Auf Messers Schneide
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Episodenbild (c) Universal

Originaltitel: Razor
Episodennummer: Sx01
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 24. November 2007 (SyFy)
Erstausstrahlung D: 01. & 08. November 2008 (Premiere)
Drehbuch: Michael Taylor
Regie: Félix Enríquez Alcalá
Hauptdarsteller: Edward James Olmos als Commander Adama, Mary McDonnell als President Laura Roslin, Katee Sackhoff als Kara 'Starbuck' Thrace, Jamie Bamber als Lee 'Apollo' Adama, James Callis als Gaius Baltar, Tricia Helfer als Number Six, Grace Park als Lt. Sharon Valerii, Michael Hogan als Colonel Saul Tigh.
Gastdarsteller: Michelle Forbes als Admiral Helena Cain, Graham Beckel als Colonel Jack Fisk, Stephany Jacobsen als Kendra Shaw, Nico Cortez als Young Adama, Matthew Bennett als Aaron Doral, Steve Bacic als Colonel Jurgen Belzen, Brad Dryborough als Hoshi, Eileen Pedde als Sgt. Mathias, Fulvio Cecere als Lt. Alastair Thorne, Vincent Gale als Peter Laird, Campbell Lane als Hybrid, Kyra Scott als Young Helena Cain, Chandra Berg als Little Lucy Cain, Peter Flemming als Helena's Father, Shekhar Paleja als Medic Hudson, Andrew Dunbar als Marine Dasilva, Jacob Blair als Squad Leader Banzai, Peter Bryant als Frank Bruno u.a.

Kurzinhalt: Nachdem zuerst die Kommandantin der Pegasus, Admiral Helena Cain, und kurz darauf auch der ihr nachfolgende Stellvertreter Colonel Jack Fisk ermordet werden, überträgt Admiral Adama seinem Sohn Lee das Kommando über den Kampfstern. Dieser ernennt daraufhin Lieutenant Kendra Shaw, die sich seit Ausbruch des Krieges auf dem Schiff befand und als eine von Cains engsten Vertrauten galt, zu seiner ersten Offizierin. Ihr erstes Ziel ist eine alte Basis der Cylonen, die scheinbar seit dem letzten Krieg von vor rund 40 Jahren überlebt hat. Eben dies führt nicht nur dazu, dass sich Bill Adama an seine Einsätze als Kampfpilot in den letzten Tagen eben dieses ersten Krieges mit den Cylonen erinnert, Lieutenant Shaw denkt darüber hinaus an ihre Ankunft auf der Pegasus zurück, als unerfahrener Frischling, die durch den Überraschungsangriff der Cylonen, mit dem sie die zwölf Kolonien mit einem Schlag ausschalteten, quasi ins Feuer geworfen wurde. In blindem Gehorsam gegenüber Admiral Cain verübte sie daraufhin so manche Tat, die sie bis zum heutigen Tag verfolgt. Eine problematische Vergangenheit, der sie sich auf ihrer aktuellen Mission stellen muss…

Anmerkung: Das nachfolgende Review bezieht sich auf die erweiterte "Unrated Director's Cut"-Fassung des TV-Specials.

Review: Episodenbild (c) Universal Von der zweiten Hälfte der dritten Staffel war ich ja eher nicht so begeistert. "Auf Messers Schneide" bot nun aber endlich wieder genau jenes "Battlestar Galactica", dass ich so mag. "Razor" spart dankens- und erfreulicherweise diesen ganzen religiösen Quatsch gänzlich aus (es gibt lediglich ein bisschen foreshadowing, mit dem Hybriden auf dem Cylonen-Schiff; das ist allerdings etwas ganz was anderes, und mir nicht einfach nur recht, sondern vielmehr sogar immer sehr willkommen, da es die Spannung vor der nun anstehenden letzten Staffel für mich gleich nochmal erhöht, und generell deutlich macht, dass die Macher bei BSG einen klaren Plan verfolgten – bei dem sich übrigens meine Vermutung, dass es die Flotte am Ende in die Vergangenheit verschlagen wird, immer stärker zu bestätigen scheint), und reduziert den mich ungemein nervenden Gaius Baltar auf ein Minimum. Stattdessen gibt es massig Action, konzentriert man sich auf den Überlebenskampf der Überreste der Menschheit, und stellt vor allem moralische Fragen sowie fragwürdige Entscheidungen, und deren Auswirkungen, in den Mittelpunkt. Eben genau so, wie ich mir das nach der noch großartigen Mini-Serie oder auch dem starken Serienauftakt mit "38 Minuten" erwartet hatte.

Nachdem die zweite Hälfte von Staffel drei – zumindest nach "Das Auge des Jupiter" – effekttechnisch eher sparsam daherkam, schöpft man hier nun endlich wieder so richtig aus den Vollen. Es gibt zahlreiche packende und spektakuläre Weltraumkämpfe, die für mich halt trotz allem einfach auch zu "Battlestar Galactica" – egal in welcher Inkarnation – dazugehören. Insofern fand ich es sehr schön, dass diesbezüglich hier nach der Flaute in der zweiten Season 3-Hälfte endlich wieder ordentlich was geliefert wurde. Besonders begeistert hat mich dabei auch der Rückblick zum ersten Krieg mit den Cylonen vor 40 Jahren, wo man der Original-Serie mit der Übernahme der alten Designs (was nicht nur die Schiffe, sondern auch die Cylonen selbst betrifft), aber auch einer Neuinterpretation der Musik von Stu Phillips, Tribut zollte. Das war wirklich klasse. Zwar hätte ich persönlich gehofft, Adama hätte damals in diesem Labor der Cylonen Colonel Tigh als Gefangenen gefunden; damit hätte man gleich die Brücke zur Offenbarung aus "Am Scheideweg" geschlagen und zugleich meinen dort genannten Kritikpunkt, dass ich mir nicht sicher bin, wie das zusammenpasst, erfolgreich ausgeräumt. Das ist aber nun wirklich schon Meckern auf hohem Niveau. Aber auch die Story in der Gegenwart hatte es mir angetan. Diese zeigt u.a. Lee Adama bei seiner Bewährungsprobe, und mir gefiel, dass unsere Helden auch hier wieder nicht gleich souverän und unfehlbar agieren, sondern sein Vater sich schließlich gezwungen sieht, einzuschreiten, und dem Einsatzteam noch ein bisschen mehr Zeit zu geben, ehe sie die Basis der Cylonen mit Atomraketen sprengen und dabei zugleich ihre eigenen Leuten opfern. Ich fand aber auch sehr schön, dass man nach Lees Gesprächen zuvor und dem Vorwurf, er sei zu weich, bzw. generell dem Erbe der harten Admiral Cain, dass immer noch wie ein Schatten über der Pegasus liegt, auch durchaus verstehen kann, warum er sich zu dieser Entscheidung gezwungen sieht. Er will einfach der Crew, aber auch sich selbst, beweisen, dass er in der Lage ist, harte Entscheidungen zu treffen, und sich somit das Kommando – unabhängig von der Art und Weise, wie er es erhielt – auch wirklich verdient hat.

Episodenbild (c) Universal "Auf Messers Schneide" nützt aber auch die Gelegenheit, die Geschichte der Pegasus aufzurollen, und uns so ihre Crew – und dabei insbesondere Admiral Cain sowie Neuzugang Kendra Shaw (zu dieser kommen wir gleich) – posthum näher vorzustellen. Ich will nicht behaupten, dass mir die Rückblenden in Cains Kindheit ihre Figur jetzt unbedingt sympathischer machten, aber sie machten ihre Vorgehensweise wenn auch um keinen Deut richtiger so doch zumindest verständlich. Sie hat einfach die Lektion, dass sie in einer harten, unerbittlichen Welt leben und die Schwachen übrig bleiben, schon in viel zu jungen Jahren gelernt. Auch ihre Behandlung des Six-Modells ergibt gleich mehr Sinn, wenn hier nun offenbart wird, dass die beiden zuvor ein Paar waren (und verleiht rückwirkend auch der Szene, wo Six sie erschoss, mehr emotionales Gewicht). Und generell fand ich es schön, Michelle Forbes in dieser Rolle noch einmal zu Gesicht zu bekommen.

Letztendlich steht hier aber Kendra Shaw im Mittelpunkt. Mit ihr präsentiert man uns in "Auf Messens Schneide" eine klassische Redemption-Story, die es mir schon seit jeher ungemein angetan haben. Unmittelbar nach ihrer Ankunft auf der Pegasus, noch ganz grün hinter den Ohren und den Job eigentlich nur als Karrieresprungbrett, nicht jedoch ihre Berufung betrachtend, wird sie durch den Überraschungsangriff der Cylonen quasi ins Feuer gestoßen. Nachdem sie diese erste Bewährungsprobe – wenn auch nicht unbedingt mit Bravour – gemeistert hat, nimmt sie Admiral Cain unter ihre Fittiche. In dieser Extremsituation, immer noch erschüttert ob des Angriffs der Cylonen und dem Ausmaß des durch sie verübten Massenmords, klammert sie sich an Admiral Cain wie ein Ertrinkender an einen Strohhalm – und wird so in weiterer Folge zur Mit-Täterin bei der von Cain befohlenen Kriegsverbrechen. Als man das erste Mal zum Massaker an den Zivilisten zurücksprang, war ich noch enttäuscht und fast bereit, den Machern Mutlosigkeit vorzuwerfen, da man die Schüsse selbst übersprang und erst nachdem alles vorbei war wieder hinschaltete. Der Grund dafür wird dann jedoch am Ende offenbart – war es doch just Kendra, die den entscheidenden ersten Schuss der zur Eskalation und damit auch dem Massaker führte, abgegeben hat. Seither versucht sie sich einzureden, richtig gehandelt zu haben – weshalb es für sie auch so wichtig ist, Admiral Cain zu verteidigen. Denn nur, wenn auch diese richtig gehandelt hat, gilt dies nun mal auch für sie, die ihre Befehle ausführte. All dies wird vom Drehbuch wunderbar ausgearbeitet und von Stephany Jacobsen fantastisch gespielt. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass der Ausgang des Geschehens leider angesichts der Tatsache, dass wir Shaw bislang in der Serie nicht zu Gesicht bekamen, sehr offensichtlich war. Dass es mir um eine Figur aber schon lang nicht mehr so leid getan hat wie um sie, sehe ich letztendlich eher als Plus- denn als Minuspunkt (auch wenn ich es schade finde, mich aus der aktuellen Riege der Figuren niemandem ähnlich verbunden zu fühlen).

Fazit: Episodenbild (c) Universal Der Zweiteiler rund um die Konfrontation mit dem Kampfstern Pegasus war für mich bislang, zusammen mit der Miniserie sowie den Serienauftakt "28 Minuten", das Highlight der Neuauflage von "Battlestar Galactica". Mit "Auf Messers Schneide" gelang es in meinen Augen nun nahtlos, an das damalige Niveau anzuknüpfen. Dabei hatte es mir vor allem der im Mittelpunkt stehende redemption-arc rund um Kendra Shaw angetan. Der Aufbau war einfach klasse, und wenn man am Ende dann ihre genaue Rolle im Massaker erkennt, ist dies wirklich erschütternd. Generell konnte mir die Charakterzeichnung, sowohl von ihr als auch von Helena Cain (deren hartes Vorgehen man zwar nach wie vor nicht entschuldigt oder begrüßt, aber nun doch zumindest nachvollziehen kann) und Lee Adama (der im Versuch, sich seiner Crew hier zu beweisen, fast Kara und ihr Team sinnlos geopfert hätte), ausgesprochen gut gefallen. Und generell war das einfach wieder genau jenes "Battlestar Galactica", dass ich mir nach der Miniserie erwartet und erhofft hatte, mir jedoch leider in weiterer Folge nur allzu selten präsentiert wurde: Knallhart, auf den verzweifelten Überlebenskampf der Menschen konzentriert, und schonungslos betrachtend, zu welchen Taten Menschen in dieser Extremsituation fähig sind. Fügt man nun noch die spektakulären Weltraumschlachten sowie den coolen Flashback zum ersten Krieg gegen die Cylonen hinzu, ergibt das ein großartiges Zwischenspiel, bei dem lediglich der Schönheitsfehler rund um das recht klare weitere Schicksal von Shaw die Höchstwertung knapp verhindert.

Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel


(Bilder © Universal)








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