Westworld - 1x07: Trompe L'Oeil
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Episodenbild (c) Netflix

Originaltitel: Trompe L'Oeil
Episodennummer: 1x07
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 13. November 2016 (HBO)
Erstausstrahlung D: 23. Februar 2017 (Sky)
Drehbuch: Halley Gross & Jonathan Nolan
Regie: Frederick E.O. Toye
Hauptdarsteller: Evan Rachel Wood als Dolores Abernathy, Thandie Newton als Maeve Millay, Jeffrey Wright als Bernard Lowe, James Marsden als Teddy Flood, Ben Barnes als Logan, Ingrid Bolsø Berdal als Armistice, Luke Hemsworth als Ashley Stubbs, Sidse Babett Knudsen als Theresa Cullen, Angela Sarafyan als Clementine Pennyfeather, Jimmi Simpson als William, Shannon Woodward als Elsie Hughes, Ed Harris als Man in Black, Anthony Hopkins als Dr. Robert Ford.
Gastdarsteller: Ptolemy Slocum als Sylvester, Leonardo Nam als Felix Lutz, James Landry Hebert als Slim, Paul-Mikel Williams als Charlie Lowe u.a.


Kurzinhalt: Dolores, William und El Lazo haben sich auf einen Zug geflüchtet. Während der Fahrt kommen sich Dolores und William näher. Doch ihnen stehen gefährliche Zeiten bevor, denn der Zug fährt direkt in die "dead zone" – jenes gefährliche Niemandsland des Parks, das von Indianern kontrolliert wird. Als diese den Zug zum Stehen bringen beginnt für die drei ein Kampf auf Leben und Tod. Währenddessen genießt Maeve ihre neu gewonnene, gesteigerte Wahrnehmung. Selbst als Techniker in den Park kommen, um ihre Freundin Clementine abzuholen, bleibt sie bei Bewusstsein, während alle anderen Roboter um sie herum zu Stein erstarren. Doch als sie wieder bei den Technikern erwacht, muss sie erfahren, dass Clementine zum Spielball eines internen Machtspielchens wurde – und geopfert werden soll. Charlotte Hale vom Aufsichtsrat von Delos zieht indes Theresa auf ihre Seite. Gemeinsam bereiten sie eine Präsentation der jüngsten Probleme mit dem letzten Update vor, die Robert Fords Stellung im Unternehmen schwächen soll. Doch dieser hat noch ein Ass im Ärmel…

Review: Episodenbild (c) Netflix Beginnen wir mit der Handlung im Park. Nach der kurzen Pause in der letzten Folge geht es mir der Geschichte von Dolores und William nun weiter. Dass zwischen den beiden eine gewisse Anziehung besteht, war von Anfang an klar (wobei ich mich immer noch frage, ob jene von Dolores "echter" oder künstlich-programmierter Natur ist) – während der Zugsfahrt leben sie die beiden nun zum ersten Mal aus. Noch interessanter als dies fand ich jedoch die philosophischen Fragen, die in diesem Handlungsstrang aufkommen. Wie z.B., wenn El Lazo William fragt, ob ihm vielleicht das Morden mehr Spaß macht als dieser bisher dachte (eine Frage, die ich mir ja auch schon bei "Contrapasso" gestellt habe), oder auch Dolores Feststellung, dass sie nicht einfach eine Marionette in einer Geschichte sein, sondern ihre Geschichte bzw. ihr Leben selbst bestimmen will. Vor allem aber fand ich den Gedanken interessant, dass "Westworld" weniger die schlechteste Seite eines Menschen, sondern vielmehr ganz einfach seine wahre Natur zum Vorschein bringt – die er sonst im kontrollierten sozialen Umfeld vor anderen, aber auch sich selbst, verbirgt.

Zugleich drängen sich mir bei der Handlung im Park aber langsam aber sicher doch einige Fragen auf. Gut, ok, die Roboter können die Gäste nicht direkt durch Körpereinwirkung oder Kugeln verletzen. Aber wie werden diese vor Pfeil und Bogen, oder auch solchen Explosionen, wie sie hier durchs Nitroglyzerin ausgelöst werden, geschützt? Oder liegt das dann in der Eigenverantwortung jedes Gastes, und ist dies jenes gewisse Restrisiko, dass man einzugehen bereit sein muss? Was dies betrifft, dürfte "Westworld" bei Gelegenheit gern mal eine Erklärung nachreichen. Letztendlich fand ich aber ohnehin wieder einmal die Handlung hinter den Kulissen spannender. Mal abgesehen davon, dass ich mich hiermit offiziell als Tessa Thompsons Spielzeug bewerben möchte, finde ich den Machtkampf zwischen ihrer Figur und Robert Ford wirklich interessant. Am Ende der Folge scheint Robert – dank dem coolen End-Twist, auf den ich dann gleich noch eingehen werde – wieder die Oberhand zu gewinnen, doch für wie lange? Sehr interessant war auch wieder alles rund um Maeve, die nun da ihre Persönlichkeitsmatrix verändert wurde von den Technikern nicht mehr so einfach in den Schlafmodus versetzt werden kann. Und doch ist es für sie noch ein langer Weg zu völliger Freiheit und Selbstbestimmung – wie u.a. jene Szene zeigt, wo sie hilflos mit ansehen muss, wie Clementines Roboter aus dem Verkehr gezogen wird. Neuerlich eine sehr starke Szene. DEN bestimmenden und hervorstechenden Moment hat man sich diesmal aber fürs Finale aufgehoben. Rückblickend hat es der Einstieg ja eigentlich schon angedeutet: Wann immer wir am Beginn einer Folge gesehen haben, wie jemand aufwacht, handelte es sich um Roboter. Auch diesmal ist dies wieder der Fall – nur dass bislang sowohl uns als auch ihm selbst nicht bewusst war, dass es sich um Bernard nur um eine weitere von Fords Kreationen handelt. Dieser Twist war wirklich verdammt gut gemacht, und traf mich doch unerwartet – wobei man eben zugleich sagen muss, dass sich in den letzten Folgen immer wieder Hinweise darauf fanden, und die Serie generell mit der Frage, woher man eigentlich wissen kann, dass man ein Mensch ist ("Blade Runner" lässt grüßen) gespielt hat. Trotzdem hätte ich das nicht erwartet, und wie er Bernard in weiterer Folge dazu benutzt, um sich seiner Konkurrentin zu entledigen, zählte zweifellos zu den bisherigen Höhepunkten der Serie.

Fazit: Episodenbild (c) Netflix An "Trompe L'Oeil" (warum denken Serienmacher eigentlich nie an uns arme Rezensenten, die solch komplizierte Titel abtippen müssen?) sticht vor allem das Herzschlagfinale hervor, dass die Serie um einen weiteren perfekt ausgeführten Twist bereichert. Besonders gut gefiel mir dabei, dass es einerseits nicht völlig aus dem Nichts kam, und andererseits kein Schock des Schocks willen ist, sondern die Themen der Serie konsequent weiterführt bzw. vertieft. Aber auch vor dieser Wendung konnte sich die Episode schon sehen lassen, und überzeugte mich einerseits mit der interessanten und teils philosophischen Handlung rund um Dolores und William, und andererseits den spannenden Intrigen hinter den Kulissen des Parks, wobei für mich vor allem wieder Tessa Thompson hervorstach. Und auch Maeves Entwicklung wird fortgesetzt, wobei die Episode zugleich deutlich macht, dass sie noch weit von ihrem Ziel der Freiheit und Selbstbestimmung entfernt ist. Die Episode davor war zwar auf die gesamte Laufzeit betrachtet noch den Tick unterhaltsamer, trotzdem war ich auch mit "Trompe L'Oeil" (dank an Word für die Zwischenablage!) wieder sehr zufrieden.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2016 HBO)




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