Discovery - 3x04: Vergiss mich nicht
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Episodenbild (c) Netflix

Originaltitel: Forget Me Not
Episodennummer: 3x04
Bewertung:
Erstausstahlung USA: 05. November 2020 (CBS All Access)
Erstausstahlung D: 06. November 2020 (Netflix)
Drehbuch: Alan McElroy, Chris Silvestri & Anthony Maranville
Regie: Hanelle M. Culpepper
Hauptdarsteller: Sonequa Martin-Green als Michael Burnham, Doug Jones als Saru, Anthony Rapp als Paul Stamets, Mary Wiseman als Sylvia Tilly, Wilson Cruz als Hugh Culber.
Gastdarsteller: Michelle Yeoh als Philippa Georgiou, Blu del Barrio als Adira Tal, Ian Alexander als Gray Tal, Kenneth Welsh als Senna Tal, Andreas Apergis als Guardian Xi, Karen Robinson als Leader Pav, Andrew Shaver als Commissioner Vos, Annabelle Wallis als Zora, Emily Coutts als Lt. Keyla Detmer, Patrick Kwok-Choon als Lt. Gen Rhys, Oyin Oladejo als Lt. Joann Owosekun, Ronnie Rowe Jr. als Lt. R.A. Bryce, Sara Mitich als Lt. Nilsson, Julianne Grossman als Discovery computer, Raven Dauda als Doctor Tracy Pollard, Elana Dunkelman als Discovery Engineer #1, Christine Nguyen als Discovery Engineer #2, David Benjamin Tomlinson als Linus the Saurian u.a.


Kurzinhalt: Adira trägt einen Trill-Symbionten in sich, ist jedoch selbst ein Mensch. Ihre Verbindung zu diesem ist daher sehr eingeschränkt – was insofern ungünstig ist, als der Symbiont zuvor ein Teil von Admiral Senna Tal war, der den aktuellen Standort des Hauptquartiers der Föderation kennen sollte. Doch ohne funktionierende Verbindung hat Adira auf die betreffende Information nicht zugreifen. Man springt deshalb mit der "Discovery" zur Trill-Heimatwelt, wo das Schiff der Föderation freudig empfangen wird. Nicht so erfreut sind sie jedoch darüber, dass der Tal-Symbiont in einem Menschen steckt – einerseits, weil solche Verbindungen in der Vergangenheit nie stabil waren, vor allem aber, da die meisten von ihnen es für ein unverzeihliches Sakrileg halten. Einzig der Wächter Xi ist mit dem restlichen Rat nicht einer Meinung; nicht zuletzt, als es zu wenige Trill-Wirte für die Symbionten gibt. Und so führt er Michael Burnham und Adira nicht etwa, wie ihm aufgetragen wurde, zum Shuttle zurück, sondern in die Höhlen auf Mak'ala, wo Adira und der Symbiont ihre Verbindung festigen sollen. Währenddessen informiert Doktor Culber Captain Saru darüber, dass die Besatzung der Discovery zwar soweit physisch gesund ist, sie jedoch alle aufgrund des Sprungs in die Zukunft und den dabei verlorengegangenen Verbindungen zu ihrem alten Leben unter enormen Stress leiden. Saru beschließt daraufhin, auf Anraten des Discovery-Computers, die Führungskräfte zu einem gemeinsamen Abendessen einzuladen. Doch bei diesem beginnt sich die Anspannung schon bald untereinander zu entladen…

Review: Episodenbild (c) Netflix Die Story von "Vergiss mich nicht" gliedert sich in zwei Handlungsstränge, wobei mir jener an Bord der Discovery insgesamt besser gefallen hat. Und dabei begann es noch alles andere als vielversprechend, war mir der Einstieg doch wieder einmal viel zu übertrieben inszeniert, mit den immer wieder eingestreuten, bedeutungsschwangeren Zeitlupen. Liebe "Discovery"-Macher: Hört doch bitte endlich damit auf, alles auf diese Art und Weise künstlich überzudramatisieren, und lasst die Gefühle wieder vermehrt aus dem Inhalt, und nicht der Inszenierung, kommen! Vielen Dank. Davon abgesehen muss ich aber sagen, dass mir dieser Handlungsstrang gut gefallen hat. Es ist absolut verständlich, dass sich die Crew in einem psychischen Schockzustand befindet. Sie mögen sich zwar allesamt dazu entschieden haben, Michael in die Zukunft zu folgen (warum auch immer), dennoch ist es nur natürlich, dass ihnen erst jetzt so richtig bewusst wird, was diese Entscheidung bedeutet. Kein Wunder, dass das vermeintlich einende Abendmahl zuerst mal in wenig harmonische Bahnen verläuft: Die müssen einfach alle mal Druck ablassen, und Frust abbauen. Und das Ende, mit dem Buster Keaton-Film im Hangar, war dann ein nettes Statement über die Kraft nicht nur von Filmen, sondern vor allem von Humor und Gelächter. Gerade auch in dieser Woche und als gebürtiger Wiener, sprach mich das an (Ich sage nur "Schleich di, du Oaschloch!").

Die Haupthandlung rund um Adira war zwar auch nicht grundsätzlich schlecht, hatte aber doch ein paar Problempunkte. Das beginnt schon dabei, dass man nicht, wie ursprünglich angedacht – und wie es trotz allem Sinn gemacht hätte (einfach, um Adira beim Versuch, die Verbindung zum Symbionten herzustellen, auch medizinisch überwachen zu können) – Hugh Culber mit ihr mitschickt, sondern Michael Burnham. Wieso eigentlich? Ich rufe hiermit einen Wettbewerb aus: Wer mir (überzeugend; Und nein, die Erklärung aus der Folge reicht mit hier nicht aus) darlegen kann, was genau just Michael dazu auszeichnete, Adira hierbei zu begleiten (weil die "echte" Antwort kennen wir natürlich: Weil sie die Hauptfigur ist, und sich grundsätzlich immer alles um sie drehen muss), bekommt von mir zu Weihnachten ein kleines Geschenkpaket mit verschiedenen Artikeln mit "Star Trek"-Bezug (mal schauen, was ich zusammenkratzen kann). Und damit sind wir auch schon bei einem der zentralen Probleme der gesamten Serie angelangt. Was kann Michael eigentlich? Welche hervorstechende Eigenschaft hat sie? Was genau definiert sie, als Figur, und/oder als Offizier? Egal ob TOS, TNG, DS9, VOY oder ENT, die meisten Figuren (wobei es bei ENT zugegebenermaßen teilweise auch schon lange schwammig war, und z.B. Mayweather und Reed leider bis zuletzt sehr blass blieben) definierten sich nur eine bestimmte Charaktereigenschaft oder Fähigkeit. Michael Burnham hingegen hat genau gar nichts. Saru kann (oder konnte? Weil bin mir jetzt zugegebenermaßen grad nicht sicher, ob er dieses Talent noch hat) immerhin mit dem "Spinnensinn" seines Volkes aufwarten. Paul Stamets ist der einzige, der den Sporenantrieb aktivieren kann. Tilly ist die junge, unerfahrene und etwas unsichere Offizierin, die in erster Linie sich selbst – weil die anderen haben eh keinen Zweifel daran – behaupten muss, zu Recht an Bord des Schiffes zu sein. Detmer hat zumindest ihre Cyber-Implantate. Dr. Culber ist zwar auch eher unauffällig, hat aber zumindest als Arzt eine wichtige Funktion, und ist darüber hinaus über die erste längerfristige homosexuelle Partnerschaft, die bei "Star Trek" dargestellt wird, definiert. Und Philippa Georgiou war in einem anderen Universum mal quasi der dortige Hitler (inwiefern sie dies zu einem würdigen Teil dieser Crew macht, sei dahingestellt).

Episodenbild (c) Netflix So, und jetzt frage ich euch nochmal: Was kann Michael eigentlich?! Außer, ihren Emotionen freien Lauf zu lassen – was sich wiederum ziemlich mit ihrer Erziehung auf Vulkan spießt. In der ersten Staffel war sie noch die in Ungnade gefallene Offizierin, die sich rehabilitieren wollte. Und in Season 2 hatte sie eine direkte Verbindung zum Mysterium rund um die Signale und dem Roten Engel. Aber jetzt? Was lässt sie nun noch hervorstechen?! Und ich glaube, das ist eines der zentralen Probleme der dritten Staffel für mich bislang. Bei "Picard" habe ich ja kritisiert, dass die Charaktere – abseits von Picard – viel zu wenig beleuchtet wurden, und nicht wie dreidimensionale Figuren wirkten, sondern so, als wären sie nur dazu da, eine bestimmte Funktion innerhalb der Handlung zu erfüllen. Im Falle von Michael Burnham und der dritten Staffel von "Discovery" ist es nun aber genau umgekehrt: Sie mag zwar ständig – auf Teufel komm raus – in den Mittelpunkt gestellt werden, hat aber eigentlich in der Story keinerlei (relevante) Funktion.

Ein weiterer Problempunkt bleibt der Pipi Langstrumpf-Ansatz "Wir machen uns die Welt, widde widde wie sie uns gefällt" – oder, im Falle von "Discovery" eher, wie sie sie brauchen. Weil, sorry, aber wenn man sich an DS9 zurückerinnert, wie viele Anwärter da auf einen Trill-Symbionten kamen, dann scheint es extrem unplausibel, dass dies hunderte von Jahren später nun auf einmal genau anders sein soll. Und die Erklärung, die wir dazu bekommen? "Der Brand". Ja, ne, ist klar. Und, natürlich: Wie bei "Discovery" üblich liegen die Autoritätspersonen – abseits der Crew – wieder mal falsch, bzw. sind eher Hindernisse als Hilfe. So muss der Rat die Bitte von Adira/Michael natürlich ablehnen, nur damit sich diese dann dagegen auflehnen und sie zusammen mit dem rebellischen Xi beweisen können, dass sie eben doch richtig lagen – was der Rest des Rats am Ende natürlich auch einsieht. Immerhin: Zwar wäre es mir lieber gewesen, Adira hätte sich ihrer Vergangenheit selbst gestellt, aber deren Aufrollung konnte mir grundsätzlich durchaus gefallen. Und auch diese innere Symbiontenwelt, oder wie immer man das nennen will, war optisch nett umgesetzt (es wäre scheinheilig von mir, vor zwei Folgen noch den mangelnden – oder immer nur geklauten – "sense of wonder" zu beklagen, und "Discovery" dann nicht dafür zu loben, wenn sie tatsächlich mal wieder was in diese Richtung bieten). Darauf, dass Gray aber nun quasi ein ständiger Begleiter von Adira sein wird (was wir übrigens zuvor schon mal mit Hugh und Paul hatten), hätten sie aber besser mal verzichtet. Das war mir der glücklichen Fügung dann doch zu viel, und torpediert auch die schöne Aussage zuvor, dass wir uns solchen Verlusten unweigerlich stellen müssen – wobei Adira ja ohnehin schon den schönen, versöhnlichen Vorteil gehabt hätte, direkt auf die Erinnerungen von Gray zugreifen und ihm so auch nach dem Tod verbunden zu bleiben. Aber das mit ihm als "imaginärer Freund" ist (mir) einfach zu viel.

Fazit: Episodenbild (c) Netflix Nach dem noch viel zu überdramatisierten Einstieg fand ich die weitere Handlung an Bord der Discovery eigentlich ganz ok. Im Gegensatz zu vielen anderen Momenten, wo sich die Emotionen nicht natürlich aus der Handlung, sondern nur der Inszenierung ergaben, ist das Gefühl des Verlusts und der Verlorenheit, der sich innerhalb der Discovery-Crew breit macht, völlig nachzuvollziehen. Die Eskalation beim Abendessen war daher nur folgerichtig – und die versöhnliche Abschlussszene mit der Buster Keaton-Vorstellung, welche die heilende Kraft von Humor und/oder einem Gemeinschaftsgefühl zelebrierte, hatte es mir ebenfalls angetan. Dafür fand ich leider die Haupthandlung rund um den Besuch auf Trill – abseits einzelner Höhepunkte wie die nette optische Gestaltung der Höhlen und der "Gedankenwelt", sowie der durchaus ansprechenden Aufrollung der tragischen Ereignisse, die dazu führten, dass der Symbiont in Adira landete – wenig gelungen. Angefangen bei der Frage, warum genau Saru eigentlich just Michael Burnham mitschickt (außer natürlich, weil sie die klare Hauptfigur der Serie ist), über den hinderlichen, widerspenstigen Rat (über den man sich natürlich ohnehin hinwegsetzt, und den man am Ende auch davon überzeugen kann, die ganze Zeit richtig gelegen zu haben) bis hin zur – meines Erachtens – Schnapsidee, dass Adira mit Gray den letzten Wirten des Symbionten wie eine Art imaginären Freund sieht. Trotz dieser Schwächen war "Vergiss mein nicht" jetzt war nicht unbedingt eine Folge zum Vergessen, kommt aber nicht über eine unterdurchschnittliche Einschätzung hinaus.

Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2020 Netflix)




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