Victoria |
Grandiose Filmkunst aus deutschem Lande
Kategorie:
Filme -
Autor: Björn Flügel - Datum:
Freitag, 04 Dezember 2015 |
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Kurzinhalt: Die Spanierin Victoria begegnet eines Nachts in Berlin nach einer rauschenden Party den vier Freunden "Boxer", "Sonne", "Blinker" und "Fuß". Sie beschließen, die Nacht mit einigem Bier auf dem Dach eines Hochhauses ausklingen zu lassen. Sonne begleitet Victoria noch ins Café, in dem sie arbeitet. Während sie sich näher kennenlernen und ineinander verlieben, stößt die restliche Gruppe hinzu. Die jungen Männer haben noch in der selben Nacht einen Banküberfall zu begehen, um Boxers Schuld bei einer alten Bekanntschaft aus dem Knast zu begleichen. Da Fuß mittlerweile zu betrunken ist, überredet Sonne sie dazu, als Fahrerin des Fluchtwagens einzuspringen… Review: ![]() Einen kompletten Spielfilm in Echtzeit, mit nur einer Kameraeinstellung und ohne auch nur einen einzigen Schnitt zu drehen, ist nicht nur im Hinblick auf die Dramaturgie, sondern auch logistisch gesehen eine echte Herausforderung und im Falle von "Victoria" eine Meisterleistung. Sebastian Schipper nutzt die sich daraus ergebenden Möglichkeiten gekonnt, um den Zuschauer ganz nah an die Protagonisten und an das Geschehen heranzubringen. Man taucht gemeinsam mit den Figuren in das Berliner Nachtleben ein, erlebt völlig greifbare Situationen und begegnet authentischen Typen. Die Perspektive des Zuschauers ist die gleiche wie die der Figuren: Man verfügt über kein zusätzliches Wissen, so dass man ebenso unvorbereitet wie die Gruppe in das Geschehen hineingeworfen wird. Schnell vergisst man, dass der Film doch nur Fiktion ist. Eher scheint es so, als dokumentiere Sturla Brandth Grøvlens Kamera reales Geschehen. Die unverfälschten, einzigartigen Einblicke in das nächtliche Berlin, die stimmungsvolle Inszenierung der stets wechselnden Schauplätze, insgesamt die immens dynamischen Bilder machen das Ambiente und schließlich die Ästhetik des Films aus. Es ist ebenso der Verdienst der ausgezeichneten Darsteller, allen voran Laia Costa als "Victoria" und Frederick Lau als "Sonne", dass der Film derart besticht. Voll und ganz verinnerlichen sie ihre Rollen, und mit Bravour gelingt es ihnen, die notwendigen Improvisationen zu meistern. Tatsächlich liegt dem Film ein lediglich zwölf Seiten umfassendes Drehbuch zugrunde, weshalb er größtenteils aus dem Stegreif entstanden ist. Diese Voraussetzung verlangt den Schauspielern Höchstleistungen ab, und die liefern sie ab. Fazit: Mit "Victoria" schöpft Sebastian Schipper die Möglichkeiten des "Scripted Reality" - Formats vollends aus und erweist sich dabei als virtuoser Filmemacher. Das nächtliche Großstadtporträt ist abwechslungsreich und unvorhersehbar wie das Leben selbst. Man kann nicht anders, als sich mitreißen zu lassen. Wertung:9 von 10 Punkten
Björn Flügel
(Bilder © 2015 Senator Film)
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