The Mandalorian - 2x08: Die Rettung
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Episodenbild (c) Disney+

Originaltitel: The Rescue
Episodennummer: 2x08
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 18. Dezember 2020
Erstausstrahlung D: 18. Dezember 2020
Drehbuch: Jon Favreau
Regie: Peyton Reed
Besetzung: Pedro Pascal als The Mandalorian, Omid Abtahi als Doctor Pershing, Temuera Morrison als Boba Fett, Gina Carano als Cara Dune, Mercedes Varnado als Koska Reeves, Katee Sackhoff als Bo-Katan Kryze, Ming-Na Wen als Fennec Shand, Giancarlo Esposito als Moff Gideon u.a.


Kurzinhalt: Nachdem er noch Bo-Katan Kryce – die Moff Gideon im Kampf besiegen und das Dunkelschwert an sich bringen will – und ihre Partnerin Koska Reeves für seine Mission rekrutiert, ist der Mandalorianer bereit, um zu Grogus Rettung zu eilen. Man kapert ein imperiales Shuttle, und lässt es so aussehen, als würde Boba Fett dieses angreifen und verfolgen. So gelingt es ihm schließlich, in Begleitung von Cara Dune, Fennec Shand, sowie eben den beiden Mandalorianerinnen, an Bord von Moff Gideons Sternenzerstörer zu gelangen. Während die anderen versuchen, sich zur Brücke durchzuschlagen, und somit für Ablenkung sorgen, kämpft sich Din Djarin bis zur Gefängniszelle vor. Doch genau damit hat Gideon gerechnet – weshalb ihn dieser schon, mit dem Dunkelschwert im Anschlag, in der Zelle erwartet. Zudem hat Gideon sein Bataillon an dunklen Sturmtruppen – robuste Kampfroboter – aktiviert. Und so sehen sich der Mandalorianer und seine Verbündeten mit einer Übermacht konfrontiert…

SPOILER-Warnung! Das nachfolgende Review beinhaltet große Spoiler zum Finale der zweiten Staffel von "The Mandalorian". Ich empfehle dringend, erst weiterzulesen, wenn ihr die Folge gesehen habt!


Review: Episodenbild (c) Disney+ "Star Wars"-Fans haben etwas mehr als zwei herausfordernde Jahrzehnte hinter sich. Nachdem die Fangemeinde in den Jahren 1977 bis 1999 stetig gewachsen ist, ganz egal, ob man nun nur die Filme kannte, oder auch die Videospiele zockte, bzw. sich ins Erweiterte Universum vertiefte, die Fans des Universums waren in ihrer Liebe und Begeisterung für die Original-Trilogie vereint. Zumindest bis zum schicksalhaften Jahr 1999 (und ja, ich weiß, die Special Editions waren auch nicht überall beliebt, trotzdem waren die in der Art und Weise, wie sie einer neuen Generation erlaubten, diese Abenteuer auf der großen Leinwand zu bestaunen – mich eingeschlossen – ein "einendes" Ereignis). Ich kam selten ähnlich enttäuscht aus dem Kino wie nach "Die dunkle Bedrohung"; habe dann aber in den Folgejahren doch irgendwie den Anschluss zu teilen des Fandoms verloren, als mich "Angriff der Klonkrieger" und insbesondere "Die Rache der Sith" mit den Prequels wieder versöhnten. Aber von meiner persönlichen Reaktion auf die Filme mal ganz abgesehen: Mit den Prequels ging ein Bruch innerhalb der Fangemeinde einher, von der sich diese seither (oder genauer sagt: bis heute) nie mehr so recht erholte.

Die Sequels taten nichts, um daran etwas zu ändern, sondern machten es wenn überhaupt nur noch schlimmer. Mir selbst mag von den drei Filmen "Die letzten Jedi" am besten gefallen haben, aber natürlich ist mir bewusst, wie kontrovers der Film aufgenommen wurde (da waren die Prequels ein Bantha-Furz dagegen!), und damit auch, dass ich mit dieser Meinung teilweise doch gegen den Strom schwimme. Und doch bin ich damit nicht alleine. Letztendlich haben alle drei Filme, meinem Empfinden nach, unterschiedliche Fans angesprochen, und damit den Riss im Fandom vertieft (beim dritten waren sich vermutlich noch die meisten einig, dass er doch ziemlich enttäuschend war – und rückblickend halte ich mein Review für zu positiv und gnädig; ja, es mag rettende Aspekte gegeben haben, aber er ist mittlerweile jener "Star Wars"-Film, wo ich mich am wenigsten auf eine allfällige Neusichtung freue. Das sagt eigentlich schon alles). Und wenn es überhaupt etwas gibt, was mich an "Die Rettung" ärgert, dann, dass ich nun im Hinblick auf die Fortsetzungen noch angefressener bin – einfach, weil das Finale der 2. "Mandalorian"-Staffel ihr völliges Scheitern umso deutlicher macht. Einerseits auf erzählerischer Ebene, angefangen dabei, dass man von vornherein keinen klaren Plan für die Trilogie hatte (und diese auch in keinster Weise eine homogene Einheit ergeben), über einzelne furchtbare kreative Entscheidungen (wie sich gleich im ersten die Chance zu verbauen, Han, Luke und Leia noch einmal zusammenzuführen), mit denen man sich selbst ins Knie schoss, bis hin zur Tatsache, dass Disney zwar auf der einen Seite auf Nummer sicher gehen wollten (zumindest bei TFA, das letztendlich eine einfallslose Kopie von ANH war), andererseits aber im Hinblick auf Fan-Service größtenteils versagten. Zugegeben, ich kann nur für meine Kinobesuche sprechen, aber ich kann mich an keinen einzigen Moment erinnern, der das Kino zum Beben gebracht hätte. Und jetzt stellt euch mal vor, sowas wie Lukes Auftritt hier am Ende hätte man in der Sequel-Trilogie gebracht. Wie das Kino ausgeflippt wäre! Und ja, klar, der Moment war auch zu Hause großartig – aber wie viel geiler wäre er zusammen mit einer Gruppe begeisterter Fans im Kinosaal gewesen?! Insofern macht "Die Rettung" das kreative Versagen der Sequel-Trilogie nochmal offensichtlicher.

Episodenbild (c) Disney+ Nicht zuletzt auch deshalb, als Jon Favreau und Dave Filoni es so leicht erscheinen lassen. Und eben genau das ist die Krux: Ist es nicht (wie auf der einen Seite die Sequel-Trilogie gezeigt hat, und es auf der anderen Seite "Star Trek: Discovery" fast Woche für Woche auf eindrucksvolle Art und Weise unter Beweis stellt). Vielmehr ist es harte Arbeit – und sind Favreau und Filoni in dem, was sie tun, halt einfach gut. Sie verstehen es nicht einfach "nur", den Fans zu geben, was sie wollen, sondern dieses Fan-Service dabei nie aufgesetzt und/oder kalkuliert wirken zu lassen. Sie arbeiten auf diese Momente hin, weshalb sie, wenn sie dann kommen, eben verdient wirken. Und darüber hinaus begnügen sie sich beim Fan-Service auch nicht damit, einfach nur eine beliebte Figur zurückzuholen, und/oder bekanntes zu kopieren. Vielmehr zeigen sie uns etwas Neues. Wie eben z.B. in "Die Tragödie", wenn Boba Fett und der Mandalorianer Seite an Seite kämpfen; weil derart in Action haben wir Boba eben noch nie erlebt. Gleiches gilt, zumindest im Bereich der Real-Abenteuer, auch für Ashoka. Und eben auch für Luke, der hier – in einer Einlage, die ein bisschen an Darth Vaders Auftritt in "Rogue One" erinnert – im Alleingang die zuvor als ernste Bedrohung aufgebauten Dark Trooper ausschaltet. Da schau her, J. J. Abrams! Genau so macht man das.

Jedenfalls ist es schon lange her, dass ich bei einer Serie derart begeistert war, und gerade auch nach diesem Scheißjahr – und noch dazu einer ziemlich anstrengenden Woche – habe ich genau das gebraucht. Einen grandiosen, unerwarteten und uneingeschränkten Moment der Freude. Meine Nachbarn müssen sich gedacht haben, ich hätte im Lotto gewonnen, oder so etwas; ich habe "Jaaaa!" und "Oh mein Gott oh mein Gott oh mein Gott WIE GEIL IST DAS DENN BITTE?!" vor mich hergebrüllt, bis sich meine Katzen in ein anderes Zimmer verzogen haben, weil sie wohl dachten, jetzt wäre ihr Herrchen endgültig durchgeknallt. Ich meine, schon allein dieser ganze, großartige Aufbau. Wie sie alle auf der Brücke feststecken, ohne Ausweg, und dieses Bataillon übermächtiger Dark Trooper langsam beginnen, die Tür aufzubrechen (nachdem wir zuvor gesehen haben, wie schwer es dem Mandalorianer fiel, auch nur einen von denen auszuschalten). Und dann eilt da auf einmal ein einzelner X-Flügler herbei – und wir alle ahnten in dem Moment wohl schon, was das bedeutet. Nicht zuletzt, als man es ja schon in "Die Tragödie" irgendwie angeteasert, oder aber zumindest vorbereitet hat. Und dann sehen wir tatsächlich den schwarzen Umhang, und das grüne Lichtschwert, und aus Hoffnung wird Gewissheit. In den nachfolgenden Minuten zeigt man uns genau das, was uns die Sequel-Trilogie ja leider sträflichst unterschlagen hat: Luke Skywalker auf der Höhe seines Könnens als Jedi-Ritter. Und das war einfach nur geil. Die Musik von Ludwig Göransson hatte es mir an dieser Stelle ebenfalls angetan. Er hat hierfür ein völlig neues Leitmotiv komponiert, welches zwar etwas ungewohnt klingt, aber diesen Moment nicht zuletzt auch deshalb hervorstechen lässt. Und natürlich, kurz darauf klingt dann eh auch noch das altbekannte Macht-Thema, welches man unweigerlich mit Luke verbindet. Womit wir eben auch schon beim nächsten Höhepunkt sind: Luke betrifft die Brücke, nimmt die Kapuze ab, und offenbart sein – digital verjüngtes – Gesicht. Und ja, ich gebe zu, ein ganz kleines bisschen seltsam sieht es immer noch aus, insgesamt war das aber schon toll gemacht. Und als wäre all das nicht schon geil genug, rollt dann auch noch R2D2 herein!

Episodenbild (c) Disney+ Am meisten beeindruckte mich aber wohl, dass sich "Die Rettung" auf den Lorbeeren dieses geilen Auftritts nicht ausruht, sondern vielmehr mit einer ungemein emotionalen Szene sogar nochmal einen draufsetzt. Denn natürlich, so sehr wir uns über den Auftritt von Luke Skywalker freuen mögen, so bedeutet es doch zugleich unweigerlich, von Grogu Abschied zu nehmen. Ich habe auch diese Woche (leider zum letzten Mal; womit auch immer ich dann nächste Woche den bitteren "Discovery"-Nachgeschmack wegspülen werde) "Discovery" und "The Mandalorian" hintereinander gesehen. Beide bieten Abschiede. Doch während mir die Szene in "Discovery" echt scheißegal war (und das Ganze noch dazu so ausgedehnt war, inklusive langem Nachruf im Besprechungsraum), hatte ich, als Djarin seinen Helm abnahm und Grogu zum ersten Mal sein Gesicht zeigt, Pippi in den Augen. Und warum? Weil, wie ich zuvor schon geschrieben haben, Favreau und Filoni es, im Gegensatz zur versammelten "Discovery"-Mannschaft, halt einfach können. Die Post-Credits-Szene (ihr habt eh alle brav den Abspann geschaut?) kündigt dann zudem noch einen Ableger (ob als eigene Serie oder "nur" als Special muss sich erst weisen) an, auf den ich mich ebenfalls schon freue. Vor allem aber bin ich jetzt wirklich schon gespannt, wie es nach diesem extrem offenen Ende (ist die Mission des Mandalorianers doch nun erstmal abgeschlossen) in der dritten Staffel weitergehen wird – und kann die Rückkehr der Serie jetzt schon nicht mehr erwarten!

Fazit: Mein fast ausschließlich auf die letzten fünfzehn Minuten konzentriertes Review mag den Eindruck vermitteln, dass das, was davor kam, nicht weiter erwähnenswert wäre. Was absolut nicht der Fall ist. "Die Rettung" versteht es von der ersten Szene an, beste "Star Wars"-Unterhaltung zu liefern. Angefangen bei der mitreißenden Szene im Shuttle, über das Wiedersehen mit Bo-Katan, bis hin zum Angriff auf Moff Gideons Sternenzerstörer, der nicht gerade nach Plan verläuft. Sowohl die Action rund um die vier Damen, die sich auf dem Weg zur Brücke machen, als auch die Kämpfe des Mandalorianers zuerst mit einem Dark Trooper und später dann mit Moff Gideon, waren packend, und toll inszeniert. Aber ja, gar keine Frage: Der Auftritt von Luke Skywalker hat – auch wenn ich nach "Die Tragödie" damit ja schon spekuliert hatte; ich hätte halt nur nie gedacht, dass es schon so früh soweit sein würde – stellte dann wirklich nochmal alles in den Schatten. Dass dieser wundervolle Moment dann letztendlich "nur" der Aufhänger für die bislang mit Abstand emotionalste Szene der Serie war, machte seinen Auftritt dann endgültig perfekt. Jedenfalls dürfte Jon Favreau und Dave Filoni mit "The Mandalorian" im Allgemeinen und "Die Rettung" im Besonderen genau das gelungen sein, woran J.J. Abrams und Rian Johnson zuvor bei der Sequel-Trilogie gescheitert sind, nämlich: Die nach den Prequels gespaltene Fangemeinde endlich wieder in ihrer Begeisterung für eine aktuelle "Star Wars"-Produktion zu vereinen. Und dafür kann man ihnen gar nicht genug danken.

Wertung: 5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2020 Disney+)







Kommentare (1)
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1. 19.12.2020 18:37
 
Du sprichst mir aus der Serie und ich habe genau dasselbe gedacht: warum nicht gleich so und wer braucht den Mist aus der neuen Trilogie? Wobei ja gerade Episode 8 mit dem gescheiterten Looser-Luke in einem krassen Kontrast zu dieser Episode steht. Jedenfalls ist die Serie bislang Star Wars wie es einfach Spaß macht 🤗
 
schoenerAndi

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