True Detective - 3x05: Wenn du Geister hast
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Episodenbild (c) HBO

Originaltitel: If You Have Ghosts
Episodennummer: 3x05
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 03. Februar 2019
Erstausstrahlung D: 11. Februar 2019
Drehbuch: Nic Pizzolatto
Regie: Nic Pizzolatto
Hauptdarsteller: Mahershala Ali als Detective Wayne Hays, Carmen Ejogo als Amelia Reardon, Stephen Dorff als Roland West, Scoot McNairy als Tom Purcell, Ray Fisher als Henry Hays.
Gastdarsteller: Brett Cullen als Gerald Kindt, Jon Tenney als Alan Jones, Sarah Gadon als Elisa Montgomery, Scott Shepherd als Harris James, Michael Greyeyes als Brett Woodard, Brian Oerly als Eddie, Myk Watford als Detective Morelli, David Stanbra als Detective Segar, Bill Kelly als Detective Hobbs, Tim Griffin als Special Agent Burt Diller, Michael Broderick als Special Agent John Bowen, L. Warren Young als Detective, Rhys Wakefield als Freddy Burns, Jodi Balfour als Lori, Josh Hopkins als Jim Dobkins, James MacDonald als Major Blevins, Bea Santos als Julie Purcell, Isaiah C. Morgan als Young Henry Hays, Kennedi Butler als Young Becca Hays, Elisha Pratt als David Woodard, Cheyenne Seleah als Josie Woodard u.a.

Kurzinhalt: Brett Woodard wurde von den Rednecks bis zu seinem Haus verfolgt – doch er ist vorbereitet. So hat er nicht nur einige Waffen in Stellung gebracht, sondern auch rund ums Haus Fallen gelegt. Als die Angreifer sein Haus nun umstellen und langsam vorrücken, kommt es zu einer Kakophonie aus Kugeln und Explosionen, in deren Zuge Roland West im Bein getroffen wird, und Wayne Hays schließlich dazu gezwungen ist, Woodard zu erschießen. Als man danach in seinem Haus den angesengten Pullover von Julie sowie Wills Rucksack findet, schließt die Polizei – trotz der Bedenken von Hays und West – ab. Zehn Jahre später versuchen die Kinder von Woodard, ihren Vater zu entlasten. Und tatsächlich gibt es Anzeichen dafür, dass die in seinem Haus gefundenen Beweismittel von einem korrupten Polizisten hinterlegt wurden. Zugleich machen Hays und West bei ihrer Suche nach Julie Purcell Fortschritte. Dennoch ist es ihnen scheinbar nie gelungen, sie aufzuspüren – weshalb fünfundzwanzig Jahre später Wayne Hays und Roland Wests Tür klopft, und ihn um Hilfe bittet: Er will, solange sein Geist zumindest noch so halbwegs funktioniert, sie nun endlich finden, und damit sowohl den Fall endgültig abschließen, als auch sein damaliges Versprechen an Tom erfüllen…

Review (kann Spoiler enthalten): Episodenbild (c) HBO "Wenn du Geister hast" liefert nun die für "True Detective" obligate Schießerei. Jene aus den ersten beiden Staffeln haben mich zwar mehr beeindruckt, dennoch war das schiere Chaos, dass hier aufgrund der Rednecks und dem sich mit Fallen verteidigenden Woodard entfacht wird, durchaus nett. Mehr noch als das stach dann jedoch die emotionale Komponente heraus. Woodard, dessen Wunden aus dem Vietnam-Krieg ohnehin nie verheilt sind, ist es leid, von den anderen belächelt, belästigt oder gar als Mörder angesehen zu werden. Seines Lebens müde, zwingt er Hays dazu, ihn zu erschießen – "Suicide by Cop" sagt man da allgemein dazu. Für Hays war es das erste Mal, dass er im Job seine Waffe zücken musste – und dann auch gleich, um jemanden umzubringen. Noch dazu eine Person, die er des Mordes, derer man sie bezichtigt, für Unschuldig hielt. Kein Wunder, dass er sich nach dieser traumatischen Erfahrung in die Arme von Amelia flüchtet. Offen ist für mich allerdings nun noch die Frage, warum er und West das Ende der Ermittlung einfach so akzeptierten. Denn natürlich ist es für die Polizei bequem, den Deckel über den Fall draufzumachen. Aber das mit dem Sweater und dem Rucksack kam Hays ja schon damals spanisch vor.

Umso motivierter ist er nach der Wiederaufnahme der Ermittlungen in 1990, dem Verdacht, dass die Beweismittel untergeschoben sein könnten, nachzugehen. Weniger wegen dieser korrupten Tat am sich – halt, um den Fall abschließen zu können – sondern weil der besagte Polizist wohl mit dem eigentlichen Täter in Kontakt gestanden haben muss, weil wo hätte er den Pullover und den Rucksack sonst her? Generell muss ich jedenfalls sagen, dass mich diese Wendung doch ziemlich überrascht hat. Ich dachte bislang eigentlich, der Verteidiger würde versuchen, jemanden freizubekommen, der im Gefängnis sitzt. Stattdessen geht es darum, Woodards Namen posthum reinzuwaschen. Das ist doch mal was anderes. Und auch die neuen Hinweise auf Julie in 1990er-Teil der Episode waren interessant. Offenbar verschlug es sie in ein Kloster. Davon abgesehen fehlt von ihr aber nach wie vor jede Spur, und wenn es einen Aspekt gibt, denn ich an "Wenn du Geister hast" bzw. dem Aufbau der dritten Staffel generell kritisieren würde, dann dass einem aufgrund der 2015er-Handlung schon klar ist, dass sie Julie nie gefunden haben (außer, Wayne Hays hätte das vergessen). Da man somit jetzt quasi schon weiß, dass ihre Suche vergeblich ist und im Sande verlaufen ist, nimmt diesem Teil der Geschichte ein bisschen an Reiz. Umso begeisterter war ich dann aber vom Finale der Folge, mit dem Wiedersehen zwischen Hays und West (dessen Alters-Makeup übrigens ebenfalls großartig und sehr überzeugend gemacht ist). Mit der Offenbarung, dass Roland auf seinen alten Partner nicht gut zu sprechen ist, wird wieder einmal das Interesse am weiteren Verlauf der Handlung in 1990 geweckt. Vor allem aber fand ich dieses Wiedersehen einfach nur wunderbar. Wie Hays eingesteht, Probleme mit seinem Gedächtnis zu haben – und nicht einmal mehr zu wissen, weswegen West auf ihn sauer ist. Wie sie zuerst gemeinsam in Erinnerungen schwelgen. Und schließlich, wie Wayne seinen alten Partner und Freund darum bittet, ihm dabei zu helfen, diesen Fall endlich ein für alle Mal abzuschließen, und Julie zu finden. Was für ein vielversprechendes Setup für die letzten drei Folgen der Staffel!

Fazit: Episodenbild (c) HBO Mit der Schießerei beim Woodards Haus, dessen Tod, sowie dem Fund der Beweismittel erreicht die Handlung im Jahr 1980 nun vermeintlich ihren Höhepunkt. Hays ist davon, dass ihn Woodard dazu zwang, ihn zu ermorden, schwer gezeichnet, und so erleben wir hier zugleich den Beginn der Beziehung zwischen ihm und Amelia. Unklar ist mir hingegen noch, wieso die Ermittlungen trotz Hays Skepsis eingestellt wurden – aber das werden wohl die nächsten drei Folgen noch beantworten. Die – ansonsten grundsätzlich interessante – Handlung im Jahr 1990 leidet wiederum etwas darunter, dass uns leider schon bewusst ist, dass sie Julie nie direkt finden werden (auch wenn sie hier, mit der Nachricht von ihr, wohl so nah dran sind wie nie zuvor). Was allerdings die Storyline in 2015, und dort insbesondere das Wiedersehen zwischen Hays und West, umso bedeutsamer. Nun werden die beiden wohl auf einen letzten gemeinsamen Einsatz aufbrechen, um diesen Fall endlich abzuschließen – und ich für meinen Teil bin schon sehr gespannt darauf, ob sie nun, fünfunddreißig bzw. fünfundzwanzig Jahre später, dort erfolgreich sein werden, wo sie zuvor scheiterten.


Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2019 HBO)







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