Logan: The Wolverine |
Phänomenaler Abschluss der Wolverine-Saga
Kategorie:
Filme -
Autor: C. Siegel | M. Spieler - Datum:
Donnerstag, 02 März 2017 |
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Kurzinhalt: Wir schreiben das Jahr 2029: Seit Jahrzehnten wurden nun schon keine neuen Mutanten mehr geboren. Die verbliebenen haben ihr Superheldendasein ebenfalls schon lange aufgegeben und sich möglichst in ein ruhiges, stilles und vor der Öffentlichkeit verborgenes Leben zurückgezogen. So arbeitet Logan als Limousinenfahrer, wobei ihn seine Selbstheilungskräfte langsam aber sicher im Stich zu lassen scheinen und er gesundheitlich zunehmend angeschlagen ist. Auch Charles X. Xavier ist aufgrund seiner nachlassenden geistigen Fähigkeiten nur mehr ein Schatten seiner selbst, und auf Medikamente sowie die laufende Betreuung des Mutanten Caliban angewiesen. Eines Tages wird Logan von einer Mutter aufgesucht, die ihn darum ersucht, sich um ihre Tochter Laura zu kümmern. Bei dieser handelt es sich um ein ganz besonderes Kind mit speziellen Fähigkeiten – weshalb sie von Schergen mit militärischer Ausrüstung verfolgt wird. Anfangs weist Logan die Mutter zurück. Dann jedoch wird er doch in diese Angelegenheit hineingezogen – die sich in weiterer Folge als seine möglicherweise letzte Chance auf Erlösung erweist… Review von Christian Siegel: ![]() Mich persönlich hat im Falle von "Logan" jedoch beides nicht im Geringsten gestört. Zu sehr freute ich mich über die jeweiligen Richtungen, welche der Film einschlug – unabhängig davon, ob ich sie nun kommen sah, oder nicht. Und die Action mag sich zwar sehr zurückhalten und die persönlicheren, ruhigeren, nachdenklichen Momente definitiv überwiegen, aber wenn es mal kracht, dann so richtig. Wobei ich damit weniger ein großes Spektakel meine; was das betrifft, kann "Logan" zweifellos mit "Avengers", "Batman v Superman" Konsorten nicht mithalten – aber deren seelenloser Effektorgien wurde ich zuletzt ohnehin zunehmend überdrüssig. Aus meiner Sicht gelang es Mangold jedenfalls sehr gut, die Action auf eine persönlichere, kleinere Ebene herunterzubrechen, wobei die betreffenden Momente in "Logan" vor allem auch von ihrer Härte profitieren. Denn bei seinem dritten Solo-Auftritt und seinem siebenten Vollzeit-Einsatz insgesamt wird Wolverine dem Versprechen, dass seine Klauen actionmäßig ja eigentlich bedeuten sollen, endlich gerecht. Da wird aufgespießt, werden Gliedmaßen abgetrennt, und das Blut fließt in Strömen. Fast noch effektiver als seine Szenen sind jedoch die Auftritte von Laura, die ein ähnlich großes Blutbad hinterlässt, und dabei teilweise Erinnerungen an Hit-Girl weckt. Wo diese jedoch aufgrund des humoristisch-ironischen Tons des Films nie 100%ig ernst zu nehmen war, hinterlassen Lauras Gemetzel gleich einen ganz anderen, bitteren Beigeschmack – und das ist auch gut so. Was mir an "Logan" ebenfalls sehr gut gefallen konnte, ist, dass der Einsatz deutlich verkleinert wurde. Zwar erfahren wir in weiterer Folge, dass Lauras Herkunft sowie der Wunsch des Militärs, sie einzufangen, durchaus auch größere Konsequenzen haben könnten, dennoch geht es nur bedingt – zum x-ten Mal – um die Rettung der Welt. Vielmehr steht in erster Linie das Leben eines kleinen Mädchens auf der einen, oder Logans Seelenheil auf der anderen Seite, auf dem Spiel. Auch dies ist ein Punkt, wo "Logan" eine angenehme Abwechslung vom Superhelden-Einheitsbrei bietet. ![]() Vor allem aber hat mir an "Logan" wohl genau das so gut gefallen, was ihn zugleich schwer zu empfehlen macht: Er ist einfach der überaus ungewöhnlicher Superhelden-Film – und sticht eben deshalb für mich, wie schon "Deadpool" letztes Jahr (dem es jedoch im direkten Vergleich an Tiefgang und emotionaler Tiefe gefehlt hat), gerade auch beim aktuellen Überangebot an Superheldenfilmen so überaus angenehm und positiv hervor. Insbesondere die Anleihen an Western rund um einen einsamen, abgehalfterten Cowboy sind dabei unübersehbar – und werden im Film selbst auch direkt thematisiert. Zugleich ist "Logan" aber auch die Charakterstudie eines alten, verbitterten, kriegsmüden Mannes, der ein weiteres (letztes?) Mal in den Kampf ziehen muss. Neben der Story an sich stach das Drehbuch aber auch mit einigen sehr schön geschriebenen Dialogen hervor. Auch da störte es mich nicht, dass ich die eine oder andere Aussage oder Antwort schon vorausahnen konnte, ich fand gerade auch die betreffenden Momente, wo Worte umgedreht, frühere Aussagen wiederholt usw. wurden, sehr schön. Apropos schön: Inszenatorisch macht "Logan" ebenfalls eine ausgesprochen schöne Figur, und besticht mit einigen wunderschönen Aufnahmen und imposanten Bildern. Und insbesondere auch Schauspielerisch sticht der Film innerhalb des Superheldengenres klar und deutlich hervor. So viel "Fleisch" um sich so richtig in die Rolle hineinbeißen zu können, hatte Hugh Jackman bisher noch nie – und er nutzt dies auch voll und ganz aus. Auch Patrick Stewart war als Charles X. Xavier nie besser als hier. Und die Newcomerin Dafne Keen zeigt ebenfalls eine beeindruckende Leistung, die sich vor ihren älteren Kollegen nicht verstecken muss. Einzig die Bösewichte Boyd Holbrook und Richard E. Grant bleiben ein bisschen blass – was jedoch insofern nichts ausmachte, als mir dafür ein anderer, ganz bestimmter Gegner von Logan umso besser gefallen konnte. Und da bei "Logan" ohnehin der innere Konflikt der Helden im Mittelpunkt stand, konnte ich mit den etwas schwächelnden Bösewichten leben. Fazit: ![]() Wertung:10 von 10 Punkten
Christian Siegel
Review von Michael Spieler:
"Logan" ist ein außergewöhnlicher Superheldenfilm. "Logan" ist ein außergewöhnlicher X-Men-Film. "Logan" ist der beste Wolverine-Film. Des Kämpfens müde, setzt sich Hugh Jackman bereits zum 10. Mal - seit 17 Jahren - die Adamantium-Klauen an und wird in einen Konflikt gezwungen. Hier, mehr als je zuvor, will Logan alias Wolverine eigentlich aus den ihm aufgezwungenen Verpflichtungen, als Mutant mit Selbstheilungskräften, aussteigen. Schauen wir zurück, insbesondere auf die Wolverine-Filme, war es immer Thema, dass er sich weit von den Menschen entfernt, in ein normales Leben sehnt, aber von Menschen die schwächer sind als er, um Hilfe gebeten wird, oder von den Mächten denen er zu entkommen versucht, eingeholt wird. Er ist eine Waffe. Konditioniert und mit Adamantium versehen, sehen ihn die geistigen Erben von William Stryker immer noch eher als ihr Eigentum ansehen, als eine Person. Eben jenes Adamantium sorgt langsam aber sicher dafür, dass Logans Kräfte schwinden, es vergiftet ihn und Wunden, die früher in Sekunden geschlossen waren, hinterlassen jetzt tiefe Narben. Der unverwundbare Wolverine ist verwundbar. Das macht "Logan" mit zu einem sehenswerten Film. Ein Film, der nach dem Anfang mehr ein Road Movie ist als ein Spektakel, darf auch rühren. Wer jetzt denkt, die Action kommt zu kurz, irrt gewaltig. Nach "Deadpool" ist dies der erste Film, in dem Logans Krallenattacken offensichtlich auch Blut fordern. "Logan" ist, wie "Deadpool", in den USA ‘R Rated’ und bei uns ab 16. Die anderen X-Men-Filme sind alle ‘PG-13’ in den USA und bei uns nur "X-Men Origins: Wolverine" ab 16 - sonst alle ab 12. Es ist ein kleines Detail, aber irgendwie wichtig für einen Charakter, dessen Hauptverteidigung und -angriff darin liegt, mit sechs Klingen auf Angreifer loszugehen. Was es über all die Jahrzehnte des Nichtalterns mit ihm macht und warum sie eigentlich so verlassen sind, darum geht es auch in "Logan".
![]() Die Gegenspieler werden im Grunde durch Pierce (Boyd Holbrook, "Narcos"), ihren Anführer, zusammengefasst. Er ist eigentlich nicht an Logan, oder Charles, oder Caliban interessiert. Er ist angeheuerte Muskeln und befehligt eine kleine Armee. Er ist interessiert daran, das Eigentum einer Firma zu schützen, dass illegale Experimente durchführt. Eines davon ist Laura (Dafne Keen), die zweifelsohne körperlich viel leistet, aber leider kaum ein Wort sagt. Dies könnte ihre "Breakout-Performance" nach einer Serie rund um Flüchtlinge ("The Refugees") sein, aber ich bezweifle irgendwie, dass man sich groß an sie als mehr als ‘das Mädchen in dem krassen Wolverine-Film’ erinnern wird. Als McGuffin des Films wird sie leider etwas verbraten und dient den Schicksalen der bekannten Figuren lediglich als Aufhänger. Ihr wurde dasselbe Schicksal zuteil wie einst Logan und auch sonst ähneln sie sich in vielen Belangen. Es ist fast ein wenig zu leicht, wie er in die Vaterrolle passt. Man kann "Logan" durchaus als Verabschiedung von Hugh Jackman als Wolverine sehen, obwohl schon klar ist, dass irgendwer den Charakter in Zukunft spielen wird. Ob der Charakter im nächsten X-Men-Film "Supernova" (Arbeitstitel) auftauchen wird, ist unklar. Eine erwachsene Laura Kinney, ist jedenfalls in den Comics sein 'Ersatz’ und trägt fortan diesen Rufnahmen. Sehr viel länger wird man jedenfalls Hugh Jackman nicht wieder den alterslosen Wolf spielen lassen können, denn im Gegensatz zur Figur aus den Comicbüchern, altert der Schauspieler. Ganz Ähnliches gilt für Patrick Stewart. Der wird dieses Jahr 77 Jahre alt und beide könnten gar keinen besseren Abschied von den Charakteren haben, als in Logan. Ich habe den Johny-Cash-Song aus dem Trailer vermisst. Der Ersatz ist leider nicht so gut, die Musik durchweg aber auf einem guten Niveau. Passend zu diesem Western-Road-Movie. Fazit: "Logan" ist eine sehr willkommene Abwechslung von den ganzen Gruppenauftritten der letzten Zeit. Selbst "Dr. Strange" war mehr ein Ensemblefilm, als eine Charakterstudie. Obwohl der Film offensichtlich in einer Zukunft spielt, bleiben die Gadgets auf ein Minimum reduziert. Keine engen Uniformen, schillernden Waffen oder Computer. Tatsächlich spielt "Logan" mit dem Zuschauer und verlangt ihm im Laufe der Spielzeit ungewöhnliches Mitgefühl ab. Er hat ein paar logische Schwächen am Ende, die aber der Action geschuldet sind, die sonst kein 'Pay-Off’ hätte. Wertung:8 von 10 Punkten
Michael Spieler
(Bilder © 2017 20th Century Fox)
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