In fahlem Mondlicht
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: In the Pale Moonlight
Episodennummer: 6x19
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 15. April 1998
Erstausstrahlung D: 12. September 1998
Drehbuch: Peter Allan Fields & Michael Taylor
Regie: Victor Lobl
Hauptdarsteller: Avery Brooks als Captain Benjamin Sisko, Rene Auberjonois als Odo, Michael Dorn als Lt. Commander Worf, Nana Visitor als Major Kira Nerys, Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax, Colm Meaney als Chief Miles O'Brien, Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir, Cirroc Lofton als Jake Sisko, Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller: Andrew J. Robinson als Garak, Jeffrey Combs als Weyoun, Casey Biggs als Damar, Howard Shangraw als Grathon Tolar, Stephen McHattie als Vreenak, Judi Durand als computer voice u.a.

Kurzinhalt: Jeden Freitag werden im Besprechungsraum der Station Deep Space Nine die aktuellen Verlustlisten aus dem Krieg mit dem Dominion veröffentlicht, und fast jede Woche entdeckt jemand aus seiner Crew eine bekannte Person, die dem Konflikt zum Opfer gefallen ist. Captain Sisko ist zunehmend verbittert und kriegsmüde, und sucht nach Maßnahmen, mit denen sich das Kriegsgeschick zugunsten der Föderation beeinflussen lassen. Ganz oben auf der Liste steht dabei der Kriegseintritt der Romulaner. Mit Jadzia übt er ein Gespräch mit deren Prokonsul, muss jedoch schon bald erkennen, dass dieser ohne Nutzen und/oder unmittelbare Gefahr fürs romulanische Reich kaum dazu bewegen sein wird, dem Dominion den Krieg zu erklären. Er wendet sich daraufhin an Garak, in der Hoffnung, dass dieser seine Kontakte spielen lassen und allfällige Angriffspläne des Dominion im Hinblick auf das romulanische Reich besorgen kann. Doch weniger als 24 Stunden später sind alle Personen, die Garak darauf angesetzt hat, tot. Daraufhin ersinnt Garak einen riskanten Plan, um das Ziel doch noch zu erreichen: Mit Hilfe eines Holo-Programmierers will er eine Besprechung fälschen lassen, die Weyoun und Damar dabei zeigt, wie sie einen bevorstehenden Angriff aufs romulanische Reich planen. Sisko stimmt zu – woraufhin seine moralischen Überzeugungen auf eine harte Probe gestellt werden…

Denkwürdige Zitate: "Who's watching Tolar?"
"I've locked him in his quarters. I've also left him with the distinct impression that if he attempts to force the door open, it may explode."
"I hope that's just an impression."
"It's best not to dwell on such minutiae."
(Garaks Antwort dürfte Captain Sisko wohl kaum beruhigen.)

"Now, in all candor, if you were in my position, which side would you choose?"
"I'd pick the side most likely to leave us in peace when the dust settles."
(Sisko versucht, Vreenak vom Kriegseintritt zu überzeugen.)

"If your conscience is bothering you, you should soothe it with the knowledge that you may have just saved the entire Alpha Quadrant and all it cost was the life of one Romulan senator, one criminal, and the self-respect of one Starfleet officer. I don't know about you, but I'd call that a bargain."
(Trotz Garaks Zuspruch tut sich Sisko schwer, es so zu sehen.)


Review: Episodenbild (c) CBS "In fahlem Mondlicht" ist für manche die beste "Deep Space Nine"-Folge überhaupt. Und auch wenn ich in diese Jubelstimmung nicht gänzlich uneingeschränkt einstimmen kann, so war sie wirklich überaus gut, und die beste Episode seit langem. Mein einziger Kritikpunkt an ihr, der dann eben auch die Höchstwertung knapp verhindert, ist, dass Sisko nicht im Alleingang gehandelt hat, sondern sein Plan vom Sternenflottenkommando gebilligt wurde. Dies drängt einem nicht nur die Frage auf, warum Sisko wie er zu Beginn der Episode behauptet mit niemandem sonst außer seinem eigenen Logbuch über die Vorgänge sprechen konnte, sondern nimmt ihm vor allem auch einen Großteil der Schuld, die am Ende auf ihm lastet. Hätten er und Garak eigenständig gehandelt, ohne mit der Sternenflotte Rücksprache zu halten, hätte ich dies dann doch noch die Spur gefunden. Zumal ja auch die Idee, das romulanische Shuttle zu vernichten, nicht auf seinen Mist gewachsen war, und er somit nur unwissender Mittäter war. Natürlich ist "In fahlem Mondlicht" auch so schon eine verdammt mutige Folge, vor allem auch einerseits für die damalige Zeit, wo die Helden überwiegend noch makellos strahlend waren, und andererseits für "Star Trek". Aber der Mut zur letzten Konsequenz hat ihnen dann halt leider doch gefehlt, was für mich die Wirkung der Folge ein bisschen reduziert.

Davon abgesehen war "In fahlem Mondlicht" aber in der Tat fantastisch und in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Das beginnt schon beim interessanten Aufbau, mit Benjamin Sisko, der die Ereignisse der vergangenen Tage in einem persönlichen Logbucheintrag an sich selbst noch einmal aufrollt, um sich seiner eigenen Gedanken und Gefühle bezüglich seiner Handlungen klar- und diese daraufhin loszuwerden – und darüber hinaus vielleicht auch ein bisschen, um über dieses "Geständnis", wenn auch nur an sich selbst, sein Gewissen zu erleichtern. Aber auch die zunehmende Eskalation der Ereignisse hat mir gefallen. Es beginnt alles ja noch relativ harmlos und nachvollziehbar: Sisko ist es müde, Woche für Woche von immer neuen Verlusten im Krieg mit dem Dominion zu erfahren, und sucht nach einem Weg, um die Romulaner in den Krieg zu holen. Als er mit Dax' Hilfe erkennt, dass er mir Argumenten allein nicht weit kommen wird, holt er sich Hilfe von Garak, wobei es vorerst mal nur darum geht, nach allfälligen Angriffsplänen auf Romulus Ausschau zu halten. Erst als dies scheitert, nimmt der Plan zur Täuschung der Romulaner – und es ist in der Tat ziemlich heftig, wie man sich hier einer solchen List bedient, um ein gesamtes Volk in den Krieg zu ziehen – Gestalt an. Abe selbst zu diesem Zeitpunkt konnte Sisko noch nicht wissen, welche Ausmaße dies annehmen wird. Angefangen von der Freilassung von Tolar über den Verkauf von Material, dass im schlimmsten Fall für die Herstellung biogenetischer Waffen eingesetzt werden könnte, bis hin zur Zerstörung des romulanische Kurierschiffs (mit Vreenak an Bord) und Tolars Ermordung wird Benjamin immer tiefer in diesen Strudel hineingezogen – und der Zuschauer mit ihm.

Episodenbild (c) CBS Dabei stellt die Episode konsequent die Frage, wie weit man in Siskos Fall selbst gehen würde, und ob bzw. bis zu welchem seine Vorgehensweise vertretbar und gerechtfertigt ist – jedoch, und das zeichnet die Episode eben unter anderem so aus, ohne diese auch zu beantworten. Vielmehr ist dies uns überlassen. Im Idealfall überträgt sich somit Siskos innerer Konflikt 1:1 auf den Zuschauer. Eben dieser innere Konflikt wird zudem von Avery Brooks phantastisch dargestellt. Vor allem in den Szenen, wo er im Zuge seines Logbucheintrags direkt in die Kamera spricht sind phantastisch, und lassen einem seinen Zwiespalt nachfühlen. Aber auch davon abgesehen hat mich seine Performance hier wieder einmal begeistert. Sehr schön fand ich auch das Ende, wo Sisko, nachdem er die Beichte an sich selbst abgelegt hat, den Logbucheintrag wieder löscht. Am besten gefiel mir aber der Schluss, zu dem er schließlich gelangt, und der meinen Kritikpunkt am mangelnden Mut zumindest ansatzweise relativiert. Denn selbst rückwirkend, im Wissen ob der Folgen seines Handels – inklusive dem Tod von Vreenak und Tolar – kommt Sisko zum Schluss, dass es dies wert war, und er damit leben kann. Eben diese Feststellung am Ende fand ich dann noch einmal wirklich stark.

Fazit: Auch wenn mir der letzte Funke Mut gefehlt hat (ich hätte es halt noch einmal wesentlich aussagekräftiger gefunden, wenn Sisko auf eigene Faust und ohne Wissen und/oder Einwilligung der Sternenflotte agiert hätte), zählt "In fahlem Mondlicht" zweifellos zu den besten Episoden von "Deep Space Nine". Die bei "Star Trek" sonst oftmals allzu klar verlaufenden moralischen Trennlinien zwischen gut und böse werden hier völlig aufgeweicht, als einer unserer Helden für das vermeintliche, übergeordnete Wohl eine überaus fragwürdige Methode anwendet. Die übergeordnete Frage, inwiefern seine Vorgehensweise gerechtfertigt ist und der Zweck die Mittel heiligt, wird dabei von der Episode nur in den Raum gestellt, jedoch nicht endgültig beantwortet. Generell gelang es "In fahlem Mondlicht" sehr gut, einen mit Siskos Dilemma identifizieren zu lassen. Und dann besticht die Folge auch noch mit einer famosen Leistung von Avery Brooks, sowie der großartigen letzten Szene, wo Sisko erkennt, dass er mit seiner moralisch höchst zweifelhaften Vorgehensweise – trotz der damit einhergehenden Kosten – leben kann. Ob er damit recht hat, ist dem Zuschauer überlassen; und genau das zeichnete die Folge für mich – unter anderem – so aus.

Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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