Star Wars: Der Erbe der Jedi-Ritter
Ein Abenteuer aus der Perspektive von Luke Skywalker Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 27 März 2022
 
Titel: "Der Erbe der Jedi-Ritter"
Originaltitel: "Heir to the Jedi"
Bewertung:
Autor: Kevin Hearne
Übersetzung: Andreas Kasprzak
Umfang: 358 Seiten
Verlag: Blanvalet (D), Del Rey (E)
Veröffentlicht: 16. November 2015 (D), 03. März 2015 (E)
ISBN: 978-3-7341-6008-0 (D), 978-0-3455-4485-8 (E)
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Ein paar Wochen nach der Zerstörung des Todessterns hat Prinzessin Leia eine neue wichtige Aufgabe für Luke Skywalker: Er soll eine Kryptographin, die gezwungen wird, für das Imperium zu arbeiten, aus deren Fängen befreien. Drusil Bephorin ist eine Givin, derem Volk von vornherein ein Talent für Mathematik und sekundenschnelle Berechnungen der komplexesten Gleichungen in die Wiege gelegt ist, Drusil ist jedoch selbst für eine Givin ein außergewöhnliches Talent – und wäre damit für die Rebellen von großem Wert. Sie selbst hat für das Imperium nichts übrig, und arbeitet nur deshalb für sie, weil sie ihre Familie gefangen halten. Während also ein Team der Rebellen losfliegt, um ihre Familie zu retten, soll Luke Skywalker wiederum Drusil selbst befreien. Dabei erhält er Unterstützung von der noch recht frischen Rebellen-Rekrutin und Scharfschützin Nakari Kelen. Die beiden kommen sich im Verlauf ihrer Mission zunehmend näher, und beginnen, Gefühle füreinander zu entwickeln. Zudem arbeitet Luke nach wie vor daran, seine Verbindung zur Macht zu stärken, und so das Erbe der Jedi-Ritter anzutreten. Doch im weiteren Verlauf der Mission wird Luke zum ersten Mal von der dunklen Seite der Macht in Versuchung geführt…

Review (Kann Spoiler enthalten): "Der Erbe der Jedi-Ritter" wäre ursprünglich als dritter Band der "Imperium und Rebellen"-Reihe geplant gewesen, von der zuvor "Auf Messers Schneide" und "Ehre unter Dieben" veröffentlicht wurden. Somit hätte dieses auf Luke fokussierte Abenteuer quasi die Trilogie, nach zwei Geschichten rund um Leia sowie Han, komplettiert. Dann kam jedoch der Kauf der "Star Wars"-Lizenz von Disney, und deren Entscheidung, die bis dahin veröffentlichten Romane und Comics zu entkanonisieren. Statt die Erzählung als Teil des "Legends"-Kanons aufzulegen, stimmte man sich mit der Disney Story Group ab, um sicherzustellen, dass "Der Erbe der Jedi-Ritter" in den neuen Kanon passt. Letztendlich sollte "Der Erbe der Jedi-Ritter" dann eines der ersten Bücher aus dem neuen Kanon sein, welches veröffentlicht wurde. Soweit zur Entstehungsgeschichte; was nun den Roman an sich betrifft, sticht in erster Linie die im "Star Wars"-Bereich doch eher ungewöhnliche Erzählperspektive hervor, ist "Der Erbe der Jedi-Ritter" doch aus der Sicht von Luke Skywalker geschrieben. Soweit ich mich erinnern kann, gab es vor ihm nur ein einziges anderes Buch, wo man diesem Muster folgte, nämlich Michael A. Stackpoles "Der Kampf des Jedi", wo es spannenderweise ebenfalls um einen Jedi-Ritter ging, der versuchte, dieses schwierige Erbe anzutreten. Dort war es der von Stackpole selbst geschaffene Corran Horn, hier nun rückt mit Luke Skywalker vielmehr eine der zentralen Figuren der Trilogie in den Mittelpunkt. Aus meiner Sicht irgendwie eine noch größere Herausforderung, denn während Stackpole Corran Horn geschaffen hat und die Figur somit in- und auswendig kannte, muss Kevin Hearne hier auf die Arbeit zahlreicher Autoren vor ihm, sowie natürlich der Performance von Mark Hamill, aufbauen, und dafür sorgen, dass sein Roman zur Darstellung von Luke Skywalker aus den bisherigen (offiziellen) Abenteuern passt. Eben dies ist ihm erfreulicherweise sehr gut gelungen.

Weniger erfreulich ist hingegen, dass ich jetzt nicht unbedingt fand, dass Hearne mit der ungewöhnlichen Erzählweise einen tieferen Einblick in die Figur gewährt, als das auch bei einem Roman nach dem üblichen Erzählmuster der Fall gewesen wäre. Stackpole gelang es hier ungleich besser, uns tiefer in die Gedanken- und Gefühlswelt von Corran Horn eintauchen zu lassen, und damit die Verbindung zwischen Figur und Leser zu stärken. Hier hingegen wirkte die Erzählperspektive wie ein doch eher unnötiges Gimmick. Generell gab es für meinen Geschmack zu wenig Momente, wo Lukes Stimme für mich deutlich hörbar war. Es hilft auch nicht, dass die Story leider nicht wirklich etwas Besonderes ist, und vor allem in der ersten Hälfte ziemlich zerfahren wirkt, mit den Missionen auf Rodia und Fex, die über keine nennenswerte Verbindung zur Haupthandlung rund um die Rettung von Drusil verfügen. Auch die Romanze zwischen Luke und Nakari fand ich sehr beliebig, klischeehaft und aufgesetzt – und vor allem auch teilweise furchtbar geschrieben. Ganz ehrlich: Es wäre mir unverständlich, wenn jemand, der sich (nicht zu Unrecht) über die schnulzigen Passagen in "Angriff der Klonkrieger" beschwert, Hearne dies hier nun einfach so ungestraft durchgehen lässt. Ich persönlich fand seinen Roman diesbezüglich nämlich sogar noch schlimmer, als die vielgescholtene "Episode II". Trotzdem will ich "Der Erbe der Jedi-Ritter" jetzt auch nicht krampfhaft schlecht reden. So fängt Kevin Hearne Lukes Persönlichkeit wie zuvor schon erwähnt sehr gut und stimmig ein. Ich kann zudem nicht behaupten, mich beim Roman sonderlich gelangweilt oder gar geärgert zu haben. Vor allem aber hat "Der Erbe der Jedi-Ritter" trotz aller berechtigter Kritik zweifellos seine Momente. Für mich persönlich stach dabei insbesondere alles rund um Lukes Versuche hervor, seine Verbindung zur Macht zu stärken, und damit seine Jedi-Fähigkeiten auszubauen. Aber auch jener Moment, wo er kurz davor ist, von der dunklen Seite der Macht verführt zu werden, war stark, und von Hearne sehr eindringlich beschrieben. Abseits dieser einzelnen Momente gab es bei "Der Erbe der Jedi-Ritter" aber halt wenig, was mich so richtig begeistert hätte.

Fazit: "Der Erbe der Jedi-Ritter" ist ein doch eher durchschnittlicher Roman. Ursprünglich noch für das "Expanded Universe" gedacht, dann jedoch in Abstimmung mit der Disney Story Group in den neuen Kanon gerettet, sticht an Kevin Hearnes Roman in erster Linie die für "Star Wars" doch eher untypische Erzählweise hervor, ist er doch aus der Sicht von Luke Skywalker geschrieben. Leider aber fand ich, dass Hearne aus diesem Stilmittel weitaus weniger herausholt, wie einst Michael A. Stackpole bei "Der Kampf des Jedi". Darüber hinaus war die Story leider nicht wirklich etwas Besonderes, vor allem zu Beginn recht zerfahren, und insgesamt eher belanglos. Und auch die Romanze hat mich leider überhaupt nicht überzeugt. Demgegenüber stehen ein flüssiger Schreibstil der keine Langeweile aufkommen lässt, ein sehr gut getroffener Luke Skywalker, sowie insbesondere jene Momente, wo dieser seine Ausbildung zum Jedi-Ritter selbstständig fortsetzt, und seine Verbindung zur Macht vertieft. Was jedoch für meinen Geschmack letztendlich bei "Der Erbe der Jedi-Ritter" (angesichts des Titels durchaus unerwarteterweise) eine viel zu geringe Rolle spielte.

Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2015 Blanvalet, gestaltet von Larry Rostant)





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