The Orville - 3x06: Zweimal im Leben
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Episodenbild (c) Hulu/Disney+

Originaltitel: Twice In A Lifetime
Episodennummer: 3x06
Bewertung:
Internet-Release USA: 07. Juli 2022 (Hulu)
Internet-Release D: 08. Juli 2022 (VOD, OmU)
Drehbuch: Seth MacFarlane
Regie: Jon Cassar
Hauptdarsteller: Seth MacFarlane als Captain Ed Mercer, Adrianne Palicki als Commander Kelly Grayson, Penny Johnson Jerald als Dr. Claire Finn, Scott Grimes als Lieutenant Gordon Malloy, Peter Macon als Lieutenant Commander Bortus, Jessica Szohr als Chief Security Officer Talla Keyali, J. Lee als Lieutenant John Lamarr, Mark Jackson als Isaac, Anne Winters als Ensign Charly Burke.
Gastdarsteller: Ted Danson als Admiral Perry, Andy Milder als Ensign Bolobar, Kelly Hu als Admiral Ozawa, Graham Hamilton als Kaylon, Jim Mahoney als Brosk, Norm MacDonald als Yaphit, Leighton Meester als Laura Huggins, Johnny Knoxville als Actor #2, Jack McBrayer als Actor #1, Kyra Santoro als Lt. Turco, Michael J. Sielaff als Palovis, Jeffrey Muller als Lt. Ha'Bahl, Sarah Jane MacKay als Nurse Hopkins u.a.


Kurzinhalt: Auf der Orville hat man die Forschungen an Dr. Aranovs Zeitmaschine fortgesetzt. Nun ist John LaMarr und Isaac ein Durchbruch gelungen: Sie halten das Gerät nun dafür bereit, ein Zeitfeld zu schaffen dass groß genug ist, um das komplette Schiff zu umfassen. Die Admiralität befürchtet jedoch – nicht zu Unrecht – die Gefahr, die von einer solchen Macht ausgeht. Würde es den Kaylon in die Hände fallen, könnten diese die Union auslöschen noch bevor sie gegründet ist. Man soll die Zeitmaschine daher zu einer streng geheimen Forschungseinrichtung bringen. Doch dort angekommen stellt sich heraus, dass die Station von den Kaylon angegriffen und vernichtet wurde. Irgendwie haben sie von der Zeitmaschine erfahren, und wollen sie unbedingt an sich bringen. Ihnen bleibt keine andere Wahl, als Dr. Aranovs Gerät zu vernichten. Doch beim Versuch, genau das zu tun, wird Gordon – da zur gleichen Zeit der Generator überladen wird – von einer Zeitwelle getroffen. Nachdem der Orville die Flucht gelang, empfängt man ein Signal, welches vor rund 400 Jahren abgeschickt wurden. Es stammt von Gordon, den es auf die Erde im Jahr 2015 verschlagen hat. Die Orville versucht nun, mit Hilfe der Zeitmaschine in die Vergangenheit zu reisen, und ihn zu retten. Doch die dafür erforderlichen Partikel sind erschöpft, bevor sie ihr Ziel erreichen. Sie landen daher vielmehr im Jahr 2025 – und so sehr sich Gordon über das unerwartete Wiedersehen mit seinen alten Freunden freut, denkt er nicht daran, dass Leben, dass er sich in den vergangenen zehn Jahren aufgebaut hat, aufzugeben…

Spoiler-Warnung! Leider werde ich auch bei dieser Episode auf den genauen Ablauf, inklusive dem Ausgang des Geschehens, eingehen müssen. Ich empfehle daher, erst weiterzulesen, nachdem ihr die Gelegenheit hattet, euch die Episode anzusehen.

Review: Episodenbild (c) Hulu/Disney+ Das Leben ist voller Zufälle: Nicht nur, dass bis diese Woche die jüngste "Star Trek"-Inkarnation und die dritte "The Orville"-Staffel parallel "ausgestrahlt" wurden, gibt es hier noch dazu eine deutliche thematische Überschneidung – geht es doch sowohl in "A Quality of Mercy" und "Zweimal im Leben" um Zeitreisen. Aus meiner Sicht hat die Serie von (und mit) Seth MacFarlane dabei im Vergleich zur Konkurrenz (und zugleich dem Franchise der Haupt-Inspirationsquelle) recht deutlich die Nase vorn. Die Parallelen gehen dabei sogar insofern noch ein bisschen weiter, als sie nicht nur die Zeitreise-Thematik eint (wenn es auch dort in die Zukunft, und hier in die Vergangenheit geht), sondern beide darüber hinaus stark auf frühere Episoden aufbauen. Im Falle von "A Quality of Mercy" war es "Spock unter Verdacht", hier greift man die Storyline rund um Dr. Aranovs Zeitmaschine aus dem die zweite Staffel abschließenden Zweiteiler "Morgen, und morgen, und dann wieder morgen" sowie "Der andere Weg" auf. Wichtiger noch als diese beiden (die letztendlich nur das Grundkonzept liefern) ist jedoch die Folge "Die Zeitkapsel" – die für mich neben dem "Identität"-Zweiteiler nach wie vor die Sternstunde der Serie darstellt.

"Zweimal im Leben" mag für mich zwar nicht ganz an diese herankommen, war aber nichtsdestotrotz eine weitere großartige Folge der Serie, die sich aktuell in Hochform präsentiert. Gleich zu Beginn wird dabei nochmal an jene Episode erinnert, welche in vielerlei Hinsicht die Basis für die spätere Handlung liefern sollte. Das mag eben diese weitere Entwicklung zwar schon hinwegnehmen, sorgte aber dennoch für einen stimmigen und gelungen Auftakt. Danach geht es auch schon in medias res, und rückt der upgegradete Zeitfeldgenerator in den Mittelpunkt des Geschehens – und damit auch die Action, als die Kaylon das Schiff (und die zum Schutz der Orville abgestellte Flotte) angreifen. Letztendlich ist all dies jedoch nur der Prolog, ehe die eigentliche – sehr auf Gordon fokussierte – Geschichte beginnt. Dieser hat drei Jahre lang zurückgezogen gelebt und auf Rettung gewartet und gehofft – ehe er sich damit abfinden musste, dass es der Orville unmöglich sein dürfte, ihn abzuholen (ja das Schiff möglicherweise sogar in der Schlacht mit den Kaylon zerstört wurde). Daraufhin verlässt er sein Exil, wobei er nach wie vor bemüht ist, den Fußabdruck den er in der Welt hinterlässt so gering wie möglich zu halten. Mit einer entscheidenden Ausnahme: Er kann die Gelegenheit, mit Laura – in deren Simulation er sich in "Die Zeitkapsel" verliebte – glücklich zu werden, nicht ungenutzt verstreichen lassen, und gründet mit ihr eine Familie. Eine Entscheidung, die ihm nun auf den Kopf fällt, als Ed und Kelly zehn Jahre nachdem es ihn in die Vergangenheit verschlug doch noch aufspüren, um ihn wieder zurück in seine Zeit zu bringen. Alles an dieser Ausgangssituation, und was sich letztendlich daraus entspinnt, war einfach nur fantastisch. Ich habe echt mit Gordon mitgefühlt, -gelitten und vor allem auch –gefiebert, da ich wirklich hoffte, dass es ihm möglich sein würde, bei Laura und seinen Kindern zu bleiben. Doch im Gegensatz zur letzten Folge, wo uns Seth MacFarlane ein Happy End schenkte, ist er diesmal vielmehr gekommen, um uns (und Gordon) das Herz rauszureißen. Die Szene wo sie mit Talla im Gepäck kommen, um ihn zu holen, ist absolut herzzerreißend. Scott Grimes ist ja doch überwiegend der Pausenclown von "The Orville" – hier darf er mal die ernste Seite seiner Figur zeigen, und brilliert in einer ungemein starken, emotionalen Performance.

Episodenbild (c) Hulu/Disney+ Neben Gordon spielen hier aber auch Charly und Isaac eine wichtige Rolle. Die Mission in der Vergangenheit zwingt die beiden dazu, zusammenzuarbeiten, um die für den Zeitantrieb benötigten Partikel zu besorgen. Bereits zuvor hat Isaac, mit Hilfe von John, versucht eine Konversation mit ihr zu starten, nur um von ihr wieder die kalte Schulter gezeigt zu bekommen. Danach steht erstmal die Mission im Mittelpunkt – die sie u.a. in eine Biker-Bar führt, wo ich unweigerlich an "Terminator" denken musste (wobei das künstliche Wesen aus der Zukunft hier etwas sanfter zu Werke geht, und das Motorrad in einem "fairen" Armwrestling-Match gewinnt). Als sie die Quelle der Partikel erreichen, ergibt sich während sie diese sammeln dann aber doch noch die Gelegenheit, sich zu unterhalten – und Charly schüttet ihm schließlich ihr Herz aus und macht ihrer Trauer neuerlich Luft. Dabei bestätigt sich das, was ich eigentlich schon in "Elektrische Schafe" vermutet hatte: Für Charly war Amanda mehr als nur ihre beste Freundin, sie hat sie geliebt – und bekam aufgrund des Angriffs der Kaylon nie die Gelegenheit, ihr dies zu gestehen, und herauszufinden, ob sie diese Gefühle erwiderte. Im Internet schlägt Charly ja seit "Elektrische Schafe" einiges an Hass entgegen; ich kann dies nach wie vor nicht verstehen, halte ich doch ihre Haltung gegenüber Isaac, so unschön sie auch sein mag, angesichts ihres Verlusts und des damit einhergehenden Schmerzes nachvollziehbar.

So gelungen die Episode überwiegend auch sein mag, gab es doch ein paar Kritikpunkte, die für mich die Höchstwertung verhindern. Das beginnt damit, dass man – so sehr man sich bemüht, wissenschaftlich akkurat zu sein – am Ende leider bei der Rettung von Gordon patzt, da man ihn abholt, bevor er seinen Notruf abgeschickt hat, und damit genau jenes jener Zeitparadoxa schafft, die man doch eigentlich unbedingt verhindern wollte (wobei ich nicht 100%ig ausschließe, dass das kein Versehen, sondern vielmehr Absicht war, um sich im Hinblick auf die Zeitlinie mit Gordon und seiner Familie ein Schlupfloch offen zu halten). Deutlich schwerer wiegt, dass mir Ed angesichts dessen, dass er schon deutlich länger Gordons Freund als sein Vorgesetzter ist, seinen Wunsch zu leichtfertig ausschlägt. Im Internet wurde teilweise der Vergleich mit der TOS-Folge "Griff in die Geschichte" (die für mich nach wie vor zu den besten Zeitreisegeschichten überhaupt zählt) gezogen. Der wesentliche Unterschied zu dieser ist, dass dort nicht der geringste Zweifel daran bestand, dass Edith Keeler sterben muss, um die alte Zeitlinie wiederherzustellen. Hier hingegen reißt man Gordon aus seinem glücklichen Leben, und ignoriert seine persönlichen Wünsche, rein aufgrund der Möglichkeit heraus, dass er (oder seine Nachkommen) die Zeitlinie maßgeblich beeinflussen könnte(n). Ich wünschte wirklich, man hätte uns (deutlicher) gezeigt, wie schwer Ed diese Entscheidung fällt, und noch besser, wenn man solange die Zeitlinie im Fluss ist nach Hinweisen gesucht hätte, dass Gordons Anwesenheit diese entscheidend beeinflusste. Dafür, dass Ed sein bester Freund ist, und umgekehrt, traf er für mich die Entscheidung, ihn mit allen Mitteln zurückzuholen, zu leichtfertig. Was uns dann auch zum letzten Punkt bringt. Die Vergebung des jüngeren Gordon kam mir zu schnell. Auch wenn das nicht sein Leben war, sollte man meinen, dass er doch einen Eindruck davon hat, was er verloren hat (immerhin hat ja auch dieser Gordon Laura einmal geliebt). Hier erteilte mir sowohl er, als auch Seth MacFarlane als Drehbuchautor quasi sich selbst, die Absolution doch etwas zu leichtfertig; weil ich an seiner Stelle wäre am Boden zerstört, und würde definitiv eine gewisse Zeit (kein Wortwitz beabsichtigt) brauchen, um mich damit abzufinden, und Kelly und Ed für das was sie getan haben zu vergeben. Eben dies hinterließ bei mir leider doch einen etwas bitteren Nachgeschmack – an dem auch die wieder einmal wunderbare Musik von Andrew Cottee – der hier seinen Trick aus der letzten Folge wiederholt und eine instrumentale Version des zuvor gesungenen Lieds anstimmt – nichts ändern.

Fazit: Episodenbild (c) Hulu/Disney+ "Zweimal im Leben" gibt Scott Grimes die Gelegenheit, wieder einmal so richtig zu glänzen. Er spielt sowohl die Überraschung beim Wiedersehen mit Ed und Kelly sehr gut, wie auch seine Angst, und später dann seinen regelrechten (und verständlichen) Zorn, als diese ihn dazu zwingen wollen, seine Familie aufzugeben. Ich fühlte hier mit Gordon wirklich mit – wünschte allerdings, die Episode hätte noch etwas deutlicher gemacht, warum es so undenkbar ist, dass man Gordon im Jahr 2025 lässt (oder auch, seine Familie gemeinsam mit ihm in die Zukunft holt). Mehr noch als das störte mich aber, wie schnell und leicht der jüngere Gordon den beiden für das was sie getan haben verzeiht; selbst wenn es nur um ein alternatives Leben geht, dass ich selbst nie gelebt habe, wäre ich an seiner Stelle wütend, und bräuchte eine Weile, um das zu verdauen. Das kam mir hier leider etwas zu kurz. Im Falle von "Zweimal im Leben" ist das jedoch Jammern auf überaus hohem Niveau. Die Serie findet hier wieder einmal genau die richtige Mischung aus Humor, Science Fiction-Elementen und Emotionen, wobei vor allem die Szene, wo Ed, Kelly und Talla zu Gordon kommen, um ihn zu holen – notfalls auch gegen seinen Willen – hervorsticht. Das ging mir wirklich nahe. Aber auch die Momente zwischen Charly und Isaac hatten es mir angetan. So sehr ich wünschte, dass es ihr gelingen würde, über ihren Schmerz hinwegzukommen, kann ich ihre Gefühle ihm gegenüber dennoch voll und ganz nachvollziehen. Insgesamt ist "Zweimal im Leben" eine weitere sehr starke Episode – auch wenn die erwähnten Kritikpunkte den ganz großen Wurf verhindern.

Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2022 Hulu/Disney+)







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