Star Trek - TOS: Das Faustpfand der Klingonen
Pawns and Symbols Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 05 Juni 2021
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek: Das Faustpfand der Klingonen"
Originaltitel: "Star Trek: Pawns and Symbols"
Bewertung:
Autorin: Majliss Larson
Übersetzung: Andreas Brandhorst
Umfang: 364 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne (D), Pocket Books (E)
Erstveröffentlichung: 1990 (D), November 1985 (E)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11467-1
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Die Agrikultur-Spezialistin Jean Czerny arbeitet auf Shermans Planet an der Entwicklung neuer Getreidesorten. Nach einem Erdbeben wird sie verschüttet. Doch das eintreffende Rettungsteam stammt nicht etwa von der Enterprise, sondern den Klingonen. Commander Kang nimmt sie auf seinem Schiff gefangen. Zuerst verweigert sie die Zusammenarbeit, um jedoch das Leben eines anderen Klingonen, der ihr in Gefangenschaft freundlich gesinnt war, zu schonen, erklärt sie sich dann doch widerwillig dazu bereit, ihre Forschung fortzusetzen. So richtig motiviert ist sie dann aber erst, nachdem sie zusammen mit Kang einen Planeten besucht, wo die klingonischen Siedler an einer Hungersnot leiden. Ihr ist egal, ob es sich bei den Opfern um Menschen oder Klingonen handelt, sie tut ihr Möglichstes, um ihre Forschung voranzutreiben und das Leid zu beenden. Während ihrer Mission vertieft sich auch ihre Freundschaft zu jenem Klingonen, deren Leben sie gerettet hat. Dann jedoch erhebt schon bald Kang selbst Anspruch auf sie, und macht sie zu seiner Zweitfrau. Während des Besuchs eines anderen Planeten wird sie dann schließlich von klingonischen Rebellen – die von Kangs ehemaliger Frau Mara angeführt werden - entführt…

Review: Bei "Das Faustpfand der Klingonen" macht leider eine weitere "Star Trek"-Autorin den "Fan Fiction"-Kardinalsfehler, eine Mary Sue einzubauen. Erschwerend kommt in diesem Fall hinzu, dass die komplette Geschichte extrem auf Jean Czerny fokussiert ist, und Kirk, Spock, McCoy, Sulu und Co. zu absoluten Randfiguren verkommen. Tatsächlich hatte ich teilweise den Eindruck, als wären diese in ihrem ursprünglichen Entwurf erst ganz am Ende in Erscheinung getreten, woraufhin der Verlag Einspruch eingelegt hat und quasi meinte: So nicht! Weil bis zu jenem Moment, wo Spock Undercover auf Cerny trifft, wirken die Einlagen rund um die Enterprise-Crew sehr aufgesetzt, stehen ziemlich für sich, und führen irgendwie auch völlig ins nichts. Exemplarisch sei der kurze Besuch auf Sherman's Planet, inklusive eines Angriffs der Klingonen, erwähnt, der irgendwie plötzlich abbricht, und dann nicht mehr aufgegriffen wird. Liebloser hätte Larson das kaum einbinden können. Und die Haupthandlung rund um Jean Czerny hat mich nun mal leider kaum angesprochen. Dabei gibt es durchaus ein paar "Star Trek"-Romane, die sich auf absolute Neben- oder gar unbekannte Gastfiguren konzentrieren, und die dennoch zu faszinieren vermögen; es liegt also nicht rein daran, dass wir hier den Großteil der Geschichte mit einer uns bislang unbekannten Figur verbringen. Aber die Story selbst ist leider absolut hanebüchen, und hat teilweise etwas von einem klischeehaften – und schlechten – Liebesroman. Die junge, unschuldige Frau, die von einem rauen Schurken entführt wird, und schließlich beginnt, Gefühle für ihn zu hegen; wobei man argumentieren kann, dass sie sich Kang eher nur widerwillig unterwirft, und ihr Herz eher für Aernath schlägt.

Aber das ist ein weiteres Problem des Romans: Denn leider kommt das kaum heraus, da sich die Autorin so gut wie gar nicht mit dem Innenleben der von ihr geschaffenen Figur auseinandersetzt – weshalb es mir leider ausgesprochen schwer fiel, eine Verbindung zu Czerny aufzubauen. Last but not least fehlte mir bei "Das Faustpfand der Klingonen" neben der altbekannten Crew auch wieder mal der Science Fiction-Einschlag; wird hier doch eine Story erzählt, die man mit leichten Abwandlungen auch auf der Erde der Gegenwart hätte platzieren können. Immerhin: In jenen – für meinen Geschmack eben viel zu seltenen – Momenten, wo die uns bekannten Figuren auftauchen, sind diese gut getroffen. Wie "Das Faustpfand der Klingonen" generell in eben diesen Kapiteln – und dann insbesondere zum Ende hin – zumindest ein klein wenig aufdreht. Schön auch, dass Larson mit Kevin Riley und Cyrano Jones zwei Nebenfiguren der klassischen Serie zumindest kleine Mini-Auftritte spendiert. Aber auch das Wiedersehen mit Kang hatte es mir durchaus angetan. Und auch wenn hier natürlich einiges rund um die Gesellschaft der Klingonen offenbart wird, dem die weiteren Serien dann widersprechen sollten (wie z.B., dass Klingonen als erstes Kind immer einen Sohn gebären; oder auch das mit der Farbenblindheit), so fand ich es doch zumindest vom Grundgedanken her nett, einen Blick in diese fremde Kultur zu werfen, und sie dabei/damit zu entdämonisieren. Die Story an sich hat mich aber halt leider größtenteils gelangweilt.

Fazit: Majliss Larson legt den Fokus bei ihrem ersten und zugleich einzigen (was mich jetzt nicht unbedingt sonderlich überrascht) "Star Trek"-Roman wieder mal auf einen klassischen Mary Sue-Charakter, und verliert dabei die klassischen Helden der Serie leider fast völlig aus den Augen. Was dann noch kein großes Drama wäre, wenn Jean Czerny eine interessante Figur wäre, sie sich mit ihrem Innenleben beschäftigt hätte, oder zumindest die Story zu überzeugen wüsste. Leider war bei "Das Faustpfand der Klingonen" nichts davon der Fall. Pluspunkte gibt es für jene Momente, wo bekannte Figuren auftreten, nicht zuletzt, als die Autorin sie sehr gut und stimmig einfängt, den größeren Auftritt von Kang, sowie den Einblick in die Kultur der Klingonen – letzterem wurde dann zwar in den weiteren Serien größtenteils widersprochen, aber den Versuch, dieses Volk näher vorzustellen und damit zu entdämonisieren, kann ich zumindest anerkennen. Davon abgesehen liest sich "Das Faustpfand der KLingonen" aber leider eher wie ein schnulziger, klischeehafter und noch dazu nicht einmal sonderlich guter Liebes- statt wie ein "Star Trek"-Roman.

Bewertung: 1.5/5 Punkten
Christian Siegel






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