Star Wars: Die dunkle Seite der Macht
Geringfügig schwächere Fortsetzung zu "Erben des Imperiums" Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 04 Februar 2018
 
Titel: "Die dunkle Seite der Macht"
Originaltitel: "Dark Force Rising"
Bewertung:
Autor: Timothy Zahn
Übersetzung: Thomas Ziegler
Umfang: 537 Seiten (Neuauflage)
Verlag: Goldmann/Blanvalet (D), Bantam Books (E)
Veröffentlicht: 1993 (D), Mai 1992 (E)
ISBN: 978-3-442-26407-0
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Trotz des Rückschlags in der Schlacht bei den Werften von Sluis Van setzt Großadmiral Thrawn seinen Plan zur endgültigen Vernichtung der Rebellion ungehindert fort, und die neue Republik kommt mehr und mehr in Bedrängnis. Doch nicht nur die vermehrten feindlichen Aktivitäten des Imperiums sorgen für Probleme. Misstrauen und Intrigen bedrohen die junge Allianz auch von innen heraus, als Admiral Ackbar des Verrats bezichtigt wird. Während Han, Luke und Lando versuchen, die Anschuldigungen gegen den Mon Calamari zu entkräften, reist Leia nach Honoghr, um sich die Unterstützung der Noghri zu sichern. Dort macht sie nicht nur eine schreckliche Entdeckung, die ihr ein weiteres Mal die Grausamkeit des Imperiums vor Augen führt, sondern gerät auch in höchste Gefahr, als Admiral Thrawn persönlich auf dem Planeten eintrifft. Luke Skywalker fliegt indes nach Jomark, wo ihn der Jedi-Meister Joruus C'Baoth erwartet, und von dem Luke mehr über die Macht zu lernen hofft. Schon bald kommen ihm jedoch Zweifel an der geistigen Gesundheit des Jedi-Meisters. Überschattet werden all diese Ereignisse aber schließlich von Gerüchten, dass eine große, in den Klonkriegen verschwundene Armada, die Katana-Flotte, gefunden wurde. Nun entbrennt ein Wettrennen zwischen der neuen Republik und dem Imperium, denn falls es Thrawn gelingt, sich die sogenannte "Dunkle Macht" unter den Nagel zu reißen, droht sich das Kriegsgeschick endgültig zu Gunsten des Imperiums zu wenden…

Review: "Die dunkle Seite der Macht" ist wieder ein phantastischer Roman, und eine wirklich tolle Fortsetzung zu "Erben des Imperiums". Dennoch, ganz auf dessen Niveau kann ich den zweiten Teil der Thrawn-Trilogie leider nicht sehen. Dies liegt in erster Linie an seiner ersten Hälfte, die für mich doch ein wenig abfällt. Die Handlung war dort aufgrund der vielen unterschiedlichen parallel verlaufenden Handlungsstränge und Schauplätze doch ein bisschen zerfahren, und echte Spannung kam irgendwie in keinem davon auf. Grundsätzlich gelingt es zwar Timothy Zahn auch hier wieder sehr gut – und ist es absolut lobenswert – jeder beliebten Figur der alten Trilogie vor seine/ihre eigene Aufgabe zu stellen, aber dadurch fehlt (mit Ausnahme des Gespanns Han & Lando) ein bisschen jenes Zusammenspiel, dass für mich die "Star Wars"-Abenteuer so auszeichnet. Zudem tat ich mir mit der Darstellung von Luke hier insofern schwer, als er C'Baoth – zumindest bis Maras Ankunft, wo er die Wahrheit dann endlich erkennt – doch etwas zu leicht ins Netz geht. Er ist mittlerweile ja kein unerfahrener, naiver Farmersjunger mehr, der gerade seine ersten Schritte auf dem Weg zur Macht beschreitet. Natürlich erklärt Zahn grundsätzlich gut und auch durchaus nachvollziehbar Lukes Unsicherheit, ob der bevorstehenden Aufgabe, neue Jedi – darunter Leias Zwillinge – auszubilden. Und seine Angst, dabei – wie Obi-Wan bei Anakin – zu versagen, und sie an die dunkle Seite zu verlieren. Aber mir persönlich war Luke an dieser Stelle doch etwas zu naiv, leichtgläubig und unterwürfig dargestellt. Er hätte von Anfang an vorsichtiger sein und die Wahrheit schon ruhig früher erkennen können. Jedenfalls erinnerte er mich doch eher an den frühen Luke, als an jenen, der im Verlauf der Original-Trilogie in seine Rolle als letzter Jedi-Ritter hineingewachsen ist, seinen Vater wieder auf die helle Seite bekehrte, und zusammen mit ihm den Imperator besiegt hat. Zuletzt sei auch noch erwähnt, dass Zahn die Klonkriege zu weit in die Vergangenheit verlagert. Da es damals jedoch noch keine genaueren Informationen zu ihrem Zeitablauf gab, will ich ihm dies nicht vorwerfen.

Und generell möchte ich nicht übermäßig meckern, weil wie gesagt, im Großen und Ganzen ist auch der zweite Teil der Thrawn-Trilogie wieder phantastisch. Neuerlich gelingt es Timothy Zahn verdammt gut, sich für die Helden aus der alten "Star Wars"-Trilogie neue und interessante Abenteuer zu überlegen, wobei vor allem Leia diesmal wieder mehr zu tun bekommt, und auch Honoghr eine aktive Rolle einnimmt, die sich in weiterer Folge als Schlüssel dazu herausstellen wird, Thrawn zu besiegen. Sehr gut gefallen hat mir auch die gemeinsame Mission von Han und Lando. In der Original-Trilogie kamen die ja kaum dazu, mal zusammen ein Abenteuer zu bestreiten, weshalb das für mich schon positiv herausstach. Und auch die Luke-Story dreht dann auf, sobald Mara Jade ihn aufsucht und die beiden eine – wenn man Maras Hass auf ihn sowie den letzten Befehl des Imperators bedenkt doch eher unerwartete – Allianz eingehen, um Talon Karrde aus imperialer Gefangenschaft zu befreien. Dieser Teil weckte dann starke – und wohlige – Erinnerungen an Leias Befreiung aus dem Gefängnis des Todessterns, jedoch ohne es mit den Anspielungen und Parallelen zu übertreiben, und wie eine einfallslose Kopie zu wirken. Und auch von den bei "Erben des Imperiums" vorgestellten Figuren profitiert auch der zweite Teil der Trilogie wieder enorm, wobei vor allem Thrawn für mich neuerlich hervorstach. Aber auch Joruus C'Baoth spielt diesmal eine aktivere Rolle. Sehr gut gefallen konnte mir auch die Darstellung von Fey'lya gefallen, vor allem deshalb, da er eben kein klassischer Verräter ist, sondern aus seiner Sicht zum Wohle der Republik handelt. Zugleich ist er halt eine dieser wundervollen Figuren, bei denen man es liebt, sie zu hassen – weshalb man am Ende, wenn Leia ihn austrickst, halt innerlich doch ziemlich jubelt. Und generell dreht "Die dunkle Seite der Macht" auf den letzten rund 50 Seiten noch einmal so richtig auf, und präsentiert einerseits eine packende Schlacht rund um die Katana-Flotte, und andererseits eine düstere Wendung, mit der Timothy Zahn bei seiner Trilogie auf gelungene Art und Weise das Schema der ursprünglichen "Star Wars"-Saga kopiert. "Die dunkle Seite der Macht" stellt somit sein "Das Imperium schlägt zurück" dar, und lässt das Imperium einen nicht unwesentlichen Triumph einfahren – und sorgt damit auch für eine überaus spannende Ausganssituation für "Das letzte Kommando".

Fazit: Auch bei "Die dunkle Seite der Macht" gelingt es Timothy Zahn wieder auf unvergleichliche Art und Weise, das Gefühl und die Atmosphäre der klassischen "Star Wars"-Trilogie einzufangen. Zahlreiche Anspielungen und Parallelen sowie die punktgenaue Charakterisierung der Figuren lassen sich den Leser einerseits zu Hause fühlen, zugleich lässt sich Zahn aber auch genug neue Ideen einfallen, damit das ganze keine reine, einfallslose Kopie wird. Zudem schafft es Zahn neuerlich, jede der Figuren vor eine individuelle Herausforderung zu stellen, und so auch wirklich jedem von ihnen etwas Sinnvolles zu tun zu geben. Aber auch die von ihn im Vorgänger vorgestellten Figuren wissen nach wie vor zu überzeugen, wobei vor allem Großadmiral Thrawn hervorsticht. Und mit General Garm Bel Iblis gibt es zudem auch wieder einen markanten Neuzugang zu verzeichnen. Doch trotz aller Stärken, ganz so begeistert wie "Erben des Imperiums" hat mich "Die dunkle Seite der Macht" leider nicht. In der ersten Hälfte vermochte mich das Geschehen irgendwie noch nicht so recht zu packen, was auch an den zahlreichen einzelnen Handlungssträngen und dem dadurch entstehenden etwas zerfahrenen Eindruck der Geschichte liegen mag. Generell fehlte es abseits der grandiosen Paarung Han und Lando ein bisschen am Zusammenspiel der Figuren, da Han, Luke und Leia die meiste Zeit über getrennt sind. Und bei allem Verständnis vor seiner Angst, neue Jedi auszubilden, und damit einhergehend seiner Hoffnung auf Unterstützung durch Jedi-Meister C'Baoth, aber etwas zu naiv war mir Luke ihm gegenüber schon. Hier schien mir Zahn die Entwicklung, die er im Verlauf der Filme durchgemacht hat, doch etwas zu negieren. Dem Lesevergnügen taten diese kleineren Kritikpunkte zwar kaum einen Abbruch – sie sorgen aber doch dafür, dass ich "Die dunkle Seite der Macht" nicht ganz auf dem Niveau des Vorgängers einstufen kann.

Bewertung: 4.5/5 Punkten
Christian Siegel





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