Auge des Universums
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: Sanctuary
Episodennummer: 2x10
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 28. November 1993
Erstausstrahlung D: 09. September 1994
Drehbuch: Frederick Rappaport, Gabe Essoe & Kelley Miles
Regie: Les Landau
Hauptdarsteller: Avery Brooks als Commander Benjamin Sisko, Rene Auberjonois als Odo, Nana Visitor als Major Kira Nerys, Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax, Colm Meaney als Chief Miles O'Brien, Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir, Cirroc Lofton als Jake Sisko, Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller: Deborah May als Haneek, William Schallert als Varani, Andrew Koenig als Tumak, Aron Eisenberg als Nog, Michael Durrell als Hazar, Betty McGuire als Vayna, Robert Curtis-Brown als Sorad, Kitty Swink als Rozahn, Leland Orser als Gai, Nicholas Shaffer als Cowl u.a.

Kurzinhalt: Ein schwer beschädigtes Schiff verlässt das Wurmloch. Der Kommandocrew von Deep Space Nine gelingt es in letzter Sekunde, die Besatzung an Bord zu beamen, bevor das Schiff zerstört wird. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, da der Universaltranslator die Sprache nicht kennt und etwas Zeit benötigt, diese zu entschlüsseln, gelingt es den Skrreeanern dann schließlich, sich verständlich zu machen, und ihr Anliegen vorzubringen: Ihr gesamtes Volk befindet sich auf der Flucht vor dem Dominion, und ist durch das Auge des Universums – also das Wurmloch – geflogen, auf der Suche nach einer neuen Heimat, die sie Kentanna – Planet des Kummers – nennen. Im erst kürzlich von der Herrschaft durch die Cardassianer befreiten Bajor glauben sie, besagte sagenumwobene neue Heimat gefunden zu haben. Zwischen der Anführerin der Skreeaner, Haneek, und Kira entsteht schon bald eine freundschaftliche Verbindung, die sich u.a. auch daraus ergibt, dass ihr Volk von den Frauen regiert wird, und sie Männer als minderwertige Geschöpfe ansehen. Doch auch die Freundschaft von Kira wird schwer belastet, als die provisorische Regierung Bajors entscheiden muss, ob sie drei Millionen außerirdischen Flüchtlingen Unterschlupf gewähren kann und will…

Denkwürdige Zitate: "Men are much too emotional to be leaders."
(Das hört man[n] auch nicht alle Tage.)

"It's going to get awfully crowded around here, Commander."
"I know, Constable, but it's worth it. Just look at them. They're experiencing their first taste of freedom."
(Sisko und Odo unterhalten sich über die ankommenden Skrreeaner.)

"I think you've made a terrible mistake. All of you. Maybe we could have helped you. Maybe we could have helped each other. The Skrreeans are farmers, Kira. You have a famine on your planet. Perhaps we could have made that peninsula bloom again. We'll never know, will we? Fifty years of Cardassian rule has made you all frightened and suspicious. I feel sorry for you."
(Haneeks nachdenklich stimmende Worte an Kira am Ende der Folge.)


Review: Episodenbild (c) CBS Es ist schon erstaunlich, wie zeitlos "Star Trek" manchmal sein kann. Tatsächlich wirkt "Auge des Universums" heutzutage sogar noch aktueller als damals bei der Erstausstrahlung – finden sich doch einige Parallelen zur Flüchtlingssituation, mit der sich Europa seit Mitte des Jahres konfrontiert sieht. Man nehme nur den Hilferuf zu Beginn, der sich mit den regelmäßigen in Seenot geratenden Booten im Mittelmeer vergleichen lässt. Sprachliche und kulturelle Differenzen, wie sie hier zwischen den Bewohnern der Station und den Skrreeanern zu Tage treten. Sowie natürlich die Suche nach einer neuen Heimat. Leider jedoch macht eben dies für mich das teilweise Versagen der Folge nur umso offensichtlicher. So fand ich nämlich leider nicht, dass es "Auge des Universums" gelungen wäre, dieses schwierige Thema aus einer neuen Perspektive zu betrachten, und ihm so neue Aspekte abzugewinnen. Zudem gibt es letztendlich auch deutliche Unterschiede. So ist die Galaxis ein deutlich größerer Ort als unser Planet – was es relativ leicht macht, für die Skrreeaner eine neue Heimat zu finden, und dem vermeintlich düsteren Ende, als die Bajoraner ihr Gesuch ablehnen, einiges an Schärfe nimmt. Sie mögen zwar nicht die Heimat bekommen, die sie sich gewünscht haben, aber sie bekommen dennoch ein neues zu Hause, wo sie in Frieden leben und die Herren (oder in diesem Fall eher Frauen?) ihres eigenen Schicksals und Wohlstands sein können. Wenn es in der Wirklichkeit nur auch so einfach wäre.

Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass die Bedrohung, der sich die Skrreeaner auf ihrem Planeten entgegensahen, für uns als Zuschauer ebenso abstrakt bleibt, wie sie dies aus unserer Sicht bezüglich jener Flüchtlinge ist, die z.B. aus Syrien zu uns kommen. Hier verpasst "Auge des Universums" die Chance, dadurch, uns ihr Leid zu zeigen, den Zuschauer zu mehr Mitgefühl zu animieren, und die beschwerliche Situation der Flüchtlinge greif- und fühlbar zu machen. Und auch die Darstellung der anderen Gesellschaftsstruktur sehe ich kritisch. Es war wohl in erster Linie als witziger Seitenhieb auf unsere, nach wie vor von Männern dominierte Zivilisation gedacht, aber einfach die Seiten zu wechseln ist mir persönlich der Kommentierung bzw. Auseinandersetzung zu wenig. Denn dreht man das Ganze im Gedanken wieder um, entsteht ein ähnliches Bild, wie es viele – ob zu Recht oder Unrecht, sei dahingestellt – von islamischen Ländern haben. Ob man damit wirklich einen wertvollen Beitrag zur Diskussion liefert, vage ich zu bezweifeln. Aber nicht nur inhaltlich war ich mit "Auge des Universums" nicht so recht zufrieden. Erschwerend kommt darüber hinaus noch der extrem langsame und zähe Einstieg hinzu, sowie die anfänglichen Kommunikationsschwierigkeiten, die zwar realistisch sein mögen, das erste Drittel der Folge aber eher mühsam und wenig unterhaltsam machte.

Episodenbild (c) CBS Und auch das Ende sehe ich kritisch. Zwar kam nach dem Shuttle-Diebstahl durch die jungen Skrreeaner einiges an Spannung auf, und war die Sequenz insgesamt toll umgesetzt. Dennoch fiel es mir leider schwer, so richtig mit ihnen mitzufühlen, nachdem sie alle Warnungen ignoriert und sämtliche Angebote, ihnen zu helfen, ausschlugen. Letztendlich war es mir hier schwer bis unmöglich, entweder der DS9-Crew oder auch den Bajoranern die Schuld für die Tragödie zuzusprechen. Wenn der Sinn dieser Szene also war, uns mit den verzweifelten jungen Skrreeanern mitfühlen zu lassen, so ist man damit leider zumindest in meinem Fall gescheitert. Als letzter – wenn auch vergleichsweise vernachlässigbarer Kritikpunkt – sei zudem noch erwähnt, dass mich das hochgesteckte Haar der Skrreeaner dann doch etwas zu sehr an die Centauri aus "Babylon 5" erinnert haben (also hätte es nicht so schon genug Parallelen gegeben). Gut fand ich in erster Linie die neuerliche Anspielung auf das Dominion, die nett dargestellte Freundschaft zwischen Kira und Haneek, sowie das wie erwähnt grundsätzlich ja durchaus spannend umgesetzte Finale. Und auch der Ausgang des Geschehens, mit Haneeks nachdenklichen Worten, konnte mir grundsätzlich gut gefallen. Insgesamt war ich von "Auge des Universums" aber leider ziemlich enttäuscht.

Fazit: Gerade auch angesichts der Tatsache, dass "Auge des Universums" die aktuelle Flüchtlingslage in Europa widerspiegelt, hätte ich mir erwartet, dass ich sie deutlich mitreißender finden würde, als dies letztendlich der Fall war. Der Einstieg war mir persönlich wieder einmal zu ausgedehnt, und die ganze Folge wirkte auf mich teilweise etwas inhaltsleer und auch planlos. Gerade auch im Hinblick auf die aktuelle Flüchtlingssituation fand ich es zudem schon richtiggehend erschreckend, dass es der Folge, die aus unserer Sicht wohl gerade so aktuell ist wie nie zuvor, nicht gelingt, diesem Thema neue Aspekte abzugewinnen und so etwas zur aktuellen Diskussion hinzuzufügen – was ihr Scheitern in dieser Hinsicht nur umso offensichtlicher macht. Zumal es der Episode leider bis zuletzt nicht gelang, mich so richtig mit den Flüchtlingen und ihrem Wunsch, sich just auf Bajor anzusiedeln, mitfühlen zu lassen. Und letztendlich hat man, trotz der negativen Entscheidung sowie des tragischen Ereignisses am Ende, mit dem frei zur Verfügung stehenden Planeten eine viel zu leichte Lösung parat, die zusätzlich dazu führt, dass "Auge des Universums" von der aktuellen Flüchtlingssituation seltsam entrückt scheint. Nichts anfangen konnte ich auch mit der schlichten Umkehrung der klassischen Geschlechterrollen; das allein war mir als Auseinandersetzung mit dem Thema nicht genug. Und zu allem Überfluss fand ich die Folge teilweise leider richtiggehend langweilig. Positiv sticht in erster Linie die nette Freundschaft zwischen Kira und Haneek hervor, die im Verlauf der Episode entsteht, und die in weiterer Folge auf eine harte Probe gestellt wird. Und auch wenn es beim Finale nicht gelungen sein mag, mich viel Mitgefühl mit den Skrreeanern auf dem Shuttle empfinden zu lassen, so war die Sequenz wenigstens spannend umgesetzt. Und auch der nicht ganz so positive Ausgang des Geschehens konnte mir gut gefallen – gerade auch angesichts der wundervollen Abschiedsworte von Haneek. Angesichts der Tatsache, dass die Folge heutzutage aktueller wirkt denn je, halte ich dies jedoch für eine denkbar magere Ausbeute.

Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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