Star Trek - Classic: Kirks Bestimmung
Wie "Jimmy" Kirk den Ruf der Sternenflotte vernahm Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 14 November 2016
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek - Classic: Kirks Bestimmung"
Originaltitel: "Star Trek: Best Destiny"
Bewertung:
Autorin: Diane Carey
Übersetzung: Harald Pusch
Umfang: 521 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne
Erstveröffentlichung: November 1992 (E) bzw. 1998 (D)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11743-6
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Als er sich mit der Enterprise NCC-1701-A auf eine allerletzte Fahrt begibt, erinnert sich James T. Kirk an seinen ersten Besuch auf der ursprünglichen Enterprise zurück – jene schicksalhafte Mission, die ihn dann schließlich dazu brachte, zur Sternenflotte zu gehen. Der sechzehnjährige Jimmy machte seinem Vater George Kirk nämlich aufgrund seines aufmüpfigen, unverantwortlichen Verhaltens zunehmend Sorgen. Mit einer Reise ins All will er seinen Sohn zur Vernunft bringen. Zu Beginn verläuft der Ausflug alles andere als geplant. Während Jimmy zwar einen gewissen Respekt gegenüber dem Captain der Enterprise, Robert April, erkennen lässt, bleibt das Verhältnis zwischen Vater und Sohn überaus angespannt. Ihre persönlichen Differenzen treten jedoch schon bald in den Hintergrund, als aus dem vermeintlichen harmlosen Abenteuer ein bitterer Kampf um Leben und Tod wird. Denn als man sich mit einem kleinen Trägerschiff von der Enterprise aus aufmacht, um einem nahegelegenen Planeten einen Besuch abzustatten, wird man von ruchlosen Weltraumpiraten angegriffen…

Review: In ihrer Quasi-Fortsetzung zu "Die letzte Grenze" füllt Diane Carey nun eine ganz wichtige Lücke aus dem Lebenslauf von James T. Kirk, und erzählt von jenem Abenteuer, welches in ihm den Wunsch auslöste, zur Sternenflotte zu gehen – wo er dann in weiterer Folge als Kapitän der Enterprise seine Bestimmung fand. Den sechszehnjährigen Jimmy beschreibt sie dabei als aufsässigen und draufgängerischen Unruhestifter. Ich persönlich sehe eine solche Darstellung, wie sie ja auch zum Auftritt von Kirk als junger Knabe in J.J. Abrams "Star Trek"-Reboot passt, insofern immer ein wenig skeptisch, da ich Captain James T. Kirk nie als so draufgängerisch empfand, wie er von vielen gesehen wird. Weshalb ich bei solchen Interpretationen immer den Eindruck habe, dass man eher seinen Ruf bzw. sein Image beschreibt, und weniger die Figur, die in den Filmen und Serien tatsächlich zu sehen war. Da es hier jedoch um einen jugendlichen und unreifen James T. Kirk geht, die Beweggründe für sein Handeln – neben der ständigen Abwesenheit seines Vaters vor allem auch dessen zerrüttete Ehe – logisch und nachvollziehbar wirkten, und er sich zudem im Verlauf des Romans zunehmend zu der Figur wandelt, wie wir sie aus dem Fernsehen kennen, kann ich ihr diese künstlerische Freiheit leichter nachsehen, als dem Reboot-Film, wo es mir zu eindimensional und undifferenziert umgesetzt war. Zumal sich Kirk in der Rahmenhandlung an sein früheres Benehmen zurückerinnert, und damit auch die Unterschiede zwischen seinem alten und seinem jüngeren Ich deutlich werden (wie z.B. wenn er meint, er würde am liebsten 45 Jahre in die Vergangenheit zurückreisen und sich selbst eine Ohrfeige verpassen.) Insgesamt fand ich den jungen Kirk jedenfalls sehr schön charakterisiert, wobei Carey genau die richtige Mischung findet, damit er uns einerseits mit seinem respektlosen Verhalten frustriert und ärgert (damit wir die Gefühle seines Vaters nachempfinden können), zugleich aber auch immer gerade so viel Reue, kritische Selbstreflexion sowie Attribute seiner späteren Persönlichkeit erkennen lässt, dass er einem auch nie (zu) unsympathisch wird.

Auch den Konflikt mit seinem Vater fand ich sehr treffend, lebensnah und nachvollziehbar geschrieben. Und auch die Grundidee rund um den Angriff des Piratenschiffes fand ich interessant, war das doch mal etwas anderes, und eine doch eher ungewöhnliche Situation und Herausforderung. Positiv zudem, dass Jimmy teilweise ordentlich Mist bauen darf, und dies auch nicht beschönigt wird – wie z.B. wenn er ein anderes Crewmitglied unbeabsichtigterweise schwer verletzt. Und nachdem er dann mal aufs Piratenschiff gelangt ist, darf er dann auch zum ersten Mal jene heldenhafte Seite, jenen Einfallsreichtum sowie jene Entschlossenheit und Hartnäckigkeit unter Beweis stellen, die maßgeblich für seine späteren Erfolge als Captain der Enterprise verantwortlich sein werden. Die Rahmenhandlung, die unmittelbar an die Ereignisse aus "Das unentdeckte Land" anknüpft, konnte mir grundsätzlich auch sehr gut gefallen. Zwar war es schon ein etwas gar großer Zufall, dass Kirk dort nun ein weiteres Mal auf seine frühere Nemesis traf. In der Art und Weise, wie sich die beiden weiterentwickelt haben – oder eben nicht – kamen aber die Unterschiede zwischen dem alten und den jungen Kirk noch einmal schön zur Geltung. Mein einziger markanter Kritikpunkt ist der Ausgang des Geschehens. "Das unentdeckte Land" bot einen wunderschönen Abschluss für die und Abschied von der klassischen Crew, und auch wenn Carey in den letzten Seiten wohl dem Wunsch zahlreicher Fans der Serie nachkommt, halte ich es insofern für die falsche Entscheidung, als nun mal alles einmal endet – und ich finde, diese Erkenntnis darf man auch den "Star Trek"-Fans zumuten. Von den sich daraus ergebenden Kontinuitätsfehlern mit dem darauffolgenden Film sowie anderen Romanen ganz zu schweigen. Insofern wäre es mir lieber gewesen, wenn Carey auf diese Geschichts-Umschreibung verzichtet hätte.

Fazit: "Kirks Bestimmung" bietet einen interessanten Einblick in die Jugend von James T. Kirk, und beschreibt genau jenen schicksalhaften Ausflug in die Weiten des Alls, der seinen weiteren Lebensweg entscheidend geprägt hat. Die Charakterisierung von "Jimmy" konnte mir dabei grundsätzlich gut gefallen, wenn die Autorin für meinen Geschmack sein Draufgängertum auch etwas zu stark betonte. Dafür bot sich durch die Rahmenhandlung mit dem alten, geläuterten Kirk ein netter Kontrast, der die Entwicklung seiner Persönlichkeit schön unterstreicht. Sehr gelungen fand ich zudem den Konflikt zwischen ihm und seinem Vater geschildert. Die Handlung mag es zwar überwiegend an der ganz großen Spannung vermissen lassen, und wer sich nach Action sehnt, wird hier auch eher nicht auf seine Kosten kommen, doch zumindest ich fand "Kirks Bestimmung" immer unterhaltsam und trotz seiner über 500 Seiten nicht zu lang. Einzig mit dem von Diane Carey gewählten Ausklang der Rahmenhandlung war ich nicht einverstanden, wird dort doch einfach mal das Ende aus "Das unentdeckte Land" negiert bzw. umgeschrieben – und dabei empfand ich das dortige Ende eigentlich als wunderschönen und überaus passenden Abschluss der Abenteuer des Raumschiffs Enterprise unter dem Kommando von James T. Kirk. Wer charakterorientierte "Star Trek"-Romane schätzt und/oder sich für Kirks Vorgeschichte interessiert, kommt an "Kirks Bestimmung" aber nicht vorbei.

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel


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