Iron Fist - 1x10: Das Bündeln der fünf elementaren Energien
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Episodenbild (c) Marvel Studios/Netflix

Originaltitel: Black Tiger Steals Heart
Episodennummer: 1x10
Bewertung:
Weltweite Internet-VÖ: 30.09.2016 (Netflix)
Drehbuch: Quinton Peeples
Regie: Peter Hoar
Hauptdarsteller: Finn Jones als Danny Rand, Jessica Henwick als Colleen Wing, Jessica Stroup als Joy Meachum, Tom Pelphrey als Ward Meachum, David Wenham als Harold Meachum.
Gastdarsteller: Ramon Rodriguez als Bakuto, Sacha Dhawan als Davos, Wai Ching Ho als Madame Gao, Marquis Rodriguez als Darryl, Clifton Davis als Lawrence Wilkins, Ramon Fernandez als Kevin Singleton, Alex Wyse als Kyle, Elise Santora als Maria Rodriguez, John Sanders als Donald Hooper, Guy LeMonnier als Communications Officer, Deema Aitken als Gil, Lauren LaVera als Ciara, Brandon Alan Smith als Eric u.a.


Kurzinhalt: Danny Rand kommt im Camp von Bakuto wieder zu sich, in dem er die zuvor von Colleen Wing ausgesuchten Teenager ausbildet. Das Lager wirkt wie ein ruhiger und friedlicher Ort, und Bakuto bietet Danny an, ihm dabei zu helfen, sei Chi wieder aufzuladen und so auch die Eiserne Faust wieder abrufen und generell sein volles Potential entfalten zu können. In einem abgesperrten Bereich des Camps stößt Danny dann jedoch auf die eingesperrte Madame Gao, die in ihm ernste Zweifel schürt, dass er sich unter Freunden befindet. Als er Colleen daraufhin zur Rede stellt, macht er eine schreckliche Entdeckung. Die Meachums kämpfen indes darum, die Rand Corporation wieder unter ihre Kontrolle zu bekommen…

Review: Episodenbild (c) Marvel Studios/Netflix In "Das Bündeln der fünf elementaren Energien" präsentiert man uns also nun den großen "Twist" (?????) der Serie: Colleen Wing, die so freundlich wirkende Dojo-Trainerin, die Danny Rand bei sich aufgenommen und ihm geholfen hat, offenbart sich als Teil der Hand. Eine vermeintlich schockierende Wendung, die bei mir gleich aus mehreren Gründen die gewünschte Wirkung leider völlig verfehlte. Zuerst einmal hatte ich von Anfang an in diesem Camp kein gutes Gefühl, und habe in etwa zu dem Zeitpunkt wo Bakotu Danny das Video gezeigt hat in mein Notizbuch geschrieben "Sensei wirklich so gut und -mütig wie er tut, oder verbirgt er was? Teil der Hand?". Sprich: Überraschend war die Offenbarung schon mal gar nicht. Rückwirkend betrachtet bin ich mir jetzt auch nicht sicher, ob man diese Wendung mit Colleens Käfig-Kämpfen – wo sie quasi die dunkle Seite in sich herausgelassen hat – andeuten wollte, oder das nur Zufall ist. Wobei das wirklich nur ein Nebengedanke ist. Viel schwerer wiegt da schon, dass die Episode mit einer interessanten Interpretation spielt, der Rest der Folge aber nicht den Eindruck vermittelte, dass man dieser folgen würde.

Die Rede ist von Colleens Einwand, dass "die Hand" eben nicht "die Hand" ist. Sprich, Madame Gao eine radikale Splittergruppe angeführt hat, und der Rest der Hand ja eigentlich nur Gutes tun will. Hier ließe sich so viel hineininterpretieren, von einer grundsätzlich schon mal positiven Message, sich einer starren Schwarz/Weiß-Sicht zu entziehen über einer netten Analogie auf z.B. den Islam als Religion und dem islamischen Terror als verabscheuungswürdiges Phänomen, dass man jedoch vom Glauben an sich getrennt betrachten sollte, bis hin zu einer potentiellen Wendung in Richtung der Schatten und Vorlonen bei "Babylon 5": Nämlich Menschen wie Danny als Spielball bzw. Kanonenfutter zweier großer Mächte, die sich letztendlich was ihre Methoden und Ziele betrifft nicht übermäßig voneinander unterscheiden. Colleen hat ja nämlich grundsätzlich recht, wenn sie sagt, dass Danny die Hand ja eigentlich nur deshalb jagt und hasst, weil ihm das von den Mönchen von K'un-Lun so eingebläut wurde. Der restliche Verlauf der Episode – wobei mir offen gestanden nicht ganz klar war, was Danny am Fund der Kameras im Keller jetzt sooooo wahnsinnig schockiert und aufgeregt hat – deutet aber an, dass man dieser grundsätzlich interessanten Idee, nämlich dass Danny ein unzuverlässiger "Erzähler" ist, wohl nicht folgen und sich vielmehr Colleen als die Gehirngewachsene des Zweiergespanns erweisen wird. Sprich: Also doch wieder alles schwarz/weiß, gut und böse, und statt des bisher eh recht unsympathischen (weißen, reichen) Trottels ist halt doch die bisher eigentlich sympathischste und interessanteste (asiatische) Figur die naive Gelackmeierte. Meine einzige kleine Hoffnung ist ja, dass ich mit dieser Analyse – trotz der letzten paar Minuten die meines Erachtens sehr stark darauf hindeuten – unrecht habe. Aber bislang deutet leider alles –inklusive der bisherigen Auftritte der Hand bei "Daredevil" darauf hin, dass ich mit dieser Einschätzung recht habe.

Episodenbild (c) Marvel Studios/Netflix Recht wenig anfangen kann ich bisher auch mit Davos, dem aus-Alufolie-Ninjasterne-machenden Pseudo-Badass, der sich hier als ehemaliger Freund von Danny herausstellt, der so wie dieser in K'un-Lun aufgewachsen ist und Rand nun nach dessen "Flucht" gefolgt ist. Immerhin ist der Darsteller als Martial Arts-Kämpfer schon mal überzeugender als Finn Jones (und zeigt hier gleich ein paar coole Moves), davon abgesehen kann ich ihn aber noch nicht einordnen. Mal schauen, ob es in den verbleibenden drei Folgen gelingt, daran noch etwas zu ändern, oder sein Auftritt nicht doch schon zu spät kam. Die Meachum-Story trug leider auch nicht dazu bei, mich im Hinblick auf "Das Bündeln der fünf elementaren Energien" zu besänftigen – im Gegenteil. Ich hasse so übertrieben clevere Textpassagen und/oder Szenen, wo ich mir immer einbilde, den Autor hinter dem Bildschirm zu sehen, wie er sich vor Entzücken ob seiner eigenen Genialität die Hände reibt. Wie z.B. wenn Joy ihren Daddy am Ende der Folge fragt, ob er Lawrence töten ließ (statt einfach nur, ob er ihn getötet hat) – was es Harold Meachum erlaubte, zu verneinen, ohne sein Versprechen ihr nur die Wahrheit zu sagen zu brechen (immerhin hat er es ja gleich selbst erledigt). Das wirkt einfach gestellt und konstruiert. Und auch davon abgesehen fand ich den Meachum-Plot wieder schwach, da langweilig. Als einer der wenigen positiven Aspekte verbleiben die anfängliche Szene zwischen Joy und Harold, sowie der kurze Auftritt von Madame Gao. Gerade auch für eine Folge, die nun eigentlich schön langsam das Finale der Staffel einläuten sollte, eine denkbar magere Ausbeute.

Fazit: Es ist zwar noch zu früh, Jehova zu schreien, aber für mich deutet momentan alles darauf hin, dass die Macher, nachdem sie hier mit einer eigentlich interessanten Idee geflirtet haben, die mir auch von der Aussagekraft her enorm gefallen hätte, doch den klischeehaften Weg gehen werden. Sprich: Sich die Hand auch tatsächlich als durch und durch böse herausstellen wird, womit man zugleich das Ansehen der bisher einzig halbwegs sympathischen (neu hinzugekommenen) Figur aus dem Ensemble beschädigen würde (weil es ist halt schon blöd, wenn Colleen Danny hier vorwirft, einer Gehirnwäsche unterzogen worden zu sein, wenn's in Wahrheit genau anders herum ist). Im Vergleich zur anderen Möglichkeit, nämlich die Mönche und die Hand als zwei gleichermaßen manipulierende und problematische Mächte darzustellen, überaus enttäuschend. Generell gelang es "Das Bündeln der fünf elementaren Energien" wieder mal nicht, mich zu packen. Und nach einer noch guten Szene zu Beginn fand ich auch den Meachum-Plot wieder sehr schwach, wobei ich mich vor allem über den konstruierten Dialog zum Ende hin geärgert habe. Wenn auch nicht so sehr wie über den vermeintlichen Hand-"Twist", a) der mir am Arsch vorbeiging, b) weder sonderlich überraschend noch schockierend war, und c) wo man aus meiner Sicht von zwei möglichen Pfaden genau den falschen eingeschlagen hat.

Wertung: 1.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2017 Marvel/Netflix)




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