Star Trek - DS9: Das große Spiel
Quark veranstaltet auf DS9 ein Pokerturnier Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 19 Oktober 2015
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek - Deep Space Nine: Das große Spiel"
Originaltitel: "Star Trek - Deep Space Nine: The Big Game"
Bewertung:
Autorin: Sandy Schofield
Übersetzung: Andreas Brandhorst
Umfang: 284 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne
Erstveröffentlichung: 01. November 1993 (E) bzw. 1994 (D)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11652-1
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Quark veranstaltet auf Deep Space Nine ein großes Pokerturnier, für das es ihm gelungen ist, die besten Spieler des Alphaquadranten zu gewinnen. Doch nur kurz nachdem das Turnier begonnen hat, kommt es zu einem Stromausfall, und als das Licht wieder angeht, ist einer der Spieler tot. Offenbar befindet sich unter ihnen ein Mörder. Um diesen ausfindig zu machen, stimmt Odo der Fortführung des Turniers zu – unter der Bedingung, dass er auch selbst daran teilnimmt. Währenddessen kommt es auf der Station zu weiteren Strom- und Systemausfällen, zudem wird Deep Space Nine immer wieder von Erschütterungen heimgesucht. Während seine Crew versucht, die Ursache hinter den Fehlfunktionen herauszufinden und etwas dagegen zu unternehmen, muss Commander Sisko versuchen, einen Krieg zwischen Bajoranern und Cardassianern – die ebenfalls von diesem seltsamen Phänomen betroffen sind, und sich gegenseitig die Schuld dafür geben – zu verhindern…

Review: Poker war bei "Star Trek" schon immer ein Thema. So wurde bereits in einer der ersten Folgen der klassischen Serie, "Pokerspiele", auf das berühmte Kartenspiel bezug genommen, wenn es dort auch selbst noch nicht gespielt wurde. Dies folgte dann erstmals in der "Next Generation", und das aufgrund der regelmäßigen Pokerrunde sogar wiederkehrend. Auch in "Das große Spiel" nimmt das Pokerturnier, no na, einen großen Stellenwert ein. Auffällig ist dabei allerdings, dass man – gemäß dem damals zunehmend aufkommenden Trends – statt auf die klassische five card-Variante, die bis dahin in erster Linie bekannt war, auf Texas Hold'em setzte. Was anno 1993, bei der Erstveröffentlichung des Buchs im englischsprachigen Raum, noch Novitätencharakter gehabt haben mag, ist mittlerweile zwar gang und gebe – trotzdem fand ich dies sehr cool, nicht zuletzt, da ich selbst auch ein Faible für diese Pokerart habe. Nun ist die Verwendung eines bekannten Zeitvertreibs immer sowohl Chance als auch Risiko. Chance, weil es im Idealfall jene Leser, die diesem selbst frönen, die Immersion steigern kann. Risiko, weil eben jene Leser das jeweilige Spiel im Detail kennen, und daher auch allfällige Bildungslücken der Autoren bemerken werden. In "Das große Spiel" überwiegte für mich nun leider letzteres.

Ich begann vor rund 10 Jahren, mich ausführlicher mit Texas Hold'em zu beschäftigen, und nahm seither auch schon am einen oder anderen Turnier teil. Weshalb mich leider so manches rund ums Pokerturnier bei "Das große Spiel" nicht überzeugt hat. Da dies keine Texas Hold'em-Lehrstunde werden soll, in aller Kürze jene Punkte, die mich irritiert haben: Scheinbar entsprechen die Chips am Tisch dem Wert der jeweiligen Teilnahmegebühr (meiner Erfahrung nach eher ungewöhnlich). Eine erfahrene Spielerin steigt aus, anstatt zu passen. Wie man wenn man 2/3 der anfänglichen Chips verloren hat immer noch so viele Restchips haben soll, um nach wie vor Druck am Tisch ausüben zu können, ist mir auch ein Rätsel. Eher ungewöhnlich erscheint mir auch, dass ein einziger Spieler alles abräumt – normalerweise ist das dann doch gestaffelt, und das Preisgeld in etwa auf die besten 5-10% der Spieler verteilt. Und vom Begriff "Chipraise" hat man bei dem Turnier scheinbar auch noch nichts gehört. Am meisten hat mich aber gestört, dass Odo – sowohl von den Autoren (denn hinter dem Pseudonym Sandy Schofield verbirgt sich das Autoren-Paar Kristine Kathryn Rusch & Dean Wesley Smith) als auch den anderen Figuren im Roman als ach-so-toller Spieler und Naturtalent gefeiert wird, wir dann aber erfahren, dass er nie geblufft hat. Tut mir leid, aber das eine schließt das andere aus. Wer ständig nur seine Karten spielt, und nicht auf Position, die Mitspieler, seinen Ruf am Tisch usw. achtet und dementsprechend auch gelegentlich mal einen Bluff versucht, ist kein guter Pokerspieler (selbst dann nicht, wenn er gewinnt; das macht ihn lediglich zu einem Pokerspieler mit unverschämt viel Glück).

Man mag diese Kritikpunkte für kleinlich halten, und zugegebenermaßen werden sie jenen, die sich mit Texas Hold'em noch nicht näher auseinandersetzt und nicht vielleicht auch schon das eine oder andere (kleinere) Turnier gespielt haben, nicht weiter auffallen. In meinem Fall war es halt nur so, dass mich all diese Kleinigkeiten wiederholt aus dem Roman gerissen haben. Genau darin liegt die Gefahr, einen realen Sport zu übernehmen: Macht man es richtig, kann man die Leser stärker hineinziehen, da sie zu diesem Sport eine unmittelbare Verbindung haben. Macht man es jedoch falsch, geschieht eben genau das Gegenteil. Dies war aber nicht der einzige Aspekt, wo mich "Das große Spiel" nicht überzeugen konnte. Höchst unplausibel wirkte es auch, dass Deep Spice Nine zwar davor gewarnt wird, dass ein Mörder am Turnier teilnehmen könnte, man dieser Information jedoch weder ein Bild des flüchtigen noch eine Beschreibung anhängt. Ich mein, jetzt mal ehrlich: Ist das nicht völlig plemplem? Gegen den Strich ging mir auch der weinerliche Jake, der sich z.B.: so Fragen stellt wie "Warum war sein Vater immer fort?". Wir reden hier immerhin nicht von einem Kleinkind, sondern einem Teenager. Und gerade auch zur aus der Serie bekannten Darstellung der Figur wollte mir dies nicht wirklich passen.

Generell fand ich leider beide Handlungsstränge, sowohl rund uns Pokerspiel als auch um die phasenverschobenen Wesen, wenig interessant oder gar packend. Ersteres konnte zwar mit dem Auftritt der einen oder anderen aus der etablierten "Star Trek"-Kontinuität bekannten Figur aufwarten, wie z.B. Berlinghoff Rasmussen, aber wenn man dann daraus nicht wirklich etwas macht, hätte man es sich auch gleich schenken können. Denn so wirkt das extrem beliebig und willkürlich. Erschwerend kam nun noch hinzu, dass der Mord viel zu früh aufgeklärt wurde, die Krimi-Handlung generell sehr schwach war, ich mit keinem Spieler sonderlich mitgefiebert hätte, mir der Ausgang des Turniers früh klar war, und das Ganze dann auch noch mit einem klischeehaften Monsterblatt (sprich: Straight Flush) endete. Und auch die ganzen Intrigen rund um das Turnier fand ich nicht sonderlich interessant –da wäre es mir lieber gewesen, man hätte sich stärker auf den Spielverlauf bzw. die einzelnen Teilnehmer konzentriert. Insgesamt blieb jedenfalls von der titelspendenden Haupthandlung wenig Positives zurück. Der Nebenhandlung erging es marginal besser. Die Idee rund um die in einer leider verschobenen Phase lebenden Wesen war soweit ganz nett, und vor allem auch das Finale, wo zuerst Kira und dann Sisko mit einem Runabout in die andere Phase treten, durchaus nett. Die sture, uneinsichtige Bajoranerin ging mir allerdings ziemlich auf die Nerven. Generell fand ich die Figuren teilweise sehr schlicht gezeichnet und etwas zu eindeutig in Gut und Böse eingeteilt. Insgesamt ist dem Autorenpaar mit "Das große Spiel" somit abseits der netten Kontinuitätsanspielungen auf "Star Trek" sowie vereinzelten netten Dialogen ("Sie sind Arzt, kein Spieler.") und Momenten kein sonderlich überragender Roman gelungen.

Fazit: Von den ersten "Deep Space Nine"-Episoden war ich ja (mit Ausnahme von "Tosk, der Gejagte") weniger angetan. So gesehen hätte "Das große Spiel" eigentlich prima in die erste Hälfte der ersten Staffel gepasst – den fand ich nämlich genauso mäßig. Das Texas Hold'em-Turnier wäre ja eigentlich, da ich auch selber gern mal eine Runde spiele, vielversprechend gewesen, aber kleinere Irritationen verhinderten, dass ich so richtig eintauchen konnte. Zudem kam weder beim Turnier selbst noch bei den begleitenden (und viel zu früh und unspektakulär abgeschlossenen) Mordermittlungen Spannung auf. Und auch mit den Teilnehmern, die aus dem einen oder anderen auch aus anderen "Star Trek"-Serien bekannten Gesicht besteht, hätte man mehr machen können. Die Nebenhandlung rund um die phasenverschobenen Wesen war zwar etwas besser, aber das Bedrohungsszenario für die Station hätte man sich dort ebenso sparen können, wie den angedrohten Krieg zwischen Bajor und Cardassia. Mit einem Mysterium hätte man mich weitaus schneller und mehr gepackt, als mit den ständigen Ausfällen und der vermeintlich drohenden Zerstörung der Station. Immerhin, das Finale dieses Handlungsstrangs war dann in Ordnung, und die Dialoge waren soweit ganz gut geschrieben. Insgesamt war "Das große Spiel" aber alles andere als ein Highlight.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel


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