FilmRückblick 2023 - 11 denkwürdige Momente des Filmjahres |
Die besten Szenen des Filmjahres 2023
Kategorie:
DVD & Kino -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Mittwoch, 17 Januar 2024 |
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11 denkwürdige Momente des Filmjahres Das hat es auch noch nie gegeben: Für das Jahr 2023 habe ich in einer Kategorie mangels zumindest mir bekannter würdiger Kandidaten keinen Sieger prämiert. In allen anderen Kategorien war es wieder der gewohnte Mix aus schnellen und eindeutigen, sowie doch eher schwierigen Entscheidungen (sei es, weil ich ein bisschen überlegen musste, ehe mir hervorstechende Momente eingefallen sind, oder auch, weil sich gleich mehrere Szenen um einen bestimmten Preis "stritten"). Wie immer gilt, dass der nachfolgende Artikel – no na – Szenen aus Filmen beschreibt, und dementsprechend Spoiler beinhaltet. Etwas, dass euch insbesondere wenn ihr den angegebenen Film noch nicht kennt, bewusst sein – und als Warnung dienen – sollte. Sonderpreis der Jury – Der beste Abschlussgag 2023 Es hätte in keine andere Kategorie gepasst, ich wollte es aber auf jeden Fall positiv hervorheben, weshalb ich heuer den besten "Abschlussgag" des Jahres prämiere. Wobei das "Gag" vor allem bei "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" unter Anführungszeichen zu verstehen ist, da die Szene ja eben gerade auszeichnet, mehr als nur ein einfacher Gag zu sein: Denn ja, im ersten Moment ist es natürlich lustig, wenn sich das Bild langsam um den Hut herumeinschwärzt, dann die Abblende stehen bleibt, und wir sehen, wie Indy seinen Fedora-Hut doch wieder von der Wäscheleine nimmt. Dennoch steht dahinter eine deutlich größere Bedeutung: Es zeigt nämlich auch, dass das Abenteuer für Indiana Jones (und Marion Ravenwood) noch nicht vorüber ist (nur, dass wir eben in Zukunft nicht mehr daran werden teilhaben können) – und damit vor allem auch, dass er endlich dabei ist, den schweren Verlust zu überwinden, und wieder ins Leben zurückzufinden. An das "Unsere Helden reiten in den Sonnenuntergang"-Ende kommt James Mangold zwar nicht heran (in meinen Augen war das aber auch von vornherein nicht zu übertreffen), dennoch hat er damit einen überaus runden und gelungenen Abschluss für die Saga von Indiana Jones gefunden. Runner-Up: Der Kameraschwenk am Ende von "Die Fabelmans". Stimmungskanone des Jahres – die "Feel Good"-Szene 2023 Jahrelang war diese Kategorie in der Hand von Musik- und/oder Tanznummern, die entsprechend gute Laune verbreiteten – ehe "Der schlimmste Mensch der Welt" letztes Jahr den Bann gebrochen hat. Und auch heuer ist es ein zwar erhebender, aber kein musikalischer Moment: Nach mehreren erfolglosen Versuchen und im Alter von vierundsechzig Jahren erfüllte sich Diana Nyad endlich ihren Lebenstraum, und schwamm von Kuba nach Florida. Der Moment, wenn sie endlich am Strand von Florida ankommt, war wunderbar – und sehr berührend – inszeniert; nachdem wir fast zwei Stunden mit ihr und ihrer Partnerin Bonnie Stoll mitgefiebert haben, freute man sich so richtig über diesen Triumph des Willens. Umso mehr, wenn einem – so wie mir – die Story bislang nicht bekannt war. Die beeindruckende Leistung von Diana Nyad ist eine Erinnerung an uns alle, dass es nie zu spät ist, unsere Träume zu verwirklichen. Eine schönere – und erhebendere – Message kann ich mir persönlich nicht vorstellen. Runner-Up: Das Ende von "The Old Oak" war mindestens ebenso berührend und aufmunternd – allerdings aufgrund des tragischen Hintergrunds der Szene als Wohlfühlmoment nicht ganz so stark/effektiv. Herzensbrecher des Jahres – die romantischste Szene 2023 Hier sind wir auch schon bei jener Kategorie, wo ich trotz aller Bemühungen keinen würdigen Sieger finden konnte. Möglicherweise habe ich auch einfach die "falschen" Filme gesehen; aber weder die wenigen romantischen Komödien, die ich mir angeschaut habe, noch die Liebesgeschichten in anderen Filmen, hatten für mich diesen einen hervorstechenden Moment zu bieten, den ich hier prämieren könnte. Ganz allgemein würde ich sagen, dass das abgelaufene Filmjahr eines war, wo Freundschaften und gesellschaftlicher Zusammenhalt stärker im Fokus standen, als die klassische romantische Liebe. Falls ihr jedoch meint, dass ich eine bestimmte Szene übersehen/vergessen habe, freue ich mich über eure Vorschläge! Schenkelklopfer des Jahres – die lustigste Szene 2023 Wie ihr wohl wisst, ist "2001 – Odyssee im Weltraum" mein absoluter Lieblingsfilm. Dementsprechend weiß ich es auch immer ganz besonders zu schätzen, wenn in Filmen auf ihn Bezug genommen wird. Bereits 2022 gab es in "Everything Everywhere All At Once" eine parodistische Hommage auf den "The Dawn of Man"-Prolog; und letztes Jahr legte Greta Gerwig mit ihrem Auftakt in "Barbie" diesbezüglich nochmal nach – und sorgte damit für einen so köstlichen wie vielversprechenden Einstieg in ihren rosarot-feministischen Fiebertraum. Ich bin echt gelegen vor Lachen! Runner-Up: "Joyride - Der Trip" fand ich ja insgesamt ganz amüsant (wenn es auch nicht für eine Platzierung unter den Top 30 gereicht hat), aber das Highlight war für mich definitiv die K-Pop-Einlage. Die schlägt für mich auch knapp den nicht minder lustigen Moment, als in "No Hard Feelings" eine fuchsteufelswilde Jennifer Lawrence so wie Gott sie schuf aus dem Meer steigt, um die Bullys zu verprügeln. Schock des Jahres – der beste Twist 2023 Ich werde auf "Deep Sea" dann in meiner Top 30-Bestenliste noch genauer eingehen, aber: Die Offenbarung, was es mit diesen Träumen auf sich hat, war für mich nicht einfach nur der beste Twist des letzten Jahres. Es führte zudem zu einer der emotionalsten Szenen; vor allem aber gab es wenige andere Momente im letzten Jahr, die einen Film für mich so aufgewertet haben, wie dieser hier. Denn zugegebenermaßen war mir das Chaos davor teilweise fast schon etwas zu viel. Die Offenbarung der Hintergründe hat "Deep Sea" aber selbst für diese mich nicht 100%ig überzeugenden Momente voll und ganz rehabilitiert. Das war einfach nur ungemein stark, und zumindest für mich tatsächlich ein echter Schock. Runner-Up: Zwar wird es in "Killers of the Flower Moon" nicht mal wirklich als Twist inszeniert, aber in Anbetracht der Tatsache, dass die Trailer darauf bedacht waren, uns Ernests Rolle in der Geschichte nicht zu verraten, bin ich eigentlich davon ausgegangen, dass er auf Seite von Mollie stehen und gegen seinen Onkel in den "Krieg" ziehen würde. Weshalb mich das, was hier tatsächlich vor sich geht, doch ziemlich überrascht hat. Augenöffner des Jahres – die imposanteste Szene 2023 Eine jener Kategorien, wo es in meinen Augen eigentlich keine Diskussion geben kann: Kein anderer Filmmoment war im abgelaufenen Jahr in audiovisueller Hinsicht ähnlich beeindruckend wie das Zünden der (ersten) Atombombe in "Oppenheimer". Hier haben Christopher Nolan, Ludwig Göransson, Hoyte Van Hoytema und Jennifer Lame echt ganze Arbeit geleistet. Selten habe ich im Kino ähnliche Momente erlebt, die mich gleichermaßen in Erstaunen versetzten, wie auch Erschaudern ließen. Diese widersprüchlichen Gefühle fügten der ohnehin schon in audiovisuell bestechender Szene noch einmal einen zusätzlichen, faszinierenden Aspekt hinzu. Runner-Up: Mit der Wahl des Nachfolgers habe ich mich schon schwerer getan. Letztendlich entscheide ich mich (auch hier) für "Deep Sea", genauer gesagt den Einstieg, der derart bestechend und hochwertig animiert war, dass ich mir echt kurz unsicher war, ob das wirklich ein reinrassiger Animationsfilm ist, oder nicht doch als Realfilm starten würde. Beeindruckend! Ohrenöffner des Jahres – der beste Dialog 2023 Armer "Past Lives". Nachdem ich dort die Szene in der Bar gesehen hatte, mit dem wunderbar "erwachsenen" Dialog zwischen Nora und Hae Sung (und Arthur) in der Bar, war mir eigentlich klar, dass ich ihn als "Ohrenöffner des Jahres" prämieren würde. Und dann saß ich bei der Viennale in "Anatomie eines Falls", und während der Verhandlung wird auf einmal die Handyaufzeichnung eines heftigen Streits zwischen Sandra und Samuel eingespielt – und ich wusste: Sorry, "Past Lives", du wurdest soeben enttrohnt. Die Szene beginnt dabei insofern überaus spannend, als wir zuerst wirklich nur die Aufzeichnung hören, und die Bilder dazu im Kopf entstehen. Erst danach sind wir beim Streit live dabei – und eben dieser ist so schmerzhaft lebensnah, und zugleich von Sandra Hüller und Samuel Theis derart stark gespielt, dass an der Prämierung der Szene in dieser Kategorie einfach kein Weg vorbei führt.! Runner-Up: Wie schon erwähnt: Das Gespräch in der Bar von "Past Lives". Nägelbeißer des Jahres – die spannendste Szene 2023 Manchmal ist nichts Spannender, als einfach nur zwei Menschen, die sich miteinander unterhalten. Also, natürlich abhängig vom Kontext, der Inszenierung, und nicht zuletzt den schauspielerischen Leistungen. All das hat bei David Finchers jüngstem Film in dieser Szene, nicht zuletzt dank der intensiven Performance von Michael Fassbender und Tilda Swinton, absolut gepasst. Wir wissen – oder meinen zumindest, zu wissen – wo das ganze hinsteuert, doch wir wissen eben nicht, was genau passieren wird, und vor allem auch, wann. Wird er sie gleich während des Gesprächs erschießen? Wird sie es kommen sehen und ihm irgendwie zuvorkommen? Über das Dinner hinweg steigert sich die Spannung, ehe sie sich dann schließlich kurz nachdem die beiden das Restaurant verlassen haben entlädt. Das war wirklich fantastisch gemacht. Runner-Up: Es war jetzt zwar kein so nägelkauender Moment, aber ich war echt gespannt, wie die Szene in der Vergangenheit bei "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" ausgehen wird. Umso mehr, als ich im Vorfeld davon ausgegangen bin, dass Indy eben dort bleiben – und das James Mangolds Abschluss für die Figur sein – wird. Insofern war ich in dieser Szene dann durchaus gespannt, zu sehen, wie die Sache ausgehen wird. Adrenalinlieferant des Jahres – die beste Actionszene 2023 Im Großen und Ganzen leben wir in meinen Augen in einem goldenen Action-Zeitalter. Man vergleiche die aktuellen Actionszenen mal mit den furchtbaren Schnitt- und Wackelorgien der 0er-Jahre. Da sind mir die aktuell dominierenden langen Einstellungen deutlich lieber; auch wenn 2023 ein bisschen ein Trend dazu erkennen war, die Actionszenen etwas gar auszudehnen. Etwas, das neben der Konkurrenz (wie "Tyler Rake: Extraction 2" und "Mission Impossible: Dead Reckoning – Teil 1") durchaus auch für John Wick gilt (und hier insbesondere das Geplänkel mit der Stiege). Dennoch war die Action überwiegend packend. Am meisten stach für mich aber die Schießerei im verlassenen Wohnhaus hervor, die überwiegend aus der isometrischen Vogelperspektive präsentiert wurde. Das war wirklich mal etwas anderes, und ein sehr cooler Moment. Runner-Up: Die – in einer langen Einstellung ohne erkennbaren Schnitt präsentierte – "Extraktion" aus "Tyler Rake: Extraction 2". Tränendrücker des Jahres – die berührendste Szene 2023 Ich gebe zu, die Entscheidung hier ist mir nicht leicht gefallen, gab es im abgelaufenen Filmjahr doch gleich mehrere Momente, die mich entweder fast oder tatsächlich zu Tränen rührten. Was für mich aber letztendlich der betreffenden Szene in "Past Lives – In einem anderen Leben" den entscheidenden Vorteil und damit den Sieg einbrachte, ist einerseits, dass sie jetzt gar nicht mal so übertrieben dramatisch inszeniert ist (wie z.B. im Vergleich vom Finale von "The Whale"), sondern überaus lebensnah daherkommt. Vor allem aber war es für mich insofern unerwartet, als Nora die ganze Zeit über so kontrolliert und gefasst wirkt – weshalb ich einfach nicht darauf gefasst war, wie sie hier auf einmal, nachdem sie Hae Sung Lebewohl gesagt hat – in Tränen ausbricht. Nicht zuletzt, als sie hier letztendlich mehr als nur dessen Weggang betrauert; vielmehr trauert sie jenem alternativen Leben nach, dass sie mit ihm vielleicht hätte führen können. Das war schon wirklich heftig. Runner(s)-Up: Wie oben schon erwähnt, muss ich hier das Ende von "Deep Sea" prämieren, wo ich wirklich ordentlich mit den Tränen zu kämpfen hatte, und welches für mich knapp aber doch auch das Ende von "The Whale" ausstach. Gänsehautszene des Jahres – der Magic Moment 2023 Am Ende von "Barbie" ist es den Barbies gelungen, den Status Quo in Barbieland wieder herzustellen. Doch nach ihrem Besuch in der realen Welt ist die Haupt-Barbie auf den Geschmack gekommen; das Leben in Barbieland ist, trotz aller Vorzüge, nicht mehr genug für sie. Ehe sie jedoch in einen echten Menschen verwandelt wird, stellt Ruth, die Erfinderin der Barbie-Puppen, sicher, dass Barbie weiß, worauf sie sich einlässt. Und so erlebt diese in einem kurzen Moment alle Höhen und Tiefen, die das menschliche Leben für uns bereit hält. Es ist eine wunderbare und durchaus berührende Szene (insofern hätte sie sich auch in der Kategorie nicht schlecht gemacht), die das Leben in all seinen Facetten feiert, und die mir definitiv noch lange in Erinnerung bleiben wird. Runner-Up: Auch wenn es "nur" ein Remake von Ikiru war, aber die abschließende Szene von "Living – Einmal wirklich leben" mit der Schaukel war auch in der Interpretation von Oliver Hermanus ein wunderbarer, erhebender und gänsehauterzeugender Moment. Welche Filmmomente sind euch im abgelaufenen Kinojahr besonders positiv in Erinnerung geblieben? Wir freuen uns über eure ganz persönlichen Lieblingsszenen 2023 in den Kommentaren! << Zurück zur Übersicht
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