Jessica Jones - 3x13: Einfach alles
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Episodenbild (c) Marvel Studios/Netflix

Originaltitel: AKA Everything
Episodennummer: 3x13
Bewertung:
Weltweite Internet-VÖ: 14. Juni 2019 (Netflix)
Drehbuch: Melissa Rosenberg & Lisa Randolph
Regie: Neasa Hardiman
Hauptdarsteller: Krysten Ritter als Jessica Jones, Rachael Taylor als Trish Walker, Eka Darville als Malcolm Ducasse, Benjamin Walker als Erik Gelden, Jeremy Bobb als Gregory Sallinger, Sarita Choudhury als Kith Lyonne, Tiffany Mack als Zaya Okonjo, Carrie-Anne Moss als Jeri Hogarth.
Gastdarsteller: Mike Colter als Luke Cage, John Ventimiglia als Detective Eddy Costa, Jamie Neumann als Brianna Gelden, Rachel McKeon als Char, Chris McGinn als Sharon, Roman Roytberg als Alex Sokolov, Wayne Maugans als Demetri Patseras, Jillian Lebling als Nora Patseras, David Tennant als Kilgrave u.a.


Kurzinhalt: Obwohl Jessica dafür gesorgt hat, dass Gregory Sallinger hinter Gitter kommt, war Trish dies an Rache für seinen Mord an ihrer Mutter nicht genug – weshalb er ihn bei der Überstellung ins Gericht brutal ermordet hat. Als sie Gregorys Leiche erblickt, weiß Jessica sofort, wer dafür verantwortlich ist, und sucht ihre Schwester in ihrem Apartment auf, um sie zur Rede zu stellen. Dort wird deutlich, dass Trish trotz des Mordes an Sallinger der Ansicht ist, mit ihrem Kampf gerade erst begonnen zu haben. Jessica fleht ihre Schwester förmlich an, von diesem Plan abzulassen und sich der Polizei zu stellen, doch Trish ist fest dazu entschlossen, ihren Rachefeldzug fortzusetzen. Somit bleibt Jessica keine andere Wahl, als ihre Schwester aufzuhalten – doch dank ihrer übermenschlichen Kräfte gelingt Trish die Flucht. Jessica wendet sich daraufhin an Jeri Hogarth, um Trish eine Falle zu stellen…

Review (kann Spoiler enthalten): Episodenbild (c) Marvel Studios/Netflix Fürs Serienfinale hat man Luke Cage für einen Gastauftritt zurückgebracht. Vom Grundgedanken her fand ich das ja sehr schön – immerhin hat die Figur ja auch, noch vor ihrer eigenen Serie, bei "Jessica Jones" ihr Debüt gefeiert. Allerdings muss ich sagen: In dieser Folge wirkte er fast wie ein Fremdkörper, und störte er fast ein bisschen. Einerseits, da die beiden seit "Defenders" nicht mehr wirklich viel Kontakt zu haben schienen. Vor allem aber, weil die Herausforderung, vor der Jessica hier steht, eine derart persönlichere ist. Ich finde es trotzdem schön, dass sie Mike Colter für einen letzten Auftritt zurückgeholt haben; aber an einer anderen Stelle der Staffel hätte es vielleicht besser gepasst. Davon abgesehen macht "Einfach alles" aber einfach alles richtig. Schon die erste Begegnung zwischen Jessica und Trish in deren Apartment war ein echtes Highlight, und konnte mir starken Momenten und Dialogen aufwarten ("I have never been more afraid than I am now."). Leider wird schnell deutlich, dass Trish den vernünftigen Argumenten ihrer Schwester nicht zugänglich ist. Sie sieht sich im Recht, und ihre Mission auch – obwohl Sallinger ausgeschaltet wurde – noch lange nicht beendet. Selbst als Erik dazukommt, und deutlich wird, welche "Kopfschmerzen" Trish ihm bereitet, kann sie dies von ihrer Überzeugung nicht abbringen.

Jeri Hogarth nutzt indes die Gunst der Stunde: Sie sieht in Trish die perfekte Gelegenheit, um sich Dimitris – und damit jener Person, die ihrer Freundin Kith solche Probleme bereit – zu entledigen. Bleiben wir vielleicht kurz bei diesem Handlungsstrang, ehe wir zu Jessica und Trish zurückkehren: Mit gefällt, wie sich Jeri hier völlig verkalkuliert. Sie unterstützt Kith wo es nur geht, in der Hoffnung, so ihre Liebe zu gewinnen. Doch egal ob deshalb, da sie Jeris wahre Natur erkannt hat und vor dieser zurückschreckt, oder auch einfach, weil sie sich so etwas nach dem Tod ihrer Tochter nicht noch einmal antun kann und will, gibt sie Jeri nach ihrem ALS-Geständnis einen Korb – und schiebt sogar noch ein ziemlich kaltes "You don't want to die alone. But you're going to." hinterher. Nun war auch ich mit so mancher Aktion, die Jeri in der dritten Staffel geliefert hat, nicht gerade glücklich – aber das hat sie sich dann doch nicht verdient. Nichtsdestotrotz steht natürlich in erster Linie der Konflikt zwischen Jessica und Trish im Mittelpunkt. Als letztere beim Angriff auf Dimitri nach der Ankunft seiner Tochter doch innehält, schöpft man kurz Hoffnung für sie. Doch rasch wird deutlich, dass dies keine allgemeine Läuterung in ihr bewirkte. Das Finale fand ich dann insofern durchaus spannend, als ich mir echt nicht sicher war, ob Trish die Flucht gelingen würde (nicht zuletzt auch deshalb, als ich nicht weiß, ob Melissa Rosenberg während der Produktion der Staffel schon wusste, dass es die letzte sein würde). Doch "Jessica Jones" bleibt dem Muster der früheren Staffeln treu, und präsentiert auch diesmal wieder eine in sich geschlossene Season, sprich: Es gelingt Jessica dann doch noch, ihre Schwester davon abzuhalten, das Land zu verlassen. Wie ein Triumph fühlt sich ihr entsprechender Sieg aber wohl sowohl für den Zuschauer als auch sie selbst nicht wirklich an.

Episodenbild (c) Marvel Studios/Netflix Interessant dann auch der kurze Epilog. Bei der Szene, wo Jessica zuschaut, wie Trish ins Hochsicherheitsgefängnis überstellt wird, hatte es mir nicht zuletzt auch die Musik von Sean Callery wieder einmal ganz besonders angetan; ich hoffe, Netflix bleibt dem Beispiel aus den ersten beiden Seasons treu und veröffentlicht zumindest ein MP3-Album. Und vor allem das Ende war dann sehr interessant. Nachdem sie dazu gezwungen war, ihre Schwester und beste Freundin einzusperren (wie sagte sie zuvor so schön: "Don't try to be a hero. It's a shitty job."), überlegt sie tatsächlich, ihrem aktuellen Leben den Rücken zu kehren. Sie übergibt die Schlüssel für ihr Büro und Apartment Malcolm, fährt zur Grand Central Station, und kauft sich ein Bahnticket nach Mexiko – bis sie auf einmal Kilgraves Stimme in ihrem Kopf hört (eine coole Mini-Cameo, die man seitens Netflix gut geheimgehalten hat) – und doch wieder umdreht. Bei Netflix mag "Jessica Jones" fertig sein – in ihrem Serienuniversum ist sie das jedoch offensichtlich noch nicht. Was nun den Zuschauer dazu einlädt, sich ihre nächsten Abenteuer selbst auszudenken.

Fazit: "Einfach alles" schließt die dritte Staffel – und auch die Serie – auf gelungene und befriedigende Art und Weise ab. Die Episode davor mag zwar den etwas besseren Spannungsaufbau gehabt haben; zudem fand ich den Auftritt von Luke Cage vom Grundgedanken her besser als in der Ausführung. Davon abgesehen war "Einfach alles" aber wirklich ein tolles und starkes Finale. Insgesamt ist es der dritten Staffel – aus meiner Sicht auch die beste Prä-Defenders-Season aller Marvel/Netflix-Serien – jedenfalls gelungen, mich in meiner Überzeugung zu bestärken, dass "Jessica Jones" zwar vielleicht nicht die insgesamt beste Serie aus der Kooperation gewesen sein mag (der Titel gehört, trotz der etwas schwächeren letzten Season, dennoch "Daredevil"), aber doch zumindest jene, bei der ich das größte Potential für eine lange Serienzukunft und zahlreiche weitere, spannende Abenteuer der Titelheldin gesehen hätte. Und so ist bei "Einfach alles" mein Wehmut über den Abschied mindestens genauso groß, wie meine Freude, dass man ihr mit dieser Folge zumindest einen würdigen Abschluss beschert hat.

Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2019 Marvel/Netflix)




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