Das Böse
Don Coscarellis schräger Horror/SciFi-Mix Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 05 Oktober 2017
 
Halloween-SPECiAL

 
Das Böse
Originaltitel: Phantasm
Produktionsland/jahr: USA 1979
Bewertung:
Studio/Verleih: Sean S. Cunningham Films/Paramount Pictures
Regie: Don Coscarelli
Produzenten: D.A. Coscarelli & Paul Pepperman
Drehbuch: Don Coscarelli
Filmmusik: Fred Myrow & Malcolm Seagrave
Kamera: Don Coscarelli
Schnitt: Don Coscarelli
Genre: Horror/Science Fiction
Videopremiere Deutschland: 03. Mai 1979
Kinostart USA: 01. Juni 1979
Laufzeit: 88 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: Mediabook
Mit: Michael Baldwin, Bill Thornbury, Reggie Bannister, Kathy Lester, Terrie Kalbus, Kenneth V. Jones, Angus Scrimm u.a.


Kurzinhalt: Mike hat erst vor kurzem seine Eltern verloren, und stellt sich nun gedanklich darauf ein, dass ihn sein großer Bruder Jody ebenfalls verlassen könnte, da dieser darüber nachdenkt, wegzuziehen. Als einer von Jodys Freunden unter ungeklärten Umständen ermordet wird, schleicht sich Mike heimlich auf die Beerdigung – und wird danach Zeuge, wie der Bestatter den Sarg inklusive Leiche darin ganz von alleine zum Leichenwagen trägt, und damit abfährt. Was hat er mit der Leiche vor, und wie konnte er den Sarg allein tragen? Um herauszufinden, was hier vor sich geht, schleicht sich Mike in der Nacht in die neben dem Friedhof gelegene Bestattung. Dort wird er nicht nur Zeuge eines weiteren Mordes, sondern schneidet dem Bestatter auch unabsichtlich ein paar Finger ab – aus denen gelbes Blut hervorspritzt. Mit einem Finger als Beweis konfrontiert er Jody mit seinem Fund. Im Wissen, dass ihnen sonst niemand glauben würde, machen sie sich daran, dem finsteren Treiben im Bestattungsunternehmen ein Ende zu setzen…

Review: Szenenbild. "Phantasm" – bei uns ursprünglich unter dem Titel "Das Böse" erschienen – zählt im Vergleich zu "Nightmare", "Halloween", "Friday the 13th" und Konsorten, doch zu den etwas obskureren Horrorreihen. Da die "Halloween"-Specials ja unter anderem auch dazu dienen, mir die Gelegenheit (oder eine gute Ausrede) zu geben, um verpasste Klassiker nachzuholen (da ich in meiner Kindheit und Jugend nur sehr sporadisch mit dem Genre in Kontakt kam), habe ich mir nun also zum ersten Mal diesen Horror-Klassiker von Don Coscarelli (der mir bereits von "Bubba Ho-Tep" und "John Dies at the End" ein Begriff ist) vorgeknöpft – und war durchaus angetan. Klar, wenn man so wie ich nicht mit diesen ganzen Klassikern aufgewachsen ist und somit keine nostalgischen Gefühle mit ihnen verbindet, fällt einem halt die etwas altbackene Inszenierung auf (die mich hier jedoch weit weniger gestört hat, als das schon bei so manch anderem Klassiker der Fall war). Wirkliche Spannung im Sinne von Nägelkauend in der Couch versinken kam auch nie wirklich auf. Die Frauen sind schmückes Beiwerk, und einzig und allein dazu da, ihre Brüste herzuzeigen (nicht, dass ich mich darüber beschweren würde), sich dumm anzustellen, und zu sterben. Die Lehre von Jody an seinen jungen Bruder "You shoot to kill, or you don't shoot at all" könnte man auch kritisch hinterfragen. Und die eine oder andere Szene, wie das natürlich gleich explodierende Auto, oder auch der Abschlussgag, sind doch ziemlich klischeehaft, und 38 Jahre später nur mehr bedingt ernst zu nehmen und/oder effektiv.

Und doch: Der Film hat was. Man hat sich bei "Phantasm" einiges ausgedacht. Es gibt ein interessantes Grundkonzept, ein paar originelle Ideen (die fliegenden Killer-Kugeln), ein cooles Mysterium (rund um das Bestattungsunternehmen und die seltsamen Vorkommnisse dort, sowie natürlich auch den Tall Man), das zudem am Ende mit einer überzeugenden, gefälligen und natürlich vor allem auch meinen persönlichen (Science Fiction-)Geschmack treffenden aufwartet. Was ich ebenfalls sehr interessant fand, war die Vermischung von Horror- (Setup), SciFi- (Auflösung), Action- (Verfolgungsjagd) und Comedy-Elementen. Auch das ließ den Film für mich hervorstechen, und machte ihn zudem sehr abwechslungsreich. Auffällig ist zudem, dass "Phantasm" einen starken italienischen und/oder europäischen Touch hat (was wohl dem Autor und Regisseur Don Coscarelli zu verdanken ist). Nun bin ich in beiden Fällen zweifellos nicht der Über-Experte, und könnten andere zahlreiche Einflüsse genau benennen, aber für mich stach (da ich mich in den letzten Jahren näher mit seinem Werk auseinandergesetzt habe) u.a. ein starker Argento-Touch hervor. Dieser zeigt sich einerseits in einzelnen Sets (wie z.B. dem Leichenschauhaus), bei der Inszenierung, aber auch der Musik (wobei mich das Klavier-Hauptthema auch an "Halloween" denken ließ). Jedenfalls zeichneten auch diese Einflüsse den Film für mich aus, und ließen sie aus dem Hollywood-Einheitsbrei ein bisschen hervorstechen. Generell konnten mir die Sets teilweise sehr gut gefallen, wobei neben dem bereits erwähnten Korridor im Bestattungsunternehmen vor allem noch der weiße Raum am Ende hervorstach. Und insgesamt war der Film ganz einfach, wenn auch nie wirklich furchterregend spannend, so doch wenigstens durchgehend unterhaltsam – und zudem überwiegend mit Figuren ausgestattet, denen man nicht gleich den Tod wünscht. Jedenfalls bin ich nach diesem gelungenen Einstieg gleich noch mehr auf die Fortsetzungen gespannt – und hoffe, dass es diesen gelingen wird, den gerade auch bei Horrorfilmen oftmals auftretendem Sequel-Fluch zu entkommen.

Fazit: Szenenbild. "Das Böse" – ein Horrorklassiker, der hierzulande im Vergleich zu anderen doch etwas in Vergessenheit geraten ist (die langjährige Beschlagnahmung der ungeschnittenen Fassung in Deutschland hat hier zweifellos auch ihren Teil dazu beigetragen) – hat mir überwiegend gut gefallen. Einerseits sprach mich der sehr europäische Touch an (wobei ich vor allem Einflüsse von Argento zu erkennen meinte), andererseits aber auch die unterschiedlichen Elemente - Horror, Sci-Fi-, Action und Comedy – die hier zusammengeworfen wurden, und den Film sehr abwechslungsreich machten. Zudem fand ich die Story nett erdacht, es gab ein paar echt originelle und denkwürdige Ideen (wie die silbernen, fliegenden, mordenden Kugeln), und nicht nur gelang es dem Film dank des Mysteriums, mich von Beginn an zu packen, auch dessen Auflösung hat mir enorm gut gefallen (und traf zugegebenermaßen als SF-Nerd halt auch genau meinen Geschmack). Zugegeben, echte nervenzerreißende Spannung kam zumindest in meinem Fall nie auf, und die eine oder andere kleinere Schwäche (wie klischeehafte Momente) hat sich schon auch eingeschlichen. Insgesamt hat mich "Das Böse" aber wirklich gut unterhalten.

Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1985 Paramount Pictures)


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