Star Trek - Discovery: Die Furcht an sich
Saru muss über sich selbst hinauswachsen Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 17 September 2018
 
Cover (c) Cross Cult
Titel: "Star Trek - Discovery: Die Furcht an sich"
Originaltitel: "Star Trek - Discovery: Fear Itself"
Bewertung:
Autor: James Swallow
Übersetzung: Helga Parmiter
Umfang: 400 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 11. Juli 2018 (D), 05. Juni 2018 (D)
ISBN: 978-3-95981-865-3 (D)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Durch eine Subraumwelle wird die U.S.S. Shenzhou auf ein beschädigtes außerirdisches Schiff aufmerksam, dass sich gefährlich nahe am tholianischen Raum bewegt. Offenbar wurde durch die Explosion der Antrieb des Schiffes zerstört. Captain Georgiou beschließt, den Fremden zu Hilfe zu kommen. Anfangs reagieren diese überraschend ablehnend, dann sehen sie jedoch ein, dass ihnen gar keine andere Wahl bleibt, als sich helfen zu lassen. Während der Reparaturen stößt man in den unteren Ebenen des Schiffes auf ein anderes außerirdisches Volk, dass dort zusammengepfercht und unter primitiven Bedingungen leben muss. Die Gorlaner behaupten daraufhin, dass es sich bei dem Peliar um Flüchtlinge handeln würde, die ihren Heimatplaneten durch einen Angriff der Tholianer verloren haben. Die Gorlaner haben sich freundlicherweise dazu bereit erklärt, sie auf einen neuen Heimatplaneten zu bringen. Der Sprecher der Peliar bestätigt dies. Dennoch kommen Lieutenant Saru Zweifel an der Geschichte. Gerade als sich die Technikercrew der Shenzhou darauf vorbereitet, das fremde Schiff zu verlassen, begibt er sich mit einem Shuttle dorthin, um sich mit den Peliar zu treffen. Diese reagieren plötzlich aggressiv – und nehmen ihn und die anderen Sternenflottenoffiziere als Geiseln…

Review: Wie das Cover und die Inhaltsangabe schon verraten, steht bei "Die Furcht an sich" nun Saru im Mittelpunkt des Geschehens (offenbar scheint man mit diesen Prequel-Romanen zur Serie die einzelnen Figuren nun nacheinander abzuklappern). Eben deshalb war ich – trotz meiner Enttäuschung mit dem vorangegangenen "Discovery"-Roman "Drastische Maßnahmen", sowie auch der Serie an sich, auf "Die Furcht an sich" durchaus schon gespannt – halte ich den Kelpianer noch für die interessanteste Figur an Bord der Discovery (mit der man leider in der ersten Staffel noch nicht viel angestellt hat). Ich kann zwar nicht behaupten, jede einzelne Science Fiction-Erzählung, egal ob Film, Serie oder Roman, zu kennen, und daher auch nicht sagen, inwiefern so etwas schon einmal vorkam, aber zumindest für mich war das Konzept einer solchen Beutespezies und den damit einhergehenden Eigenschaften (und Herausforderungen) neu. Ein Roman bietet nun noch einmal wesentlich mehr Gelegenheit, ins (psychische) Innenleben der Figur einzudringen, als dies bei einer TV-Serie der Fall ist, und was diesen Aspekt betrifft konnte "Die Furcht an sich" meine Erwartungen auch voll und ganz erfüllen. Zwar schauen wir gelegentlich auch auf der Shenzhou vorbei, und erleben dort die Ereignisse dann in erster Linie aus Sicht von Michael Burnham, in erster Linie steht aber ganz klar Saru im Mittelpunkt. "Die Furcht an sich" zeigt dabei sehr schön, dass sein Dienst auf der Shenzhou eine große Herausforderung für ihn ist, da sein Volk sonst das Unbekannte (wo Gefahren lauern könnten) bewusst meidet. Der Dienst in der Sternenflotte zwingt ihn aber nicht nur, mutig dorthin zu schreiten, wo noch niemand zu vor gewesen ist, sondern sich teilweise sogar ganz bewusst in Gefahr zu begeben – was seiner Natur völlig widerspricht. Jedenfalls: Aus seiner Sicht mal ein solches Abenteuer zu erleben, war schon interessant, und stellenweise sogar richtiggehend faszinierend.

Für das Abenteuer an sich galt das allerdings leider kaum – fand ich dieses doch wenig begeisternd. Weder die Gorlaner noch die Peliar wollten bei mir Eindruck hinterlassen, die Parallelen zur aktuellen Asylproblematik erschienen mir aufgesetzt, und trotz der Geiselnahme wollte bei mir nie wirklich Spannung aufkommen. Das mit dem Offizier, der sich seinen Untergebenen gegenüber Beweisen und ihr Vertrauen gewinnen muss, erinnerte zudem an die TOS-Folge "", wobei ich dort interessant fand, dass die Ausgangssituation insofern umgekehrt war, als Spock dort davon überzeugt war, über alle Fähigkeiten zu verfügen die man als gute Führungskraft braucht – und in weiterer Folge lernen musste, dass er mit den unlogischen Menschen eben doch anders umgehen muss. Hier ist es umgekehrt: Saru hält sich aufgrund seiner Angstzustände und seines Fluchtreflexes nicht dazu geeignet – und lernt im Verlauf der Geschichte, über sich hinauszuwachsen und sowohl den anderen als vor allem auch sich selbst zu beweisen, dass er es eben doch kann. Das ist zwar einerseits grundsätzlich schön, andererseits aber halt auch ziemlich 08/15, weil ähnliche Plots gibt’s quer über alle Genres zuhauf. Mir persönlich hätte es da besser gefallen, wenn er mit den anderen auf einem lebensfeindlichen Planeten gelandet wäre, wo sich gefährliche Raubtiere tummeln – und ihm seine Eigenschaften als Beutetier so zugutegekommen wären. Sprich: Sie nicht als Schwäche ansehen und ihn dann erfolgreich sein lassen, wenn er sie unterdrückt, sondern dass er sie vielmehr – zumindest in gewissen Situationen – als Stärke erkennt, und diese einsetzt, um sich und die anderen zu retten. Das hätte für mich auch noch stärker dem Grundgedanken von "Star Trek" entsprochen. Letztendlich war aber auch das, was James Swallow hier abgeliefert hat, soweit ok. Ich persönlich hätte es an seiner Stelle halt nur anders gemacht.

Fazit: Auch beim dritten Roman bleibt sich die "Discovery"-Reihe damit treu, in die Vorgeschichte der Serie einzutauchen, und von früheren Abenteuern der Crew zu erzählen. Diesmal steht Saru im Mittelpunkt, und eben darin lag für mich auch die größte Stärke des Romans – halte ich ihn doch für einen der interessantesten Einfälle der "Discovery"-Macher. Zu erleben, wie er hier seine Beuteinstinkte unterdrückt, um seiner Aufgabe gerecht zu werden, war schon sehr interessant. Leider aber konnte mich die Handlung an sich kaum ansprechen. Vieles erschien mir aufgesetzt und/oder konstruiert, und weder die Gorlaner noch die Peliar hinterließen bei mir irgendeinen Eindruck. Und letztendlich war ich auch etwas enttäuscht, dass man Saru nicht in eine Umgebung/Situation gesteckt hat, wo ihm seine Instinkte zugutekamen – statt ihn hier dazu zu zwingen, über seine Natur hinauszuwachsen. Weil solche Geschichten gibt’s mittlerweile halt wie Sand am Meer. Seine vermeintliche Schwäche als Stärke zu offenbaren, und in den Unterschieden zwischen ihm und den anderen Offizieren eine Chance zu sehen, hätte zudem im Sinne der IDIC-Philosophie noch mehr dem Geist von "Star Trek" entsprochen. Sei's drum: Der Fokus auf Saru wertete die ansonsten wenig hervorstechende Geschichte für mich ganz klar auf – und ist auch der Hauptgrund, warum ich "Die Furcht an sich" für lesenswert halte.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel


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