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Originaltitel: Day 1
Episodennummer: 1x01
Bewertung:
Weltweite Internet-VÖ: 09. April 2021 (Amazon Prime Video)
Drehbuch: Little Marvin
Regie: Nelson Cragg
Besetzung:
Deborah Ayorinde als Livia 'Lucky' Emory,
Ashley Thomas als Henry Emory,
Alison Pill als Elizabeth 'Betty' Wendell,
Shahadi Wright Joseph als Ruby Lee Emory,
Melody Hurd als Gracie Emory,
Dale Dickey als The Woman,
Ryan Kwanten als George Bell,
Liam McIntyre als Clarke Wendell,
Lindsey Kraft als Midge Pruitt,
Pat Healy als Marty Dixon,
Brooke Smith als Helen Koistra,
Malcolm M. Mays als Calvin,
John Patrick Jordan als Earl,
Dirk Rogers als Miss Vera,
Abbie Cobb als Nat Dixon,
Max Barsness als Dale Pruitt,
Kim Shaw als Carol Lynn Denton,
Bailey Noble als Marlene,
Mia Komsky als Dina,
Ally Dixon als Bus Stop Girl,
Peyton Nicole Morton als Nancy,
Ilana Becker als Greta,
Natalie Britton als Dottie,
Zakary Risinger als Tommy,
Jon Ryckman als Sears Delivery Man u.a.
Kurzinhalt:
Die Emorys – Mutter Livia, Vater Henry, sowie ihre beiden Töchter Ruby und Gracie – wagen im Zuge der zweiten großen Migration der afroamerikanischen Bevölkerung aus dem mittleren Westen in vermeintlich liberalere Staaten den Sprung von North Carolina nach Kalifornien. In Compton, einer kleinen Vorstadtsiedlung in der Nähe von Los Angeles hoffen sie, ein freundlicheres und vor allem sichereres zu Hause zu finden. Doch die – bislang – rein weiße Community ist über den Neuzugang alles andere als erfreut. Angeführt von Betty Wendell beginnen sie damit, die Emorys zu terrorisieren. Und als wäre das nicht schon genug, macht sich Livia darüber hinaus Sorgen um ihre jüngste Tochter Gracie, die zunehmend vom rachsüchtigen Geist einer Gestalt namens Miss Vera besessen zu sein scheint…
Review:
Auf "Them" bin ich nun schon seit dem Frühjahr gespannt. Dass ich sie mir nicht schon längst angesehen habe, lag weniger an meiner Watchlist (weil ich hätte anderes ja durchaus noch etwas nach hingen schieben können), als vielmehr daran, dass ich Horror nun schon seit einiger Zeit – nicht zuletzt wegen Halloween – mit dem Herbst verbinde, und sie mir deshalb für eben diese Jahreszeit aufheben wollte (auch wenn es aktuell noch alles andere als herbstlich zugeht). Nun war es aber soweit, und die erste Episode konnte mich auch gleich ziemlich begeistern. Schon allein der Einstieg, rund um die noch unbenannte, von Dale Dickey gespielte Frau, sorgte für eine beunruhigende Atmosphäre. Und nicht zuletzt die Ankunft der Emorys in Compton zwingt einen dann schließlich dazu, in die Schuhe dieser Familie zu schlüpfen, und macht deutlich, welcher Einschüchterung, Belästigung und Terror Randgruppen im Allgemeinen und Afroamerikaner in den USA im speziellen selbst im vermeintlich liberalen Westen ausgesetzt waren, und auch heutzutage trotz allen gesellschaftlichen Fortschritts teilweise immer noch sind.
Besonders perfide ist die Vorgehensweise. Denn Betty und ihre Kumpaninnen setzten sich einfach auf die Straße und blicken ständig auf das Haus – womit sie genau genommen kein Gesetz brechen. Und doch lassen sie die Neuankömmlinge so unzweifelhaft spüren, dass sie in dieser Nachbarschaft nicht willkommen sind. Als jemand, der mit derartigem Hass und Diskriminierung zum Glück keine Erfahrung hat, hat mich dieser Gedanke doch ordentlich erschreckt, und half mir – wie auch schon einige frühere Filme und Serien – dabei, den Leidensweg der afroamerikanischen Bevölkerung in den USA (besser) nachvollziehen zu können. Neben dem Horror, der draußen auf sie lauert, scheint aber auch im inneren des Haues Gefahr zu lauern, in Form einer düsteren Präsenz, die zunehmend von ihrer jüngsten Tochter Grace Besitz zu ergreifen scheint. Jener Moment, wo sie auf einmal beginnt, das rassistische Lied der Frau zu Beginn zu singen, und sie dann plötzlich seltsam verdreht vor ihrer Mutter steht, während das Licht zu einem satten rot wechselt, ist mir doch ordentlich eingefahren. Wie mir "Them" bislang optisch und inszenatorisch generell sehr gut gefällt, angefangen bei der Kameraarbeit, über die Farben, die Sets, bis hin zur Ausstattung. Und schauspieltechnisch macht die Serie bislang ebenfalls eine sehr gute Figur. Vor allem Deborah Ayorinde – mir bislang eher nur aus kleineren Nebenrollen (u.a. bei "Luke Cage") bekannt – hat mich beeindruck. Aber auch Ashley Thomas (mir u.a. noch aus "24: Legacy" als Bruder der Hauptfigur bekannt), sowie die beiden jungen Darstellerinnen der Töchter, Shahadi Wright Joseph (zuvor u.a. schon in "Wir" zu sehen) und Melody Hurd machen ihre Sache bislang ausgezeichnet. Gleiches gilt für Alison Pill – die ich allerdings um die Rolle, in die sie hier schlüpft, echt nicht beneide. Einzig die Szene mit der Fahrt über die Brücke, mit Los Angeles im Hintergrund, fiel produktionstechnisch doch eher ab, da sie zu eindeutig als CGI zu erkennen war. Ansonsten war das aber ein vielversprechender, atmosphärischer und teilweise richtiggehend bedrückender Auftakt.
Fazit:
Zumindest "Tag 1" hat mal gehalten, was ich mir seit dem Release von "Them" versprach: Eine Serie im Stile von "Get Out" und "Wir", die sich in einem Horror-Kontext mit Rassismus aller Art – in diesem Fall im Hinblick auf eine afroamerikanische Familie, die in den 50ern in einen rein weißen Vorort zieht – auseinandersetzt. Mit Ausnahme der kurzen, zu offensichtlichen CGI-Szene bei der Anreise, gab es dabei in produktionstechnischer Hinsicht nichts zu kritisieren, und vielmehr viel zu loben. Angefangen bei der Inszenierung, über Sets, Musik, Ausstattung, Farben und Kostüme, bis hin zu den schauspielerischen Leistungen. Neben einzelnen sehr atmosphärischen Szenen – wie rund um die kurze Besessenheit von Grace – stach dabei die allgemeine bedrohliche Grundstimmung hervor, die "Tag 1" praktisch ab der ersten Sekunde verströmt. Mit der Bedrohung sowohl von außen als auch von innen bietet sich hier jedenfalls ein packendes, interessantes und vielversprechendes Setup für die erste Staffel!
Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2021 Amazon Prime Video)
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