A Clash of Kings
Nicht mehr ganz auf Höhe des ersten Teils Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 11 Mai 2019
 
Titel: "A Clash of Kings"
Bewertung:
Autor: George R. R. Martin
Umfang: 1010 Seiten (inkl. Anhang)
Verlag: Bantam Books (E)
Veröffentlicht: 05. September 2000 (E)
ISBN: 0-553-57990-8
Kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Nachdem sein Vater Eddard zum Verräter gestempelt und von König Joffrey hingerichtet wurde, ernennt sich Robb Stark zum König im Norden. Die Lannisters, angeführt vom Kopf ihres Hauses, Tywin, setzen alles daran, um die Rebellion nieder zu schlagen, doch Robbs taktisches Geschick sowie die Vielzahl an Truppen, die seinem Haus treu ergeben ist, bringen ihm einen Sieg nach dem anderen ein. Währenddessen erheben auch die beiden Brüder des kurz verstorbenen Königs Robert Baratheon Anspruch auf den Eisernen Thron – nicht zuletzt, als sie dem Volk verkünden, dass es sich bei Joffrey um keinen Sohn ihres Bruders, sondern vielmehr den durch Inzest gezeugten Bastard von Cersei und Jaime handelt. Doch ehe sie Richtung King's Landing marschieren können, müssen Stannis und Renly erst zwischen sich selbst entscheiden, wer den besseren Anspruch auf den Thron hat. Und in Essos rettet sich Daenerys mit jener kleinen Heerschar, die ihr nach wie vor treu ergeben ist, aus der trocken-leblosen Wüste nach Qarth – wo jedoch weitere Gefahren auf sie lauern…

Review: Grundsätzlich war auch "A Clash of Kings" wieder ein wirklich guter Fantasy-Roman – bei dem sich jedoch im Vergleich zum ersten Band (und dort traten sie bereits eher verhalten zu Tage) die Fantasy-Elemente noch mehr in Grenzen halten. Abseits des Schattenmonsters, das Renly ermordet, sowie Daenerys Drachen, könnte das genauso gut im "echten" Mittelalter spielen. Auch dieser bodenständigere (und eben auch dreckigere) Ansatz ist zweifellos etwas, dass seine "A Song of Ice and Fire"-Saga von anderen Fantasy-Epen abhebt. Was mir ebenfalls wieder sehr gut gefallen konnte, ist GRRMs Gespür für interessante und vielschichtige Figuren – die hier zudem nun zunehmend beginnen, eine Entwicklung zu durchlaufen. So ist Sansa zwar immer noch naiv, im Vergleich zum ersten Band durch den Tod ihres Vaters aber durchaus geläutert. Arya wiederum muss immer härter und skrupelloser werden, um zu überleben. Theon verrät jene Menschen, die zehn Jahre lang seine Familie waren, um sich gegenüber einem Vater zu beweisen, der mit ihm ohnehin nicht viel anfangen kann. Und Tyrion muss am Hof des Königs sein Geschick für Intrigen unter Beweis stellen – und letzten Endes bei der Verteidigung von King's Landing einen entscheidenden Beitrag leisten (und sich damit auch als Kämpfer beweisen). Einzig bei Bran, Catelyn und Daenerys hätte ich erstmal noch nicht viel Charakterentwicklung bemerkt, und Davos lernen wir ohnehin überhaupt erst hier kennen – aber dafür ist ja (zumidnest bei einigen von ihnen) noch Zeit. Was ebenfalls wieder besticht, ist GRRMs generelles schriftstellerisches Talent, das sich vor allem in den Dialogen zeigt, die immer wieder mit schönen Zitaten aufwarten können. Und vor allem auch einzelne Momente und/oder Begegnungen, wie das Gespräch zwischen Catelyn und Jaime, stechen hervor.

Dennoch muss ich gestehen, von "A Clash of Kings" nicht mehr ganz so begeistert gewesen zu sein, wie vom Vorgänger. Dieser hatte einfach irgendwie die interessante Handlung, und generell einen besseren Spannungsaufbau. Mit der Ermordung der Hand des Königs und den darauffolgenden Ermittlungen gab es sofort einen Haken, der mein Interesse weckte, und mit dem mich GRRM an der Angel hatte. Zudem fand ich, dass beim zweiten Band Eddard doch fehlt. Klar lag in dessen überraschendem Tod – nachdem es dem Autor zuvor erfolgreich gelang, dem Zuschauer den Eindruck zu geben, er wäre die Hauptfigur – einer der größten Clous des Vorgängers, "A Clash of Kings" leidet nun aber irgendwie darunter. Zumal wir generell den titelspendenden "Clash of Kings" letztendlich nur aus der zweiten Reihe verfolgen, da weder Joffrey (oder Cersei), Tywin, Stannis, Renly oder auch Robb zu jenen Figuren zählen, aus deren Perspektive die Ereignisse hier geschildert werden. Nun war das von GRRM zweifellos auch genauso beabsichtigt, und zählt zu jenem Untergraben der typischen Genreklischees, dem er sich bei "A Song of Ice and Fire" verschrieben hat. Sämtliche POV-Figuren werden vom titelspendenden Konflikt eher mitgeschwemmt, und versuchen irgendwie, dabei über Wasser zu bleiben, haben aber nur in Ausnahmefällen (wie bei Theons kurzzeitiger Eroberung von Winterfell, oder Tyrions Beitrag zur Verteidigung von King's Landing) direkten Einfluss aufs Geschehen. Grundsätzlich zweifellos ein interessanter und origineller Zugang – der jedoch zugleich dafür sorgte, dass man den titelspendenden Kampf der Könige doch eher nur distanziert verfolgt. Was dann eben halt auch dazu führt, dass zumindest ich nicht so recht wusste, zu welcher Seite ich denn nun eigentlich halten soll – und dementsprechend auch das Geschehen mit geringerem Interesse als beim Vorgänger verfolgte. Vor allem aber würde ich behaupten, dass sich hier – im Vergleich zu "A Game of Thrones" – wenig Folgenschweres ereignet. Was den Roman, nicht zuletzt aufgrund der noch einmal knapp 200 Seiten mehr als beim ohnehin schon episch langen Vorgänger, stellenweise doch etwas zäh macht.

Fazit: "A Clash of Kings" ist eine gute Fortsetzung zu "A Game of Thrones". Vor allem die nach wie vor sehr komplexe Handlung, die zudem bodenständiger und auch dreckiger daherkommt als sonst im Genre oftmals üblich, sowie die vielschichten Figuren, die hier auch langsam beginnen eine merkliche Entwicklung durchzumachen, hatten es mir angetan. Allerdings: Nicht zuletzt da nach Eddards Tod eine POV-Figur fehlt, die unmittelbar am titelspendenden "Clash of Kings" beteiligt ist, verfolgte ich eben diesen Konflikt doch eher distanziert. Denn die nun noch verbliebenen bzw. hier neu hinzukommenden POV-Charaktere werden von den Geschehnissen hier doch eher mitgeschwemmt, als dass sie diese aktiv beeinflussen (Ausnahmen bestätigen die Regel). Natürlich ist das genau der Sinn der Sache, und zählt zu GRRMs angestrebtem Ziel, die typischen Fantasy-Klischees zu untergraben. Aber in Verbindung mit den noch einmal knapp 200 Seiten mehr, sowie meinem Eindruck, dass sich hier letztendlich wenig Folgenschweres zugetragen hat, machte es "A Clash of Kings" im Vergleich zum Vorgänger zu einer etwas zäheren und weniger mitreißenderen Angelegenheit.

Bewertung:3.5/5 Punkten
Christian Siegel





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