Scare Package |
Liebevolle Persiflage aufs Horror-Genre
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Sonntag, 25 Oktober 2020 |
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Kurzinhalt: Horror-Anthologie mit sieben, teils ineinander verwobenen, Geschichten. In "Cold Open" fällt die unwichtige Nebenfigur Mike in eine Identitätskrise. Er möchte endlich einmal mehr sein als immer nur der Handlanger. Am liebsten wäre er überhaupt gerne mal der Held der Geschichte. Als er dann jedoch versucht, die potentiellen Opfer zu warnen, richtet er letztendlich mehr Schaden als Nutzen an. In "Red Chads Video Emporium" stellt Chad einen neuen Mitarbeiter in seiner Videothek ein. Doch was verbirgt sich hinter den Raum, den dieser ja nicht betreten soll? In "One Time in the Woods" werden Camper sowohl von einem außerirdischen Parasiten als auch einem verrückten Killer, der im Wald sein Unwesen treibt, heimgesucht. In "M.I.S.T.E.R." schließt sich ein zunehmend in seiner Männlichkeit unterdrückt fühlender Ehemann einer Selbsthilfegruppe an. In "Girls Night Out Of Body" hat der Diebstahl eines verwunschenen Lutschers ungeahnte Folgen für einen Mädelsabend. In "The Night He Came Back Again! Part IV" versucht sich ein Final Girl, ein für alle Mal des scheinbar nicht tot zu kriegenden Unabhängigkeitstags-Killers zu entledigen. In "So Much to Do" wird eine vielbeschäftigte Geschäftsfrau von der Seele des Opfers eines rassistisch motivierten Mordes übernommen. Und in "Horror Hypothesis" erforscht eine Gruppe von Wissenschaftlern die gängigsten Horror-Klischees – mit für diesen Zweck entführten, unfreiwilligen Probanden… Review: ![]() Doch kommen wir nun zu meiner Meinung zu den einzelnen Segmenten an sich (inhaltlich sind sie ja eh oben schon kurz umrissen): "Cold Open" ist tatsächlich genau das, und mit der wunderbaren Grundidee rund um eine kleine, unwichtige Nebenfigur, die endlich mal eine größere Rolle in einem Film spielen will, ein wirklich toller und starker Auftakt. Die Art und Weise, wie sein Plan dann – erwartbarerweise – schief geht und die Lage völlig eskaliert, war schon überaus lustig mit anzusehen. "Red Chad's Video Emporium" machte auf mich dann doch eher einen zweckmäßigen Eindruck. Einzelne nette Momente (wie Chad's "booty shot"), und als Rahmen für die anderen Segmente recht geschickt gewählt, aber jetzt nicht wirklich etwas Besonderes. "One Time in the Woods" fand ich ebenfalls eher nur so ok. Nette Grundidee, und ein paar gute Gags, insgesamt gab es da aber stärkere Segmente, nicht zuletzt auch, was die Beobachtung und durch Übertreibung auch zur Schau Stellung gängiger Horror-Klischees betrifft. "M.I.S.T.E.R." sprach mich dann vor allem inhaltlich auf, nimmt er doch die in unserer modernen, ja eigentlich schon völlig von Frauen dominierten Welt (Achtung, Ironie!) die ach-so-unterdrückte und verletzte Männlichkeit wunderbar aufs Korn. Direkt darauf folgte mit "Girls Night Out of Body" dann noch mal eine nette, kleine und sehr unterhaltsame Portion feministischer Horror, der es mir ebenfalls sehr angetan hatte. Direkt darauf folgte dann aber mein absoluter Favorit: "The Night He Came Back Again! Part IV" war in der Art und Weise, wie man hier die immer wieder zurückkehrenden Slasher-Killer – wie z.B. einen Jason Vorhees – persifliert, absolut köstlich. Denn auch der hier vorgestellte 4th of July-Killer scheint einfach nicht und nicht totzukriegen sein, ganz egal, wie sehr es Daisy auch versucht. Absolut köstlich! ![]() Fazit: "Scare Package" ist eine wirklich gelungene und vor allem höchst unterhaltsame Anthologie, welche mich vor allem damit begeisterte, wie sie einige gängige Genre-Klischees durch den Kakao zieht. Und das sowohl inhaltlich – beispielsweise gleich zu Beginn mit dem zwielichtigen Nebencharakter, der letztendlich im Geschehen aber keine wesentliche Rolle spielt, und der in eine Identitätskrise fällt, weil er auch mal wirklich was zu den Filmen in denen er auftritt beitragen will; das köstliche Segment über den immer wieder zurückkehrenden 4th of July-Killer; oder auch das (ein bisschen an "The Cabin in the Woods" erinnernde) Finale, wo in einem Institut Horror-Klischees erforscht werden – als auch inszenatorisch. Letzteres u.a. mit einem köstlichen booty-shot des (männlichen) Besitzers der Videothek, oder auch dem bauchnabelfreien Shirt des Jocks. Natürlich, wie immer bei solchen Anthologien gilt auch hier, dass man mit einigen mehr wird anderen können, und mit anderen weniger. So war ich z.B. von "One Time in the Woods" und "So Much to Do" nicht ganz so begeistert. Zudem sollte man schon ein Faible für (Selbst-)Ironie und Persiflagen haben, um "Scare Package" genießen zu können. Wer jedoch seinen Horror gerne auch mal auf der eher luftig-locker-leichten Seite des Spektrums hat, der sollte von diesem "Scare Package" bestens unterhalten werden! Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2020 Shudder)
Weiterführende Links: Halloween-SPECiAL 2020
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