Star Wars: Radio Drama
Review zum 13-teiligen Hörspiel von Brian Daley Kategorie: Audio - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 24 Januar 2016
 
Titel: Star Wars: Radio Drama
Bewertung:
Produktion: National Public Radio
Publisher: Highbridge Audio
Veröffentlicht: 1981
Autor: Brian Daley, nach dem Film von George Lucas
Regie: John Madden
Länge: ca. 357 Minuten
Altersempfehlung: Keine Einstufung
Kaufen: Trilogie-CD-Set, MP3


Besetzung: Mark Hamill als Luke Skywalker, Ann Sachs als Prinzessin Leia Organa, Perry King als Han Solo, Brock Peters als Darth Vader, Bernard Behrens als Obi-Wan Kenobi, Anthony Daniels als C-3PO, Keene Curtis als Gouverneur Tarkin, Ken Hiller als Erzähler u.a.


Inhalt: Luke Skywalker lebt auf Tatooine als Neffe eines Feuchtfarmers ein einfaches, beschauliches Leben, träumt jedoch, in der Galaxis Abenteuer zu erleben und zusammen mit den Rebellen gegen das böse Imperium zu kämpfen. Ein Wunsch, der sich früher als gedacht für ihn erfüllt, als er eines Tages auf die beiden Droiden C-3PO und R2D2 trifft. Diese sind nämlich dem Rebellenfrachter Tantive IV entkommen, und im Speicher von R2D2 gelang es einer der Anführerinnen der Rebellen, Prinzessin Leia Organa vom Planeten Alderaan, die Pläne der neuesten Schreckenswaffe des Imperiums, den Todesstern, zu speichern, ehe sie von Darth Vader und seinen Sturmtruppen gefangen genommen wurde. Nun suchen die Imperialen auf Tatooine nach den beiden Droiden. Als er dem geflohenen R2D2 hinterherjagt, trifft Luke auf den alten Jedi-Ritter Obi-Wan Kenobi, der ihn schließlich davon überzeugt, ihn auf seiner Reise nach Alderaan zu begleiten. Zusammen mit dem Schmugger Han Solo und seinem treuen Kopiloten Chewbacca brechen sie auf, um der Rebellion die gestohlenen Pläne zu bringen…


Review: Als letzte Adaption des Kinofilms (nach Comic, Roman, sowie der deutschen Hörspielfassung) habe ich mir nun auch noch die Radio Drama-Umsetzung von "Star Wars" vorgeknöpft. Dabei wurde schnell deutlich, dass es sich hier quasi um die Antithese zur deutschen Hörspielumsetzung handelt (oder wohl eher, sich die deutsche Umsetzung, die ich mit Kenntnis dieser Fassung nachträglich noch um einen halben Punkt abwerten musste, als Antithese zum Radio Drama versteht). Denn wo die Handlung des Films dort auf eine Stunde heruntergekürzt wurde, baut das Radio Drama vielmehr auf diesen auf, und erweitert ihn um einige neue Elemente, die teilweise auf das Drehbuch von George Lucas, die Romanfassung von Alan Dean Foster oder auch auf neues, von Brian Daley geschriebenes Material, aufbauen. Damit wird aus einem zweistündigen Film hier nun ein rund sechsstündiges Hörspiel, das aus insgesamt dreizehn Episoden besteht. Die größten Änderungen bzw. Ergänzungen lassen sich dabei gleich zu Beginn finden – dauert es doch bis zum Ende der dritten Episode, ehe wir bei der Handlung des Films (sprich, dem Angriff des Sternenzerstörers auf die Tantive IV) ankommen. Die erste Folge konzentriert sich stattdessen noch auf Lukes Leben auf Tatooine, seinen Frust, seine Freunde, seine Flugkünste (nimmt er seine T-16 doch auf einen Ritt in den Beggar's Canyon), sowie seine Freundschaft mit Biggs Darklighter, der hier kurz auf seinen Heimatplaneten zurückkehrt, ehe er sich aufmacht, um sich den Rebellen anzuschließen (eine Geschichte, die in den Darklighter-Comics der "Empire"-Reihe noch weiter vertieft wurde, wo man – wie auch bei der Handlung rund um Prinzessin Leia und ihren Besuch auf Ralltir, auf dieses Radio Drama aufbaute). Dadurch wird die Figur vertieft und dabei vor allem auch die Tatsache verdeutlicht, dass sich im Laufe der Geschichte ein ganz einfacher Farmerjunge von einem Hinterweltlerplaneten zu einem der größten Helden der Galaxis aufschwingt.

Die zweite Figur, die von diesem Radio Drama wesentlich profitiert, ist Leia Organa, die wir hier zuerst auf einen Besuch auf Ralltir begleiten, und später zusammen mit ihrem Vater auf ihrem Heimatplaneten Alderaan erleben. Während die erste Episode rund um Luke in erster Linie der Charakterisierung diente, gab es hier nun mit dem Abendessen mit dem imperialen General eine neu erfundene Szene, die für einiges an Spannung sorgte. In der dritten Episode werden uns dann in erster Linie C-3PO und R2D2 näher vorgestellt. Ab der vierten Folge gibt das Radio Drama dann im Wesentlichen die Handlung des Films wieder, wobei auch diese immer wieder noch um zusätzliche Momente erweitert und die eine oder andere Figur vertieft wurde. Im Gegensatz zur eher enttäuschenden deutschen Hörspielfassung hat man demnach hier das Gefühl, noch tiefer in die Geschichte aus dieser weit, weit entfernten Galaxis einzutauchen. Was ebenfalls besticht, ist die Umsetzung. Wo das deutsche Hörspiel viel zu stark auf Joachim Kerzel als Erzähler setzte, anstatt die Geräusche und die Musik für sich sprechen zu lassen, meldet sich Ken Hiller hier immer nur zu Beginn und zum Ende einer jeden Episode zu Wort. Dazwischen verlässt man sich rein auf die Musik, die Geräusche und die Dialoge, um die Handlung zu erzählen. Das war für mich insofern eine wesentliche Stärke dieser Fassung, als Hörspiele meines Erachtens ja in erster Linie dazu dienen sollen, beim Hören entsprechende Bilder im Kopf des Zuhörers entstehen zu lassen – was in der deutschen Fassung durch das ständige Reinquatschen und die zu genaue Beschreibung verhindert wurde, hier nun aber möglich ist. Dass dies zugleich gelegentlich zum aus Hörspielen bekannten Phänomen handelt, dass die Figuren die Geschehnisse um sie herum näher beschreiben – damit der Zuhörer sich ebenfalls vorstellen kann, was gerade vor sich geht – nehme ich dafür liebend gerne in Kauf.

Was die Besetzung betrifft, muss man sich leider überwiegend an neue Stimmen für die bekannten Figuren gewöhnen. Denn von den aus dem Film bekannten Darstellern kehrten lediglich Mark Hamill (der hiermit wohl seine erfolgreiche Karriere als Voice Actor begann und mir in der Radio Drama-Fassung dank einer sehr engagierten Performance noch deutlich besser gefallen konnte als im Film) und Anthony Daniels (der C-3PO seine unverkennbare Stimme dankenswerterweise auch in dieser Fassung leiht) ins Tonstudio zurück. Der Rest wurde von anderen Sprechern übernommen, was mal mehr, mal weniger gut gelingt. Am besten konnte mir persönlich Bernard Behrens gefallen, der Alec Guinness zum Verwechseln ähnlich klingt, und sowohl dessen Souveränität, Gelassenheit als auch Warmherzigkeit perfekt zur Geltung bringt. Sehr gut gefallen konnte mir darüber hinaus auch Ann Sachs als Prinzessin Leia, welche das Feuer und die Energie der Figur überaus gekonnt einfing. Etwas schwer tat ich mir mit Brock Peters als Darth Vader – was jedoch weniger an ihm selbst als vielmehr daran liegen dürfte, dass James Earl Jones Stimme halt einfach so beeindruckend und vor allem auch unverwechselbar ist. Peters tut zwar sein bestes, allerdings wirkte er auf mich doch mehr wie ein Imitator (der mich klanglich noch dazu mehr an Liam Neeson denn an James Earl Jones erinnerte), als einfach eine andere Version der Figur. Dennoch war er noch ok. Wer mich hingegen ziemlich enttäuscht hat, war Perry King, der für mich auf Han Solo nicht wirklich funktioniert hat, und mich mit seinem übertrieben lakonischen Ton teilweise mehr an Lone Starr aus "Spaceballs" erinnert hat. Die restliche Besetzung machte ihre Sache soweit ganz gut, ohne dabei sonderlich negativ oder positiv aufzufallen.

Kritisch sehe ich darüber hinaus noch ein paar kleinere Änderungen bei den Dialogen. So fehlte mir bei Onkel Owen sein sorgenvolles "That's what I'm afraid of"; vor allem aber tat ich mich damit schwer, dass Tarkin in dieser Fassung eigentlich fliehen wollte, wenn ihn Admiral Motti nicht aufgehalten hätte. Davon abgesehen fand ich diese Hörspielumsetzung aber absolut phantastisch, und war ich überaus positiv überrascht zu hören, wie großartig die Geschichte auch in dieser Form noch funktioniert. Sicherlich, ohne Kenntnis des Films wäre man da und dort vielleicht verloren, aber insgesamt ist die Umsetzung der Handlung phantastisch gelungen, werden die Figuren hier vertieft, weshalb ich mich ihnen teilweise sogar noch verbundener fühlte als im Film, und kommen vor allem auch die spannenden und/oder hochdramatischen Momente hier – zu meiner eigenen Überraschung, angesichts der Tatsache, dass man hier natürlich bei den Raumkämpfen etc. auf das optische Spektakel verzichten muss – phantastisch zur Geltung. Dies gilt insbesondere fürs Finale, dass für mich auch in dieser Umsetzung nichts von seinem mitreißenden Charakter und seiner Gänsehaut-Qualität verloren hat. Insgesamt ließ mich die Radio Drama-Fassung jedenfalls George Lucas' Drehbuch, das Sounddesign von Ben Burtt sowie – falls das denn überhaupt noch möglich ist – die Musik von John Williams noch mehr zu schätzen wissen, als ich das nicht ohnehin schon tat. Zuletzt noch zwei Randnotizen: Sehr interessant fand ich, dass ein Satz des Erzählers ("Whose destiny was tied to his own before his birth") hier schon auf die Verbindung zwischen Darth Vader und Luke Skywalker hindeutet. Und beim Hören des Radio Drama konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Brian Daley stark davon ausging, dass Luke und Leia als Paar enden würden.

Fazit: Zugegeben, man könnte jetzt darüber diskutieren ob es wirklich dreizehn Episoden sein mussten, und es zwölf nicht auch getan hätten. Und die überwiegende Neubesetzung der aus dem Film bekannten Rollen ist mal mehr (Leia & Obi-Wan) mal weniger (Darth Vader & Han Solo) gut gelungen. Davon abgesehen hat mich die Radio Drama-Umsetzung von "Star Wars" aber wirklich begeistert. Die Handlung des Films wird dabei nicht einfach nur wiedergegeben, sondern vertieft, wobei für mich vor allem auch der lange Prolog, der den Ereignissen aus dem Film quasi den Weg ebnet, hervorstach. Aber auch danach lassen sich noch einige zusätzliche Szenen finden, die näher auf die Figuren, ihre Gedanken und Gefühle, bzw. auch einfach auf die jeweiligen Situationen in denen sie sich befinden eingehen, und damit die Handlung für mich sogar noch intensivierten. Zudem ließ mich die Radio Drama-Fassung die von George Lucas erdachte Geschichte irgendwie sogar noch mehr wertschätzen, als es der Film nicht ohnehin schon tat. Zusammen mit den Originaltönen aus dem Film sowie John Williams unvergleichlicher Musik macht das eines der besten Hörspiele, die mir in meinem Leben bislang untergekommen sind. Insgesamt ist das Radio Drama zu "Star Wars" jedenfalls eine großartig gelungene und überaus faszinierende Adaption bzw. (Neu-)Interpretation des Films, die ich für jeden "Star Wars"-Fan für unverzichtbar halte.

Wertung:5 von 5 Punkten
Christian Siegel


Weiterführende Links:
Review zu "Star Wars - Episode IV: Neue Hoffnung" (Hörspiel)





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