Rambo: Last Blood
Mäßiger Abgang einer Action-Ikone Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 03 Oktober 2019
 
 
Rambo - Last Blood
Originaltitel: Rambo: Last Blood
Produktionsland/jahr: USA 2019
Bewertung:
Studio/Verleih: Balboa Productions/Millennium Films/Universum Film
Regie: Adrian Grunberg
Produzenten: U.a. Avi Lerner, Yariv Lerner, Steven Paul, Kevin King Templeton & Les Weldon
Drehbuch: Matthew Cirulnick & Sylvester Stallones
Filmmusik: Brian Tyler
Kamera: Brendan Galvin
Schnitt: Carsten Kurpanek & Todd E. Miller
Genre: Action/Thriller
Kinostart Deutschland: 19. September 2019
Kinostart USA: 20. September 2019
Laufzeit: 89 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 18
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Sylvester Stallone, Paz Vega, Sergio Peris-Mencheta, Adriana Barraza, Yvette Monreal u.a.


Kurzinhalt: Nachdem er wieder in die Heimat zurückgekehrt ist, hat John Rambo auf der alten Farm seines mittlerweile verstorbenen Vaters Frieden gefunden. Seither lebt er dort mit der Haushälterin und Freundin seiner Familie Maria und deren Enkelin Gabrielle, die in der Zeit eine Art Ersatztochter für ihn wird. Nun steht Gabrielle kurz davor, die Farm zu verlassen und aufs College zu gehen – vorher möchte sie jedoch nach Mexico reisen, um ihren Vater zu besuchen, der ihre Familie als sie noch ein Kind war im Stich gelassen hat. Sowohl John als auch Maria raten ihr davon ab, doch Gabrielle lässt sich nicht beirren. Nach der Konfrontation mit ihrem Vater wird sie von einer Freundin in einen Club begleitet. Dort beginnt sich ein älterer Mann mit ihr unterhalten – kurz darauf ist sie spurlos verschwunden. Als John davon erfährt, bricht er sofort nach Mexiko auf, um nach Gabrielle zu suchen – und stößt auf einen mexikanischen Mädchenhändlerring. Deren Anführer sehen es gar nicht gern, wenn ein alter Gringo wie er versucht, ihre Geschäfte zu behindern – und mischen ihn ordentlich auf. Und so sieht sich John Rambo dazu gezwungen, ein letztes Mal in den Krieg zu ziehen…

Review: Szenenbild. Nicht nur Arnold Schwarzenegger wird im Herbst dieses Jahres zum fünften Mal in seine wohl bekannteste Rolle des Terminators schlüpfen – auch Sylvester Stallone bleibt seinen ikonischsten Filmfiguren treu. War er Anfang des Jahres in der Fortsetzung "Creed 2" bereits (zum angeblich letzten Mal) als Rocky Balboa zu sehen, will er mit "Last Blood" nun auch John Rambo einen würdigen Abschluss verleihen. Eine Mission, die leider doch eher nur so halb geglückt ist – wobei ich dem Film zumindest attestieren muss, sich diesbezüglich insbesondere mit der Montage am Ende Mühe zu geben. Trotzdem muss ich gestehen, das Ende von "John Rambo" eigentlich für den besseren Abschluss für die Figur zu halten. Die größte Stärke von "Last Blood" ist aber definitiv, dass wir hier nicht einfach irgendeine neue, von Stallone bekannte Figur sehen, sondern die Geschichte von John Rambo weitererzählt wird. Ohne diesen nostalgischen Charme – der natürlich nur bei alten Fans der Figur bzw. Filmreihe zieht – wäre der wohl um mindestens zwei Punkte schwächer einzustufen. Sprich: Wäre das statt eines Rambo/Stallone-Vehikels ein Film mit Jason Statham, Gerard Butler oder ähnlichem, hätte er mir sicherlich längst nicht so gut gefallen. Doch durch die Anwesenheit von John Rambo und dessen Vorgeschichte, die uns bekannt ist, gewinnt der Film an Gewicht.

Generell muss ich sagen, dass ich an "Last Blood" vor allem den Aufbau sehr gelungen fand. Für solch einen vermeintlichen Actionkracher ist er erstaunlich charakterorientiert, und konzentriert sich dabei neben Gabrielle (der man angenehm viel Aufmerksamkeit schenkt, wodurch man sie halbwegs erfolgreich aus der Rolle der klischeehaften Jungfrau in Nöten befreit) natürlich in erster Linie auf John Rambo. Ähnlich stark mit seinem Innenleben war bislang wohl nur der erste Film der Reihe beschäftigt. An diesem scheint sich "Last Blood" (wie ja der Titel schon andeutet) generell sehr zu orientieren. So feiert hier nicht nur das dortige Fallenstellen (welches bei den bisherigen Sequels doch überwiegend mit Abwesenheit glänzte) ein Comeback, er ist zugleich die erste Fortsetzung, die nicht in einem Kriegsgebiet angesiedelt ist. Jedenfalls: Durch den langsamen, gemächlichen Aufbau gelingt es, dem Zuschauer deutlich zu machen, warum Gabrielle für John Rambo so wichtig ist – und dies wiederum ist essentiell, um seine Motivation, ein weiteres Mal in den "Krieg" zu ziehen, nachzuvollziehen, und dann auch so richtig mit ihm mitzufiebern. Jedoch: Abseits von Rambo und vielleicht noch Gabrielle hinterlässt keine andere Figur echten Eindruck. Vor allem Paz Vega wirkt furchtbar verschwendet; ihre Figur ist letztendlich – sieht man von der Rettung ab – völlig irrelevant. Möglicherweise sind hier wichtige Szenen am Schneidetisch zurückgeblieben, aber so wie es ist, hätte man ihre Figur genauso gut rausstreichen können. Aber auch die Bösewichte hinterlassen allesamt leider keinen Eindruck. In Teilbereichen ist der Film zudem schrecklich vorhersehbar. Und die Musik von Brian Tyler ist zwar grundsätzlich nicht schlecht, aber etwas mehr Gebrauch von Jerry Goldsmiths ikonischem Thema (welches er nur zwischendurch, wenn John Rambo einen Gaul einreitet, kurz mal anklingen lässt) hätte er ruhig machen können – gerade auch im Hinblick darauf, dass dies ja Rambos letzter Einsatz sein soll. Vor allem bei der abschließenden Montage hätte ich einen entsprechenden musikalischen Rückgriff sehr schön gefunden.

Szenenbild. Vor allem aber: So gelungen der Aufbau ist, so enttäuschend ist dann leider das, was "Last Blood" daraus macht. Für einen Rambo-Film ist "Last Blood" nämlich erstaunlich arm an Action. Es gibt eine kurze Schlägerei am Dach, danach den Überfall aufs Bordell, dann den Angriff auf den Bruder – all das dauert insgesamt maximal vier bis fünf Minuten – und dann sind wir auch schon beim großen Showdown, der dann ebenfalls nach rund 10 Minuten vorüber ist. Zugegeben, diese Filmtode sind teilweise wunderbar brutal-splatterig umgesetzt; was jedoch im Vergleich zu z.B. "John Rambo" fehlt, ist die Spannung. Dort war zwar ein Tod der Hauptfigur ebenfalls ausgeschlossen, man konnte aber zumindest mit jenen mitfiebern, die er beschützen wollte. Und generell fand ich das Finale angesichts des ausführlichen Aufbaus doch eher antiklimaktisch und enttäuschend – nicht zuletzt auch, weil es gar so schnell wieder vorüber war. Etwas größer und ausführlicher als "kurz mal nach Mexiko fahren und ein bisschen Radau machen, und sie so auf die Farm locken" hätte John Rambos vermeintlich letzte Mission ruhig ausfallen dürfen.

Fazit: Dass "Last Blood" ein sehr unnötiges und entbehrliches Sequel ist, werfe ich ihm nicht vor; weil wenn man ehrlich ist, könnte man das genau gut über alle bisherigen Fortsetzungen sagen, denn weder werteten diese den ersten Film auf, noch kamen sie an ihn heran. Dennoch boten sie überwiegend (bis auf den dritten, den ich als den schwächsten Film der Reihe einschätzen würde) solide bis gute Action-Unterhaltung. Eben daran hapert es aber nun bei "Last Blood" leider. Der Aufbau ist ja grundsätzlich sehr gelungen. "Last Blood" ist zweifellos nach dem ersten der charakterorientierteste Film der Reihe, und gibt John Rambo auch seine persönlichste Mission. Auch dass sich dieser diesmal nicht in ein Kriegsgebiet stürzt, hebt ihn von den bisherigen Fortsetzungen ab (und rückt ihn eben wieder näher an den ersten Film). Und generell bezieht "Last Blood" viel Reiz daraus, dass wir eben nicht irgendeine unbeeindruckende, von Statham, Butler oder einem ähnlichen aktuellen Actionstar gespielte 08/15-Figur auf Rachefeldzug erleben, sondern John fucking Rambo – mit dem uns im Idealfall seit den 80ern etwas verbindet. Ohne dieses Plus wäre "Last Blood" allerdings ein eher unterdurchschnittlicher Actionthriller, der dann vor allem bei eben diesem zentralen Aspekt – nämlich der Action – enttäuscht. Nicht, weil diese grundsätzlich schlecht inszeniert sei, sondern, weil "Last Blood" uns sehr lange darauf warten lässt, bis es endlich so richtig zur Sache geht, und der dann rund zehn Minuten lange Showdown dem sehr gelungenen und vor allem auch langen Aufbau nicht gerecht wird. Die Rückblenden am Ende sorgen zwar dafür, dass der Film erfolgreich den Eindruck vermittelt, "Last Blood" könnte nun auch tatsächlich Rambos letzter Einsatz gewesen sein. Aus meiner Sicht hätte er es aber bei seiner Abschiedsvorstellung ruhig etwas mehr krachen lassen dürfen.

Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2019 Universum Film)





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