Singularity |
Low-Budget-Science Fiction aus der Schweiz
Kategorie:
Filme -
Autor: Bettina Schwarzkopf - Datum:
Mittwoch, 25 Juli 2018 |
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Kurzinhalt: Im Jahr 2020 hat Elias van Dorne, Vorsitzender des weltweit größten Robotikunternehmens, einen Supercomputer namens Kronos erschaffen. Die künstliche Intelligenz sollte nach ihrer Aktivierung den Menschen zu Frieden verhelfen, indem es die Probleme findet, die diesen verhindern. Doch Kronos erkannte in nur wenigen Sekunden seines Daseins, dass der Mensch selbst das Problem ist. Demnach konnte nur eine Auslöschung der gesamten Menschheit die Aufgabe erfüllen. 97 Jahre nachdem Kronos das erste Mal online ging, erwacht in einer neuen zerstörten Welt ein Jugendlicher namens Andrew Davis, dessen Erinnerung noch aus dem Jahr 2020 stammen. Völlig verwirrt erkundet er seine Umgebung, eignet sich zurückgelassene Kleidung an und läuft schnurstracks in die Arme eines überdimensionalen Roboters. Während Andrew um sein Leben rennt, hält die zierliche Calia das Ungetüm in Schach und setzt es mit einer EMP-Granate außer Gefecht. Nach dem Angriff bittet Calia Andrew nun allein weiterzureisen, doch Andrew folgt ihr. Zwar weigert sich das Mädchen zunächst den schwächlichen Jungen auf ihre Reise mitzunehmen, doch das Amulett, welches sich Andrew um den Hals gehängt hat, erweckt Vertrauen in ihr. So erfährt Andrew, dass es das Symbol der Gläubiger sei, die sich auf der Suche nach einer Stadt namens Aurora befinden. Dort soll das Leben ohne Angst vor Kronos möglich sein und dort möchte Calia hinreisen. Andrew schließt sich ihr an… Review: "Singularity" ist das Debüt des heute 25-jährigen Regisseurs Robert Kouba. Der Schweizer hatte den Film bereits 2013 zu weiten Teilen gedreht und produziert. 2017 entschloss er sich weitere Sequenzen mit John Cusack ("High Fidelity", "Zimmer 1408") als Bösewicht zu ergänzen. Allerdings konnten die zusätzlichen Minuten das Scheitern des Low-Budget-Films nicht verhindern. Zu viele Elemente wirken geklaut, unglaubwürdig und stümperhaft. Grundsätzlich ist die Idee hinter "Singularity" nicht verkehrt, allerdings auch nicht neu. Es gab schon unzählige Filme, in denen Roboter die Weltherrschaft an sich gerissen, auf ihrem Siegeszug alles Leben zerstört und verkündet haben, dass nun das Ende der Evolution des Menschen erreicht sei. Doch irgendwo in diesem Wust aus apokalyptischen Dystopien ist jede für sich weitestgehend einzigartig. Dies gilt nicht für "Singularity", dt. Einzigartigkeit. Robert Kouba bedient sich im Wesentlichen - und das ganz offensichtlich - Elementen aus "Matrix", "Terminator", "Die Tribute von Panem", etc. und strickt diese neu zusammen. So entstehen Protagonisten, die genauso aussehen wie ihre Vorbilder, auf der Suche nach einer sicheren Unterkunft vor den Schwärmen von Roboterinsekten und riesigen Kriegsmaschinen, u.v.m. Darüber hinaus strotzt der Film von Logikfehlern: Ein vermeintlich gefährlicher Fluss kann nicht überquert werden, aber ganze 2 m weiter ist der Fluss nicht mehr gefährlich und die Protagonisten traben hindurch. Traben oder Wandern scheint auch der Helden ihre liebste Freizeitbeschäftigung zu sein, denn zwei Drittel des Films kann der Zuschauer dem Paar dabei zusehen, wie sie durch tschechische Wälder flanieren ohne das wirklich etwas passiert. Es sei denn der absolute Horror, ein Haus mit Zaun, wird zu einem unvergessenen Schockmoment. So wundert es nicht mehr, dass nachdem Calia und Andrew nun doch auf weitere Menschen treffen, welche natürlich böse, bewaffnet und begierig auf junge Frauen sind, dass der brutale Angriff scheinbar keinen Schaden hinterlässt. Die Kleidung bleibt unversehrt, obwohl noch Sekunden zuvor ein Schwert am Bauch entlang glitt und dort eine klaffende Wunde hinterlassen sollte. Zudem bleibt genug Energie, um dem Rest der bedrohlichen Gruppe kilometerweit davon zu humpeln. Abgesehen davon können die Schauspieler ebenfalls nicht überzeugen. Während die Version von 2013 noch mit 4 Rollen auskam, wurde 2017 beschlossen, den Cast durch John Cusack zu ergänzen. Doch der Reihe nach. Julian Schaffner, der als Schauspielerneuling die Rolle des Andrew Davis übernimmt, ist die größte Enttäuschung. Im Endeffekt hat er genau zwei Gesichtsausdrücke: Mund auf und Mund zu. Er harmoniert weder mit Jeannine Wacker ("Sturm der Liebe") als Calia, welche er kontinuierlich ausbremst, noch passt er ansatzweise zur Mutter. Das letztere Gespann wirkt, wie als hätte ein Zebra einen Elefanten zum Sohn. Dabei ist Eileen Grubba, welche in unzähligen Serien Nebenrollen verkörpert, als schwer erkrankte Veronica Davis in ihren 3 Minuten Screentime einfühlsam und damit einigermaßen glaubwürdig im Gegensatz zu ihrem Filmsohn. Dem Drehbuch geschuldet wirkt und agiert Jeannine Wacker wie ein Spiegelbild von Katniss Everdeen aus "Die Tribute von Panem". Calia hat einen Bogen bekommen, ihr Amulett gleicht dem eines Spotttölpels, ihre Haare sind leicht zur Seite geflochten und ein Trauerlied mit Gänseblümchenstrauß in der Hand darf sie auch singen. Somit hat Jeannine Wacker von Beginn keine Chance mit ihren Schauspielkünsten herauszuragen. Stets stellt sich die Frage: Denkt Robert Kouba, dass die massiven Ähnlichkeiten nicht auffallen? John Cusack als Elias van Dorne dürfte es womöglich nicht aufgefallen sein, denn er war nie Teil der ursprünglichen Crew. Die Szenen, in denen sein Charakter auftritt, wurden Jahre später ergänzt. Sein einziger Gesprächspartner ist Carmen Argenziano ("Identität", "Stargate SG-1") als Damien Walsh. Gleichermaßen ist der Gesamteindruck der schauspielerischen Leistung der Herren sehr weit unten angesiedelt. Beide wirken steif, lethargisch und gelangweilt. Langweilig sind auch die sehr oberflächlichen Charakterprofile. Zwar wurden Versuche unternommen, die einzelnen Figuren dem Zuschauer näher zu bringen, allerdings sehr einfallslos. Wieder einmal gilt das Motto: "Denn das ist alles nur geklaut." Wie schon erwähnt, hat sich Robert Kouba die tschechischen Wälder als Kulisse des Films erkoren. Dazu gehören einzelne Straßenabschnitte eines Dorfs sowie eine verlassene Ruine auf einem Berg. Keines der genannten Schauplätze wirkt zu irgendeinem Zeitpunkt apokalyptisch oder bedrohlich. Die Nachbearbeitung am Computer lassen diese mitunter lächerlich wirken. Feuerquellen, Explosionen und Rußflecken verschmelzen nicht mit der Umgebung und heben sich derart vom Filmmaterial ab, dass das Ergebnis an das eines Schülerprojekts erinnert. Katastrophal setzt sich das verkorkste CGI bei den Robotern fort. Sie stechen auf banale Weise als nachträglich eingesetztes Element heraus. Die Synchronisation ist im gleichen Sinne lausig und macht besonders bei Jeannine Wacker keinen Spaß zuzuhören. Auch wenn sie sich selbst synchronisiert, was nicht selbstverständlich ist, wirkt die Tonspur übersteuert und abschnittsweise zu laut. Zu allem Überfluss flackert das Bild zu Beginn von "Singularity". Das legt sich ungefähr an der Stelle, wo Calia und Andrew aufeinandertreffen. Als Zusatzmaterial darf der Zuschauer sich auf die vertrauten Trailer verlassen. Ein „Hinter den Kulissen“ sucht man jedoch vergebens. Fazit: "Singularity" ist eine Schweizer Produktion, dessen Regisseur Robert Kouba scheinbar großer Fan der Welterfolge "Die Tribute von Panem" und "Terminator" ist. In seinem Film wurden Charaktere identisch kopiert, Handlungsabschnitte stark ähnelnd auf Low-Budget-Ebene nachempfunden und mit dürftigen CGI-Effekten ergänzt. Zwar konnte er John Cusack für "Singularity" gewinnen, doch dieser wirkt ausnahmslos teilnahmslos. Im Gegensatz dazu konnte Jeannine Wacker ihr Können unter dem Kostüm von Katniss Everdeen nicht unter Beweis stellen. Ihr Kollege Julian Schaffner war dafür einfach nur schlecht. Eine solche Konstellation lässt den Endlosmarsch durch tschechische Wälder unweigerlich scheitern. Manchmal ist eben nicht immer alles gut geklaut. Eigene Ideen und ein bisschen mehr Action hätten geholfen, ein paar Punkte mehr zu vergeben. Wertung: 2 von 10 Punkten
Bettina Schwarzkopf
(Bilder © 2018 EuroVideo)
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