben, dass unsere Augen vom Horizont wegwanderten, da wir zu beschäftigt damit waren, auf unsere Füße zu blicken, aus Angst zu stolpern… das ist der Autor, der direkt durch seine Figur zum Zuschauer spricht. Was er hier sagt ist genau das, was ich glaube.

    Und so kommt es, dass eine Botschaft über die Gefahren von Propaganda genau die Art von einseitiger Propaganda enthält, gegen die sie warnt. Symmetrie – man muss sie einfach lieben!


  • Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 4"




    Zusammengestellt und übersetzt von Christian Siegel




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