FilmRückblick 2018 - Die besten Filme des Jahres: Das Verfolgerfeld |
Welche Filme konnten sich die Plätze 30-11 sichern?
Kategorie:
DVD & Kino -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Sonntag, 20 Januar 2019 |
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Die besten Filme des Jahres 2018 – Das Verfolgerfeld Eine kleine Änderung im Vergleich zu den Vorjahren: Ich habe das Verfolgerfeld um fünf Filme erweitert, sprich statt den Plätzen 25-11 findet ihr nachfolgend vielmehr die Plätze 30-11. Grund dafür ist die Abschaffung der Trennung zwischen Kinofilmen und jenen, die sonst wie veröffentlicht werden (DTV, Streaming), und damit einhergehend das Anwachsen der Anzahl jener Filme, die für diese Liste berücksichtigt wurden, von im Schnitt meist so um die 100 auf – für 2018 – stolze 173. Hier "nur" 25 Filme herauszugreifen entspräche einem Schnitt gerade mal rund 14%. Ich werde es deshalb in Zukunft so halten, eine variable Zahl an Filmen im Zuge der besten Filme des Jahres zu besprechen, und heuer habe ich dafür eben die nachfolgenden 30 (bzw. erstmal 20) Filme herausgepickt. Bevor wir uns auf eben diese stürzen, aber zuerst eine Erwähnung ehrenhalber von "The Man Who Killed Don Quixote", der wirklich nur haarscharf (und am knappsten) daran vorbeigerutscht ist, es in diese Liste zu schaffen (was er in erster Linie dem mich dann nicht 100%ig überzeugenden – wenn auch völlig logischen – Ende verdankt, weil bis dahin fand ich ihn überwiegend wunderbar). Darüber hinaus seien auch noch "Tigers Are Not Afraid", die köstliche filmische Katastrophe "The Room", der in Kürze anlaufende "The Favourite", der wunderbare psychologische Thriller "Piercing", das eindrucksvolle Spielfilmdebüt "Luz", der zauberhafte Animationsfilm "Tito and the Birds", die sehr schöne Beziehungsdramödie "Asako I & II", sowie der tolle, einfallsreiche und höchst unterhaltsame "One Cut of the Dead" erwähnt – allesamt Filme, die ich im letzten Jahr im Kino gesehen und für überaus gelungen empfunden habe, die jedoch mangels einer offiziellen Veröffentlichung hierzulande in der nachfolgenden Liste nicht berücksichtig wurden. Damit aber genug der Vorrede, und auf zu den meines Erachtens 30 besten Filmen aus 2018! Platz 30: Calibre - Weidmannsunheil Einen der stärksten und besten Thriller 2018 gibt es bisher nur exklusiv auf Netflix zu sehen: Vaughn und Marcus, seit ihrer Jugend miteinander befreundet, begeben sich auf einen kleinen Jagdausflug – da Vaughn in Kürze Vater wird, zum vielleicht letzten gemeinsamen Urlaub für eine lange Zeit. Dabei kommt es jedoch zu einem tragischen und folgenschweren Unfall, den sie zu vertuschen versuchen. Als die Einwohner der kleinen, eingeschworenen Gemeinde zunehmend misstrauisch werden, zieht sich die Schlinge um die beiden immer enger. Das Ergebnis ist ein packender Thriller, der neben Freundschaft – wie weit würdest du gehen, um deinen besten Freund zu beschützen? – vor allem auch Schuld thematisiert (im Übrigen eine interessante Überschneidung zu "Hereditary – Das Vermächtnis), und wie wir mit entsprechenden Gefühlen umgehen. Insgesamt in der Entwicklung her zwar nicht gänzlich überraschend, und mit etwas aufgesetzt wirkendem Finale, zählt "Calibre - Weidmannsunheil" für mich nichtsdestotrotz zu den besten der im letzten Jahr veröffentlichten Netflix-Originals – der hierzulande leider überwiegend, und völlig zu Unrecht, unbeachtet blieb. 8/10 Platz 29: Bad Times at the El Royale "Bad Times at the El Royale" ist unter den Unterhaltungsfilmen, die 2018 ins Kino gekommen sind, insofern schon mal eine positive Ausnahmeerscheinung, als er einer der wenigen entsprechenden Filme war, die nicht auf eine bereits bekannte Marke basierten (sei es als Sequel oder als Verfilmung einer Vorlage). Stattdessen haben wir hier einen wirklich gänzlich originären Stoff vor uns. Das Endergebnis mag nicht 100%ig perfekt, doch ein bisschen belanglos, und vor allem auch die Spur zu lang sein – weshalb Drew Goddard hier meines Erachtens auch knapp hinter seiner großartigen Horror-Hommage "Cabin in the Woods" zurückbleibt. Dennoch war "Bad Times at the El Royale" für mich letztendlich einer der interessantesten und erfrischendsten Unterhaltungsfilme des abgelaufenen (Kino-)Jahres, der neben dem interessanten Aufbau (mit den einzelnen Kapiteln, die immer aus der Sicht einer bestimmten Person geschildert ist, und sich in weiterer Folge dann teilweise überschneiden) vor allem von der hochkarätigen Besetzung sowie der optisch netten Inszenierung profitieren. 8/10 Platz 28: Ingrid Goes West Diesen Film – bereits im Sommer 2017 in den USA gestartet – hatte ich nun schon länger auf meiner Watchlist, und zu meiner Freude wurde er den mir zu Ohren gekommenen Lobeshymnen durchaus gerecht. "Ingrid Goes West" erweist sich als gelungene Mischung aus Komödie, Drama und Thriller, der sich kritisch mit dem Social Media-Wahn unserer Zeit auseinandersetzt. Der Faszination mit irgendwelchen Internet-Celebrities, den modernen Technologien geschuldeten Möglichkeiten zum Stalking, sowie vor allem auch der Jagd nach Likes und damit Bestätigung. Das Ganze ist dabei stellenweise urkomisch, wobei einem das Lachen teilweise schon auch ein bisschen im Hals stecken bleibt. Die von mir hochgeschätzte Aubrey Plaza schafft dabei das Kunststück, ihre eigentlich höchst problematische Figur trotz allem sympathisch zu machen, so dass zumindest ich mit ihr mitfieberte und bis zuletzt hoffte, dass sie einsieht, welchen Mist sie baut, und dass sie dringend psychologische Hilfe benötigt. Einzig das Ende des Films, welches ich doch ein bisschen problematisch (und im Vergleich zum Rest des Films fast widersprüchlich) fand, trübt den positiven Gesamteindruck ein bisschen. 8/10 Platz 27: Game Night Möglicherweise bin ich selber Schuld und ist es mehr meiner Filmauswahl geschuldet als sonst etwas, aber wenn es mir 2018 an etwas mangelte, dann sind das in erster Linie schöne, klassische, alberne, harmlose Komödien (wobei Netflix seinen Teil dazu beitrug, diesen Eindruck zumindest ein bisschen abzuschwächen). Wohl genau deshalb stach "Game Night" für mich so deutlich und positiv hervor. Der Film ist genau genommen nicht wirklich etwas Besonderes, nimmt aber ein nettes, lustiges Konzept, und zieht dieses ohne Rücksicht auf Verluste durch. Kurz gesagt: Der Spieleabend unter Freunden nimmt eine ernste Wendung, als diese gefährlichen Gangstern in die Quere geraten. Mit einer tollen Figurenriege, zahlreichen witzigen Momenten, und einer Besetzung in bester Spiellaune, vermochte es "Game Night" von Anfang bis Ende, mich bestens zu unterhalten. Was will man – zumindest von einer Komödie – mehr? Und, natürlich: Ein Film, der mit einem Queen-Song (in diesem Fall "Don't Stop Me Now" beginnt, kann von vornherein schon mal so schlecht nicht sein. ;-) 8/10 Platz 26: Blue My Mind Bei "Blue My Mind" handelt es sich um einen wunderschönen Coming of Age-Film mit Fantasy-Einschlag, der sowohl wortwörtlich als auch als Analogie auf die Pubertät funktioniert: Die Veränderung des eigenen Körpers, das Abstreifen der Kindheit, das Vordringen in eine neue Welt, die Suche nach der eigenen Identität, das Streben nach Selbstverwirklichung, und bei all dem zugleich der Wunsch danach, akzeptiert zu werden, dazuzugehören, und sich von den anderen nicht zu sehr zu unterscheiden. All dies arbeitet Lisa Brühlmann, unterstützt von einer phantastischen zentralen Performance von Luna Wedler, auf großartige Art und Weise aus. Dazu gesellen sich dann noch die wundervolle Darstellung der Freundschaft (und mehr) zwischen Mia und Gianna, eine Prise effektiven Body-Horrors, sowie der so interessante wie schonungslose Blick auf die (vermeintlich; ich selbst kann es ja nicht mehr beurteilen) aktuelle (schweizer) Jugendkultur. Zudem ist der Film optisch überaus fein, bleibt von Anfang bis Ende durchgängig unterhaltsam, und mündet in einem im wahrsten Sinne des Wortes fantastischen und auch ansatzweise berührenden Finale. Wunderbar! 8/10 Platz 25: Alex Strangelove Ich selbst mag zwar heterosexuell sein, das heißt jedoch nicht, dass ich es nicht zu schätzen wüsste, dass sich im Bereich der romantischen Komödien insofern endlich etwas tut, als diese sich nun auch zunehmend nicht-heteronormativen Beziehungen zuwenden. So brachte uns 2018 nicht nur eine, sondern – Netflix sei Dank – gleich zwei Filme rund um eine homosexuelle Beziehung; wobei sich die beiden dennoch deutlich voneinander unterscheiden. Denn im Gegensatz zu Simon weiß Alex selbst lange Zeit nicht – oder möchte es sich zumindest nicht eingestehen – dass er schwul ist. Auch, wenn die Akzeptanz in den letzten Jahren zum Glück gestiegen ist, muss es zweifellos in dieser ohnehin von Unsicherheit geplagten Lebensphase ungemein schwer sein, sowohl sich selbst als auch anderen gegenüber einzugestehen, dass man "anders" ist. Eben dies arbeitet "Alex Strangelove" auf wunderschöne Art und Weise heraus. Zwar braucht der Film ein bisschen, um so richtig Fahrt aufzunehmen, dem dann sowohl tragischen, dramatischen als auch romantischen letzten Drittel gelingt es aber, dafür mehr als nur zu entschädigen. 8/10 Platz 24: To All The Boys I've Loved Before Und noch eine Teenie-Romanze. In Wahrheit schenken sich "To All The Boys I've Loved Before" und "Alex Strangelove" nicht viel. Doch obwohl letzterer aufgrund seinem Fokus auf eine homosexuelle Figur wohl der außergewöhnlichere Film ist, fand ich "To All the Boys I've Loved Before" (übrigens ebenfalls eine Netflix-Produktion) doch noch den Hauch süßer, lustiger und unterhaltsamer. Zumal der Film wenn schon nicht mit der sexuellen Orientierung so doch zumindest der asiatischen Herkunft ihrer Hauptfigur ebenfalls von der üblichen RomCom-Norm abweicht. Aus einem köstlich-peinlichen Einstieg rund um über Jahre hinweg verfasste und nie für die Angebeteten gedachte Liebesbriefe sowie einer Schein-Beziehung entspinnt sich eine zwar vorhersehbare, aber nichtsdestotrotz ungemein charmante Geschichte, die alle Erfordernisse an eine gelungene romantische Komödie abdeckt. Gespickt mit sympathischen und angenehm vielschichtigen Figuren, zahlreichen amüsanten Momenten und einem zwar formelhaften, aber nichtsdestotrotz effektiven Happy End, ist "To All the Boys I've Loved Before" eine gelungene (Teenie-)RomCom, die man heutzutage im Kino ja leider zunehmend vermisst. Umso schöner, dass Netflix diese Lücke füllt. 8/10 Platz 23: Please Stand By Die immer wunderbare und auch hier wieder großartig aufspielende Dakota Fanning spielt eine autistische junge Frau, die ihr Drehbuch für einen "Star Trek"-Fan-Wettbewerb einreichen will, und sich deshalb auf einen Road Trip begibt. Der sich aus diesem Grundkonzept entspinnende Film zelebriert auf einer Seite "Star Trek", dessen inspirierende Qualität und seine Fähigkeit, gerade auch Menschen am Rande der Gesellschaft anzusprechen und ihnen Hoffnung zu geben, Kunst und Fansein an sich, und bietet zudem – mit den Menschen, denen Wendy auf ihrer Reise begegnet – einen faszinierenden (ja, ich hab's gesagt) Querschnitt der besseren und schlechteren Tendenzen der Menschheit. Die klingonisch-Sequenz mag zwar die Glaubwürdigkeit fast bis zum Zerbersten brechen, davon abgesehen ist "Please Stand By" aber eine wundervolle Hommage an "Star Trek" und seine Fans, das mich doch ordentlich mitfiebern ließ, und zum Ende hin den einen oder anderen sowohl triumphalen als auch berührenden Moment aufbietet. Und könnte man bitte Wendys Drehbuch als Roman auflegen? Weil das klingt wirklich spitze. 8/10 Platz 22: Shape of Water – Das Flüstern des Wassers "Shape of Water – Das Flüstern des Wassers" ist ein wunderschönes, modernes Märchen für Erwachsene, dessen Mix ich teilweise interessant fand. Damit meine ich, dass der Film zwar überwiegend recht "harmlos" ist, aber zugleich dank Nudity und einzelner brutaler Momente doch verdient ein R-Rating hat. Irgendwie eine interessante Kombination. Darüber hinaus besticht der Film mit einer phänomenalen zentralen Performance von Sally Hawkins; aber auch der Rest der Besetzung weiß zu gefallen. Dass ein del Toro-Film optisch imposant ist, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Und den Score von Desplat fand ich ebenfalls sehr schön (und vor allem passend). Insgesamt eine wundervolle Fabel über Außenseiter und die Macht der Liebe, das neben der Wahl der Helden vor allem mit dem historischen Setting und ein paar wundervollen, romantischen, berührenden Szenen besticht. Nur echte Spannung oder gar Horror sollte man sich besser nicht erwarten – sonst wird einen der Film wohl unweigerlich enttäuschen. 8/10 Platz 21: Alles ist gut Der Titel könnte nicht mehr von der Wahrheit entfernt sein. Denn in "Alles ist gut" ist vielmehr gar nichts gut. Nach einer durchzechten Nacht beim Klassentreffen begleitet Janne einen ehemaligen Schulkollegen nach Hause, wo dieser dann – trotz ihres ausdrücklichen Neins – über sie herfällt. Vergewaltigt worden – und damit ein Opfer – zu sein, passt jedoch so gar nicht zum Selbstbild der starken, unabhängigen Frau, als die sich Janne sieht (und die sie ja auch ist). Und so wird – nicht nur gegenüber dem Täter, sondern auch sich selbst gegenüber – relativiert, abgeschwächt, und verdrängt. So lange, bis das Leben ihr keine andere Wahl mehr lässt, als sich den Vorkommnissen dieser schicksalhaften Nacht zu stellen. "Alles ist gut" ist ein starkes Portrait einer starken Frau, der Schreckliches widerfährt, und die langsam lernen muss, sich eben dies einzugestehen, und langsam damit zurecht zu kommen. Einzig die etwas konstruiert wirkende Art und Weise, wie das Leben Janne die Vergewaltigung partout nicht vergessen lässt, sowie der Unfall am Ende (der bei mir den bitteren Nachgeschmack der Opfer-Täter-Umkehr hinterließ), trüben den Gesamteindruck ein wenig. 8/10 Platz 20: Roma "Roma" mag mich zwar nicht ganz so beeindruckt haben wie so manches frühere Werk von Alfonso Cuarón ("Harry Potter und der Gefangene von Askaban", "Children of Men", und insbesondere natürlich "Gravity"), dennoch finde ich es schön, dass er dank Netflix die Gelegenheit bekam, diese sehr persönliche Geschichte zu erzählen. Ansatzweise autobiographisch, erzählt "Roma" vom Aufwachsen einer Familie im titelspendenden Stadtteil Mexikos. Doch statt den Kindern oder ihrer Eltern steht hier vielmehr die Hausmagd im Mittelpunkt. Somit erweist sich "Roma" letztendlich als Liebeserklärung an jene Frau, die maßgeblich dabei geholfen hat, Alfonso Cuarón groß zu ziehen. Die Inszenierung ist dabei wieder einmal brillant, und "Roma" präsentiert einige der schönsten Bilder des Jahres – wenn es diesmal auch (trotz des häufigen Einsatzes einer sich drehenden Kamera) nicht ganz so verspielt ist wie bei Cuaróns früheren Filmen. Zugegebenermaßen braucht der Film zwar ein bisschen, ehe er Fahrt aufnimmt, zum Ende hin ereignen sich dann aber doch noch ein paar hochdramatische, tragische und/oder berührende Ereignisse, wobei für mich die packende Szene am Strand der Höhepunkt des Films war. Aber auch der Aufstand und der Krankenhausbesuch hinterließen Eindruck. Insgesamt ist "Roma" ein sehr persönlicher und eigentlich sehr reduzierter Film, der jedoch trotzdem – oder gerade deshalb? – bei mir große Wirkung entfalten konnte. 8/10 Platz 19: Auslöschung Mit "Auslöschung" beweist Alex Garland nach seinen Drehbüchern und seinem Regiedebüt mit "Ex Machina" neuerlich, dass es sich bei ihm um eine der größten jungen Hoffnungen im Bereich des (intelligenten) Science Fiction-Films handelt. Die sehr ruhige und nachdenkliche Erzählweise wird dabei bestimmt nicht den Geschmack von jedem treffen, liegt aber nun einmal genau auf meiner Wellenlänge. Zugegebenermaßen war das mittlere Drittel etwas konventionell, die Effekte teilweise überraschend durchwachsen, bin ich nicht der größte Freund solcher Rahmenhandlungen, und kann man nicht nur über das Ende an sich diskutieren, sondern vor allem auch, ob der Film die darin vorgestellte offene Frage (die an einen der berühmtesten und besten Filme des Genres erinnert) unbedingt gebraucht hat. Davon abgesehen hat mir "Auslöschung" aber wirklich gut gefallen, angefangen von der (frauen-zentrierten) Besetzung über die schauspielerischen Leistungen, die Inszenierung, die außergewöhnliche Optik, bis hin zur wundervollen Musik von Geoff Barrow & Ben Salisbury, die den beunruhigenden Inhalt des Films perfekt unterstützt. Das Beste an "Auslöschung" war dann aber das letzte Drittel, dass mit einigen sowohl wundervollen, nachdenklichen als auch Spannungs-Momenten auftrumpfte. "Ex Machina" fand ich zwar noch die Spur eindringlicher, dennoch ist Alex Garland auch mit "Auslöschung" wieder ein außergewöhnlicher Genrebeitrag gelungen, den ich Science Fiction-Connaisseuren nur wärmstens empfehlen kann. 8/10 Platz 18: Hereditary Auch wenn sich der Film in der zweiten Hälfte ein bisschen gegen meine persönliche Präferenz entwickeln mag (weshalb ihm auch eine höhere Wertung und damit Platzierung verwehrt bleibt), ist "Hereditary – Das Vermächtnis" nichtsdestotrotz einer der außergewöhnlichsten, hervorstechendsten, denkwürdigsten und allgemein besten Horrorfilme der letzten Jahre. Vor allem die eine tragische Wendung im Mittelteil, sowie dessen Nachspiel, stach dabei für mich hervor. Ähnlich verstört und erschüttert war ich in einem Film schon lange nicht mehr. Aber selbst wenn mich die nachfolgende, übernatürliche Entwicklung ein bisschen enttäuscht haben mag, da der psychologische Horror davor für mich nun mal so großartig funktioniert hat, muss ich anerkennen, dass Ari Aster auch was diese Szenen betrifft eine inszenatorische Meisterleistung vollbringt, und ohne jegliche billige Schockeffekte eine wahnsinnig dichte Atmosphäre aufbaut, und einige ungemein packende und/oder gruselige Momente präsentiert. Auch die schauspielerischen Leistungen sind über jeden Zweifel erhaben. Und der teils surreale Touch hatte es mir ebenfalls angetan. Keine Frage: "Hereditary – Das Vermächtnis" ist für Horror-Liebhaber ein absoluter Pflichttermin – und für mich letztendlich immerhin der beste 2018-Film, der nicht über eine 8er-Wertung hinauskam. 8/10 Platz 17: Mayhem Auf den besten 8er- folgt der schwächste 9er-Film. Ich muss gestehen, es hätte nicht geschadet, mir "Mayhem" noch einmal anzuschauen, da es mittlerweile doch schon fast wieder 1-1/2 Jahre her ist, dass ich ihn (beim /slash 2017) gesehen habe; wer weiß, vielleicht hätte ich ihn dann doch noch die Spur weiter hinten platziert. So muss ich jedoch meiner Erinnerung und meiner damaligen Meinung (und Wertung) gehen – und die war nun mal von "Mayhem" überaus angetan. Ich denke, jeder, der einen ähnlichen Bürojob verrichtet wie , wird sich in der einen oder anderen Szene wiederfinden – und wohl gelegentlich, an besonders frustrierenden Tagen, auch schon mal darüber fantasiert haben, so richtig die Sau rauslassen und dem eigenen Frust freien Lauf lassen zu können. Was im echten Leben eine Tragödie und verachtenswert wäre, macht als passiver Beobachter bei "Mayhem" ungemein viel Spaß, und erweist sich somit auch als durchaus kathartisch. Angefangen vom köstlichen Einstieg, der wohl auch schon die beste Szene des Films beinhaltet, über die herrlich brutale (und bewusst überzeichnete; immerhin soll man den Film nun mal nicht 100%ig ernst nehmen) Gewalt, bis hin zum dann zugegebenermaßen etwas schwächelnden Showdown, war "Mayhem" einfach nur ein Heidenspaß. 9/10 Platz 16: The Night Comes For Us Netflix zum sechsten und letzten (aber immerhin hat der Streamingdienst damit sechs der dreißig besten Filme des letzten Jahres geliefert – kein schlechter Schnitt!). Auf den doch eher nur mittelmäßigen "Headshot" folgt – vom gleichen Team – hier nun der wohl beste und wildeste Martial Arts-Kracher seit "The Raid 2". Zugegeben, die Handlung ist hier doch eher vernachlässigbar – was jedoch von den unzähligen großartigen und ultrabrutalen Kampfszenen, die zwischendurch auch immer wieder mal länger ohne (erkenntlichen) Schnitt auskommen, mehr als nur kompensiert. Es war gar nicht so leicht, hier für den "Runner-Up" bei der der besten Actionszene (wo Ethan Hunt – wie auch in dieser Auflistung – trotz allem knapp die Nase vorn hatte) eine Szene herauszupicken, gibt es doch so viele grandiose Kampfszenen. Der Film ist dabei vom ersten Moment an ungemein energiegeladen, und trotz meiner gerade geäußerten, schmähenden Worte über die Handlung nie oberflächlich. Zwar ist das junge Mädchen letztendlich nur Mittel zum Zweck, im Zentrum steht aber mit der letzten Chance auf Rehabilitierung eines zuletzt nicht unbedingt guten Menschen ein Thema, dem es immer wieder gelingt, mich anzusprechen. Wer wieder einmal einen Adrenalinschub braucht, der ist bei "The Night Comes For Us" genau richtig! 9/10 Platz 15: Last Flag Flying Netflix mag quantitativ die Nase vorn haben – qualitativ holen sich die Amazon Studios aber von allen Streamingdiensten die höchste Position in meinem FilmRückblick. Zu verdanken ist dies Richard Linklater, der mit "Last Flag Flying" einen wunderschönen, nachdenklichen Film über Trauer vorlegt, der ständig – und meisterlich – zwischen lustig und traurig hin- und herschwenkt. Generell fängt der Film das Themengebiet der Trauer sehr realitätsnah und "menschlich" ein, dahingehend, dass man einfach auch mal Lachen muss, um den ganzen angestauten Druck abzulassen. Eine wunderbare, berührende Geschichte, glänzend gespielt von den drei Hauptdarstellern Steve Carell (dessen Wandlungsfähigkeit mich immer wieder beeindruckt), Bryan Cranston (der es zu genießen scheint, wieder mal eine "lautere" Rolle spielen zu können) und Laurence Fishburne (den ich schon lang nicht mehr so engagiert und überzeugend gesehen habe, wie hier), und mit tollen (und ausgedehnten) Dialogen. Mal zum Brüllen komisch, dann wieder ernst, anklagend, tragisch und/oder berührend. Vor allem zum Ende hin gab es zwei überaus berührende Momente. Vielleicht die Spur zu lang, aber davon abgesehen ein weiterer sehr starker Linklater (und jedenfalls wieder deutlich besser als der "nur" ok-ige "Everybody Wants Some!!"). 9/10 Platz 14: Avengers – Infinity War Mein Hauptproblem mit "Avengers – Infinity War" habe ich ja bereits im Zuge der schlechtesten Filmmomente des letzten Jahres ausreichend breitgetreten, denn: Das Ende hat für mich nun mal leider nicht wirklich funktioniert. Zu offensichtlich ist, dass dieses im nächsten Film rückwirkend geändert wird. Davon abgesehen war "Avengers: Infinity War" aber ziemlich alles, was ich mir von ihm erhofft habe. So viele Superhelden auf einem Fleck zu sehen, ist nach wie vor ein ziemlicher Kick – gerade auch, wenn man sich vor Augen führt, wo das Genre vor 20 Jahren stand. Damals eine Randerscheinung und teilweise ein Treppenwitz ("Batman & Robin"), ist es mittlerweile im Mainstream angelangt, und sorgt für die größten Blockbuster des Jahres. Mehr noch als der Film an sich, sowie sein Erfolg, beeindruckt allerdings, wie Marvel unbeirrt ihrem Masterplan über stolze 18 Filme hinweg gefolgt sind – um hier nun an diesen (vorläufigen) End- und Höhepunkt zu gelangen. Diese Leistung ist – zumindest bisher – im Medium Film einzigartig. Und der Film für mich der beste Eintrag ins MCU seit "Guardians of the Galaxy – Vol. 2". 9/10 Platz 13: Deadpool 2 So gut "Avengers – Infinity War" auch war, müssen sich Iron Man, Captain America, Thor, Spider-Man, Black Panther & Co. letztendlich doch dem Superhelden mit dem vorlauten Mundwerk geschlagen geben. Zwar gibt's hier genau genommen am Ende auch einen Reset-Knopf, aber erstens wird der zumindest gleich hier gedrückt, und zweitens ist der Film so herrlich augenzwinkernd, dass es mich weniger störte. Zumal es ihm – eben im Gegensatz zu "Infinity War" – trotz des Wissens, dass man dies natürlich umkehren wird, und trotz allen Humors, emotional mehr berührt, als der jüngste Einsatz der Avengers. Zudem war er zwar vielleicht nicht ganz so spektakulär, aber wesentlich lustiger, und mindestens so unterhaltsam. Und die bei den besten Momenten des Jahres hervorgehobene Post-Credits-Szene war dann das Tüpfelchen auf dem "i". Insgesamt ist es "Deadpool 2" jedenfalls gelungen, den ohnehin schon köstlichen Vorgänger noch einmal zu übertreffen. 9/10 Platz 12: Mission: Impossible – Fallout "Rogue Nation" – den ich nachträglich auf 9/10 aufwerten muss – mag zwar vielleicht noch den Hauch stärker gewesen sein, dennoch ist es beachtlich, wie es den "Mission: Impossible"-Filmen seit dem dritten Teil der Reihe gelingt, sich zuerst kontinuierlich zu steigern, und nun seit "Rogue Nation" das hohe Niveau zu halten. Und das über mittlerweile immerhin vier Filme hinweg (da kann, bei aller Liebe für den Doppelnullagenten, James Bond zuletzt nicht wirklich mithalten, weil die Bilanz der Craig-Ära sieht wesentlich durchwachsener aus). Maßgeblich verantwortlich dafür war auch hier wieder die unvergleichliche Mischung aus spektakulären Stunts und einer packenden, wendungsreichen und mitreißenden Story. Da verzeiht man es auch schon mal, dass die Identität des großen Bösewichts so offensichtlich war, wie Henry Cavills wegretuschierter Schnauzer in "Justice League", und generell der eine oder andere Twist die gewünscht-schockierende Wirkung verfehlte. "Fallout" bietet gleich zwei prägnante Bösewichte, massig Action, und trumpft vor allem auch mit der Rückkehr von Schlüsselfiguren wie Ilsa Faust und Julia auf. Ich persönlich sehe jedenfalls den nächsten – und dann wohl auch letzten – unmöglichen Missionen von Christopher McQuarrie und Tom Cruise mit großer Vorfreude entgegen! 9/10 Platz 11: Lucky Ich liebe abgrundtief melancholische Filme, die jedoch nichtsdestotrotz mit einem gewissen, feinen Humor daherkommen. Insofern lag "Lucky" (der mich vom Aufbau teilweise stark an "Straight Story" erinnerte) genau auf meiner Wellenlänge. Voll und ganz auf Harry Dean Stanton zugeschnitten, machte man ihm damit ein wunderbares Abschiedsgeschenk - und er zugleich auch uns Zuschauern. Gleichermaßen berührend wie humorvoll (und das teilweise innerhalb der gleichen Szene), wird die emotionale Wirkung einiger Momente durch das Wissen ob seines kürzlichen Todes noch einmal zusätzlich verstärkt. John Carrol Lynch inszeniert sehr ruhig und stilvoll, und ordnet seine Regie ganz klar den Figuren unter - und empfiehlt sich hier durchaus für weitere Aufgaben. Zudem profitiert der Film neben der grandiosen zentralen Performance von Stanton auch von weiteren Auftritten bekannter Gesichter. Insgesamt ist "Lucky" einer dieser wundervollen, einerseits tieftraurigen und andererseits aber doch auch herzerwärmenden Filme, die man am liebsten umarmen würde. 9/10 << Zurück zur Übersicht
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