Star Wars: Schatten des Imperiums
Was zwischen Episode V und VI geschah… Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 16 Oktober 2016
 
Titel: "Schatten des Imperiums"
Originaltitel: "Shadows of the Empire"
Bewertung:
Autor: Steve Perry
Übersetzung: Thomas Ziegler
Umfang: 381 Seiten
Verlag: Heyne (D), Bantam Books (E)
Veröffentlicht: November 1997 (D), Mai 1996 (E)
ISBN: 978-3-453-13067-7
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Nachdem Boba Fett mit dem in Karbonit eingefrorenen Han Solo die Flucht gelungen ist, hängen sich Lando und Chewie auf seine Fersen. Als sie seine Fährte verlieren, sammelt man sich auf Tatooine, da man erwartet, dass er seine Beute früher oder später bei Jabba in dessen Palast abgeben wird. Dann wird jedoch auf Luke ein Anschlag verübt. Wer könnte diesem nach den Leben trachten? Um dies herauszufinden, wagt Leia Organa einen gefährlichen Schritt, und trifft sich mit einer hochrangigen Vertreterin der Schwarzen Sonne – nicht wissend, dass deren Anführer Prinz Xizor, der auf die schöne Prinzessin ein Auge geworfen hat, das Attentat in Auftrag gegeben hat. Als Leia zu dessen Palast auf Coruscant gebracht wird, ist es an Luke, Lando, Chewie sowie einem draufgängerischen Schmuggler namens Dash Rendar, sie aus den Fängen des dunklen Prinzen zu befreien…

Review: Lange bevor das Expanded Universe vor einigen Jahren ins Reich der Legenden – und damit der Bezahl-Fanfiction – verbannt wurde, hatte es innerhalb des "Star Wars"-Kanons einen recht hohen Stellenwert. Als Anfang der 90er die Zahn-Trilogie erschien, legten die Verlage großen Wert darauf zu betonen, dass alle Romane von George Lucas persönlich abgesegnet seien. Und vor allem "Schatten des Imperiums" wurde als die offizielle Geschichte zwischen "Das Imperium schlägt zurück" und "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" beworben. Der Roman war zudem nur eine der Speerspitzen eines groß angelegten und vielbeworbenen Multimedia-Projekts, das neben ihm u.a. auch noch aus Comics, einem Videospiel sowie einem von Joel McNeely komponierten Soundtrack bestand. Ein Jahr vor der Veröffentlichung der Special Editions der Original-Trilogie sollte so das alte "Star Wars"-Feuer wieder neu entfacht werden. Und wo andere groß beworbene Lizenzprodukte auch schon mal enttäuschen, wurde "Schatten des Imperiums" – von einem großen Knackpunkt abgesehen – den Vorschusslorbeeren voll und ganz gerecht. Steve Perry hat hier ein packendes Abenteuer in bester "Star Wars"-Tradition vorgelegt, dass sich tatsächlich wie ein verschollener, zwischen den Episoden V und VI angesiedelter Film liest, und den Ton, Charme und Flair der klassischen Trilogie perfekt einfängt.

Zudem bereicherte er mit "Schatten des Imperiums" das "Star Wars"-Universum um einige neue, interessante Gesichter. Am interessantesten fand ich dabei seine Einführung des Verbrechersyndikats der Schwarzen Sonne, sowie dessen Anführer Prinz Xizor. Die Idee eines grünen, echsenartigen Wesens, dass starke Pheromone ausströmt, mag zwar ein wenig an die Orioner aus "Star Trek" erinnern, daraus will ich Perry aber keinen Strick drehen. Xizor erweist sich als eine der interessantesten literarischen Neuzugänge für das Universum. Perry gibt uns einen faszinierenden Einblick in dessen interessante und vielschichte Persönlichkeit. Und vor allem auch seine Rivalität mit Darth Vader, und wie die beiden quasi um die Gunst des Imperators werben und versuchen, den jeweils anderen auszustechen, fand ich sehr interessant. Sehr angetan war ich auch von Guri, seiner Androiden-Assistentin, die Perry ebenfalls sehr gelungen charakterisiert. Es sind jedoch nicht nur die Neuzugänge – auch die bekannten Figuren trifft er sehr gut, und gewinnt ihnen teilweise auch neue Aspekte ab. Sehr interessant fand ich dabei vor allem die Einblicke in Vaders Persönlichkeit, sowie dessen Versuche – und Bestreben – außerhalb seines Anzugs zu überleben. Eben diese Momente, und wie er in diesen aus der Kraft der dunklen Seite zehrt, und sobald er Freude empfindet eben diese wiederum verliert, zählten für mich zu den Höhepunkten des Films. Auch Lando, Leia, Chewie und selbst dem Androiden-Gespann C-3PO und R2D2 kommen im Laufe des Geschehens wichtige Rollen zu, wobei vor allem Leia in weiterer Folge in den Mittelpunkt des Geschehens rückt, als sie versucht, sich der Avancen des Prinzen zu erwehren.

In erster Linie steht bei "Schatten des Imperiums" aber Luke im Zentrum. Da dieser schon immer mein Lieblingscharakter der Original-Trilogie war, der jedoch zugleich manchmal im Schatten von Han zu stehen schien (der in der Gunst der meisten "Star Wars"-Fans ja, wie mir bewusst ist, über Luke steht), habe ich mich darüber sehr gefreut. Vor allem aber sticht daran folgendes positiv hervor: Am Ende von "Das Imperium schlägt zurück" war er noch eher der unsichere Farmerjunge, zu Beginn von "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" jedoch ein selbstsicher und in sich ruhender Jedi-Ritter. Eine Entwicklung, die irgendwie und irgendwo off-screen zwischen den Filmen stattgefunden hat. "Schatten des Imperiums" lässt uns nun an eben dieser interessanten Wandlung teilhaben, die vor unseren Augen stattfindet. Vor allem dies stach für mich am Roman als ungemein positiv hervor. Zudem ist dieser von Perry sehr kurzweilig geschrieben, und von der ersten bis zur letzten Seite ungemein unterhaltsam, jedoch ohne jemals oberflächlich zu werden. Er vergisst trotz allen Tempos und aller Action eben auch nicht darauf, die Figuren in den Mittelpunkt zu rücken. Mein einziger nennenswerter Kritikpunkt an "Schatten des Imperiums", der trotz aller positiven Aspekte die Höchstwertung knapp verhindert, ist Dash Rendar. Dieser kommt leider wie ein billiger Abklatsch von Han Solo rüber, wobei selbst die Figuren teilweise anmerken, wie sehr dieser sie an Han erinnert – was auch nicht gerade dabei hilft, diese Assoziation zu verdrängen. Eben die Tatsache, dass er wie eine reine, einfallslose Kopie wirkt, macht ihn auch dementsprechend uninteressant. Und insgesamt frage ich mich einfach, wozu dies gut gewesen sein soll. Meinte man etwa, dass ohne einen ähnlich draufgängerischen und von sich selbst überzeugten Solo-Ersatz etwas fehlen würde? Ich persönlich hätte auf diese einfallslose Kopie jedenfalls lieber verzichtet.

Fazit: "Schatten des Imperiums" ist ein großartiges "Star Wars"-Abenteuer, welches die Lücke zwischen "Das Imperium schlägt zurück" und "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" füllt – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Anstatt einfach nur zwischen den beiden Filmen zu spielen, erklärt er, warum es bis zu Han Solos Rettung so lang gedauert hat, uns was unsere Helden in der Zwischenzeit erlebten. Besonders toll fand ich dabei, dass wir Lukes Wandel zum Jedi-Ritter, der damals ja völlig off-screen stattgefunden hatte, hier nun unmittelbar miterleben. Großartig auch die von Perry erdachte Organisation der Schwarzen Sonne, sowie die (meisten der) neuen Figuren, um die er das "Star Wars"-Universum bereichert, wobei es mir vor allem Prinz Xizor angetan hatte, dessen Rivalität mit Darth Vader für einige der besten Momente des Romans sorgte. Aber auch die bekannten Figuren beschreibt Perry sehr gut. Besonders gelungen fand ich dabei die Blicke unter die schwarze Rüstung von Darth Vader, aber auch Leia bekommt viele starke Momente serviert. Und Lukes Wandel hatte ich ja ohnehin schon positiv erwähnt. Einzig Dash Rendar hat mich leider nicht überzeugt, da er wie eine billige, einfallslose Kopie von Han Solo rüberkam. Selbst mit diesem Manko zählt "Schatten des Imperiums" für mich jedoch zu den besten Romanen des erweiterten "Star Wars"-Universums!

Bewertung: 4.5/5 Punkten
Christian Siegel





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