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Originaltitel: Episode 6
Episodennummer: 1x06
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 02. April 2020
Erstausstrahlung D: 23. September 2020
Drehbuch: Alex Garland
Regie: Alex Garland
Besetzung:
Sonoya Mizuno als Lily Chan,
Nick Offerman als Forest,
Alison Pill als Katie,
Jin Ha als Jamie,
Zach Grenier als Kenton,
Cailee Spaeny als Lyndon,
Stephen McKinley Henderson als Stewart,
Jefferson Hall als ,
Georgia King als Lianne,
Amaya Mizuno-André als Amaya u.a.
Kurzinhalt:
Lily hat genug davon, wegzulaufen und sich zu verstecken. Mit Jamie im Schlepptau geht sie vielmehr auf Konfrontationskurs, und stattet Forrest in seinem Haus einen Besuch ab. Dort trifft sie unerwarteterweise auf Katie, die mit ihm liiert ist. Während sich Forrest mit Jamie vor das Haus setzt und man gemeinsam ein Bier trinkt, unterhält sich Katie mit Lily über Sergei, und auch die Arbeit der Devs-Abteilung. Ein Gespräch, dass für Lily einige überraschende Offenbarungen – und unheilvolle Ankündigungen – mit sich bringt. Letztendlich verlässt Lily das Haus jedoch eher mit einem Gefühl der Unzufriedenheit – nicht zuletzt, als sie sich unsicher ist, wie viel von Katies Ausführungen sie glauben kann und soll, und ob sie nicht vielmehr einfach nur verrückt ist…
Review:
Ok, zugegeben, man könnte – völlig zu recht – einwenden, dass sich in "Gespräche in der Nacht" genau genommen nicht wirklich etwas tut. Wie der deutsche Titel schon verrät, gibt es hier eben viel Gerede, und wenig Handeln (oder auch Handlung). Das kann man durchaus kritisch sehen, und ich verstehe jeden, dem hier zu wenig los war. Allerdings: Ich fand die besagten, titelspendenden Gespräche in der Nacht derart interessant und faszinierend, dass ich mich an der mangelnden Vorwärtsbewegung in der Handlung nicht im Geringsten gestört habe. "Gespräche in der Nacht" behandelt hier viele zentrale – philosophische – Fragen unserer Existenz, nicht zuletzt jene der Kausalität (sprich: Nichts, aber auch wirklich nichts, geschieht ohne Grund – wobei "Grund" in diesem Fall als "Ursache", nicht als "Bedeutung", gemeint ist). Ich fand die Gedanken dahinter sehr spannend, und insgesamt führten diese auch dazu, dass mich diese Folge noch lange nachdem ihr Abspann über meinen Schirm flimmerte beschäftigt hat.
Aber auch die neuen Hinweise im Hinblick auf die Arbeit der Devs-Abteilung fand ich interessant. Das eine oder andere davon wussten wir zwar schon, aber nicht zuletzt auch die Offenbarung, dass der Blick in die Zukunft auf einen bestimmten Zeitpunkt begrenzt ist, den sie bislang nicht überwinden konntet – und was dies wohl bedeutet – fand ich faszinierend. Heißt das etwa, so wie Katie zu glauben scheint, dass das Ende des Universums bevorsteht, möglicherweise dadurch, dass dessen Naturgesetze im Hinblick auf Ursache und Wirkung gebrochen werden? Ist es einfach das Ende der Maschine, und konnte diese deshalb keine Prognosen über die Zeit darüber hinaus treffen? Oder stecken sie vielleicht alle nur in einer Simulation fest, die in Kürze gestoppt wird? Wenn man mag, kann man sich über die Bedeutung dieser Prophezeiung ordentlich den Kopf zerbrechen. Aber auch wenn das Gespräch zwischen Lily und Katie zweifellos das Herzstück der Folge war, konnte mir auch der Dialog zwischen Forrest und Jamie gut gefallen. Zusammen mit den gewohnt guten schauspielerischen Leistungen sowie einer wieder einmal exquisiten Inszenierung durch Alex Garland (die u.a. mit einer bildschirmschoner-würdigen Einstellung der Golden Gate-Bridge bei Nacht aufwarten konnte) sowie der neuerlich sehr guten Musik (sowohl Songs als auch Score) gelang es "Gespräche in der Nacht" somit, mich praktisch von Anfang bis Ende in Beschlag zu nehmen. Und das, obwohl sie überwiegend nur aus zwei (abwechselnden) Personen bestand, die sich miteinander unterhielten. Das schafft auch nicht jeder!
Fazit:
Zwei – beziehungsweise vier – Menschen, die sich miteinander unterhalten. Viel mehr passiert in "Gespräche in der Nacht" genau genommen nicht – und doch ist es mehr als genug, bzw. fand ich die Episode weitaus interessanter, als vieles anderes, was uns aktuell im Serienbereich vorgesetzt wird. Vor allem die philosophische Diskussion zwischen Lily und Katie hatte es mir dabei enorm angetan, und mich auch über die Folge hinweg zum Nachdenken angeregt. Aber auch die Offenbarungen rund um die Devs-Abteilung, und die Andeutungen im Hinblick darauf, was in – aus Sicht der Serie – gerade mal einundzwanzig Stunden passieren wird, waren faszinierend. Die allererste Folge mag mich zwar noch die Spur mehr geflasht haben, dennoch bin ich, nach dem kleinen Durchhänger in der Mitte, nun schon enorm gespannt, worauf die Geschichte hier genau hinauslaufen wird – und eben dafür hat Alex Garland mit "Gespräche in der Nacht" den Grundstein gelegt.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2020 FX/FOX)
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