< Vorherige Episode | Nächste Episode > |
|
Originaltitel: Cherry
Episodennummer: 1x03
Bewertung:
Weltweite Internet-VÖ: 26. Juli 2019 (Amazon Prime)
Drehbuch: George Mastras
Regie: Phil Sgriccia
Besetzung:
Karl Urban als Billy Butcher,
Jack Quaid als Hughie Campbell,
Antony Starr als Homelander,
Erin Moriarty als Starlight / Annie January,
Dominique McElligott als Queen Maeve,
Jessie T. Usher als A-Train,
Laz Alonso als Mother's Milk,
Chace Crawford als The Deep,
Tomer Capon als Frenchie,
Karen Fukuhara als Kimiko Miyashiro,
Nathan Mitchell als Black Noir,
Elisabeth Shue als Madelyn Stillwell,
Simon Pegg als Hugh Campbell,
David Andrews als Senator Calhoun,
Malcolm Barrett als Seth Reed,
Colby Minifie als Ashley Barrett,
Christian Keyes als Nathan,
David Reale als Evan Lambert,
Brittany Allen als Popclaw,
Mishka Thébaud als Shockwave,
Christian Bako als Aleksy Lutz,
Akiel Julien als Deeaygo u.a.
Kurzinhalt:
Das Rennen des Jahrhunderts steht an: In einem groß angelegten Sportevent soll sich A-Train mit dem aufstrebenden Superhelden Shockwave messen. Für A-Train steht einiges auf den Spiel – befürchtet er doch, falls er das Rennen verliert, auch seine Position als Teil der Sieben an den Konkurrenten abgeben zu müssen. Immerhin soll diese ja die Elite der Superhelden sein – für den zweitschnellsten Mann der Welt wäre dort wohl kein Platz. Um sicherzustellen, dass er das Rennen gewinnt, besucht er seine Freundin Popclaw – ebenfalls Superheldin, und darüber hinaus auch als Model und Schauspielerin tätig – die von ihrem Dealer regelmäßig mit der Superkräfte steigernden Droge "Compound V" versorgt wird. Darüber, dass er sich nach wie vor ziert, sich öffentlich zu ihr zu bekennen, ist Popclaw jedoch alles andere als erfreut. Starlight ist zwar indes, was ihren unlizenzierten Einsatz als Superheldin betrifft, aus dem Schneider – da sich das potentielle Opfer gemeldet hat – muss sich jedoch nun mit einem sehr freizügigen und alles andere als ihren Vorstellungen entsprechenden Kostüm anfreunden. Und Butch, Hughie und Frenchie holen sich für ihren Feldzug gegen die Superhelden Unterstützung von Butchs ehemaligem Army-Kameraden Mother's Milk…
Review:
In "Um jeden Preis" gibt es für Annie zu Beginn sowohl gute als auch schlechte Nachrichten. Positiv ist, dass sich das Opfer der von Starlight verhinderten Vergewaltigung mittlerweile öffentlich gemeldet und sich für ihre Rettung bedankt hat. Damit ist sie – obwohl sie ohne Lizenz/offiziellem Auftrag von Vought im Einsatz war, aus dem Schneider. Dafür will man aber an ihrem Image arbeiten – und stellt ihr einen neuen, freizügigen Anzug vor, der Annie offensichtlich überhaupt nicht recht ist. Die Diskussion, inwiefern diese Kleidung denn bitte schön eine feministische Message verbreiten würde, ist ein offenkundiger Meta-Kommentar auf die Darstellung von Superheldinnen in Comics, Fernsehen und Film, und hatte es mir echt angetan. Wobei ich sagen würde, dass es letztendlich weniger um die Kleidung an sich geht, sondern darum, wer denn entscheidet, wie sich eine Superheldin – bzw. Schauspielerin – zu präsentieren hat. Weil würde sich Annie freiwillig für das neue Kostüm entscheiden, wäre dagegen absolut nichts einzuwenden. So hingegen beschäftigt man sich – durch den Superhelden-Aspekt auf neue/ungewöhnliche Art und Weise – mit dem Sexismus, dem Frauen (insbesondere, aber natürlich nicht nur, in solch "öffentlichen" Berufen) fast tagtäglich ausgesetzt sind.
Die Begegnung mit dem jungen Fan-Mädchen am Ende deutet zwar an, dass das letzte Wort im Hinblick auf ihr neues Kostüm noch nicht gesprochen ist, vorerst lässt man aber offen, ob es Annie gelingt, sich durchzusetzen, oder sie doch klein bei gibt. Somit ist der einzige richtige Lichtblick ihres Tages (just) das Wiedersehen mit Hughie (Den "Do I call you, or do I commit a crime?"-Gag fand ich wirklich gut; und nicht zuletzt auch ihre Worte darüber, ob sie sich nicht sicher ist, ob Vought wirklich Helden wollen, oder einfach nur Leute, die wie Helden aussehen, saßen) – natürlich, ohne zu wissen, dass dieser erst am Tag davor den vermissten Superhelden Translucent brutal ermordet hat (und zumindest ein Mit-Grund seiner Einladung ist, dass sie Mother's Milk nicht entdeckt, als dieser A-Trains Kabine durchsucht). Hughie wiederum stellt mit seiner Idee, die Wohnung von Popclaw auf einfachste Art und Weise zu verwanzen – nämlich in dem man einfach auf ihre Geräte zugreift – seinen Wert für die langsam wachsende Anti-Superhelden-Truppe von Butch unter Beweis. Zugleich wird Hughie immer mehr bewusst, worauf er sich hier eingelassen hat. Dass man keine andere Wahl hat, als Translucent umzubringen, hat er ja noch zähneknirschend eingesehen (und eben sogar selbst auf den Knopf gedrückt). Aber hier nun einen unschuldigen von Popclaw – während ihres Compound-V-Trips – irrtümlich ermorden zu lassen, geht ihm dann offenkundig doch eher gegen den Strich (es wird spannend sein zu sehen, ob dieser moralische Konflikt zwischen ihm und Butch in weiterer Folge noch eskalieren wird – insbesondere, falls dieser Starlight zum Ziel erklären sollte). Apropos: Diese Szene war dann echt wieder mal ein Highlight. Mir war der Moment ja leider noch aus den damaligen Trailern in Erinnerung – dass ich diesen noch im Kopf hatte zeigt aber auch, wie er sich damals in mein Hirn gebrannt hat. Das war halt echt köstlich (und, ehrlich: Ich kann mir schlimmere Arten vorstellen, abzutreten).
Bleibt noch alles rund um A-Train. Der taugt zwar nicht gerade als Sympathieträger – wobei es mir dabei weniger um den Unfall an sich geht, als seine abschätzige Reaktion am Abend in der Superheldenbar, wo er sich über den Tod von Hughies Freundin lustig gemacht hat – gewinnt aber durch die nähere Betrachtung hier doch deutlich an Profil. Man erkennt, unter welchem Druck er – und wohl generell alle Superhelden, die Teil der Sieben sind – steht. Er muss in seinem Bereich, bzw. bei seiner Superkraft, der beste sein und bleiben – sonst droht er, aus dem Team zu fliegen, und damit nicht nur Prestige, sondern auch alle Einkünfte, die damit zusammenhängen (z.B. Sponsoring-Verträge und Film-Engagements) zu verlieren. Alles Aspekte, von denen zumindest mir nicht bewusst wäre, dass man sich im Bereich der Superhelden-Unterhaltung schon einmal gewidmet hätte. Und generell hat es mir die Idee der Vermarktung von Superhelden – bzw. hier nun, wie man dieses letztendlich nicht einmal eine Sekunde dauernde Wettrennen als riesiges Sport-Event inszeniert – nach wie vor echt angetan. Mal schauen, was sich die Serie diesbezüglich noch alles einfallen lässt!
Fazit:
Das Konzept hinter "The Boys", rund um Superhelden als Stars – und dementsprechender Vermarktungsmaschine dahinter – gefällt mir nach wie vor ausgesprochen gut. In "Um jeden Preis" beschäftigt man sich dabei u.a. mit der Frage der Selbstbestimmung von Frauen in diesem Bereich, sowie dem Leistungsdruck, dem die Mitglieder der Sieben ausgesetzt sind – müssen sie doch in ihrem jeweiligen Talent die besten sein und bleiben. Selbst wenn A-Train jetzt nicht unbedingt als Sympathieträger taugt, fand ich all dies wieder mal sehr interessant. Darüber hinaus bot die Folge aber auch wieder den einen oder anderen herrlich brutal-schwarzhumorigen Moment. Und mit den offenen Fragen rund um Compound-V (wobei der Name eine Verbindung zu Vought andeutet) präsentiert man uns auch ein interessantes neues Mysterium. Insgesamt mag "Um jeden Preis" zwar nicht ganz so mitreißend und hervorstechend gewesen sein wie der Serienauftakt, trotzdem fühlte ich mich aber auch bei der dritten Folge von "The Boys" wieder sehr gut unterhalten.
Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2019 Amazon Prime Video)
|