Discovery - 2x07: Licht und Schatten
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Episodenbild (c) Netflix

Originaltitel: Light and Shadows
Episodennummer: 2x07
Bewertung:
Erstausstahlung USA: 28. Februar 2019 (CBS)
Erstausstahlung D: 01. März 2019 (Netflix)
Drehbuch: Ted Sullivan
Regie: Marta Cunningham
Hauptdarsteller: Sonequa Martin-Green als Michael Burnham, Doug Jones als Saru, Anthony Rapp als Paul Stamets, Mary Wiseman als Sylvia Tilly, Shazad Latif als Ash Tyler, Wilson Cruz als Hugh Culber, Christopher Pike als Christopher Pike,
Gastdarsteller: James Frain als Sarek, Mia Kirshner als Amanda Grayson, Ethan Peck als Lt. Spock, Alan van Sprang als Leland, Michelle Yeoh als Philippa Georgiou, Hannah Cheesman als Lt. Cmdr. Airiam, Emily Coutts als Lt. Keyla Detmer, Patrick Kwok-Choon als Lt. Gen Rhys, Oyin Oladejo als Lt. Joann Owosekun, Ronnie Rowe Jr. als Lt. R.A. Bryce, Arista Arhin als Young Michael Burnham, Liam Hughes als Young Spock, Julianne Grossman als Discovery Computer u.a.


Kurzinhalt: Im Orbit von Kaminar entsteht ein Spalt im Raumzeitkontinuum. Captain Pike und Ash Tyler fliegen mit einem Shuttle los, um diesen zu erkunden. Doch nachdem sie eine Sonde hineinfeuern, werden sie selbst hineingezogen – und kurz darauf von einer Weiterentwicklung ihrer eigenen Sonde, die offenbar 500 Jahre aus der Zukunft stammt, angegriffen. An Bord der Discovery sucht man derweil nach einem Weg, um die beiden doch noch zu retten. Auf Michael Burnham muss man was das betrifft indes verzichten. Diese ist nämlich kurz vor dieser Krise nach Vulcan aufgebrochen, um sich mit Amanda zu treffen. Von dieser hofft sie, einen Hinweis auf Spocks Aufenthaltsort zu erhalten. Allerdings hätte sich Michael selbst in ihren kühnsten Hoffnungen nicht erträumen lassen, dass sie vielmehr direkt zu Spock geführt wird, der sich seit kurzem in einer Höhle auf Vulcan versteckt. Nach einem Gespräch mit Sarek beschließt man, Spock an die Sektion 31 auszuliefern. Dort wird Michael dann aber von Georgiou gewarnt, dass diese gedenken, Spock nicht etwa zu helfen oder gar zu heilen, sondern dessen Erinnerungen abzuzapfen – eine Prozedur, die von Spock selbst nichts mehr übrig lassen würde…

Denkwürdige Zitate: "Where's Burnham?"
"On personal leave."
"Why wasn't I informed?"
"Because 'personal' means 'personal'."
(Punkt für Pike!)

Review: Episodenbild (c) Netflix Entgegen dem Episodentitel, der perfekt zu einer durchwachsenen Folge passen würde, halte ich "Licht und Schatten" für den ersten Totalausfall der zweiten "Discovery"-Staffel. Denn leider konnten mich hier beide Handlungsstränge nicht überzeugen. Beginnen wir mit der Geschichte rund um den Zeitstrudel, die mir extrem zweckmäßig erschien – so als wollten die Macher neben Michaels Storyline auch der Discovery-Crew noch irgendetwas zu tun geben. Und so erscheint also plötzlich diese Anomalie im Orbit von Kaminar. Was sich daraus entspinnt, halte ich persönlich für eine der am inkompetentesten erzählten Stories der "Star Trek"-Geschichte. Ok, zugegeben, man bot uns in diesem Handlungsstrang ein paar nette, optische Szenen. Aber das war's auch schon. Das wirkte einfach alles ungemein beliebig, überhastet, und eben zweckmäßig, wie ein Lückenfüller. Eventuell versteht ihr besser, was ich meine, wenn ihr euch die TOS-Folge "Das Loch im Weltraum" in Erinnerung ruft. Dort ist Spock mit einem Shuttle in eine Weltall-Amöbe aufgebrochen, von wo aus man ihn in weiterer Folge gerettet hat. Insofern halte ich die Plots vom Grundkonzept her für vergleichbar.

Wo sich "Das Loch im Weltraum" ausreichend Zeit nahm, um die Geschichte zu erzählen, und den dortigen Geschehnissen Gewicht zu verleihen, hetzt man hier durch den Handlungsstrang, dass dieser zumindest in meinem Fall keine Gelegenheit hatte, auch nur ansatzweise Eindruck zu hinterlassen. Die Entscheidung, mit dem Shuttle loszufliegen, das Abfeuern der Sonde, wie das Shuttle daraufhin hineingezogen wird, man dort dann von der matrixifizierten Sonde angegriffen wird, bis hin zur Flucht – das alles verlief ungemein gehetzt. Weshalb auch die aus dieser Story nun resultierenden Versöhnung zwischen Pike und Tyler wie aus dem Nichts kommt; es fühlt sich einfach nicht so an, als hätte sich "Licht und Schatten" diesen Moment in den knapp vierzig Minuten zuvor verdient. Generell konnte bei dieser überhasteten Erzählweise von vornherein keine Spannung aufkommen. Kaum wärst du im Moment drin, ist er auch schon wieder vorbei, und wenn du am Ende mal im falschen Moment kurz blinzelst, hast du die Rettung auch schon wieder verpasst. Völlig seltsam auch die Flucht vor der explodierenden Anomalie am Ende – insofern, als die Episode überhaupt nicht thematisiert, dass sie sich ja immer noch im Orbit von Kaminar befinden. Wird diese Welle nicht Auswirkungen auf den Planeten haben? Sollte sich, wenn schon sonst niemand, nicht zumindest Saru Sorgen um seine Leute machen? Und dann ist da noch die Angelegenheit mit Airiam, die sich offenbar eine Art Computervirus, der aus der Anomalie stammt, einfängt – was uns dann auch einen der beiden Cliffhanger (die beide bei mir nicht funktionierten) beschert. Das Problem dabei ist, dass Airiam bisher ein völliger Nicht-Charakter ist. Mit ihrem ungewöhnlichen Aussehen fällt sie zwar auf, und sie scheint irgendeine künstliche Lebensform zu sein, aber davon abgesehen wissen wir überhaupt rein gar nichts über sie. Warum also soll es mich scheren, wenn sie am Ende von einem Virus, einer anderen künstlichen Intelligenz, oder was auch immer, befallen wird? Ja ich könnte nicht einmal sagen, wenn sie sich plötzlich verdächtig aufführen würde, da ich einfach nicht weiß, wie sie sich normalerweise verhält! Wie man diese Wendung derart in den Sand setzen konnte, verstehe ich nicht – hätten doch die bisherigen Folgen der zweiten Staffel Gelegenheit geboten, sie etwas besser vorzustellen, und damit auch diesem Twist den Weg zu ebnen.

Episodenbild (c) Netflix Der Story rund um Michael auf der Suche nach Bruder Spock erging es leider um nichts besser. Wenn die Macher den Mut gehabt hätten, auf der Discovery mal eine einwöchige Pause einzulegen, und sich wirklich nur auf diese sehr persönliche Mission zu konzentrieren, hätte es vielleicht klappen können, aber so war leider auch dieser Handlungsstrang völlig überhastet. Michael fliegt mal rasch nach Vulcan (dessen Vegetation hier zu früheren Darstellungen nicht wirklich passen will), redet kurz mit ihrer Adoptivmutter Amanda, die sie dann daraufhin in eine Höhle bringt – wo auf einmal Spock steht. Ganz ehrlich: Die Suche nach Spock war einer der beiden ganz großen Aufhänger dieser Staffel – und dann löst man das auf derart plötzliche und unspektakuläre Art und Weise auf? "Er versteckt sich auf Vulcan" ist allen Ernstes deren Antwort auf das große Geheimnis, wo zur Hölle Spock steckt? Sorry, aber das fand ich einfach nur enttäuschend. Danach wird's leider auch nicht besser. Aus mir unerfindlichen Gründen (ich weiß, sie besprechen es mit Sarek, aber die Entscheidung wollte für mich trotzdem keinen Sinn ergeben) wird Spock an Sektion 31 ausgeliefert – was sich letztendlich aber als völlig unnötiger Umweg entpuppt, der nur dazu dient, dass Michael ihren Bruder dort herausholen kann.

Ernsthaft, erklärt es mir bitte schön: Wozu zur Hölle war dieser Handlungsstrang gut? Außer natürlich, dabei zu helfen, die ohnehin schon kurzen vierzig Minuten zu füllen, die diese Episode dem geneigten Zuschauer an Lebenszeit stiehlt. Wenn Michael bereits von Vulkan als mit dem Shuttle aufgebrochen wäre, um zuletzt Kurs auf Talos IV zu setzen, wäre es letztendlich genau das gleiche gewesen. Überhaupt, Talos IV: Ich fürchte mich jetzt schon, sowohl vor der Umsetzung des Planeten, dessen Bewohnern, vor allem aber, wie man diesen Bruch der General Order 7 erklärt – ist doch auf den Besuch von Talos IV die Todesstrafe ausgesetzt. Klar, wäre unfair, "Licht und Schatten" daraus schon 'nen Strick zu drehen (und auch unnötig, weil die Episode ist so schon katastrophal genug), aber meine diesbezügliche Besorgnis zeigt sehr schön, wie respektlos "Discovery" bislang mit dem Kanon umgegangen ist. Noch einen weiteren Kritikpunkt am Michael-Handlungsstrang gibt es: Ich bin es wirklich leid, wenn in einem so riesengroßen Universum wie jenem von "Star Trek" jeder mit jedem irgendwie verbunden ist – wie sich z.B. hier wieder einmal offenbart, wenn wir erfahren, dass niemand geringerer als Leland, der Kommandant des Sektion 31-Schiffes, für den Angriff auf Burnhams Eltern verantwortlich ist. Der letzte wesentliche Kritikpunkt gegenüber "Licht und Schatten" ist dann die Art und Weise, wie die beiden Handlungsstränge miteinander verbunden sind. Alles rund um den Zeitstrudel vermittelt den Eindruck, sich maximal in 1-2 Stunden abzuspielen. Würde, so wie es geschnitten ist, bedeuten, dass man für den Burnham-Handlungsstrang in etwa die gleiche Zeitspanne ansetzen muss. Angefangen von ihrer Ankunft auf Vulkan, den Fund von Spock in der Höhle, dem Transport auf dem Sektion 31-Schiff, bis hin zur Flucht in den Asteroidengürtel. Was natürlich überhaupt keinen Sinn ergibt. Jetzt könnte man das so begründen, dass die Zeitanomalie den Verlauf in der unmittelbaren Umgebung verlangsamt hätte, aber, ganz ehrlich: Ich bin es leid, mir für die Dummheiten der Discovery-Autoren Ausreden, Entschuldigungen und Erklärungen einfallen zu lassen. So wie die Episode strukturiert wird, wirkt es auf alle Fälle höchst seltsam.

Fazit: Episodenbild (c) Netflix Von wegen "Licht und Schatten". So finster wie in dieser Episode sah mein Urteil zu "Discovery" in der zweiten Staffel bislang noch nie aus. Aber leider, abseits der teilweise wieder einmal beeindruckenden Optik, und ein bis zwei ganz netten Witzchen von Tilly (und das war zusammengenommen einfach viel zu wenig, um die Schwächen auch nur ansatzweise ausgleichen zu können), hat an der siebenten Folge von Season 2 für mich leider gar nichts funktioniert. Die Geschichte rund um den Zeitstrudel wirkte völlig sinnlos und zweckmäßig, so als wäre sie nur dafür da, ein bisschen Spektakel zu liefern, sowie als Beschäftigungstherapie für die Disco-Crew – und nicht etwa, weil man etwas zu sagen oder zumindest eine Geschichte zu erzählen hätte. Das Ganze verlief zudem viel zu hektisch und ließ es daher völlig an Spannung vermissen. Seltsam auch, dass die Folge überhaupt nicht thematisiert, was die Explosion für Kaminar bedeutet. Und damit der Cliffhanger rund um Airiam funktioniert, müsste man sie halt zumindest ansatzweise kennen. Der Michael-Plot wiederum löst eines der zentralen Mysterien der zweiten Staffel – Wo ist Spock? – auf unverschämt unspektakuläre Art und Weise auf, verzettelt sich danach in einem narrativ völlig unnötig wirkenden Umweg rund um Sektion 31, und lief ebenfalls viel zu rasant ab, als dass irgendwelche Momente oder Entwicklung eine Wirkung hätten entfalten können. Was der Episode dann endgültig das Genick bricht ist die Art und Weise, wie die beiden Handlungsstränge zusammengeschnitten wurden – die einem das Gefühl vermittelt, der Spock-Plot würde sich in maximal 1-2 Stunden abspielen. Derart hilflos und inkompetent haben die "Discovery"-Macher in der zweiten Staffel bislang noch nicht agiert. Ich würde ja hoffen, das "Licht und Schatten" nur ein Ausreißer gewesen wäre, aber die Ankündigung des Besuchs von Talos IV erfüllt mich jetzt schon mit Grauen.

Wertung: 1 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2019 Netflix)




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