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Originaltitel: Pilot
Episodennummer: 1x00
Bewertung:
Erstausstrahlung US: 24. September 1995
Erstausstrahlung D: 25. Februar 1996
Drehbuch: Glen Morgan & James Wong
Regie: David Nutter
Besetzung:
Morgan Weisser als Lt. Nathan West,
Kristen Cloke als Lt. Shane Vansen,
Rodney Rowland als Lt. Cooper Hawkes,
Lanei Chapman als Lt. Vanessa Damphousse,
Joel de la Fuente als Lt. Paul Wang,
James Morrison als Lt. Col. Tyrus Cassius 'T.C.' McQueen,
Bill Hunter als Secretary General Chartwell,
Colin Friels als Lt. Colonel Fouts,
Amanda Douge als Kylen,
Peter Kent als Mike 'Pags' Pagodin,
Theresa Wong als Michelle Low,
Anja Coleby als Bartley,
Darrin Klimek als Carter,
Christopher Kirby als Lt. Stone,
Robert Coleby als Colonial Governor Jonathan Overmeyer,
Alan Dale als Colonial Governor Borman,
R. Lee Ermey als Sergeant Major Bougus u.a.
Kurzinhalt:
Im Jahr 2063 hat die Menschheit – nachdem sie einen K.I.-Krieg überlebt hat – damit begonnen, ihre Fühler ins All auszustrecken, und erste Kolonien außerhalb unseres Sonnensystems zu errichten. Nathan West und seine Freundin Kylen freuen sich schon darauf, in Kürze ebenfalls zu den Pionieren zu zählen. Dann jedoch erhalten sie die Hiobsbotschaft, dass aufgrund eines neuen Beschlusses, der vorsieht, dass zwingend auch sogenannte Tanks – künstlich gezüchtete Menschen – Teil des nächsten Kolonieschiffs sein müssen, nur einer von ihnen aufbrechen kann. Nathan versucht sich daraufhin, als blinder Passagier aufs Schiff zu schleichen, wird jedoch erwischt und festgenommen. Die einzige Chance, seiner Freundin doch noch ins All zu folgen besteht daran, sich den Space Marines anzuschließen. Zusammen mit weiteren Rekruten – darunter u.a. Shane Vansen, die in den K.I.-Kriegen ihre Eltern verloren hat, sowie dem "Tank" Cooper Hawkes – beginnt er die Grundausbildung an der Weltraum-Akademie. Ihr Ziel ist es, Piloten zu werden, und in die Fußstapfen des sagenumwobenen 127. Geschwaders, Angry Angels genannt, zu schlüpfen. Doch ihre Ausbildung wird abgekürzt, als es zum Ernstfall kommt, und ein außerirdisches Volk beginnt, die Menschheit sowohl in den Kolonien als auch dem eigenen Sonnensystem anzugreifen…
Review:
Mitte der 90er erlebten wir im Fernsehen eine neue Blütezeit der Science Fiction-Unterhaltung. Neben gleich zwei parallel laufenden "Star Trek"-Serien sowie den langlebigeren Neuankömmlingen "Stargate SG-1", "Babylon 5" und "SeaQuest DSV" (sowie "Akte X", wenn man sie dem Genre zuordnen will) gab es auch zahlreiche Neustarts, die es auf maximal eine Staffel brachten. "Space 2063" war eine davon, die wohl leider im Überangebot Mitte der 90er untergegangen ist, und es nicht schaffte, eine ausreichend große Fanbasis zu sichern. Im darauffolgenden Vierteljahrhundert (na, fühlt ihr euch schon alt?) hat sich jedoch ein kleiner Kult um sie gebildet, und sich zu einer der am höchsten angesehenen gescheiterten Genre-Serien der 90er gemausert (die zudem wohl als eine Art Vorreiter zum "Battlestar Galactica"-Reboot angesehen werden kann). Ich selbst habe in meiner Jugend als großer Fan des Genres im TV grundsätzlich alles an Science Fiction-Serien verschlungen, wobei es auch mir aufgrund des großen Angebots teilweise schwer fiel, überall am Ball zu bleiben. Im Falle von "Space 2063" war ich vor allem zu Beginn Feuer um Flamme, da es für mich den Eindruck von "Wing Commander" fürs Fernsehen hatte.
Leider zählt "Space 2063" zu jenen Serien, wo ich im Verlauf der ersten Staffel den Anschluss verloren habe; ob das eher zufällig passierte (weil ich aus terminlichen Gründen ein paar Folgen verpasste und/oder vergessen hatte, sie aufzuzeichnen; Kinders, fragt eure Eltern, was damit gemeint ist), oder eine bewusste Entscheidung war, kann ich nicht mehr sagen (wobei ich mich zumindest noch daran erinnere, dass mir die Episoden rund um Bodeneinsätze deutlich weniger lagen). In jedem Fall weiß ich aber noch, dass ich zum Staffel- und leider zugleich Serienfinale definitiv wieder an Bord war, und dementsprechend auch den dortigen Twist mitbekommen (und noch in bester Erinnerung) habe. In jedem Fall freue ich mich aber nun schon darauf, mir die Serie noch einmal – und teilweise eben zum ersten Mal – vorzuknöpfen. Und zumindest der Pilotfilm hat mich darin voll und ganz bestätigt, bzw. meine Vorfreude nur weiter angefacht. Überhaupt, Pilotfilme. Das ist irgendwie schon ein bisschen eine Kunst, die in den letzten Jahren eher verloren gegangen ist. Ich will mich nicht zu sehr beschweren, da wir aktuell ja nun wirklich in einem goldenen TV-Zeitalter leben (wenn auch zugegebenermaßen nicht alles Gold ist, das glänzt). Serien bequem über Streaming schauen, wo und wann man will, auf Wunsch im Originalton, ohne Werbeunterbrechung – und auch die Qualität an sich ist, zumindest im Durchschnitt, zweifellos gestiegen. Klassische Pilotfilme haben heutzutage aber irgendwie doch eher Seltenheitswert. Die meisten Serien für "altmodische" Sender starten einfach mit einer regulären Folge, und bei Streaming-Serien wird normalerweise ohnehin gleich eine ganze Staffel in Auftrag gegeben – und die jeweiligen Macher verlassen sich darauf, dass man dieser ein paar Folgen Zeit gibt, sich zu entwickeln. Früher hatte man aber oftmals nur eine Gelegenheit, um das Publikum – und die Senderverantwortlichen – zu überzeugen. Es galt nicht nur, die Figuren vorzustellen, sondern auch das allgemeine Konzept zu etablieren. Und im Idealfall sollte neben all dieser Exposition auch noch eine packende Geschichte erzählt werden, die einerseits für sich stehen kann, andererseits aber auch der Serie, die nachfolgen soll, den Weg ebnet.
"Die Zusammenkunft" ("Babylon 5"), "Das Tor zum Universum " ("Stargate SG-1"), "SeaQuest DSV" (selbsterklärend) und "Der Fürsorger" ("Star Trek: Voyager") sind nur vier prominente Beispiele für erfolgreiche 90er-Pilotfilm (und überaus gelungene; wenn ich auch bei "Babylon 5" die hierzulande leider nie veröffentlichte Schnittfassung deutlich überlegen finde) aus dem "Science Fiction"-Bereich. Eine illustre Riege, der definitiv auch der Pilotfilm zu "Space 2063" hinzuzuzählen ist – ist dieser doch in allen drei zuvor genannten Zielen überaus erfolgreich. So gefällt mir grundsätzlich schon mal die hier vorgestellte Welt ausgesprochen gut. Man sollte meinen, dass eine Menschheit die dabei ist, das All zu besiedeln, und dort auf ein feindliches außerirdisches Volk trifft, für ein Setup eigentlich schon reichen würde. Doch anstatt es "nur" dabei zu belassen, würzt man das Ganze noch dazu mit einer interessanten, leicht post-apokalyptischen Ausgangssituation rund um die K.I.-Kriege, die noch nicht zu lange in der Vergangenheit liegen. Das gibt der Serie noch einmal einiges an Tiefe und Hintergrund.
Aber auch die Vorstellung der Figuren ist gelungen, insbesondere bei den drei Hauptcharakteren. So gewinnt Shane Vansen insbesondere durch die Rückblenden zum K.I.-Krieg und dem Tod ihrer Eltern (der zudem den Zweck erfüllt, diese abstrakte Hintergrundinfo greifbarer zu machen) an Profil. Bei Cooper Hawkes ist es in erster Linie die Diskriminierung und Anfeindung, die er aufgrund seiner Herkunft als im Labor gezüchteter Mensch über sich ergehen lassen muss. Und bei Nathan West erleben wir unmittelbar mit, wie er von seiner Freundin getrennt wird; ihr vermeintlicher Tod gibt ihm zudem ausreichend Motivation, um gegen die Aliens in den Krieg zu ziehen. Aber auch die Dynamik zwischen den Figuren hatte es mir angetan, nicht zuletzt, da Nathan Grund dazu hat, Tanks zu hassen, nachdem er wegen ihnen seinen Platz auf dem Kolonieschiff verloren hat. Ein bisschen klischeehaft ist ihre Rollenverteilung zwar zugegebenermaßen schon; Nathan ist der aufrechte, vielleicht ein bisschen naive Held, also quasi der Luke Skywalker (oder Christopher Blair), während Cooper die Rolle des Halunken und Draufgängers einnimmt (Han Solo – oder Todd "Maniac" Marshall – lassen grüßen). Andererseits, wenn eben diese Kombination in der Vergangenheit oft und glänzend funktioniert hat, warum daran etwas ändern? Und dann ist da noch die Geschichte an sich, die ebenfalls zu gefallen weiß. Wir erleben hier letztendlich den Ausbruch eines interstellaren Krieges mit. Dass wir vorerst noch so gut wie gar nichts über die Angreifer erfahren, trägt zusätzlich zum Reiz bei, und lässt ein paar spannende Fragen für die nachfolgende Serie offen. Vor allem aber findet der Pilotfilm genau die richtige Mischung aus Exposition, Charaktervorstellung und Vorwärtsbewegung. und mündet schließlich in einem packenden und (für damalige TV-Verhältnisse) spektakulären Raumkampf.
Die (computer-generierten) Effekte sind für die damalige Zeit absolut ok, vor allem von der Auflösung her (während die Weltraumaufnahmen z.B. bei "Babylon 5" – vor allem in den Staffeln 1-3, doch noch etwas "kunstvoller" wirkten; apropos B5, so sehr mir das Design der außerirdischen Schiffe auch gefällt, ein bisschen musste ich da schon an die Minbari-Kampfjäger denken). Pluspunkte sammelt die Serie zudem für die Musik von Shirley Walker, die "Space 2063" nicht zuletzt ein denkwürdiges Hauptthema mit auf den Weg gibt. Besetzungstechnisch macht das Ganze ebenfalls erstmal einen soliden Eindruck, wobei neben James Morrison (später u.a. mehrere Staffeln lang bei "24" mit von der Partie) in erster Linie der Gastauftritt von R. Lee Ermey hervorsticht, der hier in leicht abgewandelter Form und einem anderen Setting seine Rolle als ruchloser Einpeitscher aus "Full Metal Jacket" nochmal aufleben lässt. Und auch die Inszenierung durch David Nutter (davor u.a. bei "Akte X" im Einsatz, später einer der Regisseure von "Game of Thrones") fällt positiv auf. Er versteht es, aus einem nicht allzu großen Budget viel herauszuholen, und u.a. mit Einfällen wie der Spiegelung der Rakete hervorzustechen. Kein Wunder, dass er in weiterer Folge für Pilotfilme oder -episoden ganz besonders gerne und oft engagiert wurde; der Erfolg gibt ihm recht!
Fazit:
Mit dem Pilotfilm legt die "Science Fiction"-Kultserie aus den 90ern einen großartigen Start hin. Es gelingt ihm gleichermaßen gut, die drei Funktionen eines ebensolchen Pilotfilms zu erfüllen: Das Setup zu etablieren, die Figuren vorzustellen, und eine mitreißende Story zu erzählen. Die Produktionsqualität ist für damalige Verhältnisse absolut ok, wobei neben den netten Mars-Szenen, der Musik von Shirley Walker und den gefälligen CGI-Effekten nicht zuletzt die Regiearbeit von David Nutter positiv hervorsticht. Figuren und Besetzung machen ebenfalls einen guten Eindruck. Und die Weltraumaction am Ende hatte es mir auch angetan. Vor allem aber macht der Pilotfilm mit der Vorstellung der außerirdischen Feinde, über die wir hier erstmal noch so gut wie gar nichts erfahren, neugierig auf die Forstsetzung!
Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox Television)
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