Solaris |
Review zum gefeierten russischen SF-Klassiker
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Montag, 11 Dezember 2017 |
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Kurzinhalt: Die Berichte der den außerirdischen Planeten Solaris umkreisenden und erforschenden Raumstation lassen die russische Raumfahrtbehörde befürchten, dass die dort stationierten Astronauten den Verstand verloren haben. Man schickt deshalb den Psychologen Kris Kelvin in einem Raumschiff los, um sie zu untersuchen und zu behandeln, und in weiterer Folge auch auf die Erde zurückzubringen. Nur kurz nach seiner Ankunft auf der Station erfährt Kelvin die mysteriösen Vorkommnisse, die sich an Bord zutragen, am eigenen Leib: So steht plötzlich seine Frau Khari vor ihm. Nun wäre dies für sich genommen schon seltsam genug. Besonders erschreckend daran ist jedoch, dass diese vor zehn Jahren verstorben ist. Zusammen mit den anderen Astronauten versucht Kelvin daraufhin das Geheimnis des Planeten Solaris zu ergründen… Review: Auch wenn meine Faszination mit dem Science Fiction-Genre früh begann und ich selbst in meinen Teenager-Jahren dabei auch kopflastigeren Filmen gegenüber nicht abgeneigt war, habe ich es irgendwie immer geschafft, "Solaris" zu verpassen. Selbst nachdem ich 2002 dann das Remake sah und dies auch zum Anlass nahm, mir mal Stanislaw Lems Romanvorlage vorzuknöpfen, blieb das Original vorerst unberührt. Nun war es jedoch endlich soweit, und ich habe mir diesen gefeierten "Science Fiction"-Klassiker endlich angesehen. Nun schließe ich nicht aus, dass das wieder so ein Fall war wie damals bei meiner Erstsichtung von "Unheimliche Begegnung der dritten Art", wo ich angesichts der ganzen Vorschusslorbeeren und seinem Status als Meisterwerk die Faszination nicht ganz nachvollziehen konnte (etwas, dass sich seither geändert hat, wie ihr in Kürze erfahren werdet). Möglicherweise würde mir der Film bei einer allfälligen Zweitsichtung mehr zusagen. Momentan verspüre ich jedoch keinen großen Drang, ihn mir noch einmal anzusehen, und ihm somit eine besagte zweite Chance zu geben. Denn trotz einiger interessanter Ansätze und einzelner starker Stellen fand ich "Solaris" doch eher mühsam. Bereits der elendslange Einstieg stellte meine Geduld auf eine harte Probe. Die ganze Geschichte auf der Erde hätte man locker auf fünf bis zehn Minuten herunterkürzen können. Schnell ein paar Clips von der Anhörung, die wichtigsten Informationen vermitteln, und ab ins All. Stattdessen verliert sich der Film in seinen elegischen Bildern, bis man dem Regisseur am liebsten zurufen würde "Ist ok, ich hab's kapiert". Elendslange Einstellungen von Kris bei seiner Wanderung, dann die sich enorm ziehenden Szenen in seinem Haus, und schließlich die minutenlange und völlig unnötige und sinnlose Autofahrt… viel hätt' nicht gefehlt, und ich wäre auf der Couch eingeschlafen. Hätte Tarkovsky an dieser Stelle ordentlich die Schere angesetzt und wäre man rascher auf die Station gekommen, hätte das schon viel geholfen. Wobei sich der Film auch danach stellenweise noch zieht, und insgesamt auch einfach viel zu lang geraten hat. Zwei Stunden – maximal – wären mehr als ausreichend gewesen, nicht nur, um die Geschichte zu erzählen (die ja ohnehin eher dünn ist, und mehr von der Grundidee und der Stimmung lebt), sondern auch, um dies zu tun, ohne dass die Atmosphäre darunter leiden würde. Aber so war mir der gesamte Film einfach zu lang – wie ich generell zuletzt vermehrt feststelle, dass ich mir mit diesen gar träumerischen Filmen, die mehr auf Stimmung als auf ein Narrativ Wert legen, schwer tue (als willkürliches Beispiel weil's mir grad einfällt sei "Valhalla Rising") genannt). Bei denen kommt es nämlich einfach immer darauf an, ob man in sie hineinkippt und von der Stimmung die sie verbreiten gefangen genommen wird, oder eben nicht. Wenn ja, können sie ungemein faszinierend sein. Wenn nicht, sind sie meist ermüdende Geduldsproben. Und für mich persönlich bewegte sich "Solaris" da irgendwo in der Mitte. Die Grundidee fand ich schon interessant, und es gab einzelne starke Momente, die auch mich in Beschlag nahmen. Grundsätzlich dominierte bei mir aber leider die Apathie. Die gerade erwähnten gelungenen Momente finden sich vor allem im Mittelteil. Sprich: Nach Kris Ankunft auf der Station, und wenn er zum ersten Mal auf seine Frau trifft. Da waren ein paar wirklich gute Szenen darunter. Wie es Tarkosvky an dieser Stelle generell gelingt, durch die langen Einstellungen der leeren Korridore eine nette, bedrückende Stimmung aufzubauen. An dieser Stelle hat der langsame Aufbau für mich somit funktioniert. Allerdings verlor sich der Film in weiterer Folge dann in philosophischen Diskussionen, die mich nicht wirklich ansprachen, und die ich wenig interessant fand. Auch alles rund um die Geburtstagsparty wirkte sehr unnötig; die Szene war nicht einfach nur wieder viel zu lang, man hätte sie aus meiner Sicht auch komplett rausstreichen können, ohne was zu verlieren. Und auch der Ausgang des Geschehens hat mich irritiert. Zwar war er grundsätzlich stimmig und schlüssig, allerdings finde ich, dass ihn im Haus vielmehr seine Frau hätte erwarten sollen. Wie gesagt, "Solaris" hat zweifellos seine starken Momente – auch noch im letzten Drittel – und ein paar faszinierende Ideen, die zum Nachdenken anregen. Ganz so viel Zeit eben dafür hätte Tarkovsky seinem Zuschauer jedoch nicht geben müssen. Dann hätte der Film nämlich zumindest bei mir stärker und besser gewirkt. Fazit: Man kann mir ja nun wirklich nicht vorwerfen, dass ich Science Fiction-Filme mit langsamen, gemächlichen Aufbau grundsätzlich nicht mögen würde. Sonst könnte "2001 – Odyssee im Weltraum" ja wohl kaum der meines Erachtens beste Film aller Zeiten sein. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen langsam und schleppend. Und zumindest ich – und zumindest bei dieser Erstsichtung (wer weiß, vielleicht gebe ich ihm ja eines fernen Tages noch einmal eine Chance) – empfand "Solaris" nun mal als eben genau das. Vor allem der Einstieg zieht sich extrem und war in meinen Augen in dieser Länge absolut unnötig. Schon allein die elendslange Autofahrt – wozu soll das bitte gut gewesen sein? Mit Kris Ankunft auf der Station dreht der Film dann zwar auf, aber auch danach lässt sich Tarkosvky – bei allem Verständnis dafür, Stimmung aufzubauen – zu viel Zeit, um die relativ dünne Geschichte zu erzählen. Auch die ganzen philosophischen Diskussionen waren mir zu trocken. Und das Ende hätte ich mir auch ein bisschen anders gewünscht. Trotz dieser Kritik ist "Solaris" beileibe kein schlechter Film. Die Grundidee ist interessant, und vor allem nach der Ankunft auf der Station baut Tarkovsky eine überaus nette, dichte Atmosphäre auf. Wie es zwischendurch generell immer wieder starke Momente gab. Zudem lädt "Solaris" da und dort durchaus zum Nachdenken an. Und ich kann mir insgesamt schon vorstellen, dass einen der Film, wenn man in ihn hineinkippt, in den Bann zieht. Auch ich konnte mich seiner Faszination nicht gänzlich entziehen. Trotzdem muss ich sagen, dass mich das von vielen als zu sentimental und rührselig gescholtene Remake von Steven Soderbergh mehr angesprochen hat, als Andrei Tarkovskys überaus trocken-akademisch-meditative Umsetzung des Romans. Wertung:5 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1972 Mosfilm)
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