A Dance with Dragons
Epische Erzählung über die Tücken der Herrschaft Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 14 Dezember 2019
 
Titel: "A Dance with Dragons"
Bewertung:
Autor: George R. R. Martin
Umfang: 1110 Seiten (inkl. Anhang)
Verlag: Bantam Books (E)
Veröffentlicht: 12. Juli 2011 (E)
ISBN: 0-553-84112-1
Kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Daenerys hat Meereen erobert – muss jedoch erkennen, dass es schwieriger ist, eine Stadt zu regieren, zu halten, und den Frieden zu bewahren, als sie einzunehmen. Als die Söhne der Harpyie einen Angriff nach dem anderen starten und ihre Getreuen ermorden, sieht sie schließlich keine andere Möglichkeit, als den Hochzeitsantrag des Adligen Hizdahr zo Loraq anzunehmen – der ihr im Gegenzug verspricht, für Frieden zu sorgen, und dies dann auch einhält. Als Daenerys nach einem Angriff während eines Kampfes in der wiedereröffneten Arena auf dem Rücken von Drogon verschwindet, und Gerüchte aufkommen, sie wäre daraufhin vom Drachen gefallen und gestorben, tun ihre Vertrauten ihr möglichstes, um den Frieden auch in ihrer Abwesenheit zu gewährleisten. Währenddessen muss der neu gewählte Lord Commander der Nachtwache, Jon Snow, erkennen, dass die wahre Bedrohung hinter der Mauer nicht die Wildlinge sind, sondern die Untoten. Im Bewusstsein, dass jeder von ihnen getötete und umgewandelte Wildling deren Armee nur vergrößert, trifft er die höchst unpopuläre Entscheidung, die Mauer für die Wildlinge zu öffnen. Tyrion verschlägt es indes auf seiner Flucht aus King's Landing zuerst nach Pentos und schließlich nach Braavos, wo er jedoch von einer Gefangenschaft in die nächste schlittert. Arya setzt ihre Ausbildung im Haus von Schwarz und Weiß fort. Reek muss in Winterfell zu seinem Mut und seiner alten Persönlichkeit Theon zurückfinden. Und Cersei beichtet ihre Sünden, und begibt sich daraufhin auf den Pfad der Buße…

Review: "A Dance with Dragons" hat mir zwar wieder besser gefallen als "A Feast for Crows", kam für mich jedoch ebenfalls nicht an die bisherigen beiden Highlights der Reihe, "A Game of Thrones" und "A Storm of Swords" heran. Wie beim Vorgänger störte ich mich auch diesmal wieder am erzählerischen Wildwuchs. Waren die ersten drei Bände noch relativ geradlinig und bis auf Prolog und Epilog auf die Point of View-Charaktere fokussiert, fügte GRRM ab dem vierten Band auch immer wieder Kapitel aus dem Blickwinkel namenloser Figuren ein. Aus meiner Sicht die falsche Entscheidung, weil wenn du das alles rausstreichst, hättest du die beiden Bände wohl zu einem zusammenfassen können. In gewisser Weise verstehe ich zwar, warum er sich dazu entschlossen hat. Einerseits galt es, irgendwie die Lücke bis zum bereits ausgearbeiteten Finale, dass jedoch erst ein paar Jahre nach den Ereignissen aus "A Storm of Swords" stattfinden wird, zu füllen. Und dass es gar nicht mal so leicht ist, dies nur mit den etablierten Figuren zu tun, und ihnen etwas sinnvolles zu tun zu geben, zeigt sich ja leider auch hier schon teilweise. Dennoch, auf der einen Seite wirken diese zusätzlichen Kapitel namenloser Figuren doch eher überflüssig (auf alles rund um Dorne hätte ich z.B. sowohl hier als insbesondere auch beim Vorgänger verzichten können), und auf der anderen machte für mich eben dieser Zugang auch einen Reiz der Erzählung aus. Denn ja, dies bedeutete, dass wir bei manchen wichtigen Ereignissen nicht dabei waren, eben weil kein POV-Charakter vor Ort war. Wir haben halt auch wirklich immer das erlebt, was die uns bekannten Figuren erlebten, was unsere Verbindung zu ihnen verstärkte. Das ist durch diese Verbreiterung der Geschichte ab Band 4 leider ein bisschen verloren gegangen. Zudem leiden diese Kapitel darunter, dass wir die besagten Personen nicht kennen, und daher auch keine Bindung zu ihnen verspüren – was sie halt auch von vornherein weniger interessant macht.

All dies war bereits bei "A Feast for Crows" präsent, und tritt auch hier wieder zutage. Wovon "A Dance with Dragons" aber im Vergleich mit dem direkten Vorgänger profitiert, ist die Rückkehr so beliebter und interessanter POV-Figuren wie Daenerys, Jon und Tyrion. Bei letzterem Handlungsstrang konnte ich mich zwar des Eindrucks eines Lückenfüllers für die Figur – sprich, dass sich GRRM schwer tat, ihm etwas Sinnvolles zu tun zu geben. Zudem nervte mich zu Beginn noch seine ständige "Where do whores go?"-Fragerei. Ja, sie verdeutlichte, dass ihn der Mord an seinem Vater keine Ruhe lässt und ihn diese Tat belastet, was wichtig ist, damit er unsere Sympathie nicht verliert. Insgesamt machten seine gesamten Abenteuer hier aber einen eher beliebigen und überflüssigen Eindruck. Umso besser konnten mir dafür die Kapitel von Daenerys und Jon gefallen. Beide werden mit den Mühen des Regierens konfrontiert. Daenerys versucht verzweifelt, die Kontrolle über die von ihr eingenommene Stadt Meereen zu behalten, muss jedoch erkennen, dass Herrschen schwerer ist als Erobern. Letztendlich stellt sie – neuerlich – das Wohl ihres Volkes vor ihre eigenen Wünsche und Interessen, und willigt in die Heirat mit Hizdahr zo Loraq ein (was bei mir auch zum wiederholten Mal die Frage aufwarf, wie diese Person – so GRRM für sie den gleichen Weg vorsieht, wie ihn die Figur in der Serie beschritt – eines Tages King's Landing in Schutt und Asche und dabei tausende Unschuldige verbrennen soll). Die einzige Ausnahme meiner zuvor erwähnten Kritik an den Nicht-Namens-Kapiteln war dann auch, wie ihr Berater Barristan Selmy nach ihrem Verschwinden verzweifelt versucht, die Kontrolle zu bewahren – weil das war in der Tat interessant und mitreißend. Und auch alles rund um Jon konnte mir gefallen. Dieser erkennt folgerichtig, dass die wahre Bedrohung von den Untoten ausgeht – und er die Wildlinge nicht nur zu deren, sondern auch ihrem eigenen Schutz, hinter die Mauer lassen muss. Eine Entscheidung, für die er jedoch zum Ende des Romans hin mit seinem Leben zu bezahlen scheint.

Schwer tat ich mir hingegen mit den Theon-Kapiteln. Ich verstehe, was GRRM mit diesen beabsichtigte, und wenn es eine andere Figur getroffen hätte, wäre ich wohl ob dieser Entwicklung hier zu einer völlig zerstörten und unterwürfigen Person – mit der GRRM aufzeigt, was längere, brutale sowohl psychische als auch physische Folter mit einem anstellt – bestürzt gewesen. Leider aber war mir Theon immer schon eher egal, und seine Entscheidung, die Starks zu hintergehen und die beiden jungen Burschen zu verbrennen, hat er dann endgültig jegliche Sympathie bei mir verspielt. Da jedoch chronologisch gesehen "A Dance of Dragons" über "A Feast for Crows" hinweggeht, bekommen wir zum Ende hin dann auch wieder Kapitel der POV-Figuren aus dem Vorgänger-Roman. Bei Jaime war mir absolut klar, warum GRRM dieses eine Kapitel nicht einfach in "A Feast for Crows" belassen hat. Für sich genommen war es jetzt nicht wirklich interessant, aber ich mag die Ausgangssituation für den nächsten Band (der nun hoffentlich doch bald mal erscheinen wird). Nett war auch alles rund um Arya, die hier ihre Ausbildung im Haus von Schwarz und Weiß fortsetzt – wobei ich bei ihr noch überhaupt nicht einschätzen kann, in welche Richtung das gehen wird (aus der Serie wissen wir es zwar, aber wer sagt, dass GRRM für sie das gleiche vorgesehen hat?). Und vor allem die Cersei-Kapitel fand ich stark. Im Gegensatz zu Theon habe ich mit ihr auf ihrem Gang der Buße auch durchaus mitgefühlt – zugleich macht man sich allerdings beim Lesen auch schon Sorgen darüber, wie ihre unweigerlich nun folgende Rache aussehen wird. Hier gelingt es GRRM also sehr gut, meine gespannte Erwartung auf den Nachfolger zu schüren. Umso bedauerlicher, dass Fans der Romanreihe seit 2011 auf die Fortsetzung "The Winds of Winter" warten müssen. Ich hoffe jedenfalls, dass es ihm gelingt, seine "A Song of Ice and Fire"-Saga doch noch abzuschließen, da ich das Lesen der Bücher schon allein aufgrund des Vergleichs zur Serie sehr interessant fand.

Fazit: "A Dance with Dragons" konnte mir zwar wieder besser gefallen als der unmittelbare, zähe Vorgänger. Dennoch bin ich mit GRRMs Entscheidung, ab Band vier auch nichtbenannte POV-Charaktere für oftmals nur 1-2 Kapiteln in die Erzählung aufzunehme, nicht ganz glücklich. Einerseits, da man diesen Figuren einfach nicht ähnlich verbunden ist und daher ihre Kapitel im direkten Vergleich abfallen, die Story durch ihre Einbindung nur unnötig in die Länge und Breite wächst, und ich es generell sehr reizvoll fand, die Geschichte nur aus der Perspektive einiger weniger Figuren zu erleben und dadurch zwangsläufig halt auch die eine oder andere wichtige Entwicklung zu verpassen, bzw. nur erzählt zu bekommen, statt sie direkt mitzuerleben. Im direkten Vergleich zu "A Feast for Crows" profitiert der Roman aber von der Rückkehr der Publikumslieblinge Daenerys, Jon und Tyrion (wobei sich GRRM etwas schwer damit zu tun schien, Tyrion etwas sinnvolles zu tun zu geben; seine Kapitel leben doch eher von seiner Persönlichkeit, als dem Inhalt an sich). Darüber hinaus mochte ich den Schwerpunkt auf die Tücken des Regierens – da es eben leichter ist, zu erobern, als zu herrschen. Und für die meisten der Figuren schaffte GRRM dann auch noch eine wirklich spannende und interessante Ausgangssituation für den nächsten Band, "The Winds of Winter". Jetzt müsste dieser nur endlich mal erscheinen...

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel





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