Dracula - Nächte des Entsetzens
Der wohl brutalste Hammer-Dracula-Film Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 15 Oktober 2017
 
Halloween-SPECiAL

 
Dracula - Nächte des Entsetzens
Originaltitel: Scars of Dracula
Produktionsland/jahr: UK 1970
Bewertung:
Studio/Verleih: Hammer Films/StudioCanal
Regie: Roy Ward Baker
Produzenten: Aida Young
Drehbuch: Anthony Hinds
Filmmusik: James Bernard
Kamera: Moray Grant
Schnitt: James Needs
Genre: Horror
Kinostart Deutschland: 17. Dezember 1971
Kinostart UK: 08. November 1970
Laufzeit: 96 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: DVD
Mit: Christopher Lee, Dennis Waterman, Jenny Hanley, Christopher Matthews, Patrick Troughton, Michael Gwynn, Michael Ripper, Wendy Hamilton, Anouska Hempel, Delia Lindsay u.a.


Kurzinhalt: Nach seinem letzten Tod ist von Dracula neuerlich nur ein Haufen roter Staub übriggeblieben. Eine Fledermaus lässt jedoch Blut darauf tropfen, woraufhin er neuerlich von den Toten zurückkehrt. Kurz darauf entdeckt man im nahegelegenen Dorf die Leiche einer jungen Frau, der das Blut ausgesaugt wurde. Bestrebt, dem Spuk sofort ein Ende zu bereiten, ziehen die Männer des Dorfes daraufhin los, und brennen Draculas Schloss nieder. Jenes Zimmer, in dem er unter Tags in seinem Sarg weilt, wird indes von Feuer nicht erfasst, und so übt Dracula bittere Rache, in dem er all ihre Familienmitglieder, die sich in der Kirche aufhalten, von seiner Fledermausarmee brutal ermorden lässt. Wochen später verschlägt es einen jungen Mann spät in der Nacht ins betreffende Dorf. Da er sonst nirgendwo mehr Unterschlupf findet, reist er zu Draculas Schloss – und ward nicht mehr gesehen. Tage später machen sich sein Bruder und dessen Verlobte auf, um nach ihm zu suchen. Nun drohen auch sie zu Opfern des Vampir-Grafen zu werden…

Review: Szenenbild. Von "Wie schmeckt das Blut von Dracula?" war ich ja aus mehrerlei Gründen ziemlich enttäuscht. "Nächte des Entsetzens" macht nun ziemlich alles richtig, was aus meiner Sicht dort falsch gelaufen ist. So lässt er sich schon mal nicht bis zur Hälfte des Films Zeit, um Dracula wiederzubeleben; vielmehr geschieht dies gleich in den ersten Minuten. Dementsprechend bekommt Christopher Lee schon mal weitaus mehr screen time – und das ist in jedem Fall immer positiv. Schon allein was das betrifft, fährt "Nächte des Entsetzens" mit dem Vorgänger Schlitten. Der Film profitiert einfach enorm von Lees Präsenz. Der Film ist zudem wieder wesentlich besser und hochwertiger inszeniert. Gleich zu Beginn gibt’s rund um Dracula ein paar schöne Licht- und Schatten-Spiele, und auch danach präsentiert Roy Ward Baker zusammen mit seinem Kameramann Moray Grant ein paar schöne Bilder und gelungene Einstellungen (wie z.B. der Blick die Schlucht hinunter). Insgesamt ist das Bild zwar sehr graustichig und mit eher ausgewaschenen Farben (was jedoch auch an der DVD liegen mag). Was das betrifft, hält er den Vergleich mit den wunderbar inszenierten Dracula-Filmen von Terence Fisher nicht stand. Dennoch macht der Film optisch einen sowohl hochwertigen als auch stimmigen Eindruck.

Auch die Sets konnten sich wieder sehen lassen. Die Musik von James Bernard unterstütze die Stimmung des Films perfekt. Und insgesamt hatte ich bei "Nächte des Entsetzens" den Eindruck, dass man wieder wesentlich mehr Geld hineingesteckt hat, als bei "Wie schmeckt das Blut von Dracula?". Was ebenfalls hervorsticht, ist der erhöhte Gewaltanteil. Heutzutage holt man damit zwar niemand mehr hinter dem Ofen hervor, aber im Vergleich zu den Vorgängern geht's hier doch ganz schön zur Sache. Schon allein die Szene mit den ganzen, ordentlich zugerichteten Opfern in der Kirche ist ziemlich heftig, und auch danach geht’s teilweise noch recht blutig zur Sache. Zimperlich war man bei "Nächte des Entsetzens" jedenfalls nicht. Zudem gibt's bei der Szene mit der Tochter des Bürgermeisters einen Hauch nackter Tatsachen. Die Figuren machten ebenfalls wieder einen wesentlich besseren Eindruck. Schauspieltechnisch gibt's zwar abseits von Christoper Lee nicht wirklich Highlights, aber immerhin waren die Charaktere gut geschrieben, und durchaus sympathisch, so dass man mit Paul, Simon und Sarah durchaus mitfiebert. Und auch die tragisch angehauchten Rollen des Priesters sowie von Draculas Diener Klove hatten es mir angetan. Sehr cool war auch, Dracula in einem Raum ruhen zu lassen, der nur über das Fenster zu erreichen ist (etwas, das scheinbar der Vorlage von Bram Stoker entstammt). Das Setting ("Nächte des Entsetzens" ist ja der letzte Dracula-Film, der in der Vergangenheit angesiedelt war) stach für mich ebenfalls wieder hervor, und verlieh dem Film einen ganz eigenen Reiz (vor allem das Schild "Cafe Mozart" wärmte mir das Herz). Und insgesamt war der Film von Anfang bis Ende unterhaltsam, und bot auch so manch spannende Szene.

Szenenbild. Klar, man könnte jetzt drüber diskutieren, ob Draculas Schloss anzuzünden und zu hoffen, dass er in den Flammen untergeht, der beste Plan war. Auch am Ende stellen sich die Figuren nicht immer klug an, wie z.B. wenn Simon den Stab nach Dracula wirft, statt ihn auch wirklich damit aufzuspießen (was für ein Glück, dass unmittelbar darauf der Blitz kam!). Einige der Nachtszenen – in erster Linie jene im Wald – wurden zudem wieder allzu offensichtlich am hellichten Tag (unter Zuhilfenahme eines Filters) gedreht. Und so gut das meiste auch umgesetzt sein mag, bei einzelnen Dingen – insbesondere den Plastik-Fledermäusen – braucht man schon eine gewisse Toleranzgrenze für trashige Unterhaltung, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Hammers Ur-"Dracula" bleibt somit nach wie vor unerreicht – dafür kann sich "Nächte des Entsetzens" aber immerhin damit rühmen, dessen bestes Sequel zu sein.

Fazit: Nach dem enttäuschenden "Wie schmeckt das Blut von Dracula?" konnte mir die unmittelbar darauf produzierte Fortsetzung "Nächte des Entsetzens" wieder sehr gut gefallen. Ich halte ihn – davon ausgehend, dass es die beiden nachfolgenden, zeitgenössischen Hammer-Dracula-Filme nicht mehr schaffen werden, an diese Leistung noch einmal anzuknüpfen – für den zweitbesten Film der Reihe. Positiv macht sich bei "Nächte des Entsetzens" u.a. bemerkbar, dass Dracula viel früher wieder zum Leben erweckt wird, wodurch Christopher Lee viel mehr Zeit auf der Leinwand bekommt – und allein von seiner Präsenz profitiert der Film enorm. Zudem ist er auch wieder wesentlich hochwertiger inszeniert; zwar wirken die Farben ein bisschen ausgewaschen, davon abgesehen ist er optisch aber schön in sich stimmig, und kann mit der einen oder anderen netten Einstellung gefallen. Die Figuren machten ebenfalls wieder einen besseren Eindruck; ich fieberte mit ihnen ungleich mehr mit. Und vor allem der erhöhte Gewaltanteil – der jedoch zugegebenermaßen wohl nicht jedermanns Geschmack treffen wird – sticht hervor; "Nächte des Entsetzens" ist zweifellos der brutalste Hammer-Dracula-Film. Klar gibt es auch kleinere Schwächen, aber insgesamt war das ein wirklich toller und spannender Film, und der einzige der Reihe, der dem unantastbaren Klassiker "Dracula" aus 1958 nahe kommt.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1970 Hammer Films)


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