A Storm of Swords
Episch und mit vielen dramatischen Wendungspunkten Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 03 August 2019
 
Titel: "A Storm of Swords"
Bewertung:
Autor: George R. R. Martin
Umfang: 1177 Seiten (inkl. Anhang)
Verlag: Bantam Books (E)
Veröffentlicht: 04. März 2003 (E)
ISBN: 0-553-57342-8
Kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Jon Snow wurde von den Wildlingen gefangen genommen. Zuvor hat ihn sein Vorgesetzter der Nachtwache angewiesen, alles zu unternehmen, um ihr Vertrauen zu gewinnen – auch wenn er dafür seinen Schwur brechen muss. Er lässt sich daraufhin auf eine Romanze mit Ygritte ein – die jedoch seine Loyalität zur Nachtwache schon bald auf eine harte Probe stellt, beginnt er doch für die wilde Rothaarige schon bald echte Gefühle zu entwickeln. Brienne von Tarth versucht indes im Auftrag von Catelyn Stark, Jaime Lannister nach King's Landing zurückzubringen – in der Hoffnung, dass daraufhin ihre Töchter freigelassen werden. Doch auf dem Weg dorthin werden die beiden von einer Bande aufgehalten, und Jaime verliert seine Schwerthand. Arya gerät indes zuerst in die Fänge der Bruderschaft, und in weiterer Folge von Sandor Clegane. Catelyn wiederum macht sich um ihren vermeintlich letzten verbliebenen Sohn – ist sie doch davon überzeugt, dass Rickon und Bran tot sind – zunehmend Sorgen. Dieser wiederum muss sich, um seinen Feldzug als König des Nordens fortzusetzen, bei Walder Frey dafür entschuldigen, sein Versprechen gebrochen und eine andere Frau geheiratet zu haben. Doch ihr Besuch bei den Freys endet in einer Katastrophe. In King's Landing wird indes Sansa mit Tyrion verheiratet. Kurz darauf wird auch die Hochzeit zwischen Joffrey und Margaery gefeiert – wo jedoch der König vergiftet wird. Sansa wird unmittelbar daraufhin fortgeschafft, und Tyrion für den Mord an Joffrey verhaftet. Und in Essos setzt Daenerys ihren Siegeszug fort – sieht sich jedoch in weiterer Folge dazu gezwungen, sich von einem wichtigen Verbündeten trennen…

Review: Ok, schaffen wir den einzigen wesentlichen Kritikpunkt an "A Storm of Swords", der auch die Höchstwertung verhindert, aus dem Weg: Der dritte Band der Reihe setzt den Trend der ansteigenden Seitenzahl fort, und ist mit fast 1.200 Seiten bzw. rund 415.000 Worten fast so lang wie die komplette "Der Herr der Ringe"-Trilogie (die auf ca. 480.000 Worte kommt). Das in einem Durchmarsch zu lesen, ist schon eine ziemliche Herausforderung, und ich muss gestehen, ca. zur Mitte des Buchs mal eine Pause eingelegt zu haben. Es kann halt doch etwas ernüchternd und entmutigend sein, wenn man merkt, wie lange man am Roman jetzt schon liest, und z.B. noch nicht einmal bei der Hälfte angekommen zu sein. Sprich: Durchhaltevermögen braucht man bei "A Storm of Swords" schon. Jedoch: Im Vergleich zum Vorgänger, wo die ganz großen Höhepunkte gefehlt haben, wird man beim dritten Teil der Reihe auch regelmäßig für die eigene Hartnäckigkeit belohnt. Ja, der Roman ist aus meiner Sicht nicht einfach nur lang, sondern zu lang. Es gibt immer wieder Strecken, wo sich in einzelnen Handlungssträngen nicht viel tut. Nehmt nur Catelyn, das zwar auf den wohl größten dramaturgischen Wendungspunkt hinsteuert – aber der Weg dorthin ist halt leider nur bedingt interessant. Klar ist diese Vorarbeit wichtig, weil die Rote Hochzeit sonst nicht so einschlagen würde, wie sie das tut, dennoch könnte man diskutieren, ob GRRM nicht zumindest eins ihrer Kapitel hätte einsparen können. Die Tatsache, dass man jedoch immer wieder mit packenden Momenten und wichtigen Ereignissen belohnt wird, sowie der Roman generell wieder sehr gut geschrieben ist, und mit zahlreichen schönen Dialogen aufwarten kann, sorgte aber eben dafür, dass ich trotz des entmutigenden Umfangs von "A Storm of Swords" – und eben der einen Pause zwischendurch – motiviert blieb, dranzubleiben und weiterzulesen.

Das einzige, was man abseits der Länge vielleicht noch kritisieren könnte ist, dass sich Martins Erzählweise, die sich auf in diesem Fall zehn Haupt-Erzählperspektiven-Figuren konzentriert, manchmal der Wirkung einzelner Entwicklungen nicht ganz zuträglich ist. So fühlte ich mich in der Serie Robb (und seiner Frau) wesentlich verbundener als hier, weshalb mich die Rote Hochzeit dort doch noch wesentlich mehr schockierte, als dies hier der Fall ist (wobei es auch hier nichtsdestotrotz zweifellos sehr erschütternd ist; nicht zuletzt, als wir Catelyns Liebe zu ihrem Sohn im Roman unmittelbarer miterlebten, als in der Serie). Es führt zudem dazu, dass einzelne Entwicklungen übersprungen werden, wie z.B. die Eroberung Meereens. Da sich diese aus Daenerys Sicht schwer hätte erzählen können, lesen wir in einem Kapitel, wie sie vor den Toren steht, und im nächsten ist die Stadt schon erobert. Das kann teilweise doch etwas irritierend sein, und ein bisschen Distanz zum Geschehen schaffen, da man von einzelnen wichtigen Ereignissen ausgeschlossen ist. In diesen Einzelfällen erweist sich GRRMs gewählte Erzählweise eher als Stolperstein. Insgesamt ist der Nutzen der Saga aber aus meiner Sicht zweifellos größer, wird doch durch die POV-Erzählweise die Bindung zwischen Leser und Figuren verstärkt. Wir sehen, hören und erleben auch wirklich nur das, was diese unmittelbar miterleben, und stecken so quasi direkt in ihren Schuhen. Etwas, dass sich dann eben gerade auch bei den großen, dramatischen Wendungspunkten bezahlt macht.

Was nun die einzelnen Handlungsstränge betrifft, so sind diese bei mir – was ja eigentlich nur ganz normal ist – etwas unterschiedlich angekommen. Mit am besten gefiel mir alles rund um Jon Snow – und das, obwohl der Handlungsstrang im Norden (der auch noch Sams POV umfasst) vom Geschehen in King's Landing weitgehend losgelöst ist (erst zum Ende hin, mit dem Aufmarsch von Stannis Truppen, beginnt GRRM diese Storylines stärker miteinander zu verknüpfen). Ich fand seinen moralischen Konflikt sehr schön ausgearbeitet. Trotz seiner Liebe zu Ygritte ist und bleibt er in erster Linie der Nachtwache verpflichtet – muss jedoch in weiterer Folge für diese Treue einen schweren Preis zahlen. Weniger, weil er von ihr mit einem Pfeil im Bein erwischt wird, als er vielmehr ihren leblosen Körper kurz darauf in den Händen hält, nachdem es der Nachtwache erfolgreich gelungen ist, den ersten größeren Angriff der Wildlinge zurückzuschlagen. Aber auch danach entwickelt sich sein Handlungsstrang spannend weiter, angefangen von der nächsten großen Schlacht gegen die Wildlinge, über den Besuch bei Mance Ryder, bis hin zu Stannis Angebot, sowie seiner Wahl zum Lord Commander der Nachtwache. Eben dort spielt wiederum auch Sam eine entscheidende Rolle. Dieser wird von "A Storm of Swords" im Mittelteil ein bisschen aus den Augen verloren, aber vor allem zu Beginn (wo er mit Gilly durch das Ödland hinter der Mauer zieht) sowie dann am Ende (wo er die rettende Idee hat, um das Patt bei der Lord Commander-Wahl zu beenden) leitet er einen wichtigen Beitrag.

Daenerys leidet wie schon erwähnt darunter, dass sie an den actionreicheren Momenten ihres Handlungsstrang als Königin halt meist nicht unmittelbar beteiligt ist, steht jedoch ebenfalls vor dem einen oder anderen interessanten Dilemma, insbesondere was Jorah Mormont betrifft, aber auch im Hinblick darauf, welche Art Herrscherin sie sein will. Gerade auch im Hinblick auf die Entwicklung in der letzten "Game of Thrones"-Staffel fand ich dabei so einige Zitat überaus interessant ("The blood of my enemies I will shed gladly. The blood of innocents is another matter", oder auch "Why do the gods make kings and queens, if not to protect the ones who can't protect themselves?"). Ich hoffe jedenfalls, GRRM wird seine Saga doch noch beenden, weil eben diese Stellen machen mich schon neugierig, wie er den gleichen Punkt wie die Serie erreichen will (so dies denn überhaupt sein Plan ist), ohne dass es "out of character" wirkt. In King's Landing war mein Highlight in erster Linie Tyrion. Es gibt zwar eine Stelle, die ihm eine deutlich zwielichtigeren Anstrich verpasst, als er ihn in der Serie hatte (nämlich wenn er zu Sansa sagt "You're a child. But I want you." – Pädophile sind dann halt doch nicht unbedingt die geeignetsten Sympathieträger), aber davon abgesehen fühlte ich mit dem Zwerg durchaus wieder mit. Vor allem natürlich, wenn er fälschlicherweise des Mordes an König Joffrey angeklagt wird. Und doch ist er eben, so wie alle anderen Figuren hier auch, kein strahlender Held; im Gegenteil. Wie neben dem bauchkrampfverursachenden Sansa-Kommentar natürlich vor allem auch das Finale zeigt. Sansa wiederum beginnt nun zunehmend, ihre Naivität abzulegen, bleibt jedoch vorerst überwiegend eine Figur im Spiel anderer, die ohne große Einflussmöglichkeit von einer Stelle auf die andere geschoben wird. Immerhin bringt ihr Handlungsstrang aber so manch wichtige Antwort auf offene Fragen (auch wenn mir diese schon aus der Serie bekannt waren), wie z.B., wer Joffrey vergiftet hat, aber auch, wer für den Tod Lord Arryns, der diese ganze Misere ja eigentlich erst ausgelöst hat, verantwortlich war.

Arya ergeht es ähnlich, auch sie ist lange Zeit eine Gefangene der Umstände. Allerdings gelingt es ihr im Gegensatz zu ihrer Schwester am Ende dann, sich zu befreien, und damit auch ihre Selbstbestimmung zurückzuerlangen. Catelys Handlungsstrang ist zweifellos der tragischste, der dann eben auch zum unbestreitbaren Höhepunkt des Romans führt, ist aber eben wie zuvor schon erwähnt bis zu dieser entscheidenden Stelle erstmal nur bedingt spannend. Und vor allem die Entscheidung, sie am Ende zurückzubringen, sehe ich erstmal noch sehr skeptisch – aber schauen wir mal, wie das GRRM genau umgesetzt hat (da Lady Stoneheart aus der Serie gestrichen wurde, wird dieser Teil in den nächsten Romanen auch für mich neu sein). Brans Handlungsstrang bietet zwar einzelne Höhepunkte, wirkt aber doch ein bisschen wie ein Lückenfüller, um die Zeit zu strecken, bis er den dreiäugigen Raben erreicht. Und Davos' Storyline bietet uns einen zwar wichtigen Einblick in die Ereignisse rund um Stannis, und lässt ein später vermeintlich kommendes Ereignis bereits erahnen, war aber aus meiner Sicht dennoch ein weiterer dieser Erzählstränge, wo GRRM ein bisschen hätte kürzen können, ohne essentielles zu verlieren. Dafür hatte es mir Jaime umso mehr angetan. Dessen Kapitel waren für mich, nach Tyrion, die absoluten Highlights des Romans, nicht zuletzt, als sie eine Figur, die bislang eher als Bösewicht rüberkam, aus eben diesem Eck befreien. Einerseits aufgrund seiner Taten hier, andererseits aber auch, in dem wir hier die Beweggründe früherer Taten erfahren – was den Leser hoffentlich lehrt, niemanden vorschnell zu verurteilen, da es eben fast immer zwei Seiten zu einer Geschichte gibt. Bislang halte ich seinen Handlungsstrang und seine Entwicklung jedenfalls für die mit interessanteste und befriedigendste der Saga.

Fazit: "A Storm of Swords" ist ein echter Wälzer, der vom geneigten Leser auch ein entsprechendes Engagement erfordert. Mitunter gibt es immer wieder mal Stellen, die ein bisschen zähl geraten sind, und insgesamt wäre es GRRM da und dort sicherlich gelungen, den Roman ein bisschen zu kürzen, ohne wichtiges zu verlieren. Der entscheidende Punkt – und auch wesentliche Unterschied im Vergleich zu "A Clash of Kings", wo sich aus meiner Sicht ja leider nicht wirklich viel wichtiges getan hat – ist allerdings, dass man diesmal immer wieder fürs Durchhalten mit dramatischen Höhe- und Wendepunkten belohnt wird. Eben diese sind es dann auch, die einen dazu animieren, trotz der abschreckenden Länge des Romans dranzubleiben – man vertraut einfach mit der Zeit darauf, dass der nächste Höhepunkt nicht weit entfernt ist. Generell ist die Geschichte überwiegend spannend, interessant und mitreißend. Und dann ist "A Storm of Swords" auch wieder sehr gut geschrieben, was sich vor allem in den teilweise starken Dialogen zeigt. Jedenfalls: Ich persönlich bin ja noch nie einen Marathon gelaufen, kann mir aber vorstellen, dass man sich am Ende im Ziel so ähnlich fühlt, wie nach dem Lesen von "A Storm of Swords", nämlich einerseits erschöpft, aber trotzdem auch glücklich und zufrieden – und vor allem froh darüber, trotz aller Anstrengungen durchgehalten zu haben.

Bewertung:4.5/5 Punkten
Christian Siegel





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