Rogue One - A Star Wars Story
Gelungene Generalprobe der "Star Wars-Stories" Kategorie: Filme - Autor: J.A. Schmock | C. Siegel - Datum: Samstag, 17 Dezember 2016
 
 
Rogue One
Originaltitel: Rogue One: A Star Wars Story
Produktionsland/jahr: USA 2016
Bewertung:
Studio/Verleih: Lucasfilm/Walt Disney Studios
Regie: Gareth Edwards
Produzenten: U.a. Simon Emanuel, Allison Shearmur & Kathleen Kennedy
Drehbuch: Chris Weitz & Tony Gilroy
Filmmusik: Michael Giacchino
Kamera: Greig Fraser
Schnitt: John Gilroy, Colin Goudie & Jabez Olssen
Genre: Science Fiction/Action
Kinostart Deutschland: 15. Dezember 2016
Kinostart USA: 16. Dezember 2016
Laufzeit: 134 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD, Soundtrack
Mit: Felicity Jones, Diego Luna, Alan Tudyk, Donnie Yen, Wen Jiang, Ben Mendelsohn, Forest Whitaker, Riz Ahmed, Mads Mikkelsen u.a.


Kurzinhalt: Als kleines Kind musste Jyn Erso hilflos mitansehen, wie ihr Vater vom Imperium entführt wurde, um ihnen bei einem wichtigen Waffenprojekt zu helfen. Seither hielt sie sich versteckt, nahm eine neue Identität an, und kam immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt – weshalb sie zur Zeit eine Strafe auf der Gefängniseinrichtung in den Ringen von Kafrene verbüßt. Aus dieser wird sie dann schließlich von einer Gruppe Rebellen befreit, die ihre Hilfe brauchen: Jyn ist eine alte Bekannte von Saw Gerrera, der sich mit den Rebellen zuletzt überworfen hat. Nun ist die Allianz jedoch auf seine Hilfe angewiesen. Jyn soll mit ihm sprechen und ihn davon überzeugen, wieder zu den Rebellen zurückzukehren. Doch während ihres Besuchs auf Jedha überschlagen sich die Ereignisse: Jyn erfährt, dass ihr Vater Galen dem Imperium dabei geholfen hat, eine mächtige Waffe zu bauen, die Todesstern genannt wird, und die über genug Feuerkraft verfügt, um ganze Planeten zu vernichten. Ein erster Test findet dann auch genau auf Jedha statt. Zugleich erhält sie von ihrem Vater eine Nachricht, dass dieser einen Konstruktionsfehler in der Station versteckt hat, der diese verwundbar macht. Doch damit ein Angriff auf den Todesstern Erfolg haben kann, müssen die Rebellen die Baupläne aus dem imperialen Datenzentrum auf dem Planeten Scarif stehlen…

Review von Jan Arne Schmock: Szenenbild. Da ist er also, der erste Film im Star-Wars-Universum, der außerhalb der regulären Nummerierung und abseits der Skywalker-Familie stattfindet. Der erste der Anthology-Filme widmet sich dem ersten Abschnitt des Fließtextes von "Eine neue Hoffnung": Im galaktischen Bürgerkrieg hat eine Flotte von Rebellenraumschiffen, ihren ersten Sieg gegen das Imperium eingefahren. Während des Kampfes gelang es Rebellenspionen die geheimen Pläne für den Todesstern zu stehlen. Doch wie kam es dazu? Wer sind die erwähnten Rebellenspione und was ist ihre Geschichte? "Rogue One" verknüpft dieses quasi vorgegebene Ende, mit einer weiteren Familiengeschichte und den persönlichen Werdegängen von sechs sehr verschiedenen Figuren. Im direkten Vergleich mit "Das Erwachen der Macht", verliert "Rogue One" etwas. Der erste Star-Wars-Film der Disney-Ära war insgesamt einfach stimmiger und hatte einen besseren Fluß, auch wegen seinem Humor. "Rogue One" ist für seine recht dünne Geschichte einfach etwas zu lang und natürlich sehr viel ernster angelegt. Das Zusammenfinden der Gruppe ist über mehrere Planeten verteilt und nimmt daher zu viel Zeit ein. Jyn selbst wird bis auf wenige Szenen von Felicity Jones auch viel kühler und abgehärteter dargestellt, als Rey von Daisy Ridley. Beide haben in jungen Jahren ihre Familie verloren, hatten dann aber einen deutlich anderen Werdegang. Jyn lernte bei Saw Gerrera (Forest Whitaker) zu kämpfen und zu überleben und das alles eine Spur brutaler, als die eher auf Selbstverteidigung gegen andere Schrottsammler ausgelegte Kämpfernatur von Rey.

Es gibt bei genauem Hinsehen auch ein paar logische Probleme, was Entfernungen und Aufenthaltsorte angeht. Ohne groß zu spoilern, gibt es z.B. eine Abfolge von Szenen, in der Jyn in viel zu kurzer Zeit, eine viel zu komplizierte Strecke zurücklegt und dabei noch Cassian überholt, ohne mit ihm zusammenzutreffen. Natürlich ist das Alles trotzdem auf einem sehr sehr hohen Niveau. Die Effekte sind auch in 3D über jeden Zweifel erhaben und die Actionszenen reißen schon ordentlich mit. Die fünf weiteren, recht unterschiedlichen Charaktere aus Jyn Ersos "Bande", sind ein weiteres Highlight von "Rogue One". Auch wenn wir nur wenig Hintergrundinformationen zu den einzelnen Figuren bekommen, sind sowohl die beiden freischaffenden Assassinen Chirrut Îmwe (Donnie Yen) und sein Beschützer Baze Malbus (Wen Jiang) vom Planeten Jedha eine Bereicherung für die Gruppe, als auch der Rebellen-Spion Cassian Andor (Diego Luna) und sein umprogrammierter imperialer Droide K-2SO (Alan Tudyk). Ihre sehr gut definierten Fähigkeiten geben ihnen allen Zweck. Die beiden Paarungen passen auch vom ersten Moment an super zusammen. Man nimmt ihnen ab, dass sie jeweils schon sehr viel Zeit zusammen verbracht haben. Der übergelaufene imperiale Pilot Bodhi Rook (Riz Ahmed), bekommt auch sehr viel und Entscheidendes zu tun. Niemand ist hier überflüssig. Es ist ein wirklich gutes Zeichen dieser Zeit, wie hier gecastet wurde. Eine so diverse Truppe hätte früher aus sechs aufgepumpten Militärtypen bestanden. Sieht man von Alan Tudyk hinter der digitalen Maske des Androiden K-2SO ab, gibt es keinen typischen "weiße & männliche"-Helden und das ist sehr erfrischend. Man kann über Disney und die Marketingmaschinerie, hinter der Lucasfilm-Übernahme, lästern wie man will und das sollte man auch. Aber unter der Leitung von Kathleen Kennedy ist dies nun bereits der zweite und ganz sicher erfolgreiche Film, der zeigt, dass alle Menschen glaubhaft zu zentralen Figuren eines Actionblockbusters werden können. Schon dafür lohnt es sich "Rogue One" zu feiern.

Szenenbild. Was solltet ihr von "Rogue One" erwarten? Es ist keine Zeit für Orden oder eine Feier. Die Galaxis steckt mitten im Bürgerkrieg und so lehnt sich der Film sehr viel deutlicher in Richtung des "War" in "Star Wars". Er zeigt endlich auch mehr Facetten beiderseits der ideologischen Schützengräben. Natürlich hat auch die Rebellenallianz Spione und Auftragsmörder. Niemand kommt hier so sauber aus der Nummer raus, wie es die Helden in "Eine Neue Hoffnung" tun. Er zeigt auch, dass in der Allianz nicht alle immer einer Meinung sind, wie gegen den Feind vorgegangen werden sollte und die inneren Machtspielchen im Imperium. Die Schlachten, vor allem die am Ende, sind sehr gut umgesetzt. Auch wenn es hier dann meiner Meinung nach übertrieben komplex wurde, wer nun was, wo und warum, machen muss. Dazu kommt ein oft elendes Nuscheln der Darsteller, dass man im Original schon mal Probleme haben kann, jedes Detail mitzubekommen. Ein persönliches Highlight ist der Auftritt von Darth Vader, den die Macher so richtig und wohl zum letzten Mal auf der Leinwand genutzt haben. So werden sie es wohl kaum noch einmal tun können (außer in "Rebels", der Zeichentrickserie). Weitere Wiedersehen mit Figuren aus der Originaltrilogie werden wohl wegen ihrer Art und Weise für Kontroversen sorgen, mich hat das jedoch alles überzeugt.

Fazit: "Rogue One" ist fast ein klassischer Bankraubfilm im Star-Wars-Universum mit tollen Effekten, klasse Darstellern (inklusive Droide) und Darth Vader als Darth Vader. Es ist ein Mantel- und Degenstück mit zwielichtig motivierten Charakteren. Er schreckt nicht davor zurück, zu zeigen, wie Krieg auch vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis Narben hinterlässt und absolutes Chaos verbreitet.

Wertung:8 von 10 Turbolasern
Jan Arne Schmock


Review von Christian Siegel: Ich persönlich war von "Das Erwachen der Macht" ja nicht ganz so begeistert wie die meisten anderen – was sich irgendwie auch schon bei den Trailern abgezeichnet hatte, die mich nie so recht ansprechen konnten, und "Episode VII" immer eher wie einen Fanfilm wirken ließen. Ganz anders jene zu "Rogue One". Vor allem der erste konnte mir verdammt gut gefallen, und ließ bei mir – trotz des Verzichts auf bekannte Gesichter – von der ersten Sekunde an echtes "Star Wars"-Feeling aufkommen. Ein Eindruck, den auch der Film letztendlich bestätigt hat. Auf den ersten Blick mögen sich die beiden dabei insofern sehr ähnlich sein, als sie beide stark auf die OT und deren Liebhaber abzielen, und in erster Linie bestrebt sind, klassisches "Star Wars"-Feeling zu verbreiten. Was jedoch in einem Film, der dreißig Jahre nach der Original-Trilogie angesiedelt ist, irgendwie verkrampft wirkte, fühlt sich in einem Film, der unmittelbar von "Eine neue Hoffnung" spielt, gleich deutlich stimmiger und natürlicher an. Dies betrifft sowohl die ganze Atmosphäre, das Setting rund um die kleine Rebellenallianz die in David gegen Goliath-Manier gegen das Imperium antritt, den Auftritt des Todessterns, als auch die zahlreichen Anspielungen auf die klassische Trilogie, die sich hier wiederfinden. Wo mich diese bei "Das Erwachen der Macht" gerade auch in dieser Menge eher gestört und mich regelmäßig aus dem Film gerissen haben, und zugleich sehr verkrampft und konstruiert wirkten, habe ich die ganzen Referenzen und Easter Eggs – von denen sich für Fans zahlreiche entdecken lassen, wobei ich natürlich nichts davon hier schon vorwegnehmen will – hier nun vielmehr abgefeiert. Generell war mein persönlicher Eindruck, dass sich "Rogue One" wieder stärker gezielt an die Fans richtet, als zu versuchen, ein Massenpublikum anzusprechen. Ich persönlich fühlte mich im Film jedenfalls wie zu Hause, und habe gerade auch diese Rückkehr in die Ära der Original-Trilogie sehr genossen.

Szenenbild. Vom Konzept her erinnern mich diese "Star Wars Stories" dabei in erster Linie an das "Expanded Universe" – die erweiterten Erzählungen aus Comics, Romanen und Videospielen, deren Inhalte von Disney nach dem Kauf der Rechte für das Weltraumfranchise für null und nichtig erklärt wurden: So wird hier eine Geschichte erzählt, die zwar eindeutig im "Star Wars"-Universum verankert ist, und dieses meines Erachtens auch bereichert, wo die etablierten Figuren jedoch nur äußerst sporadisch auftreten, und insgesamt eine sehr insignifikante Rolle spielen. Ein solches "Expanded Universe"-Werk nun mal nicht einfach nur lesen, sondern auf der großen Leinwand sehen zu können, war für mich schon mal ein cooles Erlebnis, und insgesamt könnte ich mir vorstellen, dass der Film aufgrund dieser Ausrichtung gerade auch Fans des EU, die es nun mal gewohnt sind, Abenteuer mit neuen Helden zu lesen, stärker anspricht, als andere (natürlich nur, sofern man die Trauer ob des "Verlusts" des Erweiterten Universum mittlerweile schon halbwegs verdaut hat; sonst wird man sich nämlich wohl eher darüber ärgern, hier die x-te widersprüchliche Story zur Erbeutung der Todesstern-Pläne vorgesetzt zu bekommen).

Seine größte Stärke war für mich dabei das Setting unmittelbar vor "Eine neue Hoffnung", in den "Rogue One" dann quasi direkt überleitet. Die Original-Trilogie war ja sehr auf eine begrenzte Anzahl an Figuren fokussiert, und erzählte in erster Linie von Luke Skywalkers Werdegang. Die Rebellion an sich bot da eher nur die Kulisse für seine persönliche Entwicklung. Hier rücken die unbesungenen Helden der Rebellenallianz nun in den Mittelpunkt des Geschehens, und wird vor allem der Preis des Krieges viel deutlicher vermittelt, als dies in der diesbezüglich recht verhaltenen Original-Trilogie der Fall war. Ich will und werde natürlich nichts Genaueres verraten, aber es sollte wohl keine große Überraschung sein, wenn ich sage, dass nicht alle Helden das Ende des Films erleben werden. Dies war für mich eine weitere wesentliche Stärke, die für mich viel zum Gelingen von "Rogue One" beitrug: Da wir ein völlig neues Figurenensemble serviert bekommen, konnte man sich tatsächlich nicht sicher darüber sein, wer Überleben und wer Sterben würde (während man wohl selbst bei der Erstsichtung der Original-Trilogie z.B. ein Ableben von Han, Leia und vor allem Luke wohl doch eher ausschließen durfte). Dies allein machte "Rogue One" für mich sehr interessant und spannend, und vermittelt auch die Ausweglosigkeit, oder zumindest die Unausgeglichenheit, des Kampfes der Rebellen gegen das Imperium deutlich besser und einschneidender, als dies die Original-Trilogie je vermochte. Sehr interessant fand ich auch das Figurenensemble. Dieses mag zwar – vermeintlich um mehr potentielle Todesopfer zu haben – schon fast etwas zu groß sein, weshalb manche von ihnen auf mich jetzt nicht unbedingt den größten Eindruck hinterließen. Zumal nur Jyn Erso eine echte Hintergrundgeschichte bekommt, und wir über die Vergangenheit der anderen überwiegend im dunklen bleiben. Dennoch wurden hier ein paar nette, interessante Charaktere erschaffen, die das "Star Wars"-Universum für mich durchaus bereichern.

Szenenbild. Aber auch das eine oder andere bekannte Gesicht macht uns bei "Rogue One" seine/ihre Aufwartung. Manche davon kamen für mich durchaus überraschend, und sollen daher auch an dieser Stelle nicht vorweggenommen werden. Andere gingen bereits aus den Trailern hervor und stellen somit aus meiner Sicht auch keine Spoiler dar, weshalb sie kurz erwähnt seien: Sehr interessant fand ich den zentralen Auftritt von Saw Gerrera, der ja immerhin der Serie "The Clone Wars" entstammt. Darüber hinaus macht uns sogar noch eine Figur aus dem Prequels seine Aufwartung (keine Angst, es ist nicht Jar Jar). Im Vergleich zu "Das Erwachen der Macht", wo man jedwede Anspielung auf die Prequels zu meiden schien wie der Teufel das Weihwasser, erweist sich "Rogue One" damit als wertvolles und gelungenes Bindeglied beider Trilogien. Der Auftritt von Mon Mothma war auch nett, wenn auch letztendlich belanglos. Dafür ist Darth Vader überraschend prominent vertreten. Sein erster Auftritt wirkte auf mich zwar noch etwas wie ein Fremdkörper (hier musste ich unweigerlich an die kolportierten Reshoots denken), aber in weiterer Folge konnte mir sein Auftritt sehr gut gefallen. Und vor allem auch eine Szene, in der er mal ordentlich ass-kicken durfte, stach dabei für mich hervor. Immerhin war das etwas, dass uns selbst in der OT nicht so direkt vergönnt war. Ich fand die besagte Szene jedenfalls sehr cool.

Was sich wie schon bei "Das Erwachen der Macht" wieder überaus positiv bemerkbar macht, sind die vermehrten praktischen Effekte. CGI schien mir weitestgehend vermeidet worden zu sein, was insbesondere für die Außerirdischen betrifft, die hier – meinem Empfinden nach ausschließlich – wieder über Masken umgesetzt wurden. Auch bei K-S2O schien es sich um eine animatronische Puppe zu handeln – oder aber, die CGI ist mittlerweile wirklich so gut, dass sie bei mechanischen Objekten nicht mehr als solche zu erkennen ist. Letzteres ist auf jeden Fall mal was die Aufnahmen von Raumschiffen betrifft der Fall. Ich kann mir nämlich eigentlich nicht vorstellen, dass man bei Rogue One tatsächlich – und vor allem ausschließlich – mit echten Modellen gearbeitet hat, die Weltraumszenen sahen für mich aber eben genau so aus. Was das betrifft war das Effektfeuerwerk welches der Film zum Finale entbrennt jedenfalls wirklich beeindruckend, und schon allein wegen ihr würde ich allen den Besuch einer IMAX 3D-Vorstellung empfehlen. Auch Gareth Edwards Regie hat mir wieder einmal sehr zugesagt, wobei an dieser Stelle auch gleich erwähnt sei, dass mir sowohl "Monsters" als auch der schon deutlich umstrittenere "Godzilla" sehr gut gefallen konnten – mir scheint sein Stil also halt einfach zu liegen. Jedenfalls präsentiert er auch diesmal wieder das eine oder andere beeindruckende Bild, das mir noch länger im Gedächtnis bleiben wird. Auch die Besetzung sticht sehr positiv hervor. In Felicity Jones bin ich ja generell ein klein wenig verschossen. Aber auch die restliche Besetzung ist sehr hochkarätig, wobei für mich vora llem noch Mads Mikkelsen hervorstach. Aber auch Ben Mendelssohn, Diego Luna, Riz Ahmed, und Donnie Yen konnten mir in ihren jeweiligen Rollen sehr gut gefallen. Einzig Forest Whitaker hat mich aufgrund einer bestimmten Entscheidung, wie er die Rolle anlegt, nicht zu 100%ig überzeugt. Was dafür aber auf jeden Fall positiv hervorsticht ist die Diversität der Besetzung. Was das betrifft, dürfen sich andere Filme und Franchises an "Rogue One" gerne ein Beispiel nehmen.

Szenenbild. Die letzte wesentliche Stärke war für mich dann die Filmmusik von Michael Giacchino. Da dieser seit jeher die auch von John Williams vertretene Schule des wagnerischen Leitmotivs vertritt, und in zahlreichen seiner früheren Werken schon an Williams zurückerinnerte (wie z.B. "Super 8"), sehe ich diesen ja schon lange als dessen würdigen und logischen Nachfolger an. Zwar bin ich mir sicher, Alexandre Desplat hätte auch eine gute Arbeit geleistet, aber wenn es darum geht, jemanden zu finden, der gerade auch bei "Star Wars" das schwierige Erbe von John Williams antritt, dann geht in meinen Ohren einfach nichts über Michael Giacchino. Eine Einschätzung, die er auch mit seiner Musik für "Rogue One" voll und ganz bestätigte. Dort wo es Sinn macht, zitiert er Williams Kompositionen, interpretiert diese neu, bzw. lehnt sich an diese an. Zugleich schafft er aber auch ein paar neue, markante Themen, die sich zudem wundervoll ins bekannte musikalische Gefüge einschließen. Und vor allem auch aufgrund des Stils sowie der verwendeten Instrumente klingt sein Score zu "Rogue One" halt auch zu 100% wie "Star Wars" – und dabei zugleich aber auch frischer als Williams' eigene Arbeit zu "Das Erwachen der Macht", weshalb er für mich, so blasphemisch das auch klingen mag, diesen mit seiner Leistung hier wie ich finde sogar in den Schatten stellt.

Bei aller Begeisterung, ein paar Kritikpunkte gibt es aber natürlich auch. Wie zuvor schon angesprochen hinterließen nicht alle Figuren bei mir einen bleibenden Eindruck, und insgesamt hätte der eine oder andere Charaktermoment zwischendurch, wo wir noch etwas mehr über sie und ihre Vorgeschichte erfahren hätten, nicht geschadet. Generell schläft der Film, nach dem packenden und stimmungsvollen Einstieg rund um Galens Entführung, ein bisschen ein, und braucht wieder etwas, um in Fahrt zu kommen. So schön es grundsätzlich auch ist, in diesem Film viele verschiedene Planeten und damit auch Umgebungen zu besuchen, was ihn sehr abwechslungsreich macht, so wirkte er dennoch teilweise etwas sprunghaft und zerfahren. Vor allem auch beim Finale fand ich den Schnitt dann nicht optimal, und wurde meines Erachtens zu oft zwischen den verschiedenen Schauplätzen hin- und hergeschwenkt, anstatt lang genug an einem Ort zu bleiben, um sich so richtig im Geschehen fallen lassen zu können. Dies mag den modernen Sehgewohnheiten geschuldet sein, wo man meint, spätestens nach einer Minute den Schauplatz wechseln zu müssen, es war aber einer jener Aspekte, wo sich "Rogue One" nicht wirklich klassisch anfühlte, und ich generell noch Verbesserungsbedarf gesehen hätte. Generell ist der Film zugegebenermaßen sehr vorhersehbar, was wohl einzelne Momente ("Stardust") als auch die Entwicklung der Geschichte an sich betrifft. Darunter leidet mitunter die emotionale Wirkung einzelner Szenen, da man als Zuschauer halt schon irgendwie darauf gefasst ist. Und auch wenn der auflockernde Humor insgesamt sehr wichtig war, damit das Geschehen nicht zu düster ist, wirkte der eine oder andere Gag etwas aufgesetzt. Hier meinte ich, die Reshoots zu bemerken – ob ich ohne Kenntnis eben dieser den gleichen Eindruck hätte, lässt sich aber natürlich schwer sagen. Für mich persönlich kein Kritikpunkt, aber ein gut gemeintes Wort der Warnung: Man sollte sich gerade auch zum Ende hin auf eine ordentliche Dosis Pathos einstellen. Und auch wenn es grundsätzlich ja eh sehr gut gemacht war, so muss ich dennoch sagen, ein ganz bestimmter Spezialeffekt hat mich nicht 100%ig überzeugt. So weit, so etwas tatsächlich derart realistisch abzubilden, dass es neben echten Darstellern 100%ig lebensecht wirkt, ist man einfach noch nicht. Zugegebenermaßen wüsste ich aber auch selbst nicht, wie man das sonst hätte umsetzen sollen.

Fazit: Szenenbild. Manche mögen mich ob dieser Aussage schelten, aber: DAS ist für mich "Star Wars". Genau dieses Gefühl, dass viele (die meisten?) – darunter gerade auch jene, die von den Prequels schwer enttäuscht waren – bei "Das Erwachen der Macht" hatten, stellte sich bei mir nun bei "Rogue One" ein. Wo die Versuche, der Original-Trilogie hinterherzuhecheln, bei "Episode VII" zu verkrampft wirkten, und das ganze letztendlich auf mich mehr den Eindruck einer Nachahmung und/oder eines müden Abklatschs hatte, wirkte diese Rückkehr zum OT-Feeling sowie die zahlreichen nostalgischen Zitate und Anspielungen auf mich bei "Rogue One" aufgrund des Settings viel schlüssiger, stimmiger und natürlicher. Als jemand, der schon das Expanded Universe sehr mochte, gefiel mir auch, dass der Film auf mich teilweise genau diesen Eindruck vermittelte: Nämlich, das bestehende Universum durch eine neue Geschichte mit überwiegend neuen Figuren zu erweitern, und aus meiner Sicht auch zu bereichern. Denn was in "Eine neue Hoffnung" nur ein beiläufiger Satz war, bekommt durch "Rogue One" nun großes emotionales Gewicht. Generell fand ich es fantastisch, wie sich der Film quasi als "Episode III.IX" erweist, und praktisch direkt in "Episode IV" überleitet. Ich persönlich fühlte mich bei dieser "Star Wars"-Story jedenfalls von Anfang an wie zu Hause.

Auch produktionstechnisch hat mich "Rogue One" mehr beeindruckt als "Das Erwachen der Macht". Vor allem die Raumschlacht am Ende war ungemein spektakulär, und vor allem derartig gut getrickst, dass ich teilweise den Eindruck hatte, die hätten wirkliche Modelle verwendet. Generell profitiert der Film, wie schon "Episode VII" wieder enorm davon, dass stärker auf praktische Effekte und Masken gesetzt und die CGI sporadischer verwendet wird – und diese sich zudem seit der Prequel-Trilogie enorm weiterentwickelt hat. Lediglich ein ganz bestimmter Effekt hat mich nicht 100%ig überzeugt; ich finde, gar so weit ist die Tricktechnik dann doch noch nicht (was vielleicht auch nicht einmal so schlecht ist). Zudem wirkt der Film teilweise etwas zerfahren, und verliert vor allem auch nach dem tollen, stimmungsvollen und emotionalen Einstieg nicht nur an Fokus, sondern auch an Tempo. Zudem ist der Film sehr vorhersehbar, was die emotionale Wirkung einiger späterer Szenen reduziert. Und vor allem auch beim Finale fand ich den Schnitt nicht optimal, da mir persönlich zu oft zwischen den einzelnen Handlungsschauplätzen hin- und hergeschwenkt wurde, als länger an einer Stelle zu verweilen. Insgesamt hat mich "Rogue One" aber sehr gut unterhalten. Ich mochte die Geschichte, die Figuren, die zahlreichen Anspielungen sowohl auf die Original- als auch die Prequel-Trilogie – womit sich der Film auch als wunderbares Bindeglied zwischen beiden erweist – und ganz einfach auch das Setting, da wir genau genommen von der eigentlichen Rebellion oder auch der Unterdrückung der Galaxis durch das Imperium selbst in der OT nicht viel mitbekamen. So gesehen schließt "Rogue One" damit, mehr noch als mit der Erbeutung der Pläne des Todessterns, eine große und wichtige Lücke. Die letzten wesentlichen Stärken waren für mich dann die Inszenierung von Gareth Edwards, der mit einigen wunderschönen Bildern aufwartet, sowie der tolle Score von Michael Giacchino, dem es meines Erachtens besser gelang als selbst John Williams bei "Episode VII", einerseits die klassischen Filme zu zitieren und andererseits aber auch etwas neues zu schaffen. Im Gegensatz zu "Das Erwachen der Macht" konnte "Rogue One" meine Erwartungen jedenfalls voll und ganz erfüllen, und nach dieser gelungenen Generalprobe freue ich mich jetzt eigentlich auf die kommenden "Star Wars"-Stories schon mehr als auf die weiteren Episoden der neuen Trilogie.

Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2016 Walt Disney Pictures)


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Weiterführende Links:
Gewinnspiel zu "Rogue One"
Advents-SPECiAL 2016




Kommentare (1)
RSS Kommentare
1. 06.03.2017 10:20
 
Hab den Rotz zwar noch nicht geglotzt, hab aber schon im Hirn, dass die Guties ein bunter, vielfältiger Haufen sind, die Bösen hingegen alles Weißbrot-Knacker Typen. Ja, was will Jewllywood wohl damit mitteilen?
 

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