Temporale Paradoxie
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: Timeless
Episodennummer: 5x06
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 18. November 1998
Erstausstrahlung D: 29. April 2000
Drehbuch: Rick Berman, Brannon Braga & Joe Menosky
Regie: LeVar Burton
Hauptdarsteller: Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway, Robert Beltran als Chakotay, Tim Russ als Tuvok, Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres, Robert Duncan McNeill als Tom Paris, Robert Picardo als The Doctor, Jerry Ryan als Seven of Nine, Ethan Phillips als Neelix, Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller: Christine Harnos als Tessa Omond, LeVar Burton als Geordi La Forge, Majel Barrett als computer voice u.a.

Kurzinhalt: An Bord der Voyager feiert man die Fertigstellung eines experimentellen Quantenslipstream-Antriebs, der es dem Schiff ermöglichen soll, statt in Jahrzehnten vielmehr in wenigen Minuten nach Hause zu gelangen. Während ein Großteil der Crew feiert, bleibt Tom Paris skeptisch, und kann mit seinen Argumenten schließlich auch Harry Kim überzeugen. Bei ihren gemeinsamen Tests im Holodeck zeigt sich: So wie gesagt wird der Antrieb nicht funktionieren, droht der Slipstream-Tunnel doch schon nach wenigen Sekunden instabil zu werden und zusammenzubrechen. Harry hat daraufhin die Idee, mit einem Shuttle vor der Voyager zu fliegen und Informationen über die Instabilitäten zurückzuschicken, damit diese sie rechtzeitig kompensieren können. Gesagt, getan. Doch der Versuch, die Voyager auf diese Weise nach Hause zu bringen, endet in einer Katastrophe: Während es Harry und Chakotay, die im Delta-Flyer vorausgeflogen sind, nach Hause schaffen, stürzt die Voyager auf einem Eisplaneten ab, und die Besatzung kommt ums Leben. Fünfzehn Jahre später kapern sie den Delta Flyer und fliegen zur im Eis begrabenen Voyager. Sie reaktivieren den Doktor und bitten ihn um ihre Hilfe. Denn sie wollen Seven of Nines Borg-Implantat dazu verwenden, eine Nachricht in der Zeit zurückzuschicken und so die Katastrophe zu verhindern…

Denkwürdige Zitate: "Mister Neelix, you are an unending source of astonishment."
(Neelix bedankt sich zwar, aber ob das vom Mr. Vulkanier wirklich als Kompliment gemeint war?)


Review: Episodenbild (c) CBS Der Teaser mit der im Eis steckenden Voyager mag im ersten Moment für Interesse sorgen, nach dem Intro wird allerdings rasch klar, dass hier nicht einfach etwas schiefgegangen und die Voyager aus ihrem Eisgrab nun befreit werden muss, sondern vielmehr seit besagter Katastrophe, die der Crew das Leben gekostet hat, fünfzehn Jahre vergangen sind. Sprich: Nach fünf Minuten weiß man auch schon, wie das ganze ausgehen wird, und die Vergangenheit so umgeschrieben wird, dass diese Katastrophe gar nicht erst stattgefunden hat. Nun bin ich grundsätzlich durchaus ein Fan von Zeitreisegeschichten und habe gerade auch jene von TNG immer wieder gern gehabt und gut bewertet. Aber hier kann sich leider aufgrund der zu düsteren Ausgangsposition, wo man keine Sekunde lang glaubt, dass es NICHT gelingen könnte, diese wieder aufzuheben, praktisch von Anfang an keine Spannung aufbauen. Im Gegensatz zum vom Grundkonzept sehr ähnlichen Serienfinale sehen wir zudem nicht, wie es Harry und Chakotay nach ihrer Rückkehr auf die Erde in den kommenden fünfzehn Jahren ergangen ist, und ihre Verzweiflung ob der Art ihrer Rückkehr zu zeigen. Zumindest das hat "Endspiel" besser hinbekommen.

Auch was die Logik betrifft verursachte mir so einiges an "Temporale Paradoxien" Kopfzerbrechen – was mich allerdings angesichts der Drehbuchautoren Berman & Braga rückwirkend betrachtet wenig überrascht. Das bezieht sich dabei am wenigsten am – im Deutschen – titelspendenden Henne-Ei-Paradoxon, weil solche mag ich ja grundsätzlich durchaus (zumal ich es so interpretiere, dass hier einfach eine Zeitschleife geschlossen wurde). Schwerer wiegt da schon, dass ich nicht verstehe, wie die Voyager zwar aufgrund der Instabilität aus dem Quantenslipstreamtunnel fliegen konnte, dieser aber für den Delta-Flyer trotzdem noch lang genug verfügbar war, bis sie zur Erde zu bringen. Immerhin befand sich der entsprechende Antrieb ja in der Voyager selbst. Wie soll das denn bitte schön funktioniert haben? Zudem hätten sie am Ende nach diesem Experiment eigentlich schon viel weiter hätten sein müssen, als einfach nur zehn Jahre ihrer einst für 70 Jahre angesetzte Reise (die mit dem weiteren Sprung in "Temporale Paradoxien" mittlerweile in etwa auf die Hälfte reduziert sein müsste). Weil beim gescheiterten Experiment, wo sie kurz vor dem Alphaquadranten waren, verging nur unwesentlich mehr Zeit – vielleicht ein paar Sekunden – als bei der korrigierten Variante. Etwas unnötig spannungssteigernd und konstruiert erscheint es auch, dass Kim seine Nachricht an Seven so kurz vor der Katastrophe schickt. Warum nicht schon viel früher? Und natürlich schafft er es, in bester, klischeehafter Manier, am Ende dann tatsächlich in letzter Sekunde, die korrigierte Message durch die Zeit zu schicken. Zusammengefasst: Allzu viel Nachdenken darf man bei "Temporale Paradoxien" leider wieder mal nicht, sonst fällt die Folge ziemlich in sich zusammen.

Episodenbild (c) CBS Gut gefallen konnte mir in erster Linie, dass man hier nach längerem wieder mal Harry in den Mittelpunkt stellte, und zudem einer unserer Helden auch mal ordentlich scheitern und dabei gleich den Tod der (fast) kompletten Crew auslösen darf. Sowas sieht man bei "Star Trek" ja nun doch nicht alle Tage. Garret Wang nutzt die sich ihm hier bietende Gelegenheit dann auch so richtig aus, und zeigt eine tolle Performance, sowohl als schuldgeplagter Harry, als auch als sein jüngeres, enthusiastisches und am Ende verwirrt-bedrücktes Ich. Gut gefallen konnten mir auch die Effekte, wo diese Episode zweifellos nicht geizt. Vor allem der Absturz der Voyager sticht hier hervor. Aber auch über den Auftritt eines Galaxy-Class-Schiffes habe ich mich gefreut. Dieses steht zudem unter dem Kommando von Captain LaForge, und gibt damit LeVar Burton Gelegenheit für einen kleinen Gastauftritt (bei einer Folge, die er noch dazu selbst inszenierte). Schön war dabei auch das amikale Gespräch zwischen Georgi und Chakotay. Die beiden mögen bei dieser Mission genau konträre Ziele verfolgen, aber dennoch respektieren sie sich und wünschten, sie müssten nicht gegen den jeweils anderen antreten. Und die beiden Zeitebenen haben sich teilweise schön gespiegelt, mit dem vor einem größeren Schiff voranfliegenden Delta Flyer. Schade nur, dass der von vornherein klare Ausgang des Geschehens enorm auf die Spannung drückte.

Fazit: In den ersten paar Minuten begeisterte mich "Temporale Paradoxie" noch mit einem interessanten Mysterium – wie ist die Voyager im Eis gelandet? – und der packenden Ausgangssituation. Leider aber verflüchtigte sich die Spannung schnell, als klar wurde, dass bei dem Absturz fast alle Crewmitglieder ums Leben gekommen sind, und Harry und Chakotay zurückgekommen sind, um die Katastrophe zu verhindern. In dem Moment ist leider klar, dass was auch immer an Bord der Voyager passiert ist, abgewendet wird. Dass dies dann auch noch unbedingt in der allerletzten möglichen Sekunde passieren musste, sowie die zahlreichen logischen Inkonsistenzen, halfen der Episode auch nicht gerade. Positiv sticht in erster Linie hervor, dass sich die Folge nach längerer Zeit wieder auf Harry Kim fokussiert, und ein angenehm differenziertes Bild von ihm zeichnet, dass ihn wieder einmal in einem deutlich interessanteren Licht erscheinen lässt. Auch die Effekte machten sich wieder einmal positiv bemerkbar, wobei vor allem der Absturz der Voyager in Erinnerung bleibt. Und trotz des vorhersehbaren Ausgangs gelang es "Temporale Paradoxie" immerhin, nicht langweilig zu werden. Die logischen Ungereimtheiten, die – wenig überraschend – auf das Konto von Berman & Braga gehen, schaden der Folge aber dennoch ebenso, wie die aufgrund des klaren Ausgangs mangelnde Spannung.

Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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