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Originaltitel: …But to Connect
Episodennummer: 4x07
Bewertung:
Erstausstahlung USA: 30. Dezember 2021 (Paramount+)
Erstausstahlung D: 31. Dezember 2021 (Pluto TV)
Drehbuch: Terri Hughs Burton & Carlos Cisco
Regie: Lee Rose
Hauptdarsteller:
Sonequa Martin-Green als Michael Burnham,
Doug Jones als Saru,
Anthony Rapp als Paul Stamets,
Mary Wiseman als Sylvia Tilly,
Wilson Cruz als Hugh Culber,
Blu del Barrio als Adira Tal,
David Ajala als Cleveland "Book" Booker.
Gastdarsteller:
Ian Alexander als Gray Tal,
David Cronenberg als Dr. Kovich,
Shawn Doyle als Ruon Tarka,
Chelah Horsdal als President Laira Rillak,
Tara Rosling als President T'Rina,
Phumzile Sitole als General Ndoye,
Annabelle Wallis als Zora,
Andreas Apergis als Guardian Xi,
Nicole Dickinson als Orion Delegate,
Alex McCooeye als Lee'U,
Giovanni Spina als Provost Sta'Kiar u.a.
Kurzinhalt:
Der Föderationsrat versammelt sich, um zu entscheiden, wie man mit der Bedrohung durch die Anomalie umgehen soll. Der Wissenschaftler Ruon Tarka ist davon überzeugt, dass es ihm möglich wäre, die DMA zu vernichten. Dafür müsste man jedoch eine isolytische Waffe verwenden. Deren Einsatz ist nicht nur intergalaktisch verpönt und laut den Kithomer-Akkorden verboten, sie droht auch schwere Schäden am Subraum anzurichten. Zudem könnten die Auswirkungen auch auf der anderen Seite der DMA, und damit bei der vorerst nur als Spezies 10-C bekannten Zivilisation, die für die Anomalie verantwortlich ist, schwere Schäden verursachen. Michael Burnham plädiert daher dafür, zuerst zu versuchen, mit diesen in Kontakt zu treten – besteht doch die Möglichkeit, dass hinter der DMA kein Vorsatz steckt, sondern es sich dabei nur um einen Unfall ohne böse Absicht handelte. Doch um mit ihnen zu kommunizieren, müsste man die genauen Koordinaten kennen. Zora, der mit dem Sphärenwissen verschmolzene Computer der Discovery, hat jedoch mittlerweile eine eigene Persönlichkeit entwickelt, und möchte eben diese Koordinaten nicht herausgeben. Dies wiederum ruft Dr. Kovich auf den Plan, der evaluieren soll, inwiefern Zora für die Discovery eine Bedrohung darstellt. Bei einem entsprechenden Urteil seinerseits würde man die künstliche Intelligenz aus dem Computerkern entfernen…
Review:
"Verbindung" ist genau das, was passiert, wenn du eine Geschichte nicht mehr nur in knappen, effizienten 45 Minuten erzählst, sondern auf eine komplette Staffel ausdehnst. In der Zeit der alten, klassischen "Star Trek"-Serien, von TOS bis ENT, wären beide Handlungsstränge hier mit zwei, maximal drei Szenen abgehandelt gewesen, hier hingegen dehnt man sie auf eine komplette, eigene Episode aus. Das Ergebnis ist eine doch eher zähe Angelegenheit, die sich wie Füllstoff anfühlt, und trotz des Cliffhangers als Staffelpause doch eher eigenwillig bis unglücklich gewählt scheint. Erschwerend kommt hinzu, dass ich mit beiden Handlungssträngen auch abseits der zu gestreckten Erzählweise wenig glücklich war. Rund um die Diskussion des Föderationsrats fällt nicht zuletzt auf, was für eine wichtige Rolle Michael Burnham hier wieder mal im Geschehen spielt. Auf mich wirkte es aber sehr unglaubwürdig, dass bei einer solchen Versammlung ein einfacher Schiffskapitän nicht einfach nur ein Statement abgeben, sondern letztendlich eine derart entscheidende Rolle spielen würde. Dies ist halt wieder einmal der Natur der Serie als "Michael Burnham-Show" geschuldet, wirklich Sinn macht es aber halt nicht (oder könnt ihr euch vorstellen, dass ein Schiffskapitän der Navy vor einer UN-Vollversammlung spricht?!).
Noch schlimmer als bei Burnham fand ich es aber bei Book. Was zur Hölle macht der eigentlich dort? Wen vertritt er? Wenn man denn wenigstens die ohnehin zu lange Laufzeit genutzt hätte, um zu zeigen, wie auch noch viele weitere Vertreter zu Wort kommen (außer der Föderationspräsidentin und dem leitenden Wissenschaftler – weil bei den beiden, no na). Das hätte den Kritikpunkt etwas abschwächen können. So hingegen wirkt es aber halt enorm konstruiert, dass diese Diskussion über eine galaxisweite Bedrohung letztendlich auf eine Meinungsverschiedenheit zwischen diesen beiden zentralen Figuren der Serie hinausläuft. Den zweiten Handlungsstrang, rund um Zora, fand ich leider nur marginal besser. Es erinnerte mich ein wenig an "Wem gehört Data?", konnte sich nur für mich aber mit dieser TNG-Sternstunde nicht im Geringsten messen. Denn dort war man Data zu diesem Zeitpunkt schon enorm verbunden, und fand es daher für sich genommen schon mal schockierend, seine Rechte in Gefahr zu sehen. Darüber hinaus regte die Folge aber durchaus auch zum Nachdenken darüber an, wie wir mit künstlichen Wesen/Intelligenzen umgehen. All dies fehlte hier, wo letztendlich, "Discovery"-typisch, wieder einmal "nur" Gefühle im Mittelpunkt standen. Wie Zoras Angst, die Crew könnte zu schaden kommen, wenn sie die Koordinaten rausrückt, oder Stamets Furcht, dass Zora eine Gefahr für sie darstellen könnte. Dem eigentlich zentralen Punkt widmet man sich aus meiner Sicht dann aber eigentlich viel zu spät und oberflächlich: Denn das Problem ist ja weniger, dass Zora ein Individuum ist, als vielmehr, dass es auf einem solchen Schiff eine Hierarchie, eine klare Befehlsstruktur gibt. Wenn ein anderes Besatzungsmitglied einen Befehl verweigert, gibt es dafür Konsequenzen. Er wird des Dienstes enthoben, ins Gefängnis gesperrt, es gibt ein Verfahren, was auch immer. Was aber macht man mit Zora? Eine Frage, die letztendlich mit ihrem Status als Missionsspezialistin (Michael lässt grüßen) statt beantwortet vielmehr umgangen wird. Letztendlich einigt man sich darauf, in Friede-Freude-Eierkuchen-Manier sich gegenseitig zu vertrauen, und gut ists. Ja, ne, is klar.
Auch die Aufregung rund um den Aus-Schalter konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Im schlimmsten Fall kannst du auch ein Crewmitglied ausschalten, entweder betäuben, oder wenn es gar keine andere Möglichkeit gibt, töten. Warum sollte Zora eine Sonderstellung erhalten? Auf mich wirkte das alles wieder einmal nicht durchdacht, und in der naiven Betrachtungsweise geradezu weltfremd. Bleibt noch der zarte Nebenhandlungsstrang rund um Adira und Gray, die ich in erster Linie in der Art und Weise, wie man Adiras Aussage, dass Gray zur Trill-Heimatwelt zurückkehren will, unfreiwillig komisch fand. Weil, ganz ehrlich: Das war derart offensichtlich, das konnte selbst ich, ohne große Verbindung zur Figur, erkennen. Hier versucht man es uns aber als Zeichen ihrer tiefen Verbundenheit zu verkaufen, dass Adira das gleich erkannt hat. Zudem sprechen sie von sich neuerlich in der Einzahl, und sagen "ich" statt "wir". Ist natürlich grundsätzlich ok, sie dürfen von sich reden, wie sie wollen; auf mich wirkt es aber halt so, als würden die Autoren mit der Figur gern ein Statement machen, nur um selber ständig darauf zu vergessen, und es so selbst immer wieder unterlaufen. Somit wirkt das bestenfalls bemüht, und schlimmstenfalls unfähig.
Fazit:
Bei "Verbindung" störte ich mich wieder einmal an einigen logischen Ungereimtheiten, sowie daran, dass hier aus meiner Sicht zwei Handlungsstränge zusammengezogen und auf eine komplette Episode gestreckt wurden, die in den früheren, klassischen "Star Trek"-Serien wohl als B-Story in zwei bis drei Szenen nebenher abgehandelt worden wären. Die Storyline im Föderationsrat litt zusätzlich darunter, wie unplausibel alles auf Michael Burnham und Cleveland Booker zugeschnitten war (wobei man sich bei beiden, insbesondere Book, fragt, was die bei einer solchen Versammlung denn eigentlich verloren haben). Und alles rund um Zora hält den Vergleich zur thematisch ähnlich gelagerten TNG-Folge "Wem gehört Data?" leider nicht im Geringsten stand. Mit dem größeren Auftritt des wieder mal tollen David Cronenbergs in seiner höchst gefälligen Rolle als Dr. Kovich, sowie der nicht uninteressanten Ausgangssituation für die zweite Staffel"hälfte", gibt es zwar immerhin zwei kleine Lichtblicke. Trotzdem werde ich "Discovery" die nächsten fünf Wochen nicht vermissen, sondern bin eigentlich vielmehr ganz froh, jetzt wieder eine kleine Pause zum Durchschnaufen und Erholen zu haben. Was wohl eher nicht der Absicht der Serienverantwortlichen entspricht.
Wertung: 1.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2021 Paramount+)
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