Wing Commander: False Colors
Die Nachwehen des Kilrathi-Krieges Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 29 August 2015
 
Titel: "Wing Commander: False Colors"
Bewertung:
Autoren: William R. Forstchen & Andrew Keith
Umfang: 470 Seiten
Verlag: Baen Books
Veröffentlicht: Dezember 1998 (E)
ISBN: 978-0-671-57784-0
Kaufen: Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Der Krieg mit den Kilrathi wurde zwar eigentlich beendet, doch einige kilrathische Kriegsherren lehnen den Friedensvertrag ab. Vor allem das Landreich ist immer wieder Ziel von Angriffen – weshalb dessen Präsident Max Kruger alte Träger und Soldaten der Konföderation rekrutiert, um seine eigene Navy aufzubauen. Sehr zum Missfallen der Konföderation selbst, die in ihm einen Kriegstreiber und eine Gefahr für den Friedensvertrag mit den Kilrathi sehen. Unter jenen, die sich Krugers Navy anschließen, gehören auch Admiral Tolwyn, sein Neffe Kevin, Jason "Bear" Bondarevsky, Doomsday, sowie Sparks. Während man noch dabei ist, die Flotte aufzubauen, entdeckt man eines Tages im Randgebiet des Landreichs einen kilrathischen Superkreuzer, der in den letzten Tagen des Krieges außer Gefecht gesetzt wurde. Dieser könnte die Schlagkraft von Krugers Streitkräften deutlich erhöhen – falls es ihnen nur gelingt, ihn wieder betriebsfähig zu machen. In den darauffolgenden Wochen arbeitet man eben daran mit Hochdruck. Doch als eine Verschwörung innerhalb der Konföderation versucht, einen Krieg zwischen dem kilrathischen Kriegsherrn Ukar dai Ragark – der über einen Dreadnought verfügt – und dem Landreich anzuzetteln, droht ihnen die Zeit davonzulaufen…

Inhalt: Mit "False Colors" präsentieren William R. Forstchen und Andrew Keith (wobei ersterer lediglich den Handlungsabriss bereitgestellt hat) einen Roman, der zwischen "Wing Commander III – Das Herz des Tigers" und "Wing Commander IV – Der Preis der Freiheit" angesiedelt ist, und dabei in erster Linie die Geschichte rund um die in "Der Hinterhalt" und "Die Geheimflotte" im Mittelpunkt stehenden Helden fortführt. Während erstgenannter ungemein packend (wenn auch etwas gar heldenverehrend) war und letztgenannter eines der wichtigsten Ereignisse des "Wing Commander"-Universums außerhalb der Spiele beschrieb, wirkt "False Colors" doch wie ein eher unspektakulärer Nachschlag. Dies ist natürlich einerseits der Ära geschildert, in der er spielt. "Das Herz des Tigers" sollte dem Erd-Kilrathi-Krieg ja eigentlich ein Ende setzen. Damit man dennoch eine Geschichte zu erzählen hat, geht es hier also nun um abtrünnige Kriegsherren, welche die Kapitulation ihres Volkes nicht akzeptieren wollen. Und da diese für die Konföderation allein kaum eine Bedrohung wären, greifen sie das deutlich kleinere – und militärisch schwächere – Landreich an.

Dementsprechend geht es von vornherein bei diesem Roman um deutlich weniger – nämlich dem Schicksal der Menschheit – als bei den beiden direkten Vorgängern, weshalb er im direkten Vergleich doch etwas abfällt. Generell war das Geschehen in "False Colors" leider überwiegend nicht sonderlich spannend. Kritisch sehe ich auch die x-te Wiederholung der naiven Friedensstifter, die einfach nicht sehen wollen oder können, dass zumindest Teile der Kilrathi eine Bedrohung darstellen, und dem unter den Piratenangriffen leidenden Landreich Kriegstreiberei vorwerfen. Das ganze wird zwar durch eine nette Offenbarung (dazu gleich) ein bisschen abgeschwächt, ändert aber auch nichts daran, dass man sich dieses speziellen Konstrukts nun schon zum dritten Mal bedient. Es hat mir schon zuvor nicht gefallen, und mittlerweile ist's einfach nur mehr langweilig. Zuletzt leidet der Roman auch ein wenig darunter, dass er als Beginn einer neuen Trilogie gedacht war, die dann jedoch nie umgesetzt wurde. Dementsprechend bietet "False Colors" eher einen Neuanfang für die Figuren, als ihre Geschichten zu einem runden, hochdramatischen Abschluss zu führen.

Was hingegen im Vergleich zu den vorangegangenen Forstchen-Romanen positiv auffällt, ist die Darstellung von Admiral Tolwyn. Mit dem Wissen rund um "Der Preis der Freiheit" konnte er sich nun endgültig nicht länger auf eine unterschiedliche Interpretation der Figur im Vergleich zu Spieleschöpfer Chris Roberts ausreden, und musste hier nun bei der Darstellung von Tolwyn nachziehen. Als Begründung für dessen Veränderung führt er dabei in erster Linie das Behemoth-Debakel an (und zuvor ist mit "Die Bedrohung" ja bereits ein Roman erschienen, der die Vorgeschichte des "Wing Commander"-Universums aufrollte und ebenfalls in erster Linie dazu da zu sein schien, Tolwyns Fall zu erklären). Auffällig ist auch, dass Bondarevsky, der dem Admiral in den früheren Romanen noch treu ergeben war, hier nun ebenfalls bemerkt, dass etwas mit ihm nicht stimmt, und ihm deutlich kritischer begegnet. Ein bisschen konstruiert wirkt es zwar schon – so als würde Forstchen seinen Fehler bei der Interpretation der Figur nicht eingestehen wollen – aber wenigstens war Tolwyn hier nun im Vergleich zu den früheren Romanen auch als solcher zu erkennen.

Gut gefallen hat mir auch die Idee, dass die Konflikte hier auf eine Geheimorganisation innerhalb der Konföderation zurückgeht, die versucht, einen Krieg zwischen dem Landreich und den Kilrathi zu entfachen – nicht zuletzt, da dadurch ein Gegengewicht zum Vorwurf der naiven, friedensstiftenden Konföderation geschaffen wurde. Unklar war mir allerdings, wie diese ganzen Verschwörungen zusammenhängen. Immerhin ist Tolwyn ja ebenfalls Teil eines Geheimbundes, der ganz ähnliche Ziele zu verfolgen scheint (zumindest, wenn man nach seinen Taten in "Der Preis der Freiheit" geht). Dennoch scheint es sich dabei aber nicht um die hier vorkommenden Belarius-Gruppe zu handeln. Das fand ich schon ein bisschen verwirrend. Nett fand ich hingegen die Idee rund um den kilrathischen Superkreuzer, der repariert und umgerüstet wird – das erinnerte ein bisschen an die zweite "Secret Missions"-Erweiterungskampagne vom ersten "Wing Commander"-Spiel, und war innerhalb der Romane mal was neues. Sehr positiv fand ich auch die differenzierte Betrachtung sowohl der Menschen als auch der Kilrathi, mit "Guten" und "Schlechten" auf beiden Seiten. Und die Raumschlachten waren wieder ganz gut beschrieben, wobei für mich insbesondere die letzte Mission, wo man sich ins feindliche Gebiet hineinschleicht, hervorstach. Davon abgesehen hielt sich die Spannung bei "False Colors" aber leider doch eher in Grenzen.

Fazit: "False Colors" ist ein doch etwas magerer Nachschlag zu den vorangegangenen Forstchen-Romanen der Reihe. Man merkt, dass es den Autoren ein bisschen schwer gefallen ist, sich nach dem bzw. trotz des Endes des Kilrathi-Krieges noch eine spannende Geschichte auszudenken. Dafür auf abtrünnige Kilrathi zurückzugreifen, wirkt leider wenig originell – zumal im Roman zum wiederholten Mal die Kritik an naiven, friedensstiftenden Kräften laut wird, die partout nicht auf die Warnungen des Militärs hören wollen (wobei dies immerhin durch einen verschwörerischen, kriegstreibenden Gegenpol innerhalb der Konföderation wiederum ein bisschen relativiert wird). Sehr auffällig ist auch die plötzliche Veränderung Tolwyns, da Forstchen (und Keith) nach der Offenbarung aus "Der Preis der Freiheit" wohl sein Argument, die Figur halt anders zu interpretieren, nicht länger anbringen konnte. Positiv daran ist, dass wir den Tolwyn hier endlich als jenen aus den Spielen erkennen. Andererseits kommt das ganze doch auch ein wenig aus dem Nichts, und die Art und Weise, wie der Tolwyn zuvor anhimmelnde Bondarevsky diesen hier nun auf einmal kritisch sieht, wirkt doch auch etwas konstruiert. Gut gefallen hat mir in erster Linie die Idee rund um den gestrandeten Kreuzer der Kilrathi, sowie die differenzierte Betrachtung aller Seiten. Dennoch, insgesamt fand ich "False Colors" – vor allem auch inhaltlich – doch eher enttäuschend.

Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel





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