After Midnight
Jeremy Gardners famoser jüngster Streich Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 13 Oktober 2019
 
Halloween-SPECiAL

 
After Midnight
Originaltitel: After Midnight
Produktionsland/jahr: USA 2019
Bewertung:
Studio/Verleih: Rustic Films/Cranked Up Films
Regie: Jeremy Gardner & Christian Stella
Produzenten: U.a. Justin Benson, Arvind Harinath, David Lawson Jr. & Aaron Moorhead/td>
Drehbuch: Jeremy Gardner
Filmmusik: -
Kamera: Christian Stella
Schnitt: Jeremy Gardner & Christian Stella
Genre: Drama/Horror
Kinostart Deutschland: Noch nicht bekannt
Kinostart USA: Noch nicht bekannt
Laufzeit: 83 Minuten
Altersfreigabe: Noch nicht geprüft
Trailer: YouTube
Kaufen: Noch nicht erhältlich
Mit: Jeremy Gardner, Brea Grant, Justin Benson, Ashley Song, Nicola Masciotra, Henry Zebrowski, Keith Arbuthnot u.a.


Kurzinhalt: Einst waren Hank und Abby das Traumpaar schlechthin. Jahre später wird ihr Leben von Stillstand und Alltagstrott bestimmt – bis es Abby eines Tages nicht mehr aushält, und Hank allein in seinem Elternhaus zurücklässt. Nun ertrinkt Hank in Selbstmitleid, und in der Erinnerung an glücklichere Zeiten. Doch die Trennung von Abby ist nicht das Einzige, das ihm zu schaffen hat: Denn seitdem sie aus ihrem gemeinsamen Haus und damit auch seinem Leben getreten ist, wird Hank jede Nacht von einem Monster heimgesucht. Der Sheriff und seine Freunde sind davon überzeugt, dass sich ein Bär aus dem nahegelegenen Wald zu seinem Haus verirrt hat, doch Hank ist davon überzeugt, dass es sich um irgendetwas anderes handelt. Auf sich allein gestellt, bleibt ihm keine andere Wahl, als zu versuchen, dem Monster auf eigene Faust die Stirn zu bieten…

Review: Szenenbild. Seitdem das /slash Filmfestival im letzten Jahr auf zwei Kinos, die überwiegend parallel bespielt werden, erweitert hat, ist man als Besucher (und insbesondere Passbesitzer wie meiner einer) zu teils schweren Entscheidungen gezwungen. Heuer fiel mir keine Wahl ähnlich schwer, als zwischen Jeremy Gardners jüngstem Streich, und der sehr amüsant klingenden Zombiekomödie "Eat, Brains, Love". Letztendlich gab jedoch mein sehr positiver Eindruck von "The Battery" (bei uns als "Ben & Mickey vs. the Dead" erschienen) den Ausschlag; zumal bei "Eat, Brains, Love" die Chance auf einen zumindest Heimkino-Release hierzulande wohl größer sein dürfte, als bei diesem doch sehr eigenwilligen Indie-Horrordrama. Und auch wenn ich natürlich noch keinen Vergleich ziehen kann, so bin ich mir nach der Sichtung von "After Midnight" (wie der Film mittlerweile umgetauft wurde, vermeintlich um einen Bezug zu Richard Linklater herzustellen; "Something Else" fand ich aber dennoch irgendwie schöner und passender) sehr sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Ich bin wahrlich nicht der erste, der sich – noch vor der Namensänderung – dieses Wortspiels bediente, aber "Something Else" ist in der Tat genau das: Ein sehr außergewöhnlicher, aber eben deshalb aus dem üblichen Einheitsbrei (nicht, dass dieser grundsätzlich schlecht sein muss) hervorstechender Indie-Film, der auf bestechende Art und Weise Horrorelemente mit einem Beziehungsdrama zu einem so stimmigen wie gelungenen Mix vereint. Vor allem letzteres hat mich dabei enorm angesprochen, aufgrund der durch die Bank nicht perfekten Figuren (sprich: Hier ist niemand der Böse, bzw. im Recht oder im Unrecht; die beiden finden sich einfach in einer letztendlich für sie unbefriedigenden Situation wieder, und müssen nun entscheiden, ob sie daran etwas ändern und gemeinsam weitermachen, oder ab sofort getrennte Wege gehen) sowie der Ehrlichkeit und Lebensnähe, die in diesem Teil des Films steckt (im Gegensatz zu so manchem Beziehungsdrama aus Hollywood, das oftmals doch eher überzeichnet ist). Ich behaupte, jeder der sich schon mal in einer längeren Beziehung befand, hat ähnliche Krisen erlebt, und wird sich somit mit Hank und Abby identifizieren können. Zusätzlich verstärkt wird die Tragik dahinter dann noch durch die immer wieder eingestreuten Rückblenden zu glücklicheren Zeiten, die das Hochgefühl einer frischen Beziehung perfekt einfangen. In beiden Zeitebenen ist dabei sowohl Jeremy Gardner als auch Brea Grant für ihre schauspielerische Leistung uneingeschränktes Lob auszusprechen. All diese Aspekte kulminieren dann schließlich in einer zehnminütigen Dialogszene, die ohne Schnitt präsentiert wird. So etwas mag ich ja grundsätzlich schon sehr gerne; in diesem Fall geht es aber weniger ums Gimmick oder das technologische Wunderwerk dahinter (ist die Kamera doch einfach nur statisch auf die beiden gerichtet), sondern wird durch dieses Stilmittel sowohl eine Unmittelbarkeit zum Geschehen erzeugt als auch ein Realismus erreicht, welche die Wirkung der Szene verstärkt. Weil im echten Leben gibt es nun mal auch keinen Schnitt, mit dem man sich aus so einem unangenehmen Gespräch aus der Affäre ziehen kann; da muss man dann eben auch durch, bis zum bitteren (?) Ende.

Szenenbild. Jedoch: Wäre "After Midnight" ein reines Beziehungsdrama, wäre es natürlich im Halloween-SPECiAL falsch. Jedoch gibt es mit dem Monster, dass jede Nacht an Hanks Tür kratzt, auch noch ein überzeugend umgesetztes und schön schauerlich, Angst einflößendes Horrorelement. Lange Zeit schweigt sich der Film darüber aus, ob es sich dabei nur um eine Externalisierung von Hanks Leid ob der Beziehungskrise handelt, oder ob das Monster real ist. In solchen Fällen ziehe ich es ja normalerweise vor, wenn es dem Zuschauer überlassen ist, das Geschehen zu interpretieren. "After Midnight" schlägt nun zwar genau die gegenteilige Richtung ein, und präsentiert eine definitive Antwort – in diesem Fall hat es aber irgendwie voll und ganz gepasst. Trotz dieser sehr bedrückenden Elemente sorgt jedoch der immer wieder eingestreute Humor dafür (der jedoch nie auf Kosten des Horrors oder des Dramas geht), dass das Ganze nicht zu düster und ernst wird. Die letzte wesentliche Stärke des Films sind dann die durch die Bank sympathischen (Haupt- sowie Neben-) Figuren, die dafür sorgen, dass man mit ihnen so richtig mitfiebert, sowie die sehr schön dargestellten Freundschaften zwischen den Nebencharakteren und Hand bzw. Abby. Für mich war "After Midnight" jedenfalls, neben "Freaks" (Review folgt), das ganz große Highlight des diesjährigen /slash Filmfestivals!

Fazit: "After Midnight" – der auf dem /slash Filmfestival noch unter dem ursprünglichen Titel "Something Else" lief – ist in der Tat etwas Besonders, und ein gar wundervoller Film, der auch im Vergleich zu "The Battery" (aka "Ben & Mickey vs. the Dead") noch einmal eine deutliche Steigerung darstellt. Ich mochte hier eigentlich alles: Angefangen dabei, wie er ein Beziehungsdrama mit einem Monsterfilm verbindet, über die sehr sympathischen und angenehm fehlbaren Figuren, bis hin zum coolen Setup, dass dazu einlädt, das Monster als Metapher für die Beziehungskrise zu betrachten, die Hanks Leben zu zerstören droht. Getragen von zwei phantastischen zentralen Performances von Brea Grant und Jeremy Gardner, der sehr lebensnahen Darstellung der Figuren, der Freundschaften und generell ihren Beziehungen zueinander, den immer wieder eingestreuten Flashbacks zu glücklicheren Tagen, einem ungemein effektiven Schockmoment, dem tollen Ende, sowie insbesondere auch einer hervorstechenden, mehr als zehnminütigen Dialogsequenz ohne Schnitt ist der Film, egal mit welchem Titel, auf jeden Fall einer der interessantesten und gelungensten Genre-Beiträge der letzten Zeit.

Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2019 Cranked Up Films)


Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2019





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