Bohemian Rhapsody |
Ein Muss für alle Queen-Fans!
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Donnerstag, 15 November 2018 |
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Kurzinhalt: Im Jahr 1970 arbeitet der als Farrokh Bulsara in Sansibar-Stadt geborene Freddie Mercury am Heathrow-Flughafen, als er eines Abends beim Besuch eines Clubs auf die Band Smile trifft. Der Gitarrist Brian May sowie der Schlagzeuger Roger Taylor haben soeben ihren Leadsänger verloren. Daraufhin bietet ihnen Freddie an, für diesen einzuspringen. Zusammen mit dem Bassisten John Deacon gelingt ihnen unter dem neuen Bandnamen "Queen" der Durchbruch. In den darauffolgenden Jahren erlebt die Band ein Karrierehoch nach dem anderen – und doch ist das Leben für sie nicht nur ein Bett aus Rosen. So muss Freddie zunehmend erkennen, sich zu Männern hingezogen zu fühlen – und dies schließlich auch seiner Verlobten, Mary Austin, beichten. Von seinem eifersüchtigen Manager, der ihn für sich haben will, schlecht beraten, löst er dann auch die Band vorläufig auf, um sich – für viel Geld – zwei Soloalben zu widmen. Erst ein Besuch von Mary bringt Freddie wieder auf den richtigen Weg zurück. Nach der erschütternden Diagnose, an AIDS erkrankt zu sein, setzt er alles daran, um die abgebrochenen Brücken mit den anderen Teammitgliedern wiederaufzubauen, um beim weltweiten Konzertereignis "Live Aid" ein glorreiches Comeback zu feiern… Review: Im Hinblick auf mein Review, und damit auch meine Einschätzung und Bewertung zum Film, ist es wichtig, zu wissen, dass ich mein Leben lang ein großer Fan von Queen bin. Und ich meine auch wirklich "bin", und nicht "war". Die ersten beiden Best Of-Alben gehörten zu meinen ersten CDs überhaupt (davor hatte ich bereits – pssst – von einem Freund eine Raubkopie auf Kassette), kurz darauf legte ich mir dann überhaupt alle Studioalben zu. Vor allem meine Jugend (weil die Musik der 90er konnte man ja eh überwiegend in die Tonne treten) war stark von Queen geprägt. Nicht zuletzt auch, als Freddie Mercury 1991 verstarb, und daraufhin zahlreiche Dokumentationen im Fernsehen ausgestrahlt wurden, sowie ganz besonders natürlich nach der Veröffentlichung des letzten "reinen" Queen-Albums, "Made in Heaven", mit bis dahin unveröffentlichten Aufnahmen, die erst nach Freddies Tod fertiggestellt wurden. Aber auch in den Jahrzehnten danach hat mich die Liebe zu Queen und ihrer Musik nie verlassen, wurde jede neue Veröffentlichung (egal ob CD oder DVD/Blu-Ray) gekauft, und natürlich auch Auftritte zuerst mit Paul Rodgers und neuerdings Adam Lambert (der seine Sache als Freddie-Vertretung schon wesentlich besser macht; auch wenn ihn natürlich nie jemand wird ersetzen können) besucht. Sprich: "Bohemian Rhapsody" ist halt nun mal einfach wie für mich gemacht. Dass ich mir den Film ansehen würde, stand eigentlich bereits nach der Ankündigung außer Frage, und geriet trotz der verschiedenen Dramen hinter den Kulissen (wie den Ausstieg von Sasha Baron Cohen – über den ich damals schon überglücklich war, kann ich mit dem Kerl doch nicht wirklich etwas anfangen – oder auch den unzuverlässigen Bryan Singer, der von einem Tag auf den nächsten nicht mehr ans Set kam) nie auch nur ansatzweise in Zweifel. Der Trailer steigerte meine Vorfreude noch zusätzlich. Aber trotz meiner ungebrochenen Begeisterung für Queen und meiner großen Hoffnungen im Hinblick auf den Film hätte ich mir nie gedacht, dass mich hier der – meines Erachtens – beste Film des Jahres erwartet (und ja, ich weiß, das Jahr ist noch nicht ganz rum, aber ganz ehrlich: Wenn ich mir die restlichen Releases so anschaue, bezweifle ich sehr stark, dass da noch etwas darunter ist, dass "Bohemian Rhapsody" diese Krone streitig machen könnte). Wie erwähnt ist diese Einschätzung natürlich subjektiv, und von der rosaroten Queen-Brille gefärbt. Aber für mich hatte "Bohemian Rhapsody" ganz einfach alles, was ein guter Film braucht: Er war durchgehend unterhaltsam, bot einen interessanten Einblick in die Geschichte und Arbeitsweise der Band, war sehr gut inszeniert (es gibt immer wieder ein paar beeindruckende Einstellungen, z.B. was die Spiegelungen in Freddies Sonnenbrille betrifft), bot sowohl lustige Momente, die mich zum Lachen brachten, als auch traurige Szenen, die mich doch sehr berührten, reichert dies durch die zwischendurch immer wieder eingestreuten, unvergesslichen Queen-Hits an (die "Bohemian Rhapsody" quasi zu einem "Best Of"-Album der Band machen), war fantastisch geschauspielert (vor allem von Rami Malek, der sich hier die Seele aus dem Leib spielt; die anderen waren aber ebenfalls toll, und vor allem waren die Bandmitglieder allesamt großartig gecastet und sehen ihren Vorbildern auch wirklich ähnlich), und mündet dann schließlich in einem rund 15-minütigen Konzertfilm, der das unvergessliche "Live Aid"-Konzert von Queen nachstellt, und den Zuschauer den Kinosaal aufgeputscht und mit einem absoluten Hochgefühl verlassen lässt. Gänsehaut pur! Neben Queens Musik steht aber natürlich in erster Linie Freddies Lebensweg im Mittelpunkt. Das Verhältnis zwischen dem einen und dem anderen fand ich dabei genau richtig. Und so spannend es auch war, Queen beim Aufstieg und beim Arbeiten zuzusehen, und so grandios ihre Musik natürlich immer noch ist aber letztendlich sehe ich – neben dem großartigen Finale – just in diesem Teil des Films seine größte Stärke, einfach, weil es ihm dadurch wiederholt gelang, mein Herz anzusprechen und mich zu berühren. Angefangen bei intimen Momenten wie z.B. als er gerade dabei ist, den Text von "Bohemian Rhapsody" zu komponieren ("I sometimes wish I'd never been born at all."), über die AIDS-Diagnose und dem kurzen "Aeyo" (einfach ein schöner, kleiner, menschlicher Moment) bis hin zur emotionalen letzten Szene bei seinen Eltern, die mir die Tränen in die Augen trieb. Die wohl beste Szene war für mich aber die Trennung von Mary. Diese mit der Konzertaufnahme von "Love of My Life" im Hintergrund zu unterlegen war ein grandioser Einfall, und machte diesen Moment ungemein eindringlich und ergreifend. Klar könnte man bei "Bohemian Rhapsody" zahlreiche faktische Fehler anprangern. Am meisten Verständnis habe ich dabei noch für die frühe AIDS-Diagnose; einerseits, da die Angaben darüber, wann genau er von der Krankheit erfuhr, ohnehin widersprüchlich sind, und von 1985-1987 reichen (die Einweihung der anderen Bandmitglieder schon vor Live Aid ist hingegen definitiv falsch), und andererseits, als ich verstehen kann, dass man den Film mit ihrem großen Live Aid-Auftritt (und damit so ziemlich am Höhepunkt ihrer Karriere) beenden, aber trotzdem auch seine Krankheit thematisieren wollte. Anderes ist zugegebenermaßen schon problematischer. Dies gilt insbesondere für die Behauptung, Queen hätten sich Anfang der 80er getrennt, und Live Aid wäre dann eine Art Comeback gewesen. In Wahrheit beschloss man einvernehmlich, sich Anfang der 80er eine Tournee-Auszeit zu gönnen– aber selbst während Freddies Arbeit an seinen Soloalben setzte man auch die Arbeit als Queen fort, und produzierte gemeinsam "The Works". Dann sind da noch so Kleinigkeiten, wie z.B. dass die Entstehung von "We Will Rock You" nach 1980 verschoben wird (in Wahrheit war das Lied Teil des 1977 erschienenen Albums "News of the World"). Den von Mike Myers gespielten Ray Foster (der den Film um ein bisschen Meta-Humor bereichert) hat es in dieser Form auch nie gegeben (er mag an Roy Featherstone angelehnt sein, aber bis auf seine skeptische Reaktion im Hinblick auf "Bohemian Rhapsody" – und auch das nur im Hinblick auf die Länge – war seine Beziehung zu Queen stets freundschaftlich). Auch die Art und Weise, wie Freddie Mercury seinen späteren Lebenspartner Jim Hutton kennenlernt, wird im Film falsch dargestellt. Und dass Live Aid bis zum Auftritt von Queen ein Rohrkrepierer war, und innerhalb der zwanzig Minuten dann die erhoffte Million Pfund einnahm, ist natürlich auch ein Holler. Aber: Geschenkt. Denn immerhin ist "Bohemian Rhapsody" ja nun mal kein Wikipedia-Artikel, sondern ein (Spiel-)Film – und noch dazu ein grandioser, der mich, so wie Queens Musik, bis zu meinem Lebensende begleiten und mir noch zahlreiche schöne Stunden bescheren wird. Fazit: Es fällt mir schwer zu beurteilen, wie "Bohemian Rhapsody" bei all jenen ankommen wird, die mit Queen bisher wenig bis gar keine Berührungspunkte hatten (gibt es so jemanden überhaupt?). Aber für alle, die sich zu den Fans der Band und ihrer unsterblichen Musik zählen, ist der Film ein absolutes Fest. "Bohemian Rhapsody" ist sowohl Verbeugung vor als auch Zelebrierung von Queen: Ihrer Musik, ihrer Geschichte, und dabei insbesondere natürlich auch dem Leben von Freddie Mercury. Perfekt gecastet, toll inszeniert, super geschauspielert, mit Queens größten Hits angereichert, und in ein unglaubliches Finale mündend, dass mir fast eine Viertelstunde hinweg Gänsehaut bescherte, ist "Bohemian Rhapsody" eine grandiose Mischung aus Biopic, Musikfilm und Drama – wobei es mir vor allem der letzte Bestandteil angetan hatte, da der Film mit zahlreichen berührenden Momenten aufwarten kann. Die künstlerische Freiheit, die man sich dabei nimmt, hat zumindest mich nie gestört. Immerhin basiert "Bohemian Rhapsody" zwar auf einer wahren Geschichte, aber er ist nun mal (natürlich) keine wahre Geschichte. Vielmehr wird aus zeitlichen und dramaturgischen Gründen verschoben, komprimiert, überdramatisiert, und da und dort auch schon mal ein wenig übertrieben bis richtiggehend geflunkert. Aber, wie sagte Gandalf in "Der Herr der Ringe" doch so schön: Jede gute Geschichte hat es verdient, ausgeschmückt zu werden – und das trifft auf die Geschichte von Freddie Mercury und Queen unbestreitbar zu. Für mich ist "Bohemian Rhapsody" jedenfalls – so wie das künstlerische Schaffen jener Band, derer er huldigt – ein Film für die Ewigkeit. Wertung:10 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2018 20th Century Fox)
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