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Originaltitel: The Emperor's Peace
Episodennummer: 1x01
Bewertung:
Weltweite Internet-VÖ: 24. September 2021
Drehbuch: David S. Goyer & Josh Friedman
Regie: Rupert Sanders
Besetzung:
Jared Harris als Hari Seldon,
Lou Llobell als Gaal Dornick,
Alfred Enoch als Raych Foss,
Leah Harvey als Salvor Hardin,
Lee Pace als Brother Day,
Terrence Mann als Brother Dusk,
Cooper Carter als Brother Dawn,
Laura Birn als Demerzel,
Jairaj Varsani als Poly,
Buddy Skelton als Keir,
Chloe Lea als Gia,
Joni Morris als Laylo,
Jade Harrison als Bayla,
Chris Jarman als Jarko,
Reece Shearsmith als Jerril,
Carolina Main als Ambassador Shae Un Shae,
Antony Bunsee als Ambassador Xandem,
Alexander Siddig als Advocate Xylas u.a.
Kurzinhalt:
Gaal Dornick ist ein mathematisches Ausnahmetalent – steht damit jedoch auf ihrem Heimatplaneten Synnax, auf dem Wissenschaft verboten ist, im Abseits. Eines Tages löst sie eine besonders schwierige Aufgabe – und wird daraufhin vom Mathematiker Hari Seldon eingeladen, um mit ihm auf Trantor zu arbeiten. Seldon ist Psychohistoriker, der mit Hilfe der Mathematik auf Basis gesellschaftlicher Strömungen der Vergangenheit Prognosen für die Zukunft treffen kann – nicht für Individuum, aber Zivilisationen. Nun sagt er heraus, dass das Imperium im Laufe der nächsten 500 Jahre untergehen wird. Damit zieht er den Unmut des Kaisers auf sich, der in Seldons Prophezeiung eine Bedrohung seiner Herrschaft sieht. Nun da sich Gaal Dornick seinem Team auf Trantor anschließt, gerät auch sie ins Fadenkreuz von Cleon XII. Und so werden Gaal und Hari keine vierundzwanzig Stunden, nachdem sie auf Trantor angekommen ist, verhaftet. Als man ihr die Gleichung ihres Mentors vorlegt, muss Gaal nun eine Entscheidung treffen: Widerlegt sie seine Prognose, um ihre eigene Haut zu retten, oder bestätigt sie vielmehr seine Formel, und teilt so unweigerlich sein Schicksal?
Review:
"Foundation" steht seit Herbst letzten Jahres auf meiner Watchlist ziemlich weit oben, aber, wie ich immer sage: Alles auf einmal geht nun mal nicht. Und gerade auch beim aktuellen Überangebot an (Streaming-)Serien muss man einfach Prioritäten setzen. Da ich zudem letztendlich extra für diese Serie nun auch noch ein Abo bei Apple TV hätte abschließen müssen, beschloss ich, mir noch ein bisschen Zeit zu lassen. Nun ist es aber endlich soweit, und ich nütze eine kleine (vorläufige) Lücke im Review-Kalender, um endlich in die vermeintlich nächste große Science Fiction-Serie einzutauchen. Wie wohl bekannt sein sollte, basiert die Serie auf der "Foundation"-Reihe von Isaac Asimov, die von mir auch vor ein paar Jahren gelesen (und besprochen) wurde; sprich, im Gegensatz zu z.B. "The Expanse" damals bin ich hier mit der Vorlage soweit vertraut (wobei zugegebenermaßen bei der Fülle an Büchern die ich lese nicht unbedingt immer allzu viel hängen bleibt).
Insofern ist mir auch bewusst, dass die Showrunner David S. Goyer und Josh Friedman vor einer großen Herausforderung stehen. Nicht nur, da die Foundation-Trilogie rund 500 Jahre umfasst, sondern auch, da die Geschichte weder mit "Second Foundation" noch der letzten von Isaac Asimov geschriebenen Fortsetzung, "Foundation and Earth", wirklich abgeschlossen ist. Insofern bin ich durchaus schon gespannt, wie man bei dieser Adaption/Interpretation mit diesen beiden Herausforderungen umgehen wird – etwas, dass sich aber natürlich nach der ersten Folge der ersten Staffel noch nicht wirklich beurteilen lässt. Was sich hingegen schon sagen lässt: Bei "Foundation" hat Apple TV definitiv gekleckert, statt geklotzt. Zwar ist man bei Science Fiction-Serien was die Effekte und die Bildgewalt betrifft in den letzten Jahren – nicht zuletzt aufgrund dem aufkommenden Streaming-Markt, und damit einhergehend im Vergleich zur früheren TV-Ära größeren Budgets – eh schon einiges gewöhnt, "Foundation" setzt da aber mit Leichtigkeit nochmal eins drauf, und stellt selbst so manchen Kinofilm der letzten Jahre in den Schatten. Highlights waren dabei die einzelnen Planeten, mit ihren Monden, Schwesterplaneten usw. im Hintergrund, sowie nicht zuletzt auch der Aufzug in den Weltraum (und dessen letztendlicher Fall). Doch es sind nicht nur die Effekte an sich, sondern auch die Sets, die Ausstattung, die Kostüme, sowie die Locations. Wie gesagt: Selbst auf der Kinoleinwand würde "Foundation" zu den optisch beeindruckendsten Werken der letzten Jahre zählen; vom Fernsehen (selbst in Anbetracht der schönen neuen Streaming-TV-Welt, wo man diesbezüglich ohnehin schon ziemlich verwöhnt ist) ganz zu schweigen. Generell fand ich es sehr schön, wie wir hier gleich drei Planeten besuchen, und so einen Eindruck von den verschiedenen Welten des Imperiums erhalten.
Die Besetzung macht ebenfalls einen guten Eindruck. Jared Harris ist ja immer großartig, und für Hari Seldon nun wirklich eine exzellente Wahl. Er hat einfach das nötige Charisma, und strahlt auch jene Würde aus, welche die Rolle benötigt. Von ihm abgesehen sind die bekanntesten Gesichter im Ensemble wohl Lee Pace (Waldelbenkönig Thranduil aus der "Hobbit"-Trilogie, sowie Ronan der Ankläger aus dem MCU) als Kaiser Cleon XII., sowie Terrence Mann (Whispers aus "Sense 8" bzw. Kopfgeldjäger Ug aus den "Critters"-Filmen) als sein "dämmernder" Vorgänger. Und auch Genre-Veteran Alexander Siddig schaut für eine Gastrolle vorbei. Vor allem aber begrüße ich es, dass die Rolle von Gaal Dornick – im Roman ein vermeintlich weißer junger Mann – mit Lou Llobell besetzt wurde, und damit mit einem Schlag viel für die Diversität der Serie getan wurde. Zumal mir auch ihre schauspielerische Leistung hier sehr gut gefallen konnte; eventuell mit Ausnahme des letzten Satzes, wo ich als Regisseur wohl eine andere Klappe gewählt hätte.
Womit wir beim nächsten Punkt wären: Bei der Pilotfolge war der bislang vornehmlich fürs Kino tätige Regisseur Rupert Sanders für die Inszenierung verantwortlich. Seine bisherigen Filme "Snow White and the Huntsman" und "Ghost in the Shell" waren jetzt zwar nicht unbedingt Highlights, dabei würde ich ihm aber zugutehalten, dass dort aus meiner Sicht jeweils eher das Drehbuch bzw. Entscheidungen, die sich seiner Kontrolle entzogen, für den mittel- bis mäßigen Eindruck, den die Filme bei mir hinterließen, verantwortlich war. In jedem Fall würde ich aber behaupten, dass zumindest in diesen beiden Filmen (und mehr hat er ja fürs Kino noch nicht gemacht) jetzt nicht unbedingt ein eigener Stil, eine eigene Handschrift, oder generell irgendwie ein außerordentliches Talent erkennbar gewesen wäre. Und so passt letztendlich auch "Der Frieden des Kaisers" in seine Filmographie. Ja, er mag das bislang beste sein, was er (abseits seiner Kurzfilme, die ich nicht kenne9 gedreht hat – zu verdanken ist das aber mehr dem im Vergleich zu "Snow White and the Huntsman" sowie "Ghost in the Shell" deutlich besseren Skript, als ihm. Womit wir wiederum die Brücke zum Drehbuch geschlagen hätten, welches ich in der Tat sehr ansprechend und gelungen fand. David S. Goyer hat zwar alles andere als eine makellose Weste (so geht unter anderem "Terminator: Dark Fate" zumindest mit auf sein Konto), mit Skripts wie "Dark City", der "Blade"-Trilogie sowie Nolans "Batman"-Trilogie schlägt das Pendel (trotz seiner Mitwirkung an "Batman v. Superman: Dawn of Justice") insgesamt aber eindeutig zu seinen Gunsten aus. Mit "Der Frieden des Kaisers" hübscht er diese Statistik nun noch einmal zusätzlich auf. Klar sind viele positive Aspekte in erster Linie Isaac Asimov anzurechnen, der mit seinem Roman die Vor- und Grundlage lieferte. Goyer gelingt es aber ausgezeichnet, auf diese aufzubauen, und sie zu erweitern bzw. zu vertiefen.
Dabei hatte es mir neben der Idee der Psychohistorie an sich insbesondere der Widerstreit zwischen Wissenschaft und Macht, Politik bzw. Religion angetan, wie er sich nicht nur auf Synnax, sondern auch mit der Handlung rund um den Kaiser – der in Hari Seldons Prophezeiung eine Bedrohung für seine Herrschaft sieht, obwohl doch in Wahrheit die ersten Anzeichen, dass dieser Recht hat, mit den Kämpfen am Rande des Imperiums offensichtlich sind – offenbart. Das offenbart sowohl im Hinblick auf das Pandemie-Management als auch die Klima-Krise eine erstaunliche wie erschreckend-frustrierende Parallelen zur Gegenwart. So ziemlich mein einziger Kritikpunkt: Ich bin bekanntermaßen kein Freund von irgendwelchen Vorausblenden, und hätte auch hier lieber auf die Szenen 50 Jahre aus der Zukunft verzichtet. Zumal ich dieses anteasern zukünftiger Ereignisse auch nicht wirklich erforderlich fand; die Story in der "Gegenwart", rund um Gaal Dornicks Reise nach Trantor, sowie Hari Seldons Berechnung rudn um den Sturz des Imperiums, war für sich genommen eigentlich schon mehr als spannend genug. Sollte man zumindest meinen.
Fazit:
Mit "Der Frieden des Kaisers" legt die Verfilmung von Isaac Asimovs "Foundation"-Saga einen fantastischen Start hin – und bringt sich damit als legitimer Nachfolger von "The Expanse" in Stellung. Vor allem optisch war ich vom Serienauftakt ungemein beeindruckt, stellt "Der Frieden des Kaisers" doch selbst so manchen Science Fiction-Kinofilm der letzten Jahre in den Schatten (und muss sich selbst vor dem jüngst sechsfach oscarprämierten "Dune" nicht groß verstecken). Aber auch inhaltlich war ich sehr angetan. So wie in der Vorlage gefiel mir insbesondere die Idee der Psychohistorie; aber auch der Widerstreit zwischen Wissenschaft und Politik stach für mich – nicht zuletzt aufgrund der starken Parallelen zur Gegenwart – hervor. Klar, manches davon entstammt der Vorlage (wobei auch da lobend erwähnt gehört, dass die besagten Aspekte im Zuge der Adaption eben nicht ausgespart wurden), insgesamt machten David S. Goyer und Josh Friedman aber einen sehr guten Job dabei, die teilweise doch etwas trocken-sperrige Vorlage ins moderne TV-Zeitalter zu übertragen, und dabei auch gleich zu erweitern und zu vertiefen. Inwiefern es ihnen gelingen wird, dies über die Staffel hinweg beizubehalten – und vor allem auch, wie sie damit umgehen werden, dass die Geschichte aus dem "Foundation"-Zyklus (zumindest sofern man den nicht mehr von Asimov geschriebenen "Foundation's Triumph" beachtet) unvollendet geblieben ist. Vorerst ist mein Eindruck von "Foundation" aber erstmal überaus positiv.
Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2021 Apple TV+)
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