Star Trek - Voyager: Atonement
Admiral Janeway wird vor Gericht gestellt Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 07 September 2015
 
Cover (c) PocketBooks
Titel: "Star Trek - Voyager: Atonement"
Bewertung:
Autorin: Kirsten Beyer
Übersetzung: -
Umfang: 386 Seiten
Verlag: Pocket Books
Veröffentlicht: 25. August 2015
ISBN: 978-1-4767-9081-7
Kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Admiral Janeway wird von den Kinara – einem Verbund von Völkern, die einen Groll gegen die U.S.S. Voyager hegen – vor Gericht gestellt, um sich für ihre Taten während ihrer ersten Reise durch den Delta-Quadranten zu rechtfertigen. Allerdings ist nicht alles so, wie es scheint. Nachdem sie die Kontrolle über das Hologramm Meegan übernommen hat und von der Voyager geflohen ist, hat Lsia drei weitere Indign aus ihren Kanistern befreit, die daraufhin je einen wichtigen Würdenträger verschiedenster Völker übernommen haben, die nun die Kinara bilden. Mit dem Prozess verfolgt sie jedoch ein ganz anderes Ziel. Als sich Janeway und der Voyager-Crew dieses endlich offenbart, droht es jedoch schon zu spät zu sein, um die Indign noch aufzuhalten. Währenddessen versuchen Seven und Commander Paris auf der Erde, dem Ursprung der catomischen Seuche auf die Spur zu kommen. Dabei sind sie auf die Hilfe zahlreicher Freunde und Weggefährten angewiesen, wie Naomi Wildman, Paris' Mutter – und zuletzt sogar von der Präsidentin der Föderation, Nanietta Bacco…

Review: "Acts of Contrition" hatte mich ja mit der Entscheidung, Admiral Janeway aus dem Reich der Toten zurückzuholen, insofern wieder versöhnt, als ich dachte, Kirsten Beyers Gründe dafür erkannt zu haben. In "Atonement" stellte sich eben dies nun leider als Trugschluss heraus. So fand ich die Idee, Kathryn quasi vor Gericht zu stellen, auf dass sie sich für ihre Taten während der ersten (unfreiwilligen) Mission der Voyager im Delta-Quadranten verantworten muss, sehr interessant – das ist nur leider überhaupt nicht die Richtung, die Beyer hier einschlägt. Denn nicht nur ist der Prozess selbst sehr schnell vorüber, es stellt sich zudem heraus, dass die einzelnen Völker die sich zu den Kinara zusammengeschlossen haben dies nur deshalb getan haben, weil sie von den Indign dazu manipuliert wurden. Und das fand ich einfach ungemein enttäuschend. Die Idee, dass sich Admiral Janeway den Folgen ihrer Taten stellen und über die eine oder andere kontroverse Entscheidung reflektieren muss, fand ich nämlich sehr vielversprechend. Stattdessen deutet "Atonement" an, um ihre Handlungen kritisieren zu können, muss man voreingenommen sein und/oder eine verborgene Agenda verfolgen. Dadurch, dass sie Janeways Anklägern jegliche Legimitation nimmt, nimmt sie auch ihren Vorwürfen eben diese Legitimation – so als wären ihre Entscheidungen abseits solcher unlauterer Absichten unantastbar. Es gibt keinen billigeren Weg, seiner Figur Absolution zu erteilen, als den Anklägern ein verborgenes Motiv zu geben. Jedenfalls fand ich diese Richtung, die "Atonement" rasch einschlug, sehr bedauerlich.

Umso erstaunlicher ist es, dass mir der Roman insgesamt trotzdem sehr gut gefallen konnte. Denn die Geschichte die sich danach entfaltet ist durchaus packend und abwechslungsreich, wobei vor allem zum Finale hin einiges an Spannung entsteht – und sich darüber hinaus auch ein paar ansatzweise berührende Momente eingeschlichen haben. Zudem gelingt es der Autorin auch hier wieder mal sehr gut, allen Figuren – und das bezieht sich jetzt nicht nur auf jene, die wir aus der Serie kennen – eine wichtige Rolle im Geschehen zukommen zu lassen, wobei dies nie verkrampft und immer natürlich wirkt. Darüber hinaus ist der Roman, wie von ihr gewohnt, wieder einmal sehr gut geschrieben, wobei es mir vor allem der eine oder andere in die Dialoge eingestreute (teils trockene) Humor angetan hat. Sie findet auch wie gewohnt eine sehr gute Balance zwischen Erzähltempo und Charakterorientierung. Im Vergleich zu ihrem Kollegen David R. George III, dessen Romane mir oftmals zu ausgedehnt sind, erzählt sie diese epische und abwechslungsreiche Geschichte genau im richtigen Umfang, der dafür notwendig ist, ihr einerseits gerecht zu werden und nicht zu sehr durch die Handlung zu hasten, andererseits sich aber auch nicht zu lang aufzuhalten und die Geduld des Lesers überzustrapazieren. Zudem werden im weiteren Verlauf der Handlung so ziemlich alle aus der Trilogie (wobei ich dazu raten würde, diese vor "Atonement" entweder noch einmal durchzulesen oder sich zumindest die Ereignisse dort noch einmal in Erinnerung zu rufen) bzw. generell dem "Voyager"-Relaunch offenen Fragen beantwortet, und die Geschichte somit zu einem stimmigen, überzeugenden und befriedigenden (vorläufigen) Abschluss geführt, der jedoch zugleich die Tür für weitere spannende Abenteuer weit offen lässt. Vor allem vielversprechend finde ich dabei, dass am Ende die Crew endlich nicht mehr über die gesamte Galaxis verstreut ist – weshalb ich dem bereits angekündigten Abenteuer "A Pocket Full of Lies" schon mit einiger Vorfreude entgegensehe.

Fazit: Das größte Manko an "Atonement" ist für mich, dass dich der am Ende des letzten Romans angekündigte Prozess gegen Admiral Janeway als Farce entpuppt. Angesichts der Tatsache, dass man so manche Entscheidung, die sie während des siebenjährigen Flugs der U.S.S. Voyager getroffen hat, durchaus kritisch hinterfragen könnte, fand ich dies schon sehr bedauerlich – zumal mich die Erwartung einer solchen Auseinandersetzung ja endlich mit dem Gedanken ihrer Wiederbelebung versöhnen konnte. Nachdem ich meine diesbezügliche Enttäuschung dann aber mal überwunden hatte, entwickelte sich "Atonement" zunehmend zu einem echten page-turner. Die Handlung war dabei wieder einmal sehr episch und durch die vielen verschiedenen Figuren, Schauplätze und Handlungsstränge sehr abwechslungsreich. Und vor allem zum Ende hin wurde das Ganze noch einmal so richtig spannend, und konnte generell mit dem einen oder anderen – teilweise auch emotionalen – Höhepunkt aufwarten. Insgesamt erwies sich "Atonement" somit, trotz meine anfänglichen Enttäuschung, dann doch noch als epischer, würdiger und überwiegend gelungener Abschluss dieser Trilogie.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel


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