Star Wars: Schülerin der dunklen Seite
Nie produzierte Clone Wars-Folgen in Romanform Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 05 März 2017
 
Titel: "Schülerin der dunklen Seite"
Originaltitel: "Dark Disciple"
Bewertung:
Autor: Christie Golden
Übersetzung: Tobias Toneguzzo & Andreas Kasprzak
Umfang: 410 Seiten
Verlag: Blanvalet (D), Del Rey (E)
Veröffentlicht: 21. November 2016 (D), 07. Juli 2015 (E)
ISBN: 978-3-7341-6106-3
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Schweren Herzen beschließt der Jedi-Rat, Count Dooku nicht länger einfach nur gefangen nehmen oder im offenen Kampf besiegen zu wollen, sondern vielmehr, ein Attentat auf ihn zu verüben. Immerhin ist er der Antreiber der Klonkriege. Sein Ableben würde diesen beenden, und damit zahlreichen unschuldigen Lebewesen in der Galaxis das Leben retten. Quinlan Vos wird dazu auserkoren, die Mission durchzuführen, wofür er sich die Hilfe von Oookus früherer Attentäterin Asajj Ventress sichern soll. Eine Weile gibt er sich als Attentäter aus und versucht so, ihr Vertrauen zu gewinnen. Dann gesteht er ihr eines Tages seine wahre Identität – und auch die Bürde, die ihm der Jedi-Rat auferlegt hat. Ventress beginnt daraufhin, ihn in der dunklen Seite der Macht zu unterweisen – auf die er aus ihrer Sicht angewiesen sein wird, wenn er die Mission zu einem erfolgreichen Abschluss führen will. Während ihres Trainings kommen sich die beiden dabei immer näher. Schließlich ist der Tag gekommen, an dem sich eine günstige Gelegenheit ergibt, um das Attentat auf Dooku durchzuführen. Doch dieses scheitert, und Vos wird von ihm gefangen genommen…

Review: Ähnlich wie "Thrawn", den ich mir eines fernen Tages vorknöpfen werde, ist "Schülerin der Dunklen Seite" (ein deutscher Titel, den ich übrigens für überaus unglücklich gewählt halte, wäre meine Interpretation des Originaltitels "Dark Disciple" doch, dass sich dieser entweder in erster Linie auf Vos, oder zumindest auf sie beide, bezieht) ein Bastard zwischen dem Neuen Kanon und dem (geschasten) Erweiterten Universum. Denn: Quinlan Vos hat seinen Ursprung eigentlich im EU, wurde dann jedoch durch seinen Auftritt bei "Clone Wars" in den kanonisierten Status erhoben. Jedoch eben nur die Figur, und nicht die anderen Abenteuer, die er in den Comics erlebt hat. Ich gebe unumwunden zu, mich mit dieser Mischung schwer getan zu haben. Es ist für mich wenn ich einen Roman des neuen Kanons lese (siehe "Eine neue Dämmerung") schwierig genug, das Erweiterte Universum nun plötzlich auszublenden, und mich in einer völlig neuen, für mich noch einmal ein Stückchen weiter entfernten Galaxis zu befinden. Aber wenn dann auch noch eine Figur darin vorkommt, die dem EU entstammt, wird’s überhaupt lustig. Vor allem aber müssen sich die Werke des neuen Kanon, insbesondere natürlich, wenn sie das Erweiterte Universum kannibalisieren, den Vergleich mit den Werken aus eben diesen gefallen lassen. Und was das betrifft, schneidet "Schülerin der Dunklen Seite" leider sehr schwach ab. So wird hier eine Geschichte erzählt, die teilweise durchaus Erinnerungen an Quinlan Vos' Abenteuer in den (EU-)Comics weckt. Eben diese fand ich aber vom Aufbau, der Story, aber auch der Darstellung seines inneren Konflikts her wesentlich gelungener als das, was Christie Golden (deren "Star Trek"-Romane bei mir auch schon überwiegend nicht übermäßig gut bei mir angekommen waren) hier auf Basis nie produzierter "Clone Wars"-Folgen fabriziert.

Aber auch wenn ich versuche, diesen sich aufdrängenden Vergleich (den sich "Schülerin der Dunklen Seite" wie ich finde auch durchaus gefallen lassen muss) auszublenden, schneidet der Roman bei mir eher dürftig ab. Das beginnt schon dabei, wie sich die Jedi wegen des Attentatsplans auf Dooku quälen und streiten. Bei "Rache der Sith" ziehen ja dann auch Yoda und Obi-Wan aus, um Palpatine und Skywalker zu stellen – wo ist da bitte schön der große Unterschied? Zumal der Angriff auf Dooku selbst dann ohnehin kaum mehr mit einem hinterhältigen Attentat gemein hat. Das ist alles einfach – von der Autorin oder auch den Drehbuchschreibern – derart schlecht und konstruiert erdacht. Zumal man später dann wiederum überhaupt kein Problem damit hätte, den gefallenen Quinlan Vos hinzurichten. Von den Gelegenheiten, die sich ihnen später ergeben, Dooku kaltblütig zu ermorden, die sie dann – trotz des zuvor gefassten Entschlusses – erst recht wieder nicht nutzen, ganz zu schweigen. Das ergibt einfach alles hinten und vorne keinen Sinn. Gleiches gilt für die zeitliche Einordnung. Vielleicht hätte man ja mit dem neuen Kanon zugleich auch diese umgeschrieben, und sowohl ich als auch das Star Wars-Wikia haben es nur nicht mitbekommen, aber… zu Beginn von "Schülerin der Dunklen Seite" sollen die Klonkriege bereits seit drei Jahren im Gange sein, und dann vergehen während des Romans auch nochmal mehrere Monate. Laut allen mir bislang bekannten Informationen dauerten die Klonkriege jedoch eben insgesamt nur drei Jahre. Auch die Figuren fand ich schlecht getroffen bzw. ihre inneren Konflikte wenig packend und/oder überzeugend dargestellt. Und die Story selbst war auch kein Reißer. Das einzige, was positiv hervorsticht ist, dass zumindest die Geschichte einer Figur ihren – klaren und eindeutigen – Abschluss findet. Viel retten konnte aber selbst das nicht mehr.

Fazit: Der im deutschen eher unglücklich betitelte Roman "Schülerin der Dunklen Seite" verwurstet, wie zuvor schon der mir sehr gut gefallende Comic "Darth Maul: Son Dathomirs" Drehbuchentwürfe für "The Clone Wars" – mit (angesichts der durchwachsenen Qualität der Serie nicht verwunderlich) deutlich dürftigerem Ergebnis. Dies dürfte zu gleichen Teilen den Urhebern der ursprünglichen Idee zu dieser Geschichte (haarsträubende Logikfehler, konstruierte Entwicklungen) ebenso anzulasten sein wie der Autorin (schwache Charakterisierung bzw. Figurenentwicklung). Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass hier eine Figur aus dem Erweiterten Universum genommen und mit ihr im neuen Kanon eine völlig neue Geschichte erzählt wird. Als solche muss sich "Schülerin der dunklen Seite" den Vergleich mit Quinlan Vos' EU-Abenteuern gefallen lassen – und zieht dabei klar den Kürzeren. Zumindest mich wird man mit solch schwachen Werken jedenfalls nicht zum neuen Kanon bekehren können, und abseits einer Veränderung des Status Quo am Ende halte ich "Schülerin der dunklen Seite" selbst für Fans der "Clone Wars"-Serie für kein Muss.

Bewertung: 1.5/5 Punkten
Christian Siegel





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